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Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Der Dämonenbiß

Eine »unheimliche« Mischung: Dämonenkiller – Die TaschenbücherDer Dämonenbiß

Der kommerzielle Erfolg der Marke "Dämonenkiller" muss in der Tat beträchtlich gewesen sein. Nicht nur wurde die Serie bereits nach 17 Heften aus dem Vampir-Horror-Roman ausgekoppelt, um sich fortan allein auf dem Markt zu behaupten.

Innerhalb kürzester Zeit wurde die Serie auch auf wöchentliche Erscheinungsweise umgestellt. Zeitgleich brachte man im März 1975 eine Taschenbuchreihe auf den Markt.


Der DämonenbißDer Dämonenbiß
von John Willow
Dämonenkiller Taschenbuch Nr. 42
Originalausgabe
Mai 1978

Der Roman:
BBC-Drehbuchautor Ron Pearson erhält nach diversen dramatischen Gesundheitskrisen die Diagnose, dass er plötzlich schwerer Allergiker ist. Notgedrungen packt er seine Frau Kate und die beiden Kinder ins Auto und fährt im Oktober nach Schottland zum Moray Firth. Nach Culloden. Er hofft, dass ihm die Seeluft Linderung verschafft. Dummerweise hat er sich ausgerechnet den Abend zur Ankunft ausgesucht, an dem es dort spukt.

Während Ron sich im liegengebliebenen Auto mit der Familie streitet, macht der einheimische Henri Breadley gerade eine Fahrt mit dem Kutter. Er hat die schöne Kittie Rose dabei, was ein echtes Problem ist. Denn die Breadleys und die Roses sind seit Generationen verfeindet. Trotz schaffen es Romeo und Julia, in der Kabine eine Nummer zu schieben. Aber da kommt der Spuk! Ein Drachenschiff kommt an und versenkt den den Kutter. Ein Geist entführt Kittie, und Henri nimmt die Verfolgung auf.

In der Zwischenzeit hat Ron mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Ihm ist blöderweise herausgerutscht, dass er wegen seiner Allergie die Meerschweinchen und die Hauskatze zum Schlachter gebracht hat und und nicht wie behauptet zur Pflege. Nun hassen ihn seine Kinder und seine Frau steht kurz davor sich scheiden zu lassen. Und jetzt hat ihr Hotel im strömenden Regen auch noch geschlossen. Ein mysteriöser Fremder taucht auf und gibt ihnen den Tipp, es mal in Clava-Manor zu versuchen, einem Schloss im Moor.

Henrie findet eine Höhle in den Klippen und verfolgt Kittie weiter. Er stolpert durch alte Gänge, wird verschüttet, kann sich befreien und findet ein Frauenskelett mit einem Babyskelett. Aber unermüdlich jagt er Kittie hinterher.

Auf Clava-Manor wird Familie Pearson schon von der Schlossherrn Jennifer erwartet. Die hat für nicht gekommene Gäste gedeckt und ist überglücklich, in dieser schrecklichen Nacht Gesellschaft zu haben. Sie hat vor etwas panische Angst. Und da streicht auch noch eine Katze herum, die merkwürdigerweise bei Ron keinen Allergieanfall auslöst. Ron findet das alles merkwürdig, erst recht, als unvermutet Jennifers Gemahl eintrifft, Captain Jason Angus-Frasier, stilecht im Schottenrock.

Der Captain verhält sich merkwürdig. Schließlich beim Whiskey im Männerzimmer enthüllt der Captain dem ungläubigen Ron, dass alles ein böses Spiel ist. Kate will ihren Mann mit Jennifers Hilfe umbringen. Denn Jennifer will den Captain umbringen. Alles ist schon lange geplant; Kate steckt mit Rons Arzt, ihrem Liebhaber, unter einer Decke und will ihm ein Gift spritzen, damit es wie ein Allergieanfall aussieht. Der Captain konnte bereits Jennifers Falle entgehen. Ron glaubt ihm kein Wort. Aber dann führt der Captain Ron durch Geheimgänge, und er kann durch einen Einwegspiegel selbst sehen, wie die beiden Frauen Pläne schmieden. Was tun? Der Captain bedrängt Ron, endlich ein Kerl zu sein, seiner Frau zuvorzukommen und sie umzubringen.

In der Zwischenzeit hat sich Henrie aus den Gängen ins Moor hoch gekämpft, wo gerade die Dorfbewohner vor einem Spukschloss mit einer Horde Schwerträger kämpfen. Kittie ist auch da, und Henrie will sie retten. Er kann sich zu ihr durchkämpfen, wird aber ko geschlagen.

Im Schloss wird Ron niedergeschlagen. Als er wieder erwacht, entdeckt er den toten Captain und beschließt anscheinend aufzugeben und sich von den Frauen umbringen zu lassen. Wenn Kate ihn denn so hasst, soll sie tun, was sie tun muss. Unterwegs stolpert er über die Katze, die er tötet. Nur um in Kates Zimmer eine zweite Katze zu finden. Die seine Allergie auslöst. In der folgenden langen Aussprache enthüllt Ron, dass er den Plan des Bösen gerade durchschaut hat. Sie sind einem Dämon in die Falle gelaufen, der sie gegeneinander ausspielen und ihr Glück zerstören will. Ron kennt die ganze Geschichte nun unbegreiflicherweise. Etwas mit einem Zwillingsbruder des Captains, der seinen älteren erbberechtigten Bruder umbrachte und dann mit dessen Frau Frau Jennifer lebte, bis sie ein Kind gebar, das er umbrachte. Daraufhin traf ihn Gottes Fluch. An der Stelle schlägt ein Blitz ein und zerstört das Schloss mit den Pearsons.

Am nächsten Morgen wacht Ron im Zelt bei seiner Familie auf. Sie haben im Moor übernachtet, weil das Hotel zu war. Kate und die Kinder können sich an nichts anderes erinnern. Die Familie verlebt einen schönen Urlaub bei den netten Schotten, die alle irgendwie wissen, dass Ron den Fluch von Culloden gebrochen hat.

Bewertung:
Bodo Baumann ist Autor, Übersetzer und Redakteur, der in den 70ern äußerst produktiv war. Den Zauberspiegel-Lesern dürfte er vielleicht noch am ehesten als Westernautor bekannt war. Als Jim Elliott gehörte er zu den Hauptautoren der Ronco-Serie, verfasste aber auch viele Romane für "Lobo", sowohl Hefte wie auch Taschenbücher.

Zuvor war er für Bastei tätig, wo er die Bastei Science Fiction im Taschenbuch auf den Weg brachte. Hinter den Kulissen wurde er für den Versuch bekannt, 1972 einen Anti-Rhodan zu starten. "Die Wächter der Galaxis" sollten hauptsächlich von den Perry-Rhodan-Autoren unter Baumanns Führung geschrieben werden. Aber das Projekt verlief im Sande. Baumann wechselte dann zum Williams Verlag, wo er unter anderem für MAD zuständig war. Hier scheiterte dann das SF-Projekt erneut.

Auch wenn Baumann hauptsächlich Western schrieb, verfasste er auch Romane in anderen Genre. Ob nun für Kommissar X oder Franco Solo. Im Gruselbereich erschien bereits 1972 der erste John Willow als Vampir 91.

Baumanns Western sind von durchgehend solider Qualität. Das gilt auch für seine Vampir-Hefte, die sich durch sorgfältig gestrickte Plots auszeichnen. Daher verwundert es, dass ausgerechnet sein erstes Grusel-Taschenbuch so überhaupt kein Gespür für das Genre zeigt. Offenbar wollte er hier mit einem bewusst höheren Anspruch heran – das zeigt vor allem sein nächster Beitrag zur Reihe in ein paar Monaten. Also keine Action, keine Monster, dafür viel Atmosphäre und Charakterisierungen auf gehobenem Bellestristikniveau. Aber das mag hier in vielen Punkten nicht klappen. Der Roman ist eine unausgegorene Mischung aus wenig plausiblem Softgrusel und Möchtegern-Krimi.

Die Geschichte mit dem Fluch ist völlig wirr. Der Lord, der in einer nie näher spezifizierten Zeit seine Familie meuchelt, ist ja eine nette, wenn auch nicht gerade bahnbrechende Idee. Aber was das dann mit einem Drachenschiff – also eigentlich Wikingern – zu tun hat, bleibt völlig offen. Die beiden Handlungsstränge kommen nie zusammen. Der Schauplatz Culloden ist absolut verschwendet. Zwar wird mal kurz erwähnt, dass hier die berühmte Schlacht stattfand, die "Bonnie" Prinz Charles so gnadenlos verlor, aber das ist es auch schon. Statt dieses durchaus tragische Ereignis als Gruselstoff zu verwenden – wenn man schon diesen Schauplatz wählt -, passiert etwas Vages mit dem Drachenschiff, das wiederum nicht das Geringste mit dem Geisterlord zu tun hat. Das Ende ist nur um Haaresbreite von der Auflösung entfernt, die man wirklich nicht im Gruselroman lesen will: Es war alles nur ein Traum.

Im Schloss wird die Geschichte relativ kompliziert, vor allem das mit den beiden Dämonenkatzen, von denen eine der Lord und die andere seine Frau ist – die man zuvor als Skelett im Stollen findet -, auf die Held einmal allergisch reagiert und einmal nicht. Da auf dieser Handlungsebene aber praktisch nur auf den letzten Seiten vom Übernatürlichen die Rede ist, ist dieser Teil nur ein – zugegeben – kompetent präsentierter Krimi, der am Ende dann aber auch nur als großes Missverständnis entlarvt wird. Der Held ist ein Held, weil er nicht seinen niedersten Instinkten folgt, sondern sich deprimiert umbringen lassen will. Um dann durch göttliche Eingebung oder was auch immer seiner Frau und dem Leser die Geschichte mit dem Fluch zu erklären – und nicht, weil er sie sich erarbeitet hätte. Das ist alles schrecklich schleppend und am Ende bar jeder Handlungslogik.

Das ist alles umso bedauerlicher, weil der Autor hier eine Charakterisierung hinlegt, die streckenweise oberhalb des mittlerweile etablierten Heftromanniveaus der Reihe liegt. Sein Ich-Erzähler Ron entpuppt sich größtenteils als Arsch, und der Leser kann durchaus nachvollziehen, dass seine Frau angeblich Mordgelüste hat. Rons Ringen mit sich selbst und die Entscheidung, sich seiner Frau praktisch als Opferlamm anzubieten, ist durchaus plausibel gestaltet und ein deutlicher Unterschied zu den sonst üblichen Machohelden. Die Dialoge haben Biss, das liest sich alles lebendig. Solange es nicht um Flüche, Drachenschiffe und nie näher definierte Spukkrieger geht, die sich irgendwie in die Handlung verirrt haben.

Als Gruselroman ist das ein echter Reinfall. Da ist es kein großer Trost, dass es besser als der durchschnittliche Heftroman geschrieben ist.


Life on Mars
Für Allergiker waren die späten 70er anscheinend keine gute Zeit. Die Therapie von Rons Arzt klingt eher experimentell als hilfreich.

Das Titelbild
Da lag noch ein Thole in der Schublade herum. Wieder ein Titelbild der Urania-Reihe. Dort schmückte es den Roman von Jack Vance mit dem schönen Titel "L'opera dello spazio". Wie man sieht, hielten auch die Italiener nicht viel davon, Cover und Inhalt miteinander abzugleichen.

Copyright © by Andreas Decker

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Kommentare  

#1 Toni 2016-09-26 17:28
Da hat Thole aber ein paar recht kräftige Farben gewählt. Mal was anderes. 8)

Fluch Geschichten bedürfen immer besonderer Erklärungen und sind nicht selten mit "Aufklärungs-Briefen" gespickt. Zumindest bei den Vampiren

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