Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: In den Klauen des Dämons
Der Vampir-Horror-Roman
In den Klauen des Dämons
In den Klauen des Dämons
Mein Senf
Trara, der Verlag frischt seine Autorenliste erneut auf. Wilfried Antonius Hary war bei den Pabel-Vampiren gelandet und versuchte den Leser mit einem Dschungel-Abenteuer zu begeistern. Dabei kroch allerhand Gekröse aus dem Dickicht des Amazonas-Regenwaldes, was noch nicht mal annähernd auf irgendeiner Artenliste steht.
Scheinbar hat der Verlag damals einen Talentwettbewerb gestartet. Das Genre Horror war relativ neu und fähige Autoren dringend gesucht. Die Berufsschreiber (ca. alle 2-3 Wochen ein Manuskript) konnten davon zu dieser Zeit wohl prima leben. Qualität war zwar sehr willkommen, aber ein sogenannter Lückenfüller genügte den Redakteuren manchmal auch. Von „Trash“ konnte man noch nicht so richtig sprechen, das hat sich 1974 noch keiner getraut, aber das „Monster der Woche“ schlich schon hinter den Heftromanständern im Dunklen umher. W.A.Hary feierte seinen ersten Manuskriptankauf 1971 beim Zauberkreis-Verlag mit einem SF-Roman. Interessanterweise dort schon unter dem Pseudonym W.A. Travers, welches er 1974 mit nach Pabel brachte. Weit ist er unter dem Namen beim Rastatter Verlag aber nicht gekommen, denn von Travers war nach der Nummer 97 beim VHR nichts mehr gekommen – wenn mir auf Uwe Schnabels Titelliste keiner durch die Lappen gegangen ist. Das hat Hary aber nicht aus den Latschen gehauen, denn in den nächsten Jahren tauchte er im Bereich Mystery und Science-Fiction in Verschiedenen Verlagen auf und kam so auf rund 500 veröffentlichte Romane. 1986 gründete er dann einen eigenen „Underground“-Verlag, wo er u.a Autoren wie W.K. Giesa und Frank Rehfeld in den Reihen hatte. In diese Zeit fiel auch die Erfindung des ersten E-Books, welches Hary DISKOMAN (eine Verknüpfung aus Diskette und Roman) nannte und damit reichlich absahnte – wenn man den Eintrag auf WIKI glauben darf. Der Mann hatte Ideen und Visionen.
Weniger visionär kam sein Erstling bei Pabel rüber. Manche Monstren waren so unglaublich, dass der Autor sie wohl selber nicht in Worte fassen konnte und mit einer blassen Beschreibung links liegen gelassen hat. Nur bei den ganz fiesen ahnte der Leser schließlich, wo Oben und Unten war. Auch bei dem strahlenden Dämon, in Gestalt eines fluffigen Waffelteigs mit Futterluke, hatte man mit der Seitenbestimmung arge Probleme. Er war der „Jabba the Hutt“ des Dschungels und bekam von den Bewohnern des Regenwaldes den Arsch nachgetragen. Die hatte er mit seinen Suggestivkräften prima im Griff. Körperlich wehren konnte er sich jedenfalls nicht und wurde relativ beiläufig von einem der Protagonisten, Creely, erschossen. Was sitzt er auch auf einem großen Haufen Uran. Das Zeug macht träge und einen ungesunden Teint.
Irgendwie funktionierte die Vermengung (Uranlager und Dämon) nicht so wirklich oder fühlte sich zumindest widerborstig an. Schreibe ich jetzt Horror oder SF? Manchmal gelingt so ein Crossover ja auch ganz gut, wenn man sich die Übersetzungen aus dem Französischen nochmals in Erinnerung bringt. Da wucherten bei Bruss Gliedmaßen ins Unermessliche oder man war auf Wunsch unsichtbar (Randa). Hary fuhr die harte Atom-Schiene. Die Strahlen veränderten Menschen und formten Tiere um. Krakenmonster, Killerwürmer und diverse „nicht“ einsortierbare Gestalten auf zwei Beinen, gingen den Abenteurern in Strahlenanzügen an den Plastikhelm oder zerkauten sie sofort. Im Amazonas-Regenwald dürften locker Temperaturen zwischen 30-40 Grad herrschen. Da kommt so ein Strahlenschutzanzug natürlich besonders gut. Okay, die Dinger hatten Klimaanlage, aber der Helm wurde aufgeschraubt. Selbst ein Teller Bohnensuppe mit anschließenden Flatulenzen kann da tödlich sein. Zumindest muss das Uranlager immens gewesen sein, wenn selbst Eisen zu Staub zerfällt. Im unterirdischen Reich von Jabba... äh, dem strahlenden Dämon ging es recht Lovecraft mäßig zu (uralte Maschinen mit undefinierbarer Funktion, fremdartige Architektur usw.), was mir persönlich noch am besten gefallen hat, aber dann glitt die Story wieder in eine unwichtige Nebenquest ab. Hatte Doris Miller etwas mit den zwei Russen gehabt, warum war der Deutsche so schweigsam oder wer hat sich die letzte Pommbär-Tüte einverleibt? Egal, ist halt trivialer Heftroman und manchmal muss der Leser auch mal eine Faust in der Tasche machen. Nicht böse sein W.A. Hary. Ist eh schon lange her und außerdem war es dein Erster in diesem Genre. Hättest du mehr Seiten (Taschenbuch) zu Verfügung gehabt, hättest du bestimmt aus dieser arg holprigen Story ein Glanzstück gemacht. Die Hintergründe wurden nämlich nur ganz zart angedeutet (wer hatte Interesse an dem Uranhort usw.) und sorgten nochmals für eine Prise Verwirrung. Leider muss nach ca.63 Seiten bei einem Heftroman der Drops gelutscht sein.
Trotzdem hatte der Roman auch ein paar positive Seiten. Er war nur 63 Seiten lang. Scherz, der Sprachgebrauch war recht flott und die Idee „ein mutiertes Superwesen rockt den Dschungel“ war nicht schlecht. Dazu kam noch ein wenig Splatter, denn an einigen Stellen der Story ging es ziemlich ruppig zu. Da geriet man schon mal zwischen zwei kräftige Kiefer oder wurde lebendig ausgeweidet:
Einer der beiden Eingeborenen lag am Boden – besser gesagt, das, was von ihm übrig geblieben war. Drei unmenschliche Gestalten beugten sich über ihn. Einer hatte seinen Kopf in der Bauchhöhle des Toten stecken und schmatzte laut.
Der Trupp bestand aus elf oder zwölf Leuten, Genug Nahrung für alle hungrigen Monster des Waldes. Hary bemühte sie rührend, dem Trupp noch ein wenig Tiefe zu geben. Eigentlich überflüssig, denn es war abzusehen, dass der Großteil nicht mit Taschen voller Gold und Edelsteinen die Heimreise antritt. Insgesamt gesehen war VHR 97 kein wirklich herausragender Roman der Serie, aber irgendwie hat er dennoch unterhalten. Ein wenig wie Reverend Fanthorpe im Urwald und, wenn man so will, spielt die Umwelt wieder eine Rolle. Jetzt könnte ich auch glatt das Lied von Heinz Rühmann über die Regenwürmer wieder anstimmen, denn erneut mussten die schleimigen „Kriecherchen“ , diesmal verstrahlt, als böse Menschenfresser herhalten. In Massen scheinen sie echt gefährlich zu sein, denn innerhalb weniger Minuten können sie sich ausgewachsene Menschen einverleiben, plus Strahlenschutz-Anzug. Passt auf, wo ihr bei Regenwetter reinstapft.
Was gab es sonst noch?
Thole hatte immer noch ein wenig Grün übrig (siehe die Sache mit Drovu) und malte zum Roman einen klasse Dschungel-Hintergrund plus unheimliches Monster mit einem Snack „To Go“. Aber warum erinnert mich dieses schreckliche Monster mit seinen Kulleraugen an einen lustigen Badewannenstöpsel? In letzter Zeit scheint der Künstler seine humorige Ader entdeckt zu haben.
VAMPIR INFORMIERT kommt heute mal mit einer anderen Aufmachung daher. Der Schriftzug fehlt und die niedlichen Monsterchen von Franz Berthold schauen in eine andere Richtung. Ein Novum? Der Roman kommt mir jetzt wie eine seltene Briefmarke oder eine falsch geprägte Münze vor und ist bestimmt Tausende wert. Wahrscheinlich hat es die Redaktion gar nicht bemerkt. So, jetzt zu Manni Knorr, der für uns diesmal durch „Internationale Zeitschriften über den phantastischen Film“ blättert. Leider gibt er nur ganz knappe Statements zum Inhalt der Magazine ab. Die vorgestellten Zeitschriften kamen überwiegend aus Amerika und dürften heute die Sammlerherzen höher schlagen lassen. Die Seite war schon mal spannender.
So richtig spannend wird es wohl erst wieder, wenn uns Jens Orlik aka Rolf Kalmuczak auf den HORRORTRIP INS TAL DER TOTEN mitnimmt. Auf der zweiseitigen Leseprobe hat sich eine Horde Halbverwester zusammengetan und kaut auf Leichen herum. Hört sich nach einem Zombie-Klassiker an, war aber bestimmt nur die beste Szene des Romans. Mal sehen. Kalmuczak`s Art zu schreiben scheint sehr interessant zu sein.
Kommentare
Halb 7 und ich liege schon vor Lachen am Boden...
Wobei ich dich nicht wirklich um das "Lesevergnügen" beneide...
Auf den Kalmuczak bin ich gespannt. Der TKKG Autor konnte auch Horror?
Obwohl der ja recht vielseitig war...
Dass Kalmuczak TKKG Autor war wusste ich noch nicht. Danke für die Info. Die Leseprobe klingt recht blutig...
Kalmuczak hat Hunderte Romane geschrieben. KX, Cotton, und wohl auch die harten Don Boston im Erber Terror Krimi, wenn man es glauben darf.