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»Dorian Hunter« revisited - Teil 45 - Wer zuletzt lacht …

»Dorian Hunter« revisited»Dorian Hunter« revisited
Teil 45 - Wer zuletzt lacht …

Im September 2018 wurde die legendäre Dämonenkiller - Serie im Bastei - Verlag unter dem Namen Dorian Hunter neu gestartet. Die ersten 50 Bände sind erschienen und ein Ende ist nicht in Sicht. In dieser Artikelserie werfe ich einen kritischen Blick auf die alten Romane im neuen Gewand und begleite den “Dämonenkiller” auf seinem Weg in jene Gefilde, die bislang nur in Buchform erreicht wurden…

Der Erzdämon“Der Erzdämon”
Dorian Hunter Band 95
von Earl Warren
(EV: DK 92 “Da lacht der Satan” / 25.05.76)
Nachdem der wiedererweckte Luguri bei einer Zusammenkunft der Schwarzen Familie über die aktuelle Lage informiert wurde, kommt er zu dem Schluss, dass die gegenwärtigen Dämonen allesamt degeneriert und unfähig sind, die Macht über die Sterblichen zu erringen. Um das zu ändern, will er zunächst ein Zeichen setzen und nimmt in New York ein ganzes Hochhaus unter Beschlag, worauf dieses nur noch schemenhaft wahrnehmbar und von einer undurchdringlichen Barriere umgeben ist.

Durch die Presse wird auch Dorian Hunter darauf aufmerksam und fährt mit Unga und Gunnarsson nach New York. Dort versuchen sie, die magische Barriere zu durchbrechen, was aber erst gelingt, nachdem ein Freak diese von der anderen Seite passiert hat. Um bis zu Luguri vorzudringen, muss Hunter schließlich den Ys - Spiegel einsetzen, den der Erzdämon ihm in einem schwachen Moment abnehmen will. Unga gelingt es jedoch im letzten Moment, das kristalline Herz eines Opfers, welches als magischer Katalysator die Barriere entstehen ließ, zu zerstören, worauf Luguri die Flucht ergreift.

Allerdings droht das Hochhaus nun einzustürzen und für die Gefährten scheint es keinen Ausweg zu geben. Zur gleichen Zeit bekommt Tim Morton einen seltsamen Anruf von Dorian Hunter, der scheinbar aus der Zukunft zu ihm spricht...

Nachdem der große Erzbösewicht Luguri ja bereits im letzten Band seinen ersten Auftritt hatte, beginnt dieser ebenfalls von Warren verfasste Roman auch gleich mit einem prahlerischen Selbstgespräch des Oberfieslings, das dem Leser schon mal verdeutlichen soll, was man von diesem besonders finsteren und besonders grausamen (etc.) Mitglied der Schwarzen Familie zu erwarten hat.

Dabei tritt er hier obendrein noch in Gestalt eines “wilden, stinkenden Ungeheuers” auf, allerdings nicht um kleine Mädchen zu erschrecken, sondern um die anderen Dämonen zu “schockieren”, wie es da heißt…

Nach dieser einfach nur unfreiwillig komischen “Taxi Driver” - Vorstellung (bei der nur der Spiegel fehlt), darf der ebenfalls leicht schockierte Leser sich zunächst durch ein paar Nebenschauplätze arbeiten, da man schließlich wissen muss, wie es den Bewohnern und sonstigen im Hochhaus eingeschlossenen Leuten so geht.

Wirklich spannend bzw. interessant wird das erst, als ein ebenfalls eingeschlossener Freak beschließt, aktiv zu werden und ein paar Dämonen zur Strecke bringt, lange bevor ein Dorian Hunter sich überhaupt Zugang zum Gebäude verschafft hat. Die Szenen machen Spaß und man hätte dem Freak durchaus noch ein paar weitere “Einsätze” gegönnt, leider muss er dann aber den Löffel abgeben, um dem “wahren” Dämonenkiller den Weg zu ebnen…

Und auch wenn es logisch und nachvollziehbar erscheint, dass dieser nicht einfach so in das Hochhaus reinmarschieren kann, selbst mithilfe seiner magischen Tricks, ziehen sich die Abschnitte, in denen er es mit Gunnarssons Hilfe versucht, doch viel zu sehr in die Länge.

Erst im letzten Drittel gelingt es den Gefährten, bis zu Luguri vorzudringen, welcher natürlich gleich die Gelegenheit wahr und dem neuen Feind den (auch hier wieder viel zu mächtig dargestellten) Ys - Spiegel abnehmen will, was durch Ungas Eingreifen natürlich in letzter Sekunde vereitelt wird.

Was also tut der große, selbst von den höherrangigen Dämonen geachtete und gefürchtete Luguri, der doch gerade erst so große Töne gespuckt hat, am Ende? Er tut genau das, was auch die anderen “mächtigen” Dämonen am Ende immer wieder gerne tun. Er flieht…

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2022-04-29 09:53
Das ist für mich ein Roman, der recht zwiespältig ist. Flott geschrieben, keine Frage, aber wo das Konzept endgültig nicht mehr funktioniert.

Der Anfang ist unsäglich mit seiner Mischung aus Stan Lee Dialogen und WWF Getöse. Das ist Kasperltheater.

Natürlich kann man sehen, was Vlcek mit der Figur Luguri wollte. Hat man oft genug gelesen und gesehen, da kommt das Relikt aus der Vergangenheit und bringt das Boot zum schaukeln. Gab Jahrzehnte später mal eine Soprano-Staffel, wo das clever und glaubwürdig durchgespielt wurde.

Aber hier funktioniert das gar nicht. Im damaligen Umfeld konnte Luguri als Figur nicht funktionieren, wenn der Exposè-Autor die Autoren ständig ermahnen muss, bloß nichts zu Gruseliges oder Blutiges auf die Seite zu bringen. Das ist alles nur heiße Luft, mal mehr und mal weniger plausibel.

Darüber hinaus scheitert der Roman darin, das Serienkonzept zu erweitern. Dämonen in der Tagesschau, das zerstört jede Atmosphäre. Als der General vor Ort auftauchte, fehlten nur noch der Hulk und Dr. Strange.
#2 Cartwing 2022-04-29 17:46
Zitat:
Im damaligen Umfeld konnte Luguri als Figur nicht funktionieren, wenn der Exposè-Autor die Autoren ständig ermahnen muss, bloß nichts zu Gruseliges oder Blutiges auf die Seite zu bringen
Stimmt, aber es werden später immerhin Andeutungen gemacht, die auf grausame Dinge schließen lassen. Etwa, dass er überall auf der Welt für irgendwelche Katastrophen verantwortlich ist.

Aber selbst wenn sie damals blutiger gekonnt hätten, wäre die Figur ein Wichtigtuer geblieben, und wie soll man ihn ernst nehmen, wenn er angesichts eines kleinen Gegenstands immer wieder den Schwanz einzieht und das Weite sucht...
#3 Robert Martschinke 2022-04-30 16:46
Ich hab´ mir auch mal wieder ´nen "Dämonenkiller" gegeben (nach 4 Heften Pause).
Naja. Den Anfang mit Hekate fand ich tatsächlich recht witzig. Dämonen unter sich sind ja naturgemäß stets recht speziell. Und Logik ist der Hölle Sache nicht. Dann wurde es allerdings öde. Die klischeehaft stereotypen Hotelgäste werden wie nach Strichliste abgearbeitet, Und der Showdown ist irgendwie ... auch naja. Notabene: Wenn so etwas weltweit dann in den Nachrichten kommt ... wieso wundert sich überhaupt noch wer über Dämonen etc.?
Bei John Sinclair gab´s übrigens auch mal was mit einem Hochhaus, das ging ganz ähnlich.
Der längst mausetotgelaufene (unfreiwillige?) Running-Gag ist ja der, das alle naslang vermeintliche Super-Bösewichte auflaufen, die dann bei näherem Hinsehen auch bloß mit Wasser kochen (sozusagen). Dämonen sind eben auch nur menschlich. Was den ganzen Hokuspokus dann allerdings auch reichlich konterkariert.
@Andreas: Hulk und Strange waren doch dabei; sie hießen nur anders. (Hunter mit seinem Spiegelchen wäre als Dritter im Bunde dann wohl eine Mischung aus Batman und Grüner Laterne.)

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