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»Dorian Hunter« revisited - Teil 58 - Nicht alles Gold…

»Dorian Hunter« revisited»Dorian Hunter« revisited
Teil 58 - Nicht alles Gold …

Im September 2018 wurde die legendäre Dämonenkiller - Serie im Bastei - Verlag unter dem Namen Dorian Hunter neu gestartet. Die ersten 50 Bände sind erschienen und ein Ende ist nicht in Sicht. In dieser Artikelserie werfe ich einen kritischen Blick auf die alten Romane im neuen Gewand und begleite den “Dämonenkiller” auf seinem Weg in jene Gefilde, die bislang nur in Buchform erreicht wurden…

Der Leichenfledderer“Der Leichenfledderer”
Dorian Hunter Band 108
von Derek Chess
(EV: DK 105 / 24.08.76)
Nachdem seine Pläne mit dem Eismonster gescheitert sind, lässt Olivaro das Flugzeug, in dem sich noch Unga, Tomotada und die entführten Frauen befinden, in der Mojave - Wüste landen. Dort will er die Mumie eines alten Indianer - Schamanen reaktivieren, der ihn einst anrief, um sich an den Weißen zu rächen. Zur gleichen Zeit treibt sich eine Sekte in der Gegend herum, deren Anführer die Mumie ebenfalls zu erwecken versucht, wobei er unter Luguris Einfluss gerät, der mehr über Olivaros Pläne erfahren will. Als Unga mit den Frauen das Flugzeug verlässt, kommt es zum Kampf gegen die Sektierer, die Unga überwältigen und verschleppen.

Tomotada kann den Schamanen nicht erwecken, also verstreut er dessen verfluchte Goldnuggets, worauf er erwacht und die Sektierer meuchelt. Als Luguri die Kontrolle über den Anführer verliert, zieht er sich zurück. Inzwischen blieb die Landung des verschwundenen Flugzeugs nicht unbemerkt, das FBI wurde informiert und taucht unter der Leitung von Tim Morton auf, welcher von Coco Zamis begleitet wird. Nachdem man die Frauen befreit hat, wendet sich Olivaro über den Samurai an Coco und erklärt ihr, dass seine Pläne der Menschheit zugute kämen, da eine große Bedrohung bevorsteht, weshalb er das in der O-toku-San gespeicherte Wissen schützen muss und starke Helfer wie das Eismonster oder den Schamanen benötigt. Ungeachtet dessen vernichtet Coco diesen mit seinem eigenen Skalpmesser.

Mit dem Expose, das diesem Roman zugrunde liegt, hat Ernst Vlcek dem Autor Dirk Hess bekanntlich einen Gefallen tun wollen, da dieser sich ein Wildwestthema mit Schamanentum wünschte. Ob der damalige Leser sich ebenfalls ein solches, für eine Horror - Serie doch eher untypisches Thema wünschte ist allerdings fraglich, und wenn man sich das Ergebnis anschaut, ist es ebenso fraglich, ob Vlcek auch dem Leser damit einen Gefallen getan hat. Um die Antwort vorwegzunehmen: Das hat er nicht.

Wenn man auch konstatieren muss, dass der in der Vergangenheit angesiedelte Westernpart durchaus seine spannenden Momente und eine diesem Genre entsprechende Atmosphäre bietet, so wird bereits mit dem Auftauchen der Sektierer in der Gegenwartshandlung, spätestens jedoch mit der Landung des entführten Flugzeugs deutlich, dass hier eine seltsame Mischung entstanden ist, die einfach nicht funktioniert.

Da werden einfach zu viele Dinge in einen Topf geworfen, die nicht zusammenpassen und zwangsläufig alle irgendwann im Sande verlaufen. Auf der einen Seite der Schamane mit seinem verfluchten Gold, auf der anderen Tomotada, der hier praktisch nur als Sprachrohr Olivaros dient, dann gibt es da noch Unga und die entführten Frauen, eine Coco Zamis, die mit Tim Morton auftaucht, der hier völlig fehl am Platze ist, und zu allem Überfluss muss dann auch noch Luguri auftauchen, um ihn einfach mal wieder ins Spiel zu bringen, wie es im Expose heißt.

Der einzige Lichtblick ist hier neben dem noch einigermaßen unterhaltsamen Anfang die kryptische Andeutung Olivaros, welcher hier von einer “großen Bedrohung” spricht. Allerdings fragt man sich dann, warum er Coco erst erzählt, wie dringend er Helfer wie den Schamanen benötigt und dann dessen Vernichtung völlig unbeteiligt hinnimmt, und anstatt Coco diesbezüglich zur Rede zu stellen, plötzlich anfängt, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Er sei eigentlich kein Dämon, sei weder gut noch böse und wäre gerne ein Mensch, worauf Coco allen Ernstes erwidert, dass er die Chance bekommen soll…

Dies sind natürlich angedeutete Hinweise auf die Herkunft Olivaros, was später noch eine größere Rolle spielen wird, aber unpassender hätte man sie nun wirklich nicht platzieren können. Das liest sich so, als wäre dem Autor im letzten Moment eingefallen, dass er diese Hinweise ja noch irgendwie an den Leser bringen muss, ob der entsprechende Dialog nun Sinn macht oder nicht…

Unterm Strich bleibt ein kruder Mix aus Horror und Western, der vorne und hinten nicht funktioniert und somit auch nur im Ansatz unterhält.

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2022-10-26 18:14
Auch bei erneuter Sicht bleibt das ein misslungener Roman. Zu viel nebensächliche, völlig beliebige Action, der ganze Western ist so authentisch wie ein Lassiter. Die Gruselszenen sind einfach nur blah, schlampig erzählt. Kein Gespür für vernünftige Perspektive. Kein Gespür für Schauwerte.

Und die ganze Olivaro-Story ergibt nicht den geringsten Sinn.

Und wenn man schon unbedingt die Mansons als Kulisse nehmen will, dann sollte man es auch vernünftig machen. Den Autoren muss doch zu dieser Zeit klar gewesen sein, dass die meisten Themen in dem Format einfach nicht mehr gehen. Aber dann sollte man sich etwas mehr Mühe geben, das Beste rauszuholen, etwas Phantasie walten zu lassen.
#2 Cartwing 2022-10-26 19:04
Dann sind wir uns ja mal wieder einig... ;-)

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