Der Vampir-Horror-Roman ist eine Legende des Heftromans. Ich bin leider erst nach Einstellung der Reihe auf die Serie gestoßen und habe in den achtziger Jahren jede Menge davon gelesen.
Dreißig Jahre später wiederhole ich das Experiment Vampir-Horror-Roman lesen nochmals. Ob es immer noch gefällt?
von James Burcette
Vampir Horror-Roman Nr. 19
Mai 1973 / DM 1,-
Pabel Verlag
Die bekannte Theater-Schauspielerin Helen O´Hara kommt geschafft und müde von einem Auftritt mit anschließender kleinen Party. Auf dem kurzen Weg vom Auto zum Haus hört sie seltsame Geräusche. Schließlich lässt ein tierisches Brüllen die verstörte Frau schneller laufen und als sie sich umdreht erblickt sie zwei riesige Wölfe. Das ist auch so ziemlich das Letzte was sie erblickt, denn im nächsten Moment springt ihr ein Tier in die Beine. Schließlich machen die Wölfe kurzen Prozess und töten ihr Opfer mit grausamen Bissen
Als Tony Gordon, Reporter für die härteren Fälle, am Ort des Schreckens ankommt, bietet sich ihm ein grauenvoller Anblick. Helen O. ist über den ganzen Vorgarten verstreut und die Polizei sammelt gerade ihre Einzelteile auf. Ein Fuß und eine Hand bleiben verschwunden, aber das ist für die Beamten vor Ort nichts Neues. Es gab bereits mehrere Fälle dieser Art und bei jedem, fand man die Abdrücke von großen Hunden oder Wölfen. Seltsam ist nur, dass die Abdrücke vor einer sehr hohen Mauer enden.
Wieder in der Redaktion der Chicago Daily News bekommt Gordon offiziell den Auftrag an der Sache dran zu bleiben. Erst recht als ihm „Der Unbekannte“ einen Brief zukommen lässt, in dem sich Bilder der blutigen Tat und Anweisungen, wie er weiter vorgehen soll, befinden. Diesen Brief bekommen noch andere Reporter diverser Chicagoer Zeitungen, was er nach einem Anruf bei der Polizei erfährt. Man beschließt, die Sache erst einmal nicht so aufzubauschen sondern eher die Bevölkerung zu warnen. Als Assistentin stellt man ihm die hübsche Karin Spencer zur Seite, die seinem (eingebildeten) männlichen Charme scheinbar widerstehen kann. Etwas später bekommt Gordon noch ein Paket in sein Büro geschickt. Die Hand von Helen O`Hara ist wieder aufgetaucht.
Kurz darauf kommt es zur Panik in der Innenstadt, denn mehrere freilaufende Wölfe beißen und töten wahllos mehrere Menschen. Die Schüsse der Polizisten können sie nicht stoppen und scheinbar absorbieren ihre Körper die Kugeln mühelos. Nach einiger Zeit verschwinden die Kreaturen wieder spurlos und seltsamerweise bleibt nur ein wenig Fell zurück. Ein Kaufhaus hat mit Kameras aufgezeichnet, wie ein Wolf in eine Umkleide gelaufen ist, ein nackter Mann anschließend herauskam und sich in der Herrenabteilung bediente. Das erste mal fällt das Wort Werwolf.
Tony und Karin sind mitten im Geschehen als der Reporter einen Zettel in seiner Jackentasche findet. Wenn er mehr über den Unbekannten erfahren möchte, soll er um neun Uhr in die Bar Pink Poodle kommen. Natürlich hängt sich die neugierige Karin an seine Fersen, erscheint aber zeitversetzt in der Bar. In der Speisekarte liegt ein weiterer Zettel, welcher auf eine gewisse Elain anspielt. Die rassige Schönheit erscheint auch prompt und nimmt Tony mit in die hinteren Räume. Das ist eine Falle. Mittels eines Drinks macht sie den neugierigen Journalisten bewegungsunfähig. Bevor er einschläft sieht er noch Karin, die ebenfalls willenlos in den Fängen des „Unbekannten“ ist.
In einem abgeschlossenen Raum kommt er wieder zu sich und nach einiger Zeit taucht ein Gnom auf, der ihn freundlich bittet ihm zu folgen. In einem winzigen Raum ertönt aus einem Lautsprecher die Stimme des „Unbekannten“ der ihm erklärt, dass Karin Spencer bald ein Werwolf sein wird. Tony Gordon soll eine Art rechte Hand werden und der Menschheit die Botschaften und Wünsche des neuen Herrschers von Chicago übermitteln. Dann wird er Zeuge, wie Karin die erste Phase der Umwandlung durchmacht. Eine Injektion lässt sie um Jahrzehnte altern. Hätte er doch wenigstens jemanden von seinem Ausflug ins Pink Poodle erzählt.
Der geheimnisvolle Bösewicht treibt sein Spiel weiter und schickt fünfundzwanzig reichen Bürgern der Stadt einen Brief mit der Aufforderung, ihm hunderttausend Dollar zu geben. Sollten sie der Bitte nicht nachkommen, würden sie sterben. Die Polizei ist hier machtlos und es kommt zu mehreren schrecklichen Todesfällen durch die Wölfe. Wer nicht gezahlt hat, bekommt Besuch. Selbst durch Wände und verschlossenen Türen dringen die Wölfe. Mittlerweile glaubt man an Hexerei.
In den Laboren des Unbekannten zeigt dieser dem Reporter sein Können und lüftet ein wenig seine Identität. Eigentlich ist er ein bekannter Biochemiker mit Hang zur Magie. Mit einer weiteren Injektion leitet er bei Karin Spencer den zweiten Teil der Umwandlung ein und schließlich liegt ein kompletter Werwolf auf dem OP-Tisch. Durch einen magischen Kreis geschützt, kann der böse Wissenschaftler schalten und walten wie er möchte. Sein Plan sieht vor, die komplette Bevölkerung Chicagos in Werwölfe zu verwandeln. Eine Weiterentwicklung seines Serums wird es bald möglich machen, die Menschen mittels der Wasserversorgung zu infizieren.
Inzwischen haben sich wichtige Männer aus Politik und Wissenschaft zusammengefunden, um über Gegenmaßnahmen zu diskutieren. Ungläubig lauschen die Politiker den Ausführungen von Professor McClusky, der davon überzeugt ist, dass die Vorfälle nur mit Magie zu erklären sind. Er hat einschlägige Erfahrungen mit übernatürlichen Phänomenen und gehört einer Spezial-Abteilung des FBI an, die solchen Sachen nachgeht. Plötzlich fängt die Luft an zu flimmern und drei Wölfe tauchen aus dem Nichts auf. Die beste Gelegenheit eine dieser Bestien gefangen zu nehmen. Das Sicherheitspersonal eröffnet sofort das Feuer, aber sie richten nichts aus. Erst ein uraltes Amulett, McClusky sammelt solche Dinge, zeigt Wirkung. Doch so schnell die Tiere gekommen sind, verschwinden sie auch wieder. Nur eins weiß man jetzt mit Sicherheit - es handelt sich tatsächlich um Magie.
Während auf Chicagos Straßen der Terror erst richtig beginnt, vergnügt sich Tony mit der schönen Elain. Natürlich ist er nicht ganz Herr seiner Sinne und nach einiger Zeit lässt die Wirkung der Drogen, die man ihm verabreicht hat, nach. Der „Unbekannte“ stellt sich nun als Dr. Hawtrope vor, der einen persönlichen Spaß daran hat andere Menschen zu quälen und zu seinen Sklaven zu machen. Mit einem Film im Gepäck gibt er Gordon seine Freiheit zurück und verpasst ihm nochmals eine Dröhnung.
Professor McClusky und seinen Leuten ist es endlich gelungen, mit Hilfe von magischen Gegenständen (ein Netz aus Ägypten), einen Werwolf zu fangen. Schließlich verwandelt sich der Wolf zurück zu einer jungen Frau und man beginnt mit den Bluttests, um etwas über die Verwandlung heraus zu bekommen oder ein Gegenmittel entwickeln zu können. Die Zeit drängt.
Tony Gordon ist im Studio von CBS angekommen. Er ist sichtbar hypnotisiert und übermittelt die Wünsche von Dr. Hawtrope. Zwischen Mitternacht und 6 Uhr Früh darf sich niemand auf der Straße befinden, zudem verlangt er fünfzig Millionen Dollar. Sollte man diese Wünsche nicht erfüllen, werden jeden Tag hundert Menschen sterben. Der Film, den man dem Reporter mitgab und der via TV ausgestrahlt wird, zeigt eine schauerliche Verwandlung vom Mensch zum Wolf. Die Bevölkerung ist geschockt und möchte nur noch die Stadt verlassen. Es kommt zur Massenpanik. Gordon erwacht erst jetzt aus seiner Starre und kann sich an nichts erinnern. Wieder hypnotisiert ihn McClusky und sie folgen ihm bis zum Pink Poodle.
Im Labor hat man das Blut der Gefangenen untersucht. Es ist alles andere als menschlich, aber man glaubt die Sache mit einem Gehirnwellen-Apparat wieder gerade biegen zu können, den man auch gegen die anderen Wölfe einsetzen kann. Zusätzlich hat man noch eine Flüssigkeit entwickelt, die eine Rückverwandlung beschleunigt.
Um Mitternacht beginnt der Großeinsatz. Man stürmt die Bar und das Gehirnwellen-Gerät schlägt ein wie eine Bombe. Es verwandelt die Wölfe in winselnde Kreaturen die sich leicht fangen lassen und die Flüssigkeit, aus Feuerlöschern versprüht, zeigt ebenfalls große Wirkung. Sie verwandeln sich rasch in Menschen zurrück.
Tony Gordon findet Karin in Gestalt eines Wolfes und kämpft zuerst einen aussichtslosen Kampf, bis ein Polizist mit einem Feuerlöscher den Spuk beendet. Karin verwandelt sich ebenfalls zurück und kann sich an nichts mehr erinnern.
Hawtrope sitzt mit Elain in der Falle. Im letzten Moment zieht er einen magischen Kreis um sich, doch McClusky hat zufällig das Amulett von Gilles de Rais in der Tasche, das er gegen den Schutzschirm wirft. Eine Stichflamme im Innern des Kreises löscht das Leben von Elain und Hawtrope komplett aus. Chicago ist gerettet.
Puh, jetzt muss ich erst einmal tief Luft holen, denn die letzten zwanzig Seiten hatten es wirklich in sich. Da hört man immer was von Spannungsbogen straff gespannt halten und der Anfang soll rasant, die Mitte die Story vorantreiben und ein wenig erklären und der Schluss das große spektakuläre Finale bilden. Nun, Luif hat sich dran gehalten, nur dass die Sehne des Bogens öfter mal gerissen ist vor lauter Spannung. Mit anderen Worten: Der Roman hat mir echt gut gefallen und ließ sich fluffig in einem Rutsch lesen. Ein typischer Davenport, der direkt die gesamte Bevölkerung ganzer Städte mit in die Handlung eingebaut. Das war eigentlich eine Spezialität von Walker (siehe Band 1 und die Dracula Romane späteren Datums zB.), aber Kurt Luif konnte so etwas auch. Er ging hier zweifellos grobschlächtiger mit den ahnungslosen Menschen in den Romanen um und manchmal dachte ich - meine Fresse, was hat er gegen Normalbürger. Einige Überraschungen gab es ja schon bei den Vampiren und es wurde auch oft ein wenig gesplattert, aber direkt auf den ersten Seiten? Eine kleine Kostprobe von Seite 4.
Doch sie erreichte das rettende Innere des Hauses nicht mehr. Die beiden Bestien waren wie von Sinnen. Immer wieder bissen sie zu. Helen schlug auf die Wölfe ein, aber sie wurden nur noch wütender dadurch.
Schließlich lag die Schauspielerin auf dem Boden. Sie war ohnmächtig geworden. Die Wölfe ließen noch immer nicht von ihr ab und zerrten ungeduldig an ihren Armen und Beinen. Helen kam noch einmal zur Besinnung, schrie noch einmal auf, dann gruben sich spitze Zähne in ihre Kehle.
Da wusste der Leser sofort, dass der Roman nichts für empfindliche Nerven ist. Wirklich brutaler wurde es zwar nicht, aber man bekam sofort einen Einblick über die Vorgehensweise des „Unbekannten“ und seiner wilden Truppe. Diese Morde am Anfang waren nur dazu da, ein wenig negative Stimmung unter die Bevölkerung von Chicago zu streuen. Auch scheint dieser irre Wissenschaftler gar nicht so recht zu wissen, was er eigentlich möchte. Ums Geld kann es ihm nicht wirklich gegangen sein, denn dann hätte er sich, bei den Tricks die er drauf hatte, sofort in eine Bank teleportiert oder so. Normalerweise wollen solche Typen auch immer die Welt beherrschen oder in seltenen Fällen gar das ganze Universum, aber dem Irren mit höherer Bildung reichte diesmal Chicago. Es gibt also noch beknackte Wissenschaftler mit bescheideneren Wünschen. Aber wenn wir schon mal dabei sind. Es ist der vierte Roman von Burcette/Davenport innerhalb der Serie und jedes mal kommt so ein Gehirnwellen-Apparat zum Einsatz. So langsam glaube ich auch an solche Dinger. Wer weiß schon was einen morgens früh zum aufstehen zwingt oder einen Dinge tun lässt, wozu man eigentlich gar keinen Bock hat? Auffällig ist es schon, wie oft Luif die Akademiker im weißen Kittel mies aussehen lässt. Klar, sie haben in der Regel die dickeren Autos, die schöneren Frauen, mehr Geld, ein eigenes Haus... aber sonst?
Auch die üblichen Drogen durften mal wieder nicht fehlen, diesmal aber gemixt mit einem ordentlichen Schuss Hokus Pokus. Das war irgendwie neu, denn bis jetzt traute sich Kurt L. noch nicht so richtig in die Welt der Magie und Hexenkünste. War dieser Roman der Übergang vom Krimi- zum Horror-Luif? Schätze schon, denn auch dieser McClusky war noch so ziemlich der Typ cleverer FBI Agent mit Trenchcoat, aber er sammelte alte Amulette, leitete eine Spezialabteilung und glaubte an die Geschöpfe der Hölle. Spezialabteilung, da klingelt doch was. Nun, an Dan Shocker kam man zu dieser Zeit wohl nicht vorbei und die Idee ist ja auch wirklich famos gewesen. Gibt der ganzen Sache so einen Realismus-Kick.
Ein wenig hatte ich auch das Gefühl, dass dem guten Kurt am Ende des Manuskripts ein wenig die Zeit knapp wurde. Der Schaum der die Rückverwandlung schneller einleitete, die plötzlichen Erkenntnisse wie man gegen die Bedrohung aus dem Reich der Schatten vorgeht wirkte dann doch etwas aus dem Ärmel geschüttelt, aber wir sind ja schließlich im phantastischen Horror-Genre unterwegs und da darf man so einiges was ein Sach- und Fachbuch nicht darf. Das ist und war ja schließlich der Grund warum wir diese Dinger gelesen und geliebt haben, ich zumindest.
Für mich war WÖLFE IN DER STADT eine typischer Kurt Luif mit jeder Menge Speed und krassen Ideen. Aber was hat Kurt Luif nur aus den guten, alten Werwölfen gemacht, die immer ein wenig melancholisch und mit abgerissenen Klamotten den vollen Mond anheulen und die man eigentlich lieb haben möchte? Sie waren dem Autor wohl auch zu langweilig. Gut so...
Schöner Wolf. Tolle Hand, aber gibt es mitten in Chicago Berge? Ich möchte jetzt nicht nachgoogeln, doch der Hintergrund könnte auch das Hoch-Sauerland sein, wo man im Winter in den Gaststätten sogar Speisekarten auf Holländisch anbietet. War Thole etwa dort?
Franz Berthold hat einen ganzen Haufen Essensreste ala Werwolf gezeichnet und ein Mischwesen, das mich ein wenig an Else Kling erinnert. Ist da ein Lockenwickler im Haar?
Da fällt mir gerade eine Geschichte ein. Unser Hund hat mal so ein totes, weißes Kaninchen angeschleppt, dass wir sofort als eines der Nachbarn identifizierten. Hat Henry (Labrador-Goldi-Mix) etwa den Kanikelstall geknackt? Wir haben nicht lange gefackelt und ihm das tote, schmudellige Tier entrissen, ordentlich gewaschen und anschließend geföhnt wieder heimlich in den Stall gelegt.
Am anderen Tag gab es bei den Nachbarn ein großes Geschrei und wir ahnten Schlimmes. Als wir dazu kamen erklärten sie gerade den anderen aufgeschreckten Anwohnern, dass ihr Muckel (der Weiße) gestorben sei und die Kinder ihn unter Tränen begraben haben. Heute Morgen lag er wieder in seinem Käfig, so sauber wie er sonst nie gewesen ist. Sachen gibt’s... naja, vielleicht habe ich die Story auch irgendwo gehört...
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Kommentare
Deshalb sollte man Hunde auch auf dem Friedhof immer angeleint halten. Man weiß sonst nie, wen sie danach alles mit ins Haus schleppen.
Jetzt weiß ich auch warum es immer einsam um mich herum wird, wenn ich auf Feiern mal ne Schote erzähle
Warum Schote? Wär doch mal ne riesen Geschichte mit Walking Dead Horror Karnickeln, die ne Trauerfeier oder Gartenparty aufmischen. "Eat the children first!" Yeah, give it to me baby.
Bugs Bunny ate my Baby!
Irgendwie ist das einer von wenigen Luifs, die mich eher kalt lassen. Vielleicht, weil ich mit diesen "Ruft die Nationalgarde"-Geschichten noch nie viel anfangen konnte. Und der Mad Scientist war im Heftroman wirklich was überstrapaziert. Andererseits, welcher Nerd hätte sich nicht im Keller sein eigenes Frankensteinlabor gewünscht.
Und das Cover ist wieder mal großartig.