Nikolai von Michalewski Reihe »Weltraumpartisanen«: Mark Brandis 04 - »Aufstand der Roboter«
Nikolai von Michalewski, Reihe »Weltraumpartisanen«
Mark Brandis 04 – »Aufstand der Roboter«
Jedoch kann ich keine festen Termine vorlegen.
Handlung
Nach dem erfolgreichen Angriff auf die Totalchemie, die dem Widerstand gegen das Regime der Reinigenden Flamme die nötige Atempause verpasste, war die Besatzung von Delta VII gezwungen, sich und ihr Schiff in den Tiefen des Alls zu verstecken. Vom Hunger bedroht setzte Commander Mark Brandis alles auf eine Karte und folgte einem Tip Robert Monniers, nach der alten, vermutlich verglühten Raumstation ASTROSTAT zu suchen, die schon lange nicht mehr auf Navigationskarten verzeichnet war.
Es stellte sich heraus, dass ASTROSTAT nach wie vor existierte, offenbar als geheime Weltraum-Basis, deren Kammern voller Vorräte waren.
Auf der Station wurden die Männer von einer Einheit Homines Facti (HFs), in der Retorte gezüchtete Soldaten (sing. Homo Factus), überrascht. Die HFs konnten jedoch überwunden werden und Brandis ordnete eine Woche Aufenthalt an, um die Mannschaft wieder zu Kräften kommen zu lassen.
In Berlin, wo sich nach dem Aufstand im Rahmen des Unternehmen Delphins der Regierungssitz der Freien EAAU befindet, erfuhr Präsident John Harris ebenfalls von der Existenz der Kunstmenschen. Mit ihrer Hilfe wollte der General Smith im geplanten Krieg gegen die VOR auch die zahlenmäßige Überlegenheit an Soldaten erringen.
Auf ASTROSTAT gerieten die Astronauten um Commander Brandis unterdessen in die Gewalt des Piraten Major Brohon. Auch hier kam ihnen jedoch wieder ein glücklicher Zufall zur Hilfe. Unter den Anhängern des Major Brohons befand sich Captain Rockwell Freeman, ein alter Bekannter von Brandis, mit dessen Hilfe es gelang, sich aus der Gefangenschaft des Freischärlers zu befreien. Brohon wurde dabei getötet.
Durch Freeman erfuhr die Delta VII-Besatzung von dem Konvoi QR 206, der, extrem stark bewacht, scheinbar wertvolle Fracht von der Venus zur Erde beförderte.
Brandis entschloss sich, aus den Schiffen der Piraten und Delta VII einen Kampfverband zu bilden, um einen Angriff auf QR 206 zu fliegen.
Im Verlauf des Kampfes stellte sich heraus, dass sich Ruth O’Hara auf einem Schiff des Konvois befinden musste. Commander Brandis setzte seinen Angriff trotzdem fort. Der Geleitschutz wurde beinahe vollständig zerstört, der Schwere Kreuzer Ischariot entkam.
In dem erbeuteten Frachter vom Typ Najade wurde das Elektronik-Metall Venal und eine Kiste Gehirnmasse befördert.
Der Najade-Passagier Kommissar Goltz berichtete im Verhör, dass die Gehirnmasse für die Produktion der HFs bestimmt war. Im Verhör kam ebenfalls heraus, dass Ruth O’Hara sich an Bord der Ischariot befand, Lieutenant Stroganows Familie untertauchen konnte, die Familie von Lieutenant Antoine Ibaka jedoch hingerichtet wurde. Kurze Zeit danach brachte der verzweifelte Lieutenant Ibaka Kommissar Goltz um, weil dieser den Hinrichtungsbefehl unterzeichnen musste.
Nach der Überführung der Najade nach Berlin überschlugen sich die Ereignisse. Lieutenant Ibaka brach aus der Gefangenschaft aus, obwohl er bereits freigesprochen worden war, wobei er schwer verwundet wurde, und übermittelte im Sterben liegend Mark Brandis seinen Plan. Die Kiste mit Gehirnmasse sollte mit seinem Gehirn “verunreinigt“ werden, um so regimefeindliche HFs heranzüchten zu lassen.
Der Rest der Delta VII-Crew führte den Plan “Trojanisches Pferd“ aus. Bei der scheinbaren Überführung der Masse nach Peking wurden sie von einer Staffel der EAAU-Raumflotte abgefangen, festgenommen und die Gehirnmasse beschlagnahmt.
Beim Prozess gegen die drei Widerstandskämpfer am 6.7.2071 im Olympia-Stadion von Metropolis kam es dann zur entscheidenden Wende. Kurz nach Urteilsverkündung schrie ein HF Protest und nachdem er von regierungstreuen Verbänden erschossen wurde, ging seine ganze Einheit zur Rebellion über. Metropolis erhob sich gegen das Regime der Reinigenden Flamme.
Commander Brandis wurde vom einfliegenden Präsidenten Harris auf den SK Ischariot angesetzt, mit dem der General in letzter Minute fliehen konnte.
Delta VII stellte die Ischariot, aber der letzte Kampf fand nicht statt. Der Kommandant des schweren Kreuzers ergab sich. In der Kabine des Generals musste der Commander feststellten, dass der Körper des General Smith bereits vor einiger Zeit gestorben war. Nur sein Gehirn hatte überlebt und von der Kabine aus Befehle erteilt. Brandis unterbrach die Stromzufuhr, indem er das rote Kabel herauszog.
Ein halbes Jahr später hatten sich die Dinge normalisiert. Präsident Harris war zurückgetreten und nun Präsident der VEGA, Brandis wurde Expeditionsleiter.
Der Platz der Vereinigten Kontinente war in Platz Antoine Ibaka umbenannt worden.
Der letzte HF war an Altersschwäche gestorben, denn die HF konnten offensichtlich nicht langlebiger gezüchtet werden.Unfruchtbar waren sie sowieso gewesen.
Jetzt zur Kritik:
Trotz der spannenden Handlung, der Selbstzweifel des Protagonisten und der wirklich guten Literatur durch Hndlungen und Darstellung der Charaktere und ihrer Wechselbeziehungen gibt es wieder einiges an Sachanmerkungen.
Noch immer fliegt die DELTA VII „am Rande der Galaxis“, womit etwa die Jupiterbahn gemeint sein müsste, denn dort befindet sich wohl die Station ASTROSTAT. Weiter waren die Schiffe der EAAU oder VOR noch nicht hinausgestoßen. Dieser Begriff ist also allegorisch zu nehmen.Die äußersten Bereiche waren die STELLANORMEN, die für den zukünftigen Verkehr mit dem äußeren Sonnensystem gedacht waren bzw. als Außenbasen für hypothetische interstellare Flüge. Diese müssten sich also etwa auf der Saturnbahn befinden, da Uranus in der Serie erstmals im nächsten Band erreicht wird (Band 5:Vorstoß zum Uranus). Mit anderen Worten, die kosmographische Nomenklatur stimmt vorne und hinten nicht.Desgleichen kann die DELTA VII einen Konvoi von der Venus zur Erde abfangen, obwohl sie selbst sich auf der Jupiterbahn befindet.Nun ist sie zwar das schnellste Schiff der VEGA und der Menschheit und die Najade, die im Konvoi eskortiert wird, ist ein langsamer Frachter, aber so schnell kann auch das Rebellengeschwader von Brandis nicht vor Ort sein, das neben der DELTA VII, deren Kampfkraft der eines schweren Kreuzers entspricht, aus immerhin zwei normalen Taurus-Zerstörern und einem schweren Kreuzer besteht.Trotzdem sind sie dann einfach auf der Mondbahn, als der Konvoi in Erdnähe kommt. Wer das astrotechnisch nachrechnet, wird also Widersprüche finden.Natürlich hängt das auch davon ab, wo Erde, Venus und Jupter gerade relativ zueinander stehen.
Dann sollte die ferne ASTROSTAT-Station ursprünglich irgendwie „verglühen“. Das kann sie aber nur in der Sonne oder in einer planetaren Atmosphäre. Beides ist weit und breit nicht in Sicht.Von einer Sprengung (etwa mit KL) war nicht die Rede.Also auch hier nicht ganz einwandfrei formuliert. Meteoritenschwärme gibt es auch immer noch aber immerhin hat die sehr seltsam gebaute DELTA VII inzwischen neben dem Ruheraum eine Kommandantenkabine, von der in den drei vorherigen Bänden nie die Rede war. Sie ist sogar groß genug für zwei Leute (Brandis und einen geretteten Kommandanten), während es nun einen „allgemeinen“ Ruheraum gibt. Dennoch muss Monnier, der Pilot, in seinem Kontursitz auf der Brücke schlafen.Weiterhin werden die HF als große Gefahr dargestellt, aber die Gehirnmasse der toten Fanatiker reicht nur für ca. 350.000 bis 375.000 Klonsoldaten. Damit kann man keine ganzen Kontinente erobern. Für eine große Infanteriearmee ist das eher wenig.Es mag ein Zusatzproblem sein,da der General Smith dadurch stärker wird, ist aber eigentlich nicht die so breit geschilderte Hauptgefahr.Außerdem ist die getrocknete Gehirnmasse, die man den seelenlosen Klon-Soldaten der HF einspritzt, um sie fanatisch und intelligent zu machen, aus den Gehirnen von Tausenden von toten Generalsanhängern zusammengesetzt. Das hier nur ein weiteres „Antigehirn“, nämlich Ibaka, ausreichen sollte, um diese Menge zu sabotieren, ist unwahrscheinlich.Dass sich dadurch eine ganze Schwadron bzw. ein Regiment Homines Facti in Rebellen verwandelt, ebenso.Sonst bräuchte man nicht derart viel davon für die Produktion der Homines Facti. Also auch hier klingt die Erzählung nicht überzeugend.
Positiv ist zwar der mitunter halbdokumentarische Stil (Michalewski war auch Dokumentarfilmer), wenn Brandis Zeugen an anderen Orten Handlungen einflechten lässt, über deren Kenntnisse Brandis selbst zu diesem Zeitpunkt nicht verfügt. Negativ zu sehen ist aber der Schreibstil des allwissenden Zukunftserzählers (hier wird Brandis dafür vom Autor hergenommen), der die ganze Spannung aus der Handlung herausnimmt und öfter eben in solchen Formulierungen auftritt.Das nimmt der Handlung mitunter etwas den Wind aus den Raumsegeln.
Positiv hingegen ist weiterhin die beschriebene, moralische Haltung des Commanders Brandis und der seiner Crew.Selbst die „Ermordung“ des Militär-Kommissars der 3.Abteilung durch Ibaka in seinem Schmerz über den gewaltsamen Tod seiner Familie, ließe sich als Standgericht in Notzeiten abtun aber Michalewski stellt hier heraus, dass auch in solchen Zeiten die rechtlichen und moralischen Maßstäbe der Friedenszeit einer Demokratie gelten sollten.Ob man da zustimmen muss, ist eine Diskussionsfrage.
Weiterhin ist die Darstellung des demokratischen Staates an sich positiv zu sehen.Der Autor vergleicht oft auch mit faschistischen oder kommunistischen Systemen der Vergangenheit des 20. Jahrhunderts, ohne jetzt explizit Namen zu erwähnen.
Sinngemäßes Zitat, nicht wörtlich:
„Aufgabe eines Staates ist es, die allgemeinen Menschenrechte und die Ethik zu sichern und ihre Durchsetzung zu garantieren.“
Mit diesem Band schließt die Tetralogie ab. Ab jetzt folgen nur noch Einzelabenteuer, die aber auch besprochen werden.
2022 by Holger Döring