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Heyne Science Fiction Classics 36 - Karel Capek

Heyne Science Fiction ClassicsDie Heyne Science Fiction Classics
Folge 36: Karel Čapek
Krakatit

Von den sechziger bis Anfang der achtziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts erschienen als Subreihe der Heyne Science-Fiction-Taschenbücher mehr als hundert Titel unter dem Logo „Heyne Science Fiction Classics“. Diese Romane und Kurzgeschichten werden in der vorliegenden Artikelreihe vorgestellt und daraufhin untersucht, ob die Bezeichnung als Klassiker gerechtfertigt ist.

Heutzutage wird Science Fiction hauptsächlich als amerikanisch dominiertes Genre wahrgenommen. Dafür kann man mehrere Ursachen annehmen. Der Genrename wurde vor Jahrzehnten durch spezialisierte amerikanische Magazine bekannt, dazu kommt die weltweite kulturelle Amerikanisierung, die sich unter anderem durch die Blockbuster aus der Traumfabrik Hollywood manifestiert. Doch hat die SF eindeutig europäische Wurzeln. Vom oft als Gründungsroman des Genres angesehenen Frankenstein der Engländerin Mary Shelley über die unumstrittenen Klassiker des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, den Franzosen Jules Verne und den Engländer Herbert George Wells bis zu den Verfassern der klassischen Dystopien des 20. Jahrhunderts Jewgenij Samjatin, Aldous Huxley und George Orwell gibt es jede Menge von prominenten Beispielen wichtiger Autoren aus Europa. Auch die tschechische Literaturszene hat einen Autor hervorgebracht, der mit Fug und Recht zu den SF-Klassikern der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gezählt wird.

Heyne Science Fiction ClassicsKarel Čapek (1890 – 1938) war ein bedeutender tschechischer Journalist, Schriftsteller und Übersetzer. Er studierte in Prag und Berlin und war ab 1917 als Journalist tätig. Zu seinem schriftstellerischen Œuvre zählen eine Anzahl von Romanen und Theaterstücken, aber auch Kinderbücher, Reiseberichte sowie philosophische und politische Werke. Čapek war ein persönlicher Freund des Gründungsvaters und ersten Präsidenten der tschechoslowakischen Republik Thomas Masaryk. Bei den Nazis war er verhasst, von der Gestapo wurde er nach Masaryk als Staatsfeind Nr. 2 betrachtet. Im Gegensatz zu seinem Bruder Josef, der nach der Zerschlagung der „Rest-Tschechei“ von den Nazis verhaftet wurde und im KZ Bergen-Belsen starb, blieb Karel dieses Schicksal erspart, weil er er bereits vor dem Einmarsch der Deutschen nach der Beseitigung von Hochwasserschäden 1938 einer Lungenentzündung zum Opfer fiel. Von Čapeks Werk haben drei Romane und fünf Dramen utopisch-phantastische Motive. Der Literaturtheoretiker Darko Suvin hielt Čapek für so bedeutend, dass er ihn in seinem Werk Metamorphoses of Science Fiction (Dt.: Poetik der Science Fiction) ein ganzes Kapitel widmete. Für die Reihe der Heyne Science Fiction Classics wurde der Roman Krakatit ausgewählt, der seine Erstveröffentlichung 1924 hatte.

Heyne Science Fiction ClassicsDer Ingenieur Prokop erfindet einen hochwirksamen Sprengstoff und nennt die Substanz nach dem Vulkan Krakatau, welcher in einer riesigen Explosion in die Luft geflogen ist, Krakatit. Es fröstelt ihn, ist es der Schrecken über seine Erfindung oder hat ihn eine Krankheit ereilt? Er taumelt durch die Straßen und wird vor dem Zusammenbruch von einem Bekannten aufgelesen. Es ist Georg Tomesch, ein früherer Studienfreund, der Prokop zwar mitnimmt und pflegt, aber dann mit der Formel, die er Prokop in dessen Fieberwahn abgeluchst hatte, verschwindet. Tomesch ist ein Hochstapler, der überall Schulden hat und alles zu Geld macht, was sich verwerten lässt. Prokop reist aufs Land zu Tomeschs Vater, einem tüchtigen Landarzt, der mit seinem missratenen Sohn gebrochen hat. Der Doktor und seine Tochter Anni pflegen Prokop gesund, der mit einer Gehirnhautentzündung und einer Blutvergiftung knapp dem Tod von der Schaufel gesprungen ist. Doch die Krankheit hat bewirkt, dass sich Prokop nicht mehr an den Herstellprozess der Substanz erinnern kann. Eine seltsame Annonce in der Zeitung, in der Krakatit angesprochen wird, erinnert Prokop wieder an seine Erfindung. Er reist zurück und findet seine Wohnung aufgebrochen, die Dose mit Krakatit ist verschwunden. Ein Mann tritt ein, der sich als Carson vorstellt und unter einer Vielzahl von Versprechen von Prokop das Geheimnis des Produktionsverfahrens erfahren will. Er ist Direktor der Munitionsfabrik Balttin. Letzten Endes reist Prokop dorthin, wird freudig empfangen, aber festgesetzt, als er das Geheimnis von Krakatit nicht lüften will. Versuche, aus dem Werksgelände zu entkommen, scheitern vorerst auf eine Art, die an die Erlebnisse des Landvermessers K. in Kafkas Schloss erinnert:

Prokop begab sich mit seinem Ausweis zum Haupteingang. Der alte Pförtner studierte ihn und schüttelte den Kopf; er gelte nur für das Tor C, von wo der Weg zu den Laboratorien führe. Prokop wanderte zum Tor C. Der Mann mit der flachen Mütze prüfte den Ausweis und zeigte ihn die Richtung: hier geradeaus, dann der dritte Seitenweg nördlich. Prokop schlug natürlich den ersten Weg südlich ein; aber nach fünf Schritten hielt ihn ein Feldgendarm an: zurück und auf den dritten Weg links. Prokop pfiff auf den dritten Weg links und ging geradeaus über die Wiese. Gleich darauf kamen ihm drei Leute nachgelaufen, der Weg hier sei verboten. Also trollte er sich gehorsam den dritten Weg links, aber als er sich von niemandem mehr beobachtet glaubte, steuerte er auf die Munitionsbaracken zu. Dort hielt ihn ein Soldat mit Seitengewehr an und belehrte ihn, daß er zur Kreuzung VII, Weg N 6, zu gehen habe. Prokop versuchte es immer wieder; aber überall wurde er angehalten und auf den Weg VII, Nr. 6, zurückgeschickt. Schließlich nahm er Vernunft an und begriff, daß der Ausweis mit den Buchstaben>C 3 n. w. F. H. A. VII, N 6, Bar. V. 7 S. b. !< einen geheimen Befehl verkörpere, dem man sich blindlings unterzuordnen hatte.

(Zitiert aus: Karel Čapek: Krakatit. München 1978, Heyne SF 3624 , S. 111)

Čapek und Kafka waren zwar Zeitgenossen und Landsleute (soweit man das von einem Tschechen und einem deutschsprachigen Prager Juden sagen kann), es ist aber unwahrscheinlich, dass es einen direkten Einfluss gegeben hat, weil Das Schloss erst posthum publiziert worden ist. Da dürfte eher die gemeinsame Sozialisation mit den Wirren der Bürokratie im versunkenen Kakanien eine Rolle gespielt haben.

Prokop fängt eine Hass-Liebe-Beziehung mit der Prinzessin Willie an, die aus einem Haus von Thronprätendenten stammt und für die er deshalb kein gleichrangiger Partner wäre. Doch die Prinzessin hilft ihm letzten Endes, aus dem streng bewachten Werksgelände zu entkommen. Prokop macht sich auf die Spur des verräterischen Tomesch, der zwar ihm die Rezeptur von Krakatit stehlen konnte, aber nicht den Herstellprozess. Tomesch ist in einer konkurrierenden Fabrik zu Balttin tätig und kurz davor, das Geheimnis zu entdecken. Er weist die Warnung Prokops zurück, der erfahren hat, dass eine unbekannte Gruppe eine Methode gefunden hat, Krakatit fernzuzünden und damit eine Reihe verheerender Explosionen verursacht hat. So findet Tomesch zwar das Geheimnis heraus, aber bald fliegt er samt der Fabrik in die Luft. Die Unbekannten hatten wieder ihre geheimnisvollen Strahlen ausgesandt. Der knapp dem Inferno entkommene Prokop wird von Daimon aufgelesen, dem Führer der Anarchisten, die für die Explosionen verantwortlich waren und die Welt umdrehen wollen. Doch Prokop lässt sich von ihnen nicht anwerben, auch wenn ihm Daimon seine potentielle Macht vor Augen hält:

Daimon rückte einen Stuhl zu Prokop heran und setzte sich.

„Ja“, begann er nachdenklich, „es ist nur schwer zu begreifen. Es gibt in der Geschichte nichts, was sich mit der Macht, die Sie in Händen halten, vergleichen ließe. Sie werden die Welt mit einer Handvoll Leuten erobern wie seinerzeit Cortez Mexiko. Aber das ist nicht der richtige Vergleich. Mit Krakatit und der Rundfunkstation halten Sie die ganze Welt in Schach. Das klingt merkwürdig, aber es ist so. Es genügt ein wenig von dem weißen Pulver, und zu einer bestimmten Stunde fliegt alles, wie Sie befohlen haben, in die Luft. Wer könnte das verhindern? In Wahrheit sind Sie der Herr der Welt. Sie werden Befehle erteilen, ohne daß Sie jemand zu Gesicht bekommt. Es klingt fast lächerlich. Aber greifen Sie meinetwegen Portugal oder Schweden an; in drei, vier Tagen werden sie um Frieden betteln, und Sie werden Kriegssteuern, Gesetze, Grenzen, oder was Ihnen einfällt, diktieren. In dieser Stunde gibt es nur eine einzige Großmacht – und das sind Sie.

(Zitiert aus: Karel Čapek: Krakatit. München 1978, Heyne SF 3624 , S. 216f)

Prokop hat kein Interesse an der Weltherrschaft. Die Zentrale der Anarchisten fällt nach Streitigkeiten einer Explosion zum Opfer. Ein alter Mann, der die Züge von Prokops Vater aufweist, führt den Ingenieur in einer mystisch-surrealistischen Schlussszene hinweg und hilft ihm, einen neuen Lebenssinn mit der Erfindung kleiner, nützlicher Dinge zu finden. Die Formel von Krakatit vergisst er.

Der Roman hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits ist Prokop der besessene Ingenieur, der alles seinen Forschungen unterordnet, andererseits aber den Weitblick hat, dass er die unermesslich gefährliche Waffe nicht irgendwelchen Militaristen oder politischen Wirrköpfen ausliefern will. Dazu kommen Liebesgeschichten, die sehr verquer anmuten und von einer fast masochistischen Frauenbeziehung zeugen. Der Protagonist scheint wie von inneren Dämonen getrieben. Diese Begleitmusik stört das Hauptthema das Romans – die Verantwortung des Wissenschaftlers für die möglicherweise fatalen Konsequenzen seiner Erfindungen - für meinen Geschmack so sehr, dass es fast überdeckt wird. Andere Autoren, wie beispielsweise Ernst von Khuon mit Helium, haben das Thema stimmiger gelöst. Deswegen ist es für mich etwas schade, dass dieses Werk für die Heyne Science Fiction Classics ausgesucht wurde und nicht der satirische Roman Der Krieg mit den Molchen (1936), welcher unter den Romanen Čapeks heraussticht. Allerdings wurde dieses Werk anschließend in die Nachfolgereihe Heyne Bibliothek der Science Fiction Literatur aufgenommen und später in der normalen SF-Reihe nachgedruckt, also alles bestens.

Heyne Science Fiction ClassicsEin Schiff findet vor Sumatra Molche (richtiger: Salamander), die im seichten Wasser leben. Der Kapitän beginnt mit den intelligent scheinenden Tieren einen Tauschhandel uns hilft ihnen, sich auf andere Inseln auszubreiten, wo sie sich stark vermehren. Zuerst werden die Tiere als billige Arbeitskräfte ausgebeutet, beginnen aber, ihre Rechte einzufordern. Sie lernen die Sprachen der Menschen und bilden so wie ihre Vorbilder unterschiedliche Völker heraus. Als sie beginnen, Küstengebiete abzutragen, um weiteren Lebensraum zu gewinnen, bleibt den Menschen nichts anderes übrig, als ihren Lebenraum durch Den Krieg mit den Molchen zu verteidigen.

Der Roman hat eine gewisse thematische Ähnlichkeit mit Die Insel der Pinguine des französischen Literaturnobelpreisträgers Anatole France (1844 - 1924), wo Riesenalkvögel irrtümlicherweise von einem Heiligen getauft werden und daraufhin eine quasi menschliche Zivilisation entwickeln. Dieser Roman ist eine meisterhafte Satire auf die Menschheit und insbesondere die französische Geschichte. Der Krieg mit den Molchen ist dagegen aber eine deutliche Warnung vor dem sich ausbreitenden Faschismus, personifiziert durch die zwei Molchreiche in Europa unter dem „Chief Salamander“ und in Asien unter dem „King Salamander“, die unschwer als das Dritte Reich und das kaiserliche Japan identifiziert werden können. Eine deutliche Warnung liefert Čapek an sein eigenes Volk, das ja scheinbar nicht bedroht ist, weil es als Binnenstaat in Zentraleuropa liegt. Doch eines Tages taucht ein schwarzer Kopf mit Froschaugen in der Moldau auf:

Stille herrschte über dem Wasser. Die Bäume auf der Schützeninsel warfen schon lange, feine Schatten über der Moldau. Auf der Brücke klingelte die Straßenbahn, am Kai spazierten Ammen und Kinderwagen und rechtschaffene, sonntägliche Menschen.

„Vater“, seufzte der junge Povendra nahezu kindlich.

„Was denn?“

„Ist das dort ein Wels?“

„Wo?“

Aus der Moldau, direkt vor dem Nationaltheater, lugte ein großer, schwarzer Kopf und bewegte sich langsam stromaufwärts.

„Ist das ein Wels?“ wiederholte Povondra junior.

Der alte Herr ließ die Rute fallen. „Das?“ stieß er hervor und zeigte mit ziterndenm Zeigefinger. „Das da?“

Der schwarze Kopf verschwand in dem Wasser.

„Das war kein Wels, Franzl“, sagte der alte Herr und seine Stimme klang irgendwie verunsichert.

„Gehen wir nach Hause. Das ist das Ende.“

„Was für ein Ende?“

„Ein Molch. Sie sind also auch schon hier. Gehen wir heim“, wiederholt er und legte zerfahren die Angelrufe zusammen.

„Das ist das Ende.“

(Zitiert aus: Karel Čapek: Der Krieg mit den Molchen. München 1985, Heyne Bibliothek der Science Ficion Literatur 46, S. 269f)

1938 wurden die Sudetengebiete durch das Münchener Abkommen dem Nazireich angegliedert und wenige Monate später die Rest-Tschechei zerschlagen. Der Weltkrieg stand bevor, aber Der Krieg mit den Molchen findet auf den Seiten dieses Romanes kein wie auch immer geartetes Ende. Es bleibt an uns, weiterhin wachsam zu sein und die Auseinandersetzung mit dem Faschismus und allen anderen Spielarten des Totalitarismus siegreich durchzustehen.

Der dritte utopisch-phantastische Roman von Čapek ist Továrna na absolutno (1922), auf Deutsch unter den Titeln Das Absolutum oder Die Gottesfabrik und Die Fabrik des Absoluten erschienen, unter anderem auch in einer Ausgabe des Zsolnay-Verlages in der von Franz Rottensteiner herausgegebenen empfehlenswerten Reihe Die phantastischen Romane aus den siebziger und achtziger Jahren. Als Nebenprodukt einer Kernspaltung wird das Absolute, oder wenn man so will, Gott erzeugt. Damit ist zwar eine unerschöpfliche Energiequelle gewonnen, aber auch die Gelegenheit zum Missbrauch des Absoluten durch verschiedenste Interessen. Auch Repräsentanten der Kirche meinen, dass die Menschheit keinen wirklichen und tätigen Gott braucht. Die Situation eskaliert, und es bricht ein weltumfassender erschöpfender Krieg aus, der erst endet, als alle Atommotoren zerstört sind und die meisten Menschen den Tod gefunden haben.

Berühmt wurde auch Čapeks Theaterstück R.U.R., weil in diesem die Roboter eingeführt wurden. Das Wort wurde allerdings von Čapeks Bruder Josef geschaffen, welcher. Das Stammwort „robota“ stammt aus dem Westslawischen und bedeutet ursprünglich Fronarbeit. Auch in meiner engeren Heimat ist das Wort im lokalen Dialekt durchaus noch gebräuchlich. Roboten bedeutet hier freiwillige Nachbarschaftshilfe, beispielsweise nach einem Hausbrand, wenn die Bauernschaft des Ortes zusammenhilft, um das Haus wiederaufzubauen.

Direktor Domin von der Firma R.U.R. (Rossums Universal Robots) hat prominenten Besuch. Es ist Helene Glory, die Tochter des Präsidenten der Firma. Helene ist ein aktives Mitglied der Liga für Humanität. Sie möchte den hier produzierten Robotern Menschenrechte zugestehen und sie befreien. Doch das ist nicht so einfach, denn der alte Rossum, welcher der Erfinder der künstlichen Wesen war, hat sie nicht mit menschlichen Empfindungen ausgestattet. So schlagen die Bemühungen Helenes fehl, den Robotern Befreiungswünsche einzureden. Dafür verwechselt sie die Führungspersonen des Werks mit Robotern und blamiert sich deswegen. Die Herren sind aber von der jungen Dame allesamt angetan und entwickeln Gefühle für sie.

Zehn Jahre später ist Helene längst die Ehegattin Domins. Mittlerweile haben die Roboter menschliche Arbeitskräfte in großem Ausmaß abgelöst, weil ein Roboter für zweieinhalb Menschen arbeitet, aber viel billiger produziert. Dafür ist ein Heer an Arbeitslosen entstanden und es werden keine menschlichen Kinder mehr geboren. Es scheint, dass sich die Menschen durch die Roboter ersetzen lassen wollen. Auch Helene hat – ungewollt – keinen Nachwuchs bekommen. Mittlerweile steht eine Revolte der Roboter bevor, welche endlich Gleichberechtigung wollen. Dr. Gall, Leiter der physiologischen und der Forschungsabteilung von R.U.R., hat den Kunstmenschen auf Veranlassung von Helene Empfindungen und eine „Seele“ eingepflanzt. Die Roboter dringen ein, beim folgenden Tumult kommen fast alle Menschen ums Leben. Ausnahme ist Alquist, der als Leiter der Bauabteilung am liebsten selbst händisch Bauarbeiten verrichtet und deswegen von Robotern verschont wird, denn er leistet ähnliche Arbeit wie sie. Helene hat allerdings die Aufzeichnungen über das Produktionsverfahren zur Robotererzeugung vernichtet. So können keine weiteren Roboter mehr gebaut werden. Auch Alquist, der dazu gezwungen wird, das Rezept für das Leben wiederzufinden, scheitert mit seinen Bemühungen. So liegt es an den Robotern Primus und Helene, die nach der Roboterfreundin benannt ist, hinauszugehen und als neuer Adam und neue Eva Stammeltern eines neuen Geschlechts auf der Erde zu werden.

Interessant ist die Verwendung des Begriffes Roboter für künstlich erzeugte Menschen. Nach heutigem Sprachgebrauch würden wir eher dazu Androiden sagen, während wir als Roboter Maschinen aus Metall und Kunststoff mit einem Computer als Gehirn ansehen. Vielleicht ist diese Vorstellung aber zu sehr von Edmond Hamiltons Weltraumserie Captain Future beeinflusst, in welcher der Androide Otho und der Roboter Grag Hauptrollen spielen.

Ohne Zweifel ist Karel Čapek einer der bedeutendsten Autoren utopisch-phantastischer Literatur der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Seine Warnungen vor Totalitarismus in jeder Form und die Mahnungen an Politiker und Wissenschaftler, mit ihrer Macht sorgsam umzugehen, bleiben im einundzwanzigsten Jahrhundert gleichermaßen aktuell. Über die inhaltliche Aktualität hinaus, die zeitlos ist, erzeugen viele einfallsreiche Szenen aus seinen Werken auch heute noch Lesevergnügen.

 

Titelliste von Karel Čapek

Anmerkung:
Es werden die Ausgaben in den Heyne Science Fiction Classics, der Heyne Bibliothek der Science Fiction Literatur, andere Ausgaben im Heyne Verlag, die deutsche Erstausgaben sowie die Originalausgaben der Werke angeführt.

1978

3624 Krakatit
deutsche Erstausgabe: Zürich 1949, Atrium
Originalausgabe 1924 als Krakatit

1985

HSFB 46 Der Krieg mit den Molchen
Nachdruck 1993, Heyne SF 4396
deutsche Erstausgabe Prag 1937, Družstevni, Práce; Zürich 1937, Europa Verlag
Originalausgabe 1936 als Válka s mloky


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