Sternträumers Tops & Flops 8: James Hilton - Der verlorene Horizont
Sternträumers Tops & Flops Folge 8:
Vor wenigen Tagen habe ich im Zauberspiegel meine Artikelserie über die Heyne Science Fiction Classics beendet und im Schlussartikel der Serie meine eigene Klassikerliste „Sternträumers Bibliothek der utopischen Klassiker“ vorgestellt. Einer der darin enthaltenen Titel ist James Hiltons Der verlorene Horizont, ein Buch, das vor Jahrzehnten sehr populär war, aber der heutigen jungen Generation kaum mehr bekannt ist. Das ist ein guter Grund, dieses Werk und seinen Autor hier etwas näher zu betrachten.
Der englische Autor James Hilton (1900 – 1954) wuchs in der Grafschaft Lancashire auf und studierte in Cambridge. Er arbeitete als Journalist und begann bald, eigene Prosawerke zu verfassen. Den Durchbruch zur Bekanntheit schaffte er 1934 mit der Novelle Goodbye, Mr. Chips. Lost Horizon war bereits 1933 erstmals herausgekommen, wurde aber erst nach Erscheinen des anderen Romans zum Bestseller und verkaufte sich mehrere Millionen mal. Hilton ließ sich 1937 in den USA nieder und arbeitete neben seiner Tätigkeit als Romanschriftsteller auch als Drehbuchautor für Hollywood und Radiomoderator. Mehrere seiner Werke wurden verfilmt. Lost Horizon ist auch bekannt dafür, einer der Bahnbrecher für die Paperback-Revolution zu sein, also billig produzierte Bücher ohne festen Umschlag, welche mit günstigen Verkaufspreisen den Massenmarkt bedienen.
Der Hauptteil des Romans Der verlorene Horizont wird von einer Rahmenhandlung umschlossen, in der sich drei Engländer am Flughafen in Berlin-Tempelhof getroffen haben und sich über Hugh Conway unterhalten, einen gemeinsamen Bekannten. Dieser war britischer Konsul im afghanischen Baskul und wurde von dort wegen eines Aufstandes der lokalen Bevölkerung ausgeflogen. Er ist aber nie in seinem Ziel Peschawar angekommen. Conway, ein hochbegabter Mann, war seit einem Kriegserlebnis irgendwie seltsam, es scheint ihm Trauma geblieben zu sein. Rutherford, einer der drei Engländer, erzählt später dem Icherzähler des Romans, dass er Conway Monate nach seinem Verschwinden in einem Krankenhaus in China wiedergetroffen hatte. Conway litt an Amnesie. Durch Rutherfords Unterstützung gewann er in den folgenden Tagen einen Teil seiner Erinnerung zurück. Die beiden schifften sich dann ein, um zusammen nach England zurückzukehren. An Bord des Dampfers erregte Conway große Aufregung bei einem bekannten Pianisten, als er ein Klavierstück spielte und auf Nachfrage erklärte, dass es ein Stück von Chopin sei. Das sei unmöglich, meinte der Pianist ganz aufgeregt, er kenne alles von Chopin, doch der Stil war eindeutig. Conway antwortete, dass er das Stück von einem Schüler Chopins gelernt hätte. Das ist unmöglich, denn Chopin ist schon so lange tot, dass das zeitlich nicht geht, meinte der Pianist. Doch während des Spielens hat Conway den Rest seiner Erinnerung wiedergewonnen, und in der folgenden Nacht erzählte er Rutherford seine ganze Geschichte. Doch dann verließ Conway unbemerkterweise das Schiff. Monate später erhielt Rutherford von ihm die Nachricht, dass er zu einer langen Reise nach Nordwesten aufgebrochen sei – nach Kashmir, und von dort weiter nach Osten. Hier ist seine Geschichte.
Durch die Verschlimmerung der Lage in Baskul treffen Flugzeuge ein, um die gefährdeten Ausländer nach Peschawar zu evakuieren. Conway geht zusammen mit seinem Stellvertreter Charles Mallison, der Missionarin Roberta Brinklow von der Fernost-Mission und dem Amerikaner Henry Barnard an Bord eines der Flugzeuge. Nach längerem Flug bemerkt Mallison, dass der Pilot ein anderer ist als ursprünglich mitgeteilt worden ist. Er scheint ein Einheimischer zu sein. Die Passagiere werden misstrauisch, denn die Flugroute kommt ihnen auch nicht richtig vor. Sie fliegen immer höher, und als sie das Fenster zum Cockpit öffnen, hält ihnen der Pilot eine Pistole entgegen. Nach einen Zwischenstopp, bei dem der Flieger nachtankt, geht es immer weiter Richtung Hochgebirge. Schließlich landen sie in einer Eiswüste. Der Pilot ist in schlechter Verfassung. Er kann Conway noch erklären, dass sie zu Fuß weitergehen sollen, denn in der Nähe ist eine Lamaserei, in der sie Obdach finden können, dann stirbt er. Die vier entführten Passagiere starten ihre unfreiwillige Tour – natürlich vollkommen unzureichend für das Hochgebirge ausgerüstet. Sie würden höchstwahrscheinlich bald umkommen, wenn sich ihnen nicht eine Gruppe von Einheimischen nähern würde, die in einer Sänfte einen Mann mit sich tragen. Er ist ein Chinese, der nahezu perfekt Englisch spricht, sich als Tschang vorstellt und sie einlädt, mit nach Schangri-La zu kommen, wie die Lamaserei heißt, und dort Gast zu sein. Nach einer mühevollen Wanderung, bei der gefährliche Abgründe mit Unterstützung eines Seils überwunden werden müssen, erreichen die Gestrandeten die Lamaserei:
Conway, der sie zuerst sah, hätte sie für eine Vision halten können, entstanden aus dem eintönigen Rhythmus, mit dem der Mangel an Sauerstoff alle seine Sinne umfangen hielt. Es war wahrhaftig ein seltsamer, fast unglaublicher Anblick. Eine Gruppe bunt bemalter Pavillons klammerte sich an den Berghang, nicht grimmig entschlossen wie eine Burg am Rhein, sondern eher wie Blumenblätter, die sich an einem Felsbrocken verfangen hatten. Herrlich und unvergleichlich. Eine erhabene Empfindung trug den Blick aufwärts von milchblauen Dächern zu der grünen Felsenbastion darüber, gewaltig wie das Wetterhorn über Grindelwald. Und darüber wieder – eine blendende Pyramide – erhoben sich die Schneeflanken des Karakal. Es mochte wohl, so dachte Conway, die furchteinflößendste Berglandschaft der Welt sein, und er stellte sich den ungeheuern Druck der Schnee- und Gletschermassen vor, gegen den der Fels wie ein riesenhafter Damm wirkte. Eines Tages würde sich vielleicht der ganze Berg spalten, und die ganze Pracht des Karakal ins Tal herabgestürzt kommen. Er fragte sich, ob die geringe Wahrscheinlichkeit der Gefahr, verbunden mit der furchtbaren Drohung, nicht sogar angenehm anregend wirkte.
Kaum weniger reizvoll war der Ausblick nach unten, denn die Bergwand stürzte fast weiter senkrecht hinab in eine Schlucht, die nur das Ergebnis einer längstvergangenen Katastrophe sein konnte.
(Zitiert aus: James Hilton: Der verlorene Horizont. Frankfurt am Main 1979, Fischer Taschenbuch 2446, S. 59f)
Schangri-La entpuppt sich überraschenderweise als ein Anwesen, das großzügig mit westlichem Komfort wie Zentralheizung und Badezimmern ausgestattet ist. Hier zu bleiben erscheint durchaus nicht unangenehm, doch die Reisenden möchten sobald wie möglich den Weg zu ihrem ursprünglich geplanten Ziel wiederaufnehmen. Besonders Mallison macht diesbezüglich Druck, denn er hat seine Verlobte zuhause in England, welche er möglichst bald wiedersehen will. So ist er überaus enttäuscht, als ihnen Tschang eröffnet, dass Schangri-La weitab von allen Handelswegen liegt und nur ein paar Mal im Jahr mit Nachschub versorgt wird. Es kann Monate dauern, bis die nächste Gruppe eintrifft, welche die Gestrandeten mitnehmen könnte. Für Mallisons Leidenskollegen ist die Nachricht nicht so schlimm, denn sie haben es nicht eilig, besonders Conway, der ungebunden ist, gefällt die Atmosphäre im Haus. Miss Brinklow beginnt tibetanische Grammatik zu lernen, denn sie würde gerne die Ungläubigen bekehren. Und Barnard hat schon gar keine Eile, denn es stellt sich heraus, dass er mit falschem Namen unterwegs war und in Wirklichkeit der von der Polizei gesuchte Hochstapler Bryant ist.
Die Atmosphäre in Schangri-La zieht die Gäste immer mehr in ihren Bann, und in ihnen reift immer mehr der Entschluss, dass sie länger hierbleiben möchten, mit Ausnahme von Mallison, dessen ursprüngliche Bewunderung für Conway immer mehr Unverständnis für dessen Haltung weicht. Schließlich belauscht Conway ein Gespräch, bei dem vom verstorbenen Flugzeugpiloten die Rede ist, und erfährt dabei, dass er die Reisenden hierher entführt hat. Conway spricht ausgezeichnet Chinesisch, was er aber bisher hier verheimlicht hat.Tschang, der zwar immer freundlich zu den Fremden ist, weicht aus und gibt keine weitergehenden Informationen preis. Die Gäste sind aber frei, sich beliebigen Studien zu widmen. Es gibt eine riesige Bibliothek mit Bücher in vielen Sprachen, mit der man sich trefflich die Zeit vertreiben kann. Conway entwickelt zarte Gefühle zu einer Klavierspielerin, einer Mandschu mit Namen Lo-Tsen, nähert sich ihr aber nicht, obwohl das hier nicht verboten wäre.
Endlich wird Conway eingeladen, zum Hohenlama zu kommen. Tschang ist erstaunt und erfreut, denn die Gäste sind kaum zwei Wochen hier, und in dieser Atmosphäre der Ruhe, wo Hektik ein Fremdwort ist, ist es nicht üblich, dass einem Gast bereits nach so wenigen Tagen Anwesenheit in Schangri-La diese Ehre erwiesen wird. Der Hohelama ist ein kleiner, uralter Mann, ein Europäer, der ausgezeichnet Englisch spricht. Er erzählt Conway die Geschichte von Schangri-La. Im Jahr 1719 brachen vier Kapuzinermönche unter Leitung von Pater Perrault auf, um in Tibet zu missionieren, und errichteten auf den Ruinen einen alten Lamaserei neue Gebäude. Die Mönche waren keine aufdringlichen Eiferer, sondern freundeten sich mit den Einheimischen an und gaben ihnen manche Hilfestellung. Das Kloster wuchs, und Perrault wurde immer mehr zu einer Person, der Verehrung entgegengebracht wurde. Seine ursprünglichen Mitbrüder waren bereits lange verstorben, als sich der Abt in seinem hundertachten Jahr zum Sterben hinlegte. Aber er starb nicht und wurde immer mehr zu einer legendären Gestalt. Im Lauf der Jahre wurde Schangri-La das Ziel weiterer Menschen, die sich hier niederlassen und ein beschauliches Leben als Gelehrter führen wollten. Durch die Entdeckung einer Goldmine in der Nähe kam man zu einer unerschöpflichen Geldquelle, um sich benötigte Güter problemlos leisten zu können. Die Gabe der Langlebigkeit, welche Perrault geschenkt war, wurde auch anderen Menschen zuteil, die die hiesige kontemplative Lebensweise verinnerlichten. Auf einmal fällt es Conway wie Schuppen von den Augen:
Der Hohelama machte eine zweite, längere Pause, und in seinem Schweigen lag die leiseste Andeutung einer Frage. Als er weitersprach, geschah es, um hinzufügen: „Vielleicht fragen Sie sich, lieber Conway, was dieser Vorbehalt gewesen sein mag?“
Conway antwortete langsam und mit leiser Stimme. „Ich glaube, ich kann das bereits erraten.“
„Können Sie das wirklich? Und können Sie nach meiner langen und wunderlichen Erzählung auch noch etwas anderes erraten?“
Conway schwindelte es fast, als er diese Frage zu beantworten suchte. Der Raum war nun ein Wirbel von Schatten mit dieser uralten, gütigen Gelassenheit als Mittelpunkt. Während der ganzen Erzählung hatte er mit einer Gespanntheit zugehört, die ihn vielleicht davor geschützt hatte, die volle Bedeutung des Ganzen zu erfassen. Nun aber, beim bloßen Versuch zu bewußtem Ausdruck, wurde er von Staunen überflutet, und die Gewißheit, die sich in seinem Geist verdichtete, wurde fast erstickt, als sie sich mit Worten Luft zu machen suchte. „Es scheint unmöglich“, stammelte er, „und doch kann ich nicht gegen den Gedanken an – es ist erstaunlich – und ganz außergewöhnlich – und völlig unglaublich – und doch nicht außerhalb meines Glaubensvermögens -“
„Was ist so, mein Sohn?“
Und Conway antwortete, von einem Gefühl erschüttert, für das er keinen Grund wußte und das er nicht zu verbergen suchte: „Daß Sie noch am Leben sind, Vater Perrault.“
(Zitiert aus: James Hilton: Der verlorene Horizont. Frankfurt am Main 1979, Fischer Taschenbuch 2446, S. 128)
Perrault erklärt Conway, dass sich Schangri-La im Lauf der Zeit auch um Leute umsah, die als geeignet angesehen wurden, potentielle Bewohner zu werden. So kam es auch zur Entführung des Flugzeuges, die im Auftrag des Hohenlama geschah. Eine Eigenschaft, die Conway besonders für Schangri-La auszeichnet, ist seine Leidenschaftslosigkeit. Der Hohelama hat die Vision, dass draußen in der Welt der Untergang durch einen erneuten grausamen Waffengang der Großmächte droht. Schangri-La, das Tal aller heiligen Zeiten, könnte diesen überleben, das Erbe der Menschheit hüten und die Keimzelle für eine neue, bessere Zivilisation werden.
Conways Gefährten sind neugierig und wollen am nächsten Tag erfahren, was das Gespräch mit dem Hohenlama ergeben hat, sind aber von seinen nichtssagenden Worten enttäuscht, besonders Mallison.
Er nickte den andern zu und ging in den Hof hinaus. Angesichts des Karakal schwanden seine Befürchtungen, die Bedenken wegen seiner drei Gefährten gingen unter in einer willigen Hinnahme der neuen Welt, die so weit jenseits ihres Ahnungsvermögens lag Er begriff, daß es Zeiten gab, wo alles so seltsam war, daß es immer schwerer wurde, sich zu vergegenwärtigen, wie seltsam einzelnes war; Zeiten, wo man die Dinge nur darum für gegeben nahm, daß noch längeres Staunen für einen selbst und für andere langweilig würde. So weit war er mit Schangri-La gekommen und er erinnerte sich, daß er einen ähnlichen, wenn auch viel weniger wohltuenden Gleichmut während seiner Jahre an der Front erlangt hatte.
Er brauchte Gleichmut, schon um sich in das Doppelleben zu finden, das zu führen er gezwungen war. In Gegenwart seiner Mitverbannten lebte er hinfort in einer durch die Ankunft von Trägern und die Rückkehr nach Indien bedingten Welt; sonst aber erhob sich der Horizont wie ein Vorhang, die Zeit dehnte sich aus, der Raum zog sich zusammen,und der Name des Ortes nahm eine symbolische Bedeutung an, als wäre die Zukunft, so zart einleuchtend, etwas, das nur alle heiligen Zeiten einmal vorkommen könnte. Manchmal fragte er sich, welches seiner beiden Leben das wirklichere sei, doch mit der Antwort danach hatte es keine Eile. Und wieder wurde er an seine Kriegsjahre gemahnt, denn während schwerer Beschießungen hatte er dasselbe tröstliche Gefühl gehabt, daß er mehrere Leben besitze, von denen der Tod nur eines fordern könnte.
(Zitiert aus: James Hilton: Der verlorene Horizont. Frankfurt am Main 1979, Fischer Taschenbuch 2446, S.142)
Conway lernt weitere Bewohner von Schangri-La kennen, darunter einen Musiker, der ein Schüler Chopins war. Tschang erzählt ihm, dass er selbst bereits 97 Jahre alt ist, obwohl er viel jünger aussieht, und bald die letzten Weihen erhalten wird, falls die Lamas zustimmen. Wenn er aber Schangri-La verließe, würde er schnell altern und innerhalb weniger Tage sterben. Auch Lo-Tsen, die so jung aussieht, ist nach Maßstäben von außerhalb bereits uralt. Sie war 1884 als Achtzehnjährige auf dem Weg zu ihrer Hochzeit, als sich ihre Karawane verirrte und sie in Schangri-La Rettung fand.
Conway wird ein zweites Mal zum Hohenlama gerufen und dieser eröffnet ihm, dass er Conway dazu ausersehen habe, sein Nachfolger zu werden, denn er selber werde bald sterben. Conway kann es kaum glauben, als er Vater Perrault ins Gesicht schaut, dann wird ihm klar, dass der Hohelama tatsächlich tot ist. Mallison packt ihn, als er in sein Zimmer zurückkehrt. Eine Karawane von Trägern ist im Anmarsch, sie können mitgehen. Mallison hat ein Verhältnis mit Lo-Tsen angefangen und sich ihrer Hilfe versichert. Mallison versteht nicht, als ihm Conway klarmachen will, dass Lo-Tsen nicht mitgehen kann. Conway erzählt ihm die ganze Geschichte, was von Mallison mit Unglauben entgegengenommen wird. Als sich Conway weigert mitzukommen, geht Mallison allein. Doch er kommt zurück. Er hat Höhenangst und ist davor zurückgeschreckt, sich abzuseilen. Wider Willen entschließt sich Conway, Mallison zu helfen und mit ihm und Lo-Tsen den Weg nach außen zu suchen.
Hier bricht die Erzählung ab und die Geschichte kehrt zur Rahmenhandlung zurück. Rutherford macht sich nach dem Verschwinden Conways vom Ozeandampfer auf die Suche nach seinem Freund. Er legt mehrere Tausend Kilometer in Ost- und Zentralasien zurück, ohne eine Spur zu finden. Schließlich kehrt er ins Hospital zurück, wo er einst Conway aufgefunden hatte und befragt die Leute dort. Eine der geistlichen Schwestern erklärte ihm, dass er von einer Frau hergebracht worden war, einer Chinesin. Sie war uralt und starb bald an einem Fieber. Rutherford ahnt, wer die Chinesin war und es wird ihm auch klar, wohin Conway auf seiner Suche unterwegs ist. Ob er Schangri-La wiederfinden wird?
Beim großen Erfolg des Buches konnte es nicht ausbleiben, dass es mehrfach verfilmt wurde. Die bekannteste Verfilmung ist die aus dem Jahr 1937 des bekannten Regisseurs Frank Capra. Wie gewohnt weicht der Film in etlichen Details der Handlung von der literarischen Vorlage ab. Die Zahl der im Flugzeug Entführten wird auf fünf erweitert, wobei aus Conways Kollegen Mallison sein jüngerer Bruder George wird und aus der Missionarin eine an einer unheilbaren Krankheit leidende Prostituierte. Dazu kommt ein Paläontologieprofessor. Aber das ist nicht wirklich bedeutend, die Kernaussagen des Romans bleiben erhalten. Interessant ist die Geschichte der Verfilmung, welche die unruhigen Zeiten rund um den Zweiten Weltkrieg widerspiegelt. Durch den Eintritt der USA in den Krieg wurde der Film der Zensur unterworfen, Szenen wurden herausgeschnitten, Dialoge verändert, aus dem Aufstand von Einheimischen, der zum Ausfliegen der Leute führte, wurde die Flucht aufgrund eines Angriffes der Japaner. Nach dem Krieg wurden in der McCarthy-Ära die pazifistischen Aussagen und vermeintlichen pro-kommunistischen Ideale als gesellschaftsfeindlich aus dem Film eliminiert. So dauerte es bis in die siebziger Jahre, bis man daranging, eine weitestgehend originaltreue Fassung wiederherzustellen. Die vollständigste Fassung aus den 2000er-Jahren enthält einige Minuten Material Tonspur und Standbilder, welche die noch fehlenden Szenen ersetzen.
Auf Deutsch erhielt der Film den Titel In den Fesseln von Shangri-La. 1979 wurde dieser Film (in der gekürzten Fassung von 1952) erstmals im deutschen Fernsehen gezeigt, und glücklicherweise entging er mir nicht, womit ich auch dem Zauber von Shangri-La unterlag. Etwa zur gleichen Zeit erschien auch eine Taschenbuchausgabe im Fischer-Verlag, und so konnte ich den Roman in Sternträumers Bibliothek der utopischen Klassiker aufnehmen. Allerdings habe ich Shangri-La seither noch nicht gefunden, aber mit zunehmendem Alter bekomme ich eine leise Ahnung, dass der Weg dorthin für mich nicht mehr so weit ist.
Eine Anmerkung zum Schluss: In der mir vorliegenden Buchfassung wird der Ort als Schangri-La (phonetisch richtig) transkribiert. Üblicher ist heutzutage die Transkription Shangri-La, welche der verwendeten lateinischen Umschrift des Chinesischen entspricht, die natürlich an englischsprachige Schreibweisen angepasst ist.
Kommentare
"Lost Horizon" war buchstäblich das allererste regulär verkaufte "mass market paperback", als es 1939 als Pocket Book #1 auf den Markt kam.
www.bookscans.com/Articles/Collecting%20American%20PBOs%20-%201.pdf