Ein neuer Dämonenjäger? - Stefan Hensch, »Der Psioniker«
Ein neuer Dämonenjäger?
Stefan Hensch, »Der Psioniker«
Die Helden
In "Der Speer des Schicksals" (Zur Leseprobe: Der Speer des Schicksals - Leseprobe aus »Die Psioniker« Nr. 1) gibt es drei Hauptpersonen. Da ist einmal der Antiquitätenhändler Jan Hannig. Der nicht ganz vierzig Jahre alte Mann hat einen eigenen Fitnesskeller, in dem er regelmäßig trainiert. Er hält nichts von Krawatten und trägt die dunkelbraunen Haare schulterlang. Er arbeitet seit Jahren mit seinem Freund und Partner Ingo Voss zusammen. Dieser ist 43 Jahre alt, aber eigentlich weit über Hundert. Denn der Körper des ursprünglichen Ingo Voss wird schon seit geraumer Zeit von einem Dämonen bewohnt. Sein Name lautet Dalar und er liebt Menschenfleisch. Beiden gemeinsam ist die Vorliebe für schnelle Autos. Zu diesem eingespielten Team gesellt sich der junge Gitarrist Till Helnerus, der noch bei seinen Eltern wohnt. Hannig und Helnerus verfügen über besondere Psi-Fähigkeiten, wobei Hannig die seinen meisterhaft beherrscht, Helnerus die seinen dagegen noch gar nicht richtig erkannt hat.
Was sind das nun für Fähigkeiten? Dies wird im Roman nicht genauer ausgeführt. Hannig hat zum einen die Fähigkeit, Schmerzen komplett auszublenden, was ihm sehr zugute kommt als der gefoltert wird. Er kann auch telekinetisch auf seine Widersacher einwirken, teleportieren, magische Artefakte erkennen und wohl auch orten, sowie andere Menschen beeinflussen. Außerdem kann er mit frisch Verstorbenen Kontakt aufnehmen und sie befragen.
"Jan nahm die Welt mit seinem inneren Auge wahr, das seine Information von seinen Psi-Fähigkeiten bekam. Feinstoffliche Einflüsse waren schlichtweg überall und absolut keine Seltenheit."
(S.79)
Till hat dagegen Wahrträume, die ihm Szenen aus der Zukunft zeigen.
Und dann gibt es noch Nadja Schuster. Die junge Bibliothekarin verfügt ebenfalls über ein gewisses Psi-Talent und wird deswegen von den Reptiloiden entführt. Es bleibt aber ungewiss, ob sie in Zukunft das Team verstärken wird oder nur die "hilflose zu rettende Frau" des Monats ist.
Die Gegner
Primärer Gegner sind die Dämonen unter Luzifer. Dazu kommen ihre menschlichen Helfer, die teilweise mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet sind. Im ersten Band handelt es sich um Dekaroth, einen Dämonen, der an ein Reptil erinnert. Seine Anhänger erscheinen ebenfalls als Reptiloiden. Ihr Anführer heißt Simon und bleibt uns als Gegner vorläufig erhalten.Kennzeichen der Dämonen sind die Fähigkeit ihre Gestalt zu verändern und überragende körperliche Kräfte. Jedoch sind sich untereinander nicht einig, sondern bekämpfen sich auch gegenseitig. Mit Dalar ist ja einer Dämonen sogar im Team der "Guten". Freilich nicht weil er prinzipiell fürs Gute ist, sondern weil ihm die Erde so gefällt, wie sie jetzt gerade ist. Im vorliegenden Roman erhält er Unterstützung von einem anderen Dämonen namens Thyrantior, der irgendwie vor über Hundert Jahren im Ersten Weltkrieg in Frankreich Dalar erschaffen hat.
"Ich bin ein Dämon, aber ich handele hier auf eigenem Auftrag. Schwarz und Weiß sind in der Realität sehr unzureichenden Kategorien, oder?"
(Ingo/Dalar, S.56)
Der rote Faden
Das vorläufige Grundthema der Serie ist der "Speer des Schicksals". Dieses Artefakt soll die Lanze sein, die bei der Kreuzigung Jesu von einem römischen Legionär benutzt wurde, um zu überprüfen, ob Jesus bereits tot sei. Bei dieser Gelegenheit kam die Lanze mit dem Blut Christi in Verbindung. Im Mittelalter im Besitz der deutschen Kaiser verspricht der Besitz dem Eigentümer die Aussicht auf Unbesiegbarkeit und Weltherrschaft. Das Artefakt auch bekannt als "Heilig Lanze", "Longinuslanze" oder eben "Speer des Schicksals" gehört (in der Realität) zu den Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reiches. Im Besitz der jeweiligen Kaiser wurde 1424 der Stadt Nürnberg zur "ewigen Aufbewahrung" übergeben. Während der Napoleonischen Kriege wurde die Lanze dann schließlich nach Wien überführt, wo sie bis 1938 verblieb. Die Nationalsozialisten brachten sie dann wieder nach Nürnberg. Und hier setzt der Roman ein, der einen Diebstahl des wundersamen Gegenstandes im November 1942 beschreibt und den Verlust dieses Artefaktes mit der gleichzeitigen Kriegswende in Stalingrad in Verbindung bringt. Im Roman ist der Speer in drei Teile geteilt, die sich an verschiedenen Orten befinden. Und anscheinend hat jemand beschlossen, sie wieder zu vereinen und sich der wundersamen Eigenschaften zu bedienen. Es geht also um alles, um die Welt. Klar, dass die Protagonisten um Jan Hannig da nicht einfach zusehen können.
Was gibt es sonst noch?
Eine weitere angenehme Zugabe ist es, dass Stefan Hensch die bewährte Einrichtung der Leserseite auch in seinem Projekt fortführen will. In Ausgabe eins findet man dort naturgemäß noch keine Leserbriefe, sondern ein ausführliches Statement des Autors. Dort berichtet er über seine Wurzeln im Heftroman. Aus eigener Anschauung kennt er Perry Rhodan, John Sinclair, Professor Zamorra, Dämonenland, Die Abenteurer und Maddrax. Und auch wenn er sich erklärtermaßen am Heftroman orientiert, so ordnet er "Der Psioniker" doch als Fortsetzungsroman ein. Als alleiniger Autor mit einem Brotberuf ist er natürlich nicht in der Lage für eine wöchentliche oder zweiwöchentliche Erscheinungsweise zu sorgen. (Zum Werkstattbericht: Geschichten auf meine Art - Werkstattbericht »Der Psioniker«)
Meine Einschätzung
Stefan Hensch knüpft an die Tradition des Heftromans an. Helden mit besonderen Kräften, der Kampf gegen "das Böse", Schießereien, Kämpfe und Zweikämpfe garnieren seinen Einstiegsroman. Dazu kommt ein Roter Faden um ein mythologisches Artefakt. Noch freilich bleibt vieles im Ungewissen. Wird Hannig weiter in Deutschland agieren oder treibt es ihn bald um den ganzen Globus? Wie genau funktionieren seine Kräfte? Wird Luzifer irgendwann auch persönlich aktiv eingreifen oder bleibt es beim Kampf gegen den "Dämonen der Woche"? Wer den Heftroman der siebziger Jahre gerne gelesen hat, der darf auch bei "Der Psioniker" unbedenklich zugreifen und wird gut unterhalten werden.
Auf einem anderen Blatt stehen handwerkliche Dinge. Als Selfpublisher muss Stefan Hensch alles selbst in die Hände nehmen. Das fängt mit dem Lektorat an. Erfreulicherweise ist die Fehlerquote im ersten Band nicht höher als üblicherweise im Heftroman. Dazu kommt aber auch die Vermarktung. Wird das Projekt ausreichend Aufmerksamkeit erfahren ohne Werbung in den bekannten Romanserien? Und in welchem Rhythmus werden die Romane erscheinen. Gerade im Heftroman kann man sich halbjährliche Erscheinungsweise eigentlich nicht leisten. Aber sind vierwöchentlich oder zweimonatlich für einen Einzelkämpfer überhaupt leistbar? Ich wünsche Stefan Hensch jedenfalls viel Erfolg bei seinem Projekt!
Der Speer des Schicksals
Es folgt am 25. Februar 2018 das Interview: ... Stefan Hensch über ›John Zamorra‹, einen unterbrochenen Zyklus und den »Der Psioniker«
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