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»Das Haus Zamis« revisited - Teil 7 - Der Merlin - Zyklus (1)

»Das Haus Zamis« revisited»Das Haus Zamis« revisited
Teil 7 - Der Merlin - Zyklus (1)

Nur wenige Jahre nach dem Neustart der Dorian Hunter - Serie bei Bastei wurde das schon im Buchformat recht erfolgreiche Spin off “Das Haus Zamis” dort ebenfalls als Heftserie gestartet. Inzwischen hat sich die Serie am Markt etabliert und steht kurz vor Band 40. Zeit, einen kritischen Blick auf das Projekt zu werfen und den Weg von der “Geburt” in der Dämonenkiller - Serie über die späteren Taschenbücher bis hin zu den damals neuen Abenteuern im Hardcover zu verfolgen.

Merlins BoteDas kalte Herz“Das kalte Herz” / “Merlins Bote
Das Haus Zamis Band 10 / 11
von Ernst Vlcek
(EV: DK TB 55 “Coco und das kalte Herz” / 1979)
Coco wird von ihrem Bruder Georg darüber informiert, dass Asmodi eine Intrige gegen die Familie Zamis plant. Im Zusammenhang damit ist von einem Sabbat in Montenegro die Rede. Außerdem warnt er sie vor dem dort aktiven Dämon Gorshat. Coco begibt sich dorthin und findet heraus, dass die Freundin eines Fischers von dem Dämon in eine Chimäre verwandelt wurde. Sie lässt sich zu ihr führen und gelangt so auf die Burg ihres Schöpfers Gorshat, dem sie sich zum Schein ausliefert, um dann ihre Identität zu lüften. Da Gorshat für Asmodi den Sabbat vorbereiten soll, verpasst er ihr ein lebendes Kleid, mit dem sie weder fliehen noch Magie wirken kann.

Anschließend wird sie Zakum, dem Archivar Asmodis vorgeführt, der ihr erklärt, dass dieser einen Treuebeweis der Zamis verlangt. So ist für Georg eine Dämonenhochzeit geplant, während Coco ihr Herz als Pfand ihres Körpers hinterlegen und dafür ein künstliches erhalten soll. In ihrer Not ruft sie Merlin zu Hilfe, doch der befindet sich selbst in einer Notlage, weshalb er einen Boten schickt, der sich ihr in Gestalt des Zwerges Oirbsen zu erkennen gibt. Dieser eröffnet ihr, dass Merlin im centro terrae gefangen ist und dass für seine Befreiung sieben Siegel benötigt werden, von denen sich eines in Zakums Archiv befindet. Nachdem Coco das Kleid losgeworden ist, kann sie wieder Magie anwenden.

Sie lässt sich von Zakum ins Archiv führen, wo er die Pfänder für Asmodi und die künstlichen Herzen aufbewahrt, von denen Coco eines auswählen soll. Zuvor kann sie mit einer List das Siegel ausfindig machen und es gegen ein Duplikat austauschen. Nachdem es Georg mit Oirbsens Hilfe gelungen ist die ihm zugedachte Gemahlin zu vernichten, helfen sie Coco dabei, Gorshat zu täuschen, so dass dieser das künstliche Herz nicht Coco sondern einer Chimäre einpflanzt. Damit er durch diesen Fehler bei Asmodi nicht in Ungnade fällt, willigt Gorshat ein, den Fürsten in dem Glauben zu lassen, nun über ein Pfand von Coco zu verfügen. Allerdings sorgt das künstliche Tollwut - Herz im Körper der Chimäre dafür, dass es zu einem Tumult während des Sabbats kommt, der in einer Rebellion der Chimären gipfelt. Während Asmodi sich lieber zurückzieht, stürzt Gorshat mit der tollwütigen Chimäre in den Tod.

Mit diesem ersten Band des Merlin - Zyklus ist Vlcek ein durchaus guter Auftakt gelungen, wenn es auch eine Weile dauert, bis die Handlung in die Gänge kommt. Das liegt vor allem an der etwas zu großzügig angelegten Vorgeschichte um die Fischerfamilie, welche Coco über den Kontakt zu der Chimäre schließlich auf die Burg Gorshats geleitet, wo sie dann bis zum Ende des Romans bleibt.

Abgesehen von dem Abstecher ins Archiv Zakums gibt es also keine weiteren Schauplätze mehr, wodurch sich der Handlungsverlauf etwas linear gestaltet, was aber nicht negativ ins Gewicht fällt, weil hier doch eine Menge passiert und es ein ziemlich großes Aufgebot an Figuren gibt, die fast alle handlungsrelevant sind.

Während aber der undurchsichtige Archivar Zakum hier als durchaus interessante Figur mit Potential für weitere Auftritte durchgeht, ist die Darstellung des Dämons Gorshat doch etwas zu schablonenhaft, zumal man sich auch fragt, warum Coco sich ihm gegenüber so blauäugig verhält, sich ihm regelrecht ausliefert, bis sie endlich erkennt, dass sie sich in Gefahr befindet. Immerhin weiß sie ja bereits, dass Asmodi etwas im Schilde führt und dass es eine Verbindung zu Gorshat gibt.

Dass man hier noch den Bruder des von ihr getöteten Boris Zamis ins Spiel bringt, sorgt zwar für etwas Abwechslung, bringt die Handlung aber nicht wirklich voran. Im Gunde sorgt er nur dafür, Cocos Lage noch etwas aussichtsloser und bedrohlicher erscheinen zu lassen und so rechtfertigen zu können, dass sie sich wieder an Merlin wendet, was sie ja nur in äußersten Notfällen darf.

Hier kommt dann der Gnom Oirbsen ins Spiel, dessen Identität als Bote niemanden groß überrascht haben dürfte, auch wenn es wirkungsvoll am Ende des ersten Teils enthüllt wird. Wobei man Dennis Erhardt hier zugestehen muss, dass er wirklich ein Händchen für Cliffhanger hat, immerhin war das ursprünglich mal ein Taschenbuch und es dürfte nicht ganz einfach sein, immer ein passendes (vorläufiges) Ende zu finden.

Zur Figur selbst kann man hier noch nicht viel sagen, zumindest bleiben dem Leser irgendwelche Albernheiten erspart, die man angesichts der Gestalt und ihrer Maske als Harlekin befürchten könnte (abgesehen von einer Szene, in der er einen dämonischen Ritt hinlegt). Stattdessen erweist Oirbsen sich nicht nur als sehr hilfreich bei der Beschaffung des ersten Siegels, sondern sogar als unverzichtbar, da Georg und Coco es ohne ihn nie geschafft hätten, Asmodis Plan zu vereiteln.

Dass die Zamis Asmodi ein “Dorn im Auge” sind, ist nach allen bisherigen Ereignissen auch durchaus verständlich. Zwar könnte man sich fragen, warum er überhaupt noch einen Treuebeweis verlangt, nachdem sie ihm im Kampf gegen Kilian Elkin den Allerwertesten gerettet haben, allerdings war gerade diese Rettung wohl die größte Schmach für den Höllenfürsten. Insofern ist dieser “Treuebeweis” natürlich nur ein Vorwand, um die Zamis kontrollieren zu können.

Unterm Strich darf man sagen, dass der Roman auf jeden Fall gut unterhält und abgesehen von der Vorgeschichte keine Längen aufweist, wobei sich die Spannung allerdings in Grenzen hält, da man natürlich nie wirklich glaubt, dass Coco ihr Herz verpfändet oder dass es ihr nicht gelingen könnte, das erste Siegel an sich zu bringen.

Und das wird auch beim zweiten Siegel kaum anders sein, weil Zyklen dieser Art meist einen recht vorhersehbaren Ablauf haben. Es wird eine bestimmte Anzahl an Gegenständen, in diesem Fall Siegel / Schlüssel benötigt, die auf die entsprechenden Romane aufgeteilt und auch meistens gefunden werden, bis man dann im Finale den letzten findet, und das entsprechende Schloss geknackt wird.

Die Spannung resultiert hier also vor allem aus der Frage, wer Merlin im centro terrae gefangen hält und warum er das tut. Vielleicht erfahren wir beim nächsten Mal mehr…

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2022-06-30 13:11
Zitat:
zumal man sich auch fragt, warum Coco sich ihm gegenüber so blauäugig verhält, sich ihm regelrecht ausliefert, bis sie endlich erkennt, dass sie sich in Gefahr befindet. Immerhin weiß sie ja bereits, dass Asmodi etwas im Schilde führt und dass es eine Verbindung zu Gorshat gibt.
Das ist eine der größten Schwächen des Zyklus'. Coco als Figur wird so massiv entschärft und zur Handpuppe gemacht, dass man sich irgendwann fragt, warum ihre Sippe sie nicht Asmodis mit einem Schleifchen zur Opferung übergeben hat. Man darf vieles nicht hinterfragen, weil es sonst im Kontext des DK-Universums völlig sinnfrei ist.

Aber der Roman ist zweifellos bunt und unterhaltsam.
#2 Cartwing 2022-06-30 17:58
Zitat:
Coco als Figur wird so massiv entschärft und zur Handpuppe gemacht, dass man sich irgendwann fragt, warum ihre Sippe sie nicht Asmodis mit einem Schleifchen zur Opferung übergeben hat.
Es gibt in einem späteren Teil eine Szene, in der ihre Brüder tatsächlich in diese Richtung denken... ;-)

Immerhin ist sie hier ja noch etwas jünger...
#3 Andreas Decker 2022-07-01 12:17
zitiere Cartwing:

Immerhin ist sie hier ja noch etwas jünger...


Sie sind echt, und sie sind spektakulär ;-)

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