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»Dorian Hunter« revisited - Teil 38 - Der letzte Tanz…

»Dorian Hunter« revisited»Dorian Hunter« revisited
Teil 38 - Der letzte Tanz…

Im September 2018 wurde die legendäre Dämonenkiller - Serie im Bastei - Verlag unter dem Namen Dorian Hunter neu gestartet. Die ersten 50 Bände sind erschienen und ein Ende ist nicht in Sicht. In dieser Artikelserie werfe ich einen kritischen Blick auf die alten Romane im neuen Gewand und begleite den “Dämonenkiller” auf seinem Weg in jene Gefilde, die bislang nur in Buchform erreicht wurden…

Flitterwochen mit dem Tod“Flitterwochen mit dem Tod”
Dorian Hunter Band 88
von Hivar Kelasker (Hans Kneifel)
(EV: DK 85 / 06.04.76)
Als Hunter erfährt, dass Magnus Gunnarsson sich bei einem Institut für Ehevermittlung hat eintragen lassen, beschließt Coco, nach München zu fahren, um mehr über seine Absichten herauszufinden. Hunter folgt ihr und quartiert sich in einem Hotel in der Nähe ein. Als er sie zusammen mit Gunnarsson sieht, wartet er, bis der Isländer das Hotel verlässt und folgt ihm zu einem verlassenen Haus, wo Gunnarsson eine Leiche wiedererweckt, welche anschließend von grünlichen Schuppen bedeckt ist und das Haus mit unbekanntem Ziel verlässt.

Coco hat derweil entdeckt, dass sich Dämonen im Hotel befinden, welche offenbar ein vom Institut veranstaltetes Fest infiltrieren wollen. Hunter ist weiterhin Gunnarsson auf den Fersen, der noch weitere Leichen wiedererweckt, welche sich in der Nähe des Schlosses versammeln, in dem das Fest stattfinden soll. Dort taucht neben Olivaro auch die Vampirin Sappho auf, welche sich in Hekates Auftrag um Gunnarsson kümmern soll. Diesem gelingt es, die menschlichen Gäste nach und nach gegen seine modifizierten Untoten auszutauschen, welche deren Aussehen annehmen, zum Fest zurückkehren, und die Dämonen einen nach dem anderen ausschalten.

Nur Sappho gelingt noch die Flucht bis zu ihrer Herrin Hekate, allerdings nur, um dieser noch eine Nachricht von Hermes Trismegistos zukommen zu lassen. Als Hunter Gunnarsson zur Rede stellt, weicht dieser aus und warnt den Dämonenkiller erneut davor, sich in die Auseinandersetzung zwischen Hermes und der schwarzen Familie einzumischen.

Mit diesem Band liegt nun der letzte Roman von Hans Kneifel vor, welcher wohl damals wie heute nicht gerade zu den beliebtesten Autoren der Serie zählte. Zwar hat er mit diesem letzten Beitrag nicht unbedingt seinen schlechtesten Roman abgeliefert, das dürfte eher sein Erstling gewesen sein, aber auch nicht den besten.

Während er in dem durchaus beachtlichen “Trip in die Unterwelt” die Handlung aus der Sicht einer Nebenfigur schildern durfte, müssen im vorliegenden Roman wieder die Hauptfiguren an vorderster Front agieren, was den Autor dann auch vor die üblichen Probleme stellt.

So ist eine Coco Zamis hier während der Hypnose plötzlich in der Lage, Gedanken zu lesen, was wohl eher keiner ihrer magischen Fähigkeiten entsprechen dürfte. Dafür wird das Manipulieren des Zeitablaufs doch etwas überstrapaziert, wobei diesbezüglich immer ausgesagt wurde, dass dann Erholungsphasen nötig sind.

Ein Dorian Hunter befürchtet hier gar, dass seine Gefährtin “verloren” wäre, wenn sie einen Alleingang unternimmt. Da hat der Autor wohl die diversen, durchaus erfolgreichen Alleingänge vergessen, die Coco bereits absolviert hat. Überhaupt kann Hunter hier die meiste Zeit über nur zuschauen und nicht wirklich aktiv ins Geschehen eingreifen.

Über Olivaros Auftauchen könnte man sich zwar freuen, allerdings wird er hier eher wie ein stinknormaler Dämon dargestellt, der sich in keinster Weise von den anderen anwesenden Dämonen abhebt oder unterscheidet. Wobei man sich auch fragt, warum Coco ihn nicht erkennt oder warum sie sich überhaupt nicht wundert, dass der “junge Mann“, den sie gerade vor einer Dämonin gerettet hat, diesen Umstand einfach so hinnimmt und sie gar noch um ein Date bittet.

Hunter dagegen reagiert nicht einmal, als Gunnarsson am Ende den Namen seines Erzgegners Olivaro erwähnt, so dass hier insgesamt der Eindruck entsteht, als wäre die Figur erst im Nachhinein in die Handlung eingebaut worden, was aber gar keinen Sinn machen würde, weil ihr Auftritt für den Handlungsverlauf völlig unnötig ist.

Überhaupt gibt es in diesem Roman viel zu viele kleine und größere Fehler, Ungereimtheiten und Widersprüche, welche insgesamt dafür sorgen, dass der im Grunde gar nicht schlecht geschriebene, temporeiche Roman unterm Strich einfach nicht überzeugen kann.

Kneifel fehlt einfach das Talent eines Davenport oder Warren, die Figuren authentisch darzustellen und scheint sich mit ihrem Background so überhaupt nicht befasst zu haben, was auch in Bezug auf die aktuelle Handlung und auf frühere Ereignisse oft spürbar ist.
    
Etwas verwirrend ist hier auch der ständige Perspektivwechsel innerhalb der Kapitel. Da wird gerade noch aus Sicht Hunters geschildert, ein paar Zeilen später dann aus Sicht einer Nebenfigur, dann gibt es wieder einen Wechsel zu einer anderen Hauptfigur. Das zumindest wäre mit etwas mehr Sorgfalt vermeidbar gewesen.

Einzig die Darstellung des ach so geheimnisvollen Magnus Gunnarsson kann hier einigermaßen überzeugen, auch wenn es doch langsam etwas überhand nimmt mit der Geheimnistuerei. Zumal sein Plan, Leichen stehlen zu lassen, diese zu präparieren und sie gegen die Gäste auszutauschen, um sie dann die Dämonen beseitigen zu lassen (von einem Kampf kann hier nicht die Rede sein) wieder einmal übertrieben aufwändig und kompliziert erscheint, was natürlich auf das Konto des Expose - Autors geht.

Am Ende seines letzten Romans lässt der Autor den Helden dann noch schnell seine frühere Bettgefährtin “Mata” anrufen, da er sich ja nun mal in München befindet, allerdings erreicht er sie nicht und somit wird der Leser wohl auch nie wieder etwas von dieser Figur hören, welche schließlich nur einmal bei Kneifel vorkam.

Stilistisch und sprachlich hat der Roman dem Verfasser dieser Zeilen übrigens wesentlich besser gefallen, als der letzte Palmer, um jetzt abschließend noch etwas positives zu vermerken. Hätte Kneifel sich ein bisschen intensiver mit der Serie befasst, hätte er durchaus noch ein paar annehmbare Romane abliefern können. Aber letzten Endes war es nicht seine Baustelle und er konnte den Helden nicht ausstehen, was natürlich keine gute Voraussetzung für eine kreative Mitarbeit ist…

Kommentare  

#1 Toni 2022-01-20 15:50
Wieder ein interessanter Artikel.
Mensch, Kneifels Letzter beim DK. In die Herzen der Fans hat er sich nicht gerade geschrieben. Das wird ihm wohl selber klar geworden sein. Da gab es ja diese Umfragen zum Thema "Lesergunst". Er hat halt seine Arbeit getan... :-)
#2 Cartwing 2022-01-20 18:00
Vielen Dank...
Es gab ja später in der Neuauflage noch Romane von ihm, deshalb bezieht sich das oben geschriebene natürlich nur auf die Erstauflage.
Die waren zum Teil richtig schlecht, aber in der DH - Serie werden sie zum Glück nicht mehr erscheinen...
#3 Robert Martschinke 2022-01-20 19:23
Ich hab´ auch mal wieder zum DK gegriffen – ermuntert vor allem von Uwe Schnabels hier an anderer Stelle vorgenommener Auswertung der seinerzeitigen Kürzungsorgie des Pabel-Verlags.
Flüssig, solide und stellenweise mit viel Liebe zum Detail (Dorians Tritt ins Häufchen; die Fledermäuse) geschrieben ist der Text allemal. Und bei inhaltlichen Fragwürdigkeiten weiß man ja eben wie oben erwähnt nicht, was vom Exposé vorgegeben war.
Hervorzuheben ist meines Erachtens das Verhältnis Dorian – Coco. Hier agieren beide nämlich mal absolut auf Augenhöhe, wobei Dorian zur Abwechslung Coco hinterherreist.
Notabene ausnahmsweise noch ein Wort zum Cover. - Ich finde das Design von Mark Freier eigentlich super. Extrem duster, trotzdem sehr stylish und vor allem unverwechselbar. - Das Pärchen hier sieht aber einfach nur zum Fremdschämen aus. :sad:
#4 Cartwing 2022-01-20 20:06
Zitat:
Hervorzuheben ist meines Erachtens das Verhältnis Dorian – Coco. Hier agieren beide nämlich mal absolut auf Augenhöhe, wobei Dorian zur Abwechslung Coco hinterherreist.
Das mag man durchaus so sehen und anerkennen.
Schöner wäre es gewesen, wenn Coco hier ihre sieben Sinne beisammen gehabt hätte. Ihr ganzer Auftritt überzeugt hier nicht, weil das unerfahren und blauäugig rüberkommt. Siehe ihre Begegnung mit Olivaro. Das passt vorne und hinten nicht...
#5 Andreas Decker 2022-01-20 20:53
Ich habe seinerzeit hier im ZS mal geschrieben, dass sich Kneifel ganz gut geschlagen hat. Das muss ich nach erneuter Lektüre teilweise revidieren :lol:

Seine Coco-Szenen sind für die Tonne, sie ist nicht der Flash, sie bewegt sich nicht "rasend" schnell. Da hat sich Kneifel nicht die Mühe gemacht, das nachzulesen und es hat auch keiner korrigiert.

Dass er auch die Olivaro-Szenen nicht hinbekommen hat – und die sind richtig schlecht - , ist allerdings nicht allein seine Schuld, denn das Expo lässt ihn da hängen. "Er brüllte vor Hass." Ja, passt nahtlos zu dem Olivaro der vorigen 84 Romane. So wie es keinen Sinn macht, dass Coco ihn nicht erkennt.

Aber so stand es im Exposé, genau wie die furchtbare Soap-Opera zwischen Dorian und Coco. Ist das schlecht! Davon abgesehen, dass es der gleiche Blödsinn wie im Vorband ist – Ich habe mich Magnus unterhalten aber meinen Kameraden nichts gesagt, weil er ein heißer Typ ist -, ist Cocos nachträglich in die Kontinuität reingebastelte Münchenreise völlig an den Haaren herbeigezogen. Das glaubt doch kein Schwein. Vielleicht hätte das funktioniert, wenn man Coco in mehr Einzelromanen vorher deutlicher als unabhängige Agentin dargestellt hätte, die neben Hunter ihre eigenen Dinge durchzieht. Aber so ist es einfach nur albern als Motivation. Wenigstens der eifersüchtige Hunter ist ganz nett.

Und je weniger man über den Knoblauchschwachsinn mit Sappho sagt, umso besser. Hieß es nicht immer, dass die "echten Dämonen" mit so was keine Probleme haben? Dass die Verkrampftheit,mit der hier das Thema "lesbisch" umschrieben wurde, einen heute nur noch peinlich erschaudern lässt, dafür kann man die Zeit verantwortlich machen.

Dabei hätte das ein wirklich gelungener Roman werden können, denn die Grundidee hatte Biss. Aber wie meistens in dieser Zeit wird alles Abgründige so heruntergespielt – die Dämonen vögeln Leichen und sterben daran -, dass es verpufft.
#6 Cartwing 2022-01-20 21:25
Danke, Andreas, ich habe selbst gerade erst gedacht, was hätte ein Kurt Luif aus dieser Vorlage machen können...

Du hast ja noch so einiges bemerkt, was mir entgangen ist, aber dann wäre das hier auch abendfüllend geworden. :lol:
#7 Robert Martschinke 2022-01-20 23:01
In der ganzen Serie passt eine Menge nicht. - Einerseits hat Coco noch all ihre Hexenkräfte; andererseits wird sie ständig als "ehemalige Hexe" apostrophiert. Und der Titelheld müsste bei seinem Alkoholkonsum längst im Rollstuhl sitzen.
Dass eine Vampirin kotzt, wenn man ihr puren Knobi reinschiebt, ist da schon nachvollziehbarer - mir würd´s wahrscheinlich ganz ähnlich gehen. Und dass Coco nicht nach jeder Anwendung des "schnelleren Zeitablaufs" verschnaufen muss, geht auch an. Schließlich flitzt sie immer nur die Treppe rauf und runter - und nicht durch die halbe Stadt.
Warum Olivaro hier mitmischt, hat sich mir allerdings auch nicht erschlossen. Ich les´ die Serie ja aber auch nicht regelmäßig und permanent. Dass Alraune und Hekate identisch sind, war z. B. aus dem Roman selbst gar nicht ersichtlich.
#8 Cartwing 2022-01-21 06:18
Dass der schnellere Zeitablauf Kraft kostet, wurde halt so ausgesagt. Das ist natürlich in dem Sinne keine körperliche Anstrengung.
Aber du hast Recht, wenn es nur das gewesen wäre, hätte man es durchgehen lassen können.

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