»Das Haus Zamis« revisited - Teil 9 - Der Merlin - Zyklus (3)
»Das Haus Zamis« revisited
Teil 9 - Der Merlin - Zyklus (3)
“Der Dämon von Venedig”
Ein etwas abruptes Ende, könnte man meinen, allerdings trifft das auf die Heftausgabe eigentlich nicht zu, da die Handlung in Band 14 nahtlos fortgesetzt wird. Mit diesem und dem nachfolgendem Roman, welcher dann das nächste Taschenbuch um “Cocos unheimliche Verwandlung” abschließt, befassen wir uns aber erst beim nächsten Mal.
Denn auch wenn die Kampfansage Pietros bereits zu Anfang des vorliegenden Romans gemacht wird, beschließt Coco, diese erst einmal zu ignorieren und sich stattdessen um das nächste Siegel zu kümmern. Da sie ja inzwischen die Zeitschächte kontrollieren und somit auch den Zeitpunkt ihrer Rückkehr bestimmen kann, könnte sie theoretisch also jedes beliebige, gegenwärtige Problem erst mal links liegen lassen.
Das ist natürlich sehr praktisch, zumal auch diverse Veränderungen, die sie in der Vergangenheit vornimmt, wie etwa ein radikal kurzer Haarschnitt, bei ihrer Rückkehr in ihre Zeit verschwunden sind. Ebenso wie auch ihr Alter immer wieder zurückgesetzt wird, ganz unabhängig davon, ob sie nur wenige Tage oder Jahre in einer anderen Zeit bleibt.
Das sind zwar recht merkwürdige Gesetze, welche die Macher sich hier ausgedacht haben, denn warum sollte der Körper des Zeitreisenden irgendwelchen Veränderungen unterliegen, wenn er per Nullzeit durch die Schächte geht, aber das nennt man dann wohl kreative Freiheit.
Die Zeitreisen als solche sind auch nicht das Problem dieses Romans, in dem zwar wieder recht viel passiert, der aber leider von Anfang bis zum vorläufigen Ende ebenso vorhersehbar und spannungsarm bleibt wie der vorherige Band. So weiß Coco auch hier wieder ganz genau, wann und wo sie das Siegel findet. Sie hätte unter normalen Umständen also einfach nur die Kurtisane aufsuchen, sie hypnotisieren und ihr dann den Ring abnehmen können.
Da sich die Siegelsuche aber nun mal jeweils über einen ganzen Roman erstrecken soll, lässt der Autor sie halt zu spät an ihrem Zielort ankommen. Dann inszeniert er einen Überfall und eine Entführung, bei der die Heldin sich ein bisschen austoben und einem grausamen Grafen das Handwerk legen darf, worauf die Ringträgerin natürlich nicht mehr am Ziel anwesend ist, da sie inzwischen ebenfalls entführt wurde.
An der Stelle fragt man sich zwar, warum man nun unbedingt die Hilfe eines Dämons in Anspruch nehmen muss, um ein paar Kurtisanen entführen zu lassen, aber so hat Coco natürlich am Ende noch einen “richtigen” Gegner, den sie nur mit List und den üblichen Tricks (schnellerer Zeitablauf) besiegen kann, und dessen Herkunft darüber hinaus noch eine wichtige Rolle spielt.
Die anschließende Befreiung der Kurtisanen reißt dann niemanden mehr vom Hocker, auch wenn Luif sich Mühe gibt, diese kleine Seeschlacht packend zu schildern. Da der Leser aber bereits weiß, dass der Ring sicher ist, kommt hier keine Spannung mehr auf. Das Schiff der bösen Türken wird mal eben noch zu klump geschossen, die Kurtisanen sind glücklich und Coco darf sich zum Dank ein Schmuckstück aussuchen. Na, für welches hat sie sich wohl entschieden?
Erwähnen könnte man hier noch, dass es das Gemälde, um das es hier geht, tatsächlich gibt, allerdings ist darauf eine entblößte Brust zu sehen, was in der braven Heftversion eines Mark Freier nicht der Fall ist. Offenbar sind die freizügigen 70er Jahre vorbei…
Kommentare
Wie gut, dass Tizian diese Probleme noch nicht hatte, sonst gäbe es "Mädchen im Pelz" nicht.
So Schnitzeljagd-Romane werden schnell langweilig. Luif hat sich zwar Mühe mit dem historischen Thema gegeben, aber hier gibt es nur wenig Überraschungen. Als Figur kommt Coco nur noch schizophren und ungeheuer brav herüber.