Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Das Schloß der Vampire
Der Vampir-Horror-Roman
Das Schloß der Vampire
Das Schloß der Vampire
Mein Senf
Wann genau mir die Scharfzähne das erste Mal aufgefallen sind, weiß ich nicht mehr so genau, aber ich war bei der ersten offiziellen Sendung der Sesamstrasse am 8. Januar 1973 um 9.30 Uhr dabei und hier gab es den berühmten „Graf Zahl“ (engl. COUNT von COUNT oder nur THE COUNTdown), der den Kindern von damals das Zählen beibrachte und ihnen Lieder vorgesungen hat. Eigentlich fand ich diesen aristokratischen Zahlenjongleur ala Bela Lugosi mit seinem schwarzen Umhang und den Fledermäusen, die um ihn herumflatterten, recht witzig und auf keinen Fall bedrohlich. Ob er allerdings von Anfang an dabei war, weiß ich nicht mehr. Wenn nicht, nehme ich alles zurück. In diversen Comics für die jüngere Generation ( Fix und Foxi, Micky Maus usw.) liefen sie einem gelegentlich auch schon mal über den Weg und sorgten für Abwechslung. Meine Neugierde war geweckt, denn schließlich verströmten diese Figuren mit ihren Fangzähnen und der Pomade in den Haaren auch immer etwas mysteriöses und ungewöhnliches. Etwas, was man als Kind noch nicht so richtig einordnen konnte - erotische Aspekte beim Biss sah ich jedenfalls nicht.
Irgendwann um diese Zeit bekam ich mit, dass für einen unserer drei Programme Dracula mit Christopher Lee angekündigt wurde. Eine Woche lang beknieten meine Schwester und ich meine Mutter, den Film sehen zu dürfen und versprachen ihr ALLES. Schließlich war ich ja schon neun (oder so), abgehärtet durch Fix und Foxi und hatte meine Nerven voll im Griff. Mein großer Bruder hat sich damals aufgeregt, dass Mutter ihr Einverständnis gab, aber sie hatte ihren Plan. Gespannt saßen wir schließlich, irgendwann nach 22.00 Uhr, vor der s/w Glotze und hörten uns die Warnung der Ansagerin an. „Der Film ist für Kinder ungeeignet“... schwafel, laber... Dann ging es auch schon los. Bei der dramatischen Musik des Vorspanns kamen mir die ersten Bedenken und als Dracula dann endlich seine bleichen Finger aus den Sarg schob, war das klappern meiner Zähne so laut, dass keiner im Raum mehr etwas verstehen konnte. Meine Schwester saß nur noch mit der Hand vor den Augen auf dem Sofa und wollte plötzlich ins Bett, da sie unglaublich müde wurde. Ich sah meine Chance gekommen, um mich diesem strategischen Rückzug anzuschließen und gemeinsam ging man noch mal zur Toilette, eine Etage tiefer (bibber). Meine Mutter meinte, dass der Film noch gar nicht richtig angefangen hat und das Beste erst kommen würde, aber schließlich mussten wir das ja selber entscheiden, wir waren ja schon fast erwachsen. Da lagen wir nun in unseren Betten und lauschten den unheimlichen Geräuschen die aus dem Wohnzimmer kamen und unserer Fantasie weiter Stoff gaben. Bei uns im Kinderzimmer stand ein Regal mit einem Vorhang davor. Nach zehn Minuten teilte sich, von schrecklichen Lauten begleitet, der Stoff und ein gewaltiges Monster schoss auf uns zu und nagelte uns auf die Matratzen. Ob meine Schwester lauter brüllte als ich, weiß ich nicht mehr, nur an das Lachen meines Bruders im schwarzen Rollkragenpullover und der Taschenlampe vor dem Gesicht und an das meiner Mutter kann ich mich noch gut erinnern. Ich hatte meine Lektion gelernt und erst einmal die Nase voll von Vampiren.
Aber nicht lange, den nach Micky Maus kamen die Gespenster (Bastei) und Horror-Comics der 70er, bei denen es auch schon mal derber zur Sache ging und einem die Titelbilder (besonders bei HORROR) tagelang nicht aus dem Kopf gingen. Krass, unheimlich aber auch magnetisch zogen mich diese Dinger damals an. In der Zwischenzeit hatte ich auch meinen Respekt vor den Dracula Filmen abgelegt und nach DIE HERREN DRACULA war ich endgültig ein Fan des Grafen. Man konnte sogar ein wenig über ihn lachen.
Auf „Das Schloss der Vampire“ hatte ich mich schon gefreut, denn den kannte ich noch gar nicht. Eigentlich habe ich beim Betrachten des Titelbildes zum Vampir-Horror Nr.30 gedacht, dass es sich um eine romantische Liebesgeschichte rund um das neckische Halsgebeiße eines triebigen Vampirs handelt. Zum Teil hatte ich auch Recht, aber mit diesem Feuerwerk an klassischen Horrorszenarien und den dazugehören Figuren hatte ich nicht gerechnet. Hier war jeder vertreten, dem mal irgendwann bei Mondschein Fell gewachsen ist oder nach der Dämmerung aus seinem Sarg gekrochen kam, um sich anschließend in eine Fledermaus zu verwandeln. Die uralte Burg Bast mit ihren verwinkelten und allerhand Fallen gespickten Gängen, das verschneite transsilvanische Gebirge und die aus Holz gebauten Behausungen der in Flokati gekleideten Einwohner passten ebenfalls bestens in die Handlung. Kurz, hier war alles vertreten, was in einen guten Vampir Roman oder Film gehört. Dazu kamen noch diese „durch die Gänge kämpfen und Fallen ausweichen“ Momente, die einen großen Teil des Romans ab Seite 30 bestimmten. Lara Croft hätte sich hier bestimmt wohlgefühlt und noch ein paar Runden dran gehangen. Habe ich mal geschrieben, dass mich Werwolf Verwandlungen in Romanen kalt lassen weil sie selten gut beschrieben sind? Die Aussage muss ich ein wenig revidieren, denn auf Seite 15/16 gibt es eine geniale Metamorphose, bei der ich selber ein leichtes Ziehen in den Gliedern verspürte. Bis die Hexe in ihren Träumen zu einem Werwolf mutiert ist, macht sie einen ganz schönen Streifen mit. Die Hexe sorgte übrigens mit ihren Träumen auch für die etwas ruppigeren Momente des Romans, an denen der Jugendschutz sicherlich seine helle Freude gehabt hätte. Auch die beiden Igors von Zapolia waren richtige „Sonnenscheinchen“ wenn man auf Sadismus und foltern steht. Zudem scheint Saxon ein Kenner von Luxusartikeln aus Osteuropa gewesen zu sein denn er steckte seinen Protagonisten des öfteren mal eine Snagov-Zigarette in den Mund oder sie tranken Tsuica-Schnaps aus der Flasche. Auch die Ortsangaben, habe gerade mal nachgeblättert, stimmten. Also kein 08/15 Roman nach dem Motto:“Merkt ja eh keiner, was ich hier für einen Bockmist schreibe.“
Ehrlich gesagt hat Saxon nur den Namen Dracula ausgetauscht, denn von der Beschreibung her steckte eine Menge Christopher Lee in seiner Figur, um den man 1970 wahrscheinlich auch nicht herum kam. Neben dem Obervampir von Hammer gab es ein paar interessante Einblicke in das Leben von Vlad Dracul(ea), der Vorlage von Bram Stoker, und seinen Gräueltaten. Der erste Traum der Hexe könnte ein Tag am Hofe von Vlad gewesen sein. Erst schmorte der Woiwode Zapolia sein Opfer auf dem eisernen Thron und dann zwingt er dessen Anhänger, etwas von dem Fleisch zu essen. Ganz wie das Original. Kochen, braten, enthäuten waren neben dem Pfählen Draculs favorisierte Methoden, Gegner oder auch nur Leute die im Weg waren, loszuwerden. So wird er zumindest in den Geschichtsbüchern der westlichen Welt beschrieben. Die östlichen Länder sehen das anders und ihre Berichte erzählen eher von einem Mann, der zwar ein strenger, aber fairer Herrscher war. Der kleine Vlad wurde um das Jahr 1430 herum geboren und musste einige Jahre als Faustpfand für Murad II dienen. Keine schöne Kindheit also und wahrscheinlich der Grundstein für seinen tiefen Hass auf die Osmanen. Die fielen um die Zeit seiner Regentschaft des öfteren ein und stellten Bedingungen. Ein paar mal musste er sich unterordnen, war aber immer ein Querkopf, der seine eigenen politischen Ziele verfolgte und ging auch mit seinen „Verbündeten“ nicht zimperlich um. Nasen und Ohren abschneiden oder Hüte (weil man sie nicht abnahm) an den Kopf nageln, gehörten schon mal zum Meinungsaustausch und gutem Ton unter damaligen Herrschern dazu.
Insgesamt betrachtet war DAS SCHLOSS DER VAMPIRE in der gekürzten Fassung von Lore Straßl ein rasantes Spektakel um bekannte Gruselelemente und Figuren der letzten 200 Jahre oder sogar noch davor. Moment, Frankenstein und Mumie waren nicht dabei, aber dann wären wir auch schon bei Abbot und Costello gewesen. Geheimnisvoll ist auch, was man über Peter Saxon so liest. Eine Quelle spricht von dem Briten Martin Thomas und bei einer anderen sind es gleich mehrere Autoren, die sich hinter dem Pseudonym verbergen. Für „Vampire´s Moon“ soll ein gewisser Howard Baker in die Tasten gehauen haben. Der Mann hinter dem Pseudonym (wer auch immer) lieferte sogar ein Drehbuch zu einem Gruselfilm von 1970. DIE LEBENDEN LEICHEN DES DR.MABUSE (Scream and Scream Again) war mit Vincent Price, Christopher Lee und Peter Cushing zumindest gut besetzt. Ein Urteil spare ich mir lieber, denn seit „House of the black death“ bin ich damit vorsichtiger geworden. Ein paar Ungereimtheiten bzw. Fragen gab es auch. Warum konnte sich Zapolia bei Tageslicht bewegen und wachte trotzdem bei Dämmerung in seinem Sarg auf. Kleines Mittagsschläfchen nach den Besorgungen? Warum musste die Hexe, die ja einen großen Anteil am Geschehen im Roman hatte so beiläufig sterben? Wie gestaltete sich die An- und Abreise in einem Land welches zum Ostblock gehörte wirklich? Zumindest bekam man nach Saxon als Reporter eine Einreisegenehmigung. Ashe bewegte sich als Botschaftsmitglied wohl hinter den Linien. Die Amerikaner(innen) waren diesmal die Dummen und Naiven und wurden von Engländern gerettet. Amerika? Die Infos aus dem Netz lassen eher auf eine Erstveröffentlichung aus England schließen und nicht aus Amerika. Liegt Pabels Impressum diesmal falsch? Dieser Kleinkram hat meinen Spaß beim lesen aber nicht sonderlich gestört. Alles in allem ein klasse Heftroman.
Was gab es sonst noch?
Thole hat es diesmal etwas leichter gehabt und brauchte eigentlich nur die Filmplakate der damals gängigen Vampir Streifen zu kopieren. Nein, er hätte sie vielmehr selber gestalten können (hat er ?). Thole wäre aber nicht Thole wenn es bei seinem Cover nur um diesen Liebesbiss von Dracula/Zapolia gegangen wäre. Beim genaueren Betrachten testet der Vampir mit der Bryan Ferry Frisur auch gleich mal die Beschaffenheit der Haut seiner Auserwählten und scheint bei dem Griff ins Fleisch nicht gerade zimperlich vorzugehen.
Hurra, Alfons ist wieder da und warnt uns davor, beim „Undertaker“ zu läuten, ohne vorher durchs Fenster geschaut zu haben. Diesen Cartoon kannte ich noch gar nicht, aber ich habe ja auch den Roman das erste Mal gelesen.
Bei Manfred Knorr und seinen zwei VAMPIR INFORMIERT Seiten ging es diesmal um die Entstehungsgeschichte der Godzilla Filme und seine Ableger bis zum Jahr 1971. Der erste Film von Inoshiro Honda mit dem Monster sollte ja eigentlich vor den Gefahren, die Atombomben so mit sich bringen, warnen, aber das ging gründlich in die Hose. Tatsächlich hat er einen einzigartigen Film erschaffen, der für die damalige Zeit ein echter Meilenstein war und später oft ( auch von ihm selber) kopiert wurde. Irgendwann gab es nicht nur „verstrahlte Monster“ sondern auch Bedrohungen aus dem Weltraum in Maxi-Größe. Ich habe die Filme zumindest geliebt und wahrscheinlich keinen ausgelassen. 3 Mark 50 am Sonntagnachmittag und der Rest der Familie hatte ihre Ruhe.
Kommentare
Das ist eine gute Übersetzung. Gekürzt sind hauptsächlich die Gewaltszenen, sonst wurden Dialoge und Beschreibungen zusammengefasst usw. Und halt die Befindlichkeiten der Zeit. Wenn Ridgeway am Ende was von einer politischen Verschwörung sagt, befürchteten die Rumänen im Original eine faschistische Verschwörung.
Mit den politischen Realitäten der Zeit ist das ganz interessant. Es gibt diese Novelle von Kim Newman "Coppola's Dracula" von 1997, ein Teil seines "Anno Dracula"-Zyklus. Die bietet ein wesentlich düsteres und realistischeres Bild von Land und Leuten. Da wimmelte es am Filmset dann von Securitate-Leute, die die Amis nicht aus den Augen lassen. Die Reisefreiheit unserer Helden ist bei Baker eher der Dramaturgie geschuldet.
Du hast natürlich völlig recht. Im Grunde erzählen alle diese Vampir-Romane aus der Zeit Dracula nach. Aber das haben sie immer ordentlich gemacht.
Es gab immer noch ein paar derbe Szenen im Roman. Scheint im Original recht heftig zu sein, aber eigentlich ging es Saxton/Baker wohl um die Atmosphäre und das hat er wirklich gut hinbekommen. Hätte ein klasse Film werden können.
Laurin: Habe Spagetti schon trocken gegessen und muss dir recht geben. Is wirklich ein wenig dröge