»Dorian Hunter« revisited - Teil 44 - Spieglein, Spieglein…
»Dorian Hunter« revisited
Teil 44 - Spieglein, Spieglein …
“Die Bräute des Henkers”
Nach dem nicht wirklich überzeugenden “grünen Phantom” konnte Warren sich mit diesem Band wieder deutlich steigern, wobei es auch hier wieder eher die kleinen Ereignisse am Rande sind, die überzeugen.
So etwa Die Lagebesprechung der Dämonen am Anfang des Romans, bei der sich bereits Hekates Niedergang deutlich abzeichnet. Hier ist Warren natürlich in seinem Element, solche Ränkespielchen liegen ihm einfach, auch wenn man sich schon fragt, warum diese Besprechung nun unbedingt drei Tage dauern muss, oder warum man überhaupt mal wieder so einen gewaltigen Aufwand betreiben muss, um dem eigentlich noch gar nicht wirklich aktiven Hermes beizukommen.
Hier wird seit einigen Bänden ein Konflikt konstruiert, den es eigentlich gar nicht gibt, zumindest nicht in der Form, dass die Gegenseite so schwere Geschütze auffahren müsste. Letztlich macht der Aufwand nur Sinn, weil hier dem Begründer der weißen Magie halt der Gegenpart, also der Urvater der Schwarzen Magie gegenübergestellt werden soll.
Nichtsdestotrotz sind solche für den weiteren Verlauf der Handlung wichtigen Abschnitte natürlich interessanter, als die Jagd nach dem Monster der Woche, aber auch die Szenen, in denen Warren die Beeinflussung Hunters durch den Ys - Spiegel schildert, sind gelungen, weil er halt die Figuren kennt und gerade die Beziehung zwischen Coco und Hunter, welche durch das Erbe des Dreimalgrößten mal wieder auf eine harte Probe gestellt wird, dementsprechend überzeugend und glaubhaft darzustellen vermag.
Die Solo - Abschnitte um Coco, welche sich ins Schloss des seltsamen Grafen einschleicht, fallen dagegen leider etwas ab. Zum einen ist die Maskerade des leicht durchgeknallten Schlossherrn, welcher sich natürlich als Henker entpuppt, sehr schnell vorherzusehen, zum anderen ist es einfach zu offensichtlich, dass dieser Abschnitt im Grunde nur als Streckmittel dient, auch wenn wir hier ein fast klassisches Grusel - Szenario erleben. Allerdings passt dieses so gar nicht zum aktuellen Thema, bei dem es nun mal um die Erweckung Luguris geht.
Dagegen hätte man aus der Tatsache, dass sich im letzten Drittel solche prominenten Gestalten wie Olivaro oder Hekate auf der Insel befinden, durchaus etwas mehr machen können, statt nur ihre Namen zu erwähnen und sie zusammen mit den niederen Kreaturen in heller Panik vor dem ach so mächtigen Spiegel fliehen zu lassen.
Immerhin schließt der nächste, ebenfalls von Warren verfasste Roman nahtlos an die hier geschilderten Ereignisse an, man darf also hoffen, dass es noch etwas spannender wird.
Wäre es nicht so kalt gewesen, hätte Georgette den Dämonenkiller förmlich vergewaltigt.
(DH 94)
Luguri, das war ein Name, mit dem die Dämonen ihre Kinder schreckten.
(DH 94)
Kommentare
Vor allem ist öde, dass die bösen Dämonen immer mehr zu Geisterbahnfiguren degenerieren, was vor allem Appel so gut drauf hatte. Alle diesen namenlosen Chimären, das ist nur noch Scooby Doo.
Das Operettengetöse fällt vor allem so negativ auf, da es ja im selben Heft doch noch glaubhafte Konflikte gibt. Der Streit zwischen Hunter und Coco ist nicht übel und hat durchaus Biss. Benutzen wir den Kleinen doch als Waffe. Wenn das kein Scheidungsgrund ist.
Die Kindergartenversion von De Sades "Die 120 Tage von Sodom" - der Graf, der sich mit Frauen in seinem Schloss verbarrikadiert - fand ich eigenlich als Idee ganz witzig. dass sie so ausgewälzt wird, ist auch folgerichtig. Es lenkt davon ab, dass unsere beiden Anwärter auf die Weltherrschaft Tage über die überschaubare Insel stolpern, ohne Luguris Grab zu finden, was Coco in 5 Minuten schafft.
So unglaubwürdig das auch ist - der Hubschrauberflug von der Burg am Arsch der Welt zur Bretagne mal eben ist auch mal wieder so ein Schenkelklopfer, der muss eine dämonische Reichweite haben - , flott zu lesen ist der Roman zweifellos und um Klassen besser als der lahme Vorgänger.