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Wie Mangas nach Deutschland kamen Dragon Ball und Silver Moon

Wie Mangas nach Deutschland kamenWie Mangas nach Deutschland kamen
»Dragon Ball« und »Silver Moon«

Es war Mitte der 90er Jahre.

Der erste Versuch von nahezu zeitgleich zwei Verlagen in Deutschland einen Manga zu bringen. Und beide hatten sofort „Erfolg“. Was halt damals Erfolg war. Heute wäre es das Gegenteil.

Doch damals war das Genre Manga neu. Zumindest bei uns.

Wie Mangas nach Deutschland kamenCarlsen mit „Dragon Ball“

Egmont mit „Sailor Moon“

Schnell kamen auch die Animeumsetzungen ins deutsche TV, wobei der Anime zu Dragon Ball bereits die DRITTE Serie hatte – „GT“, eine Serie die nicht im Manga vorkam, sondern eine ganz eigene Geschichte erzählte.

Sailor Moon hingegen hatte sich durchgehend am Manga orientiert, aber alles ausgeschmückt, was auch besser war, denn im Manga umfasste der erste Arc gerade einmal 13 Kapitel. Die ersten 5 wurden vor allem zur Vorstellung der Kriegerinnen benutzt, 2 Arcs für den Mann im Team – da blieb für die Story kaum Platz, die Schurken hatten sogar keinerlei Platz. Sie waren… vorhanden. Oder wie Werner K. Giesa gerne: „Dritter Ghoul von rechts“.

Dennoch wurden beide Serien im Manga ein Erfolg, wobei Egmont alles spiegelte, also in deutscher Leserichtung brachte. Dazu eine extrem miese Übersetzung, die heute unlesbar ist. Dafür hat die neue Übersetzung noch mehr Probleme, denn die Mangka verlangte, dass jeder Charakter, dem sie einen englischen Titel gab, wie zB Queen, Princess … weltweit so heißen! Und im Deutschen wirkt ein „Queen Serenity“ schon seltsam, denn eigentlich ist im Deutschen die Bezeichnung Queen an genau einen Menschen vergeben: die Queen in England, sonst keinen. Ist so.

Aber auch „Princess Serenity“ wirkt nicht besser. (Und ja, Mutter und Tochter hießen beide Serenity) – und Usagi, die Heldin der Serie, ergreift mit 21 oder 22 die Weltherrschaft und krönt sich zur „Neo Queen“, ihren Mann zum „King“. Ergibt Sinn, dass sich eine Japanerin dann Queen nennt. Im Anime blieben wir davon zum Glück verschont. Dafür bleibt auch dort der Zeitreiseplot bescheuert, da die Möglichkeit des Zeitparadoxa einfach nicht beachtet wird.

Aber es soll ja nicht um den Inhalt oder den Anime dazu gehen. Dazu kommt auch noch was.

Doch Erfolg hin oder her, im Endeffekt griffen hier nur Fans des jeweiligen Anime zu.  
Erst Anfang der 2000er mit „Dragon Ball Z“ im deutschen TV wurde es anders. Da wollten alle die Vorlage lesen, weil das Internet inzwischen in vielen Wohnungen vorhanden war und man daher wusste: der Anime ist zensiert. Von der Totalzensur bei „Sailor Moon“ in den USA im Anime reden wir lieber nicht. Wer das wissen will, kann alles auf Schnittberichte nachlesen. Mein Beileid, an den armen Menschen, der sich die US Version antat.

Nach und nach folgten weitere Mangas, und die sorgten für einen langsam wachsenden Boom, wovon natürlich auch DB/SM profitierten.

Mein erster Manga war damals „Kamikaze Kaitou Jeanne“, Band 1. Der am nächsten Tag umgetauscht wurde, da er ja in Schwarzweiß war, scheiße zu lesen war (weil andersrum) und dann irgendwie null zum Anime passte. Ja, die Dummheit eines Anfängers. Aber dann wollte ich es wissen und kaufte mir den ersten Band von „Wedding Peach“ – hatte aber auch wenig mit dem Anime am Hut – aber irgendwie kam ich …klar. Zudem war der Anfang 1A erzählt und flott folgten Band 2 bis 6, auch wenn ich klar sagen muss: man muss hier Anime und Manga ganz klar trennen, da manche Charaktere die „dort“ leben „drüben“ tot sind oder sterben. Zudem bleiben die Motive der Dämonenkönigin im Manga im Dunklen, im Anime hingegen steht sie unter der Kontrolle eines Baumes. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Wie Mangas nach Deutschland kamenEs folgte dann, irgendwie durch den Titel neugierig gemacht: „Angel Sanctunary“, aber die ersten drei Bände, uff. Was da erzählt wurde, hätte woanders 10 Bände gefüllt. Es ging sofort in  die Vollen und eine Atempause ab es in allen 20 Bänden nie. Und die ersten Drei Bände waren nur der Anfang – und der Held musste in die Unterwelt, um die Seele seiner Schwester zu retten, mit der er ins Bett ging. Um das ganze noch mehr zu verkomplizieren ist der Held mal eben die Wiedergeburt eines Engels. Und nö, kein 08/15 Engel, sondern vom Rang her quasi die Nummer 3 im Himmel. 2 ist sein „Vater“ – 1 ist Gott.

Dafür ist Schwesterchen Seele bereits im Himmel um bestraft zu werden – Inzest halt. Was vor allem übel ist, weil sie die Wiedergeburt von Jibril ist – besser bekannt als Erzengel Gabriel. Schon zu verworren? Da geht noch was.

Denn Gott hat sich seit Luzifers Höllenfahrt nicht mehr gemeldet und überlässt alles dem Himmelsminister Sevotharte, der richtig nett ist. Sehr sehr nett. So nett wie A.H.
Ja, der Minister geht über Leichen und trägt steht eine Maske und sollte jemand sein Gesicht unmaskiert sehen…

Und dann wäre da noch Luzifer. Der nicht grundlos gegen Gott vorging. Und die Erzengel. Und die Erzdämonen. Und natürlich hat der Herr Minister Gründe für sein Handeln. Ich sehe rauchende Köpfe? Tja, natürlich steckt jemand hinter allem und dieser Jemand muss natürlich am Ende der Serie vernichtet werden. Nur: wie tötet man Gott?

Bis heute gilt die Serie als extrem beliebt, die Zeichnerin ebenso – aber es ist keine leichte Kost, im Gegenteil.

Es folgten dann im Handel hunderte weitere Serien, und man begriff: Mangas sind ein sehr wichtiger Faktor im Buchhandel. Etliche habe ich gelesen, noch mehr gar nicht. Und gerade der sogenannte Mainstream ist oft nur – meiner Meinung nach – Mist.

Conan? Toll, 100 Bände lang der Fall der Woche.
One Piece? – 100 Bände und kein Ende in Sicht. Von Antworten ganz zu schweigen
Manga Love Story? – Bald rammelt man sich 80 Bände durch die Geschichte. Mehr nicht.

Leider wird es zur Unsitte, dass schlecht laufende Serien gestreckt werden. So kann es vorkommen, dass Serie xyz noch 10 Bände bis zum Ende hat, aber nur alle 2 Jahre ein Band kommt, und dann meint der Verlag heulen zu dürfen, dass noch weniger Leute lesen. Da hilft nur eines: Augen zu und durch und so viele Leser wie möglich mitnehmen. Strecken ist da das Schlimmste was geht! Immerhin: die Zeit der Einstellungen ist vorbei. Da weiß man wenigstens, was man den Lesern schuldig ist. Daran könnten sich andere ein Beispiel nehmen!

Immerhin gibt man immer mehr deutschen Mangaka eine Chance auch Serien zu bringen. Toll wäre mal ein Cover zB von Zofia Garden auf einem Zamorra! Trau dich, Uwe!

Eine Besonderheit des Ganzen ist es ja, dass ein Manga immer per Hand gezeichnet wird. Ob nun auf Papier oder direkt per Eingabegeräte aller Art auf den PC, aber eben: per Hand.

Auf jeden Fall ist das ganze schon lange vom Ruf des Kindermediums entfernt – und der Witz daran: Serien wie „Sailor Moon“ zB waren niemals für Kinder gedacht.

Ups!

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