»Dorian Hunter« revisited - Teil 63: Im Wald, da sind die Räuber…
»Dorian Hunter« revisited
Teil 63 - Im Wald, da sind die Räuber …
“Herrin der Seelen”
Mit diesem Band setzt Warren den Mini - Zyklus um die dämonischen Aktivitäten im Bayrischen Wald fort und muss sich der undankbaren Aufgabe stellen, aus einer nicht wirklich vielversprechenden Vorlage einen einigermaßen lesbaren Roman zu basteln.
Das hat er immerhin geschafft, denn einigermaßen lesbar ist der Roman gerade noch so, was vor allem an dem recht großen Aufgebot an Figuren liegt, die bei Warren wie immer sehr gut aufgehoben sind. Vor allem der “Urbayer” Burian Wagner scheint es dem Autor angetan zu haben, denn er lässt ihn vor der Arbeit erst mal drei zünftige Maß Bier trinken. Dass der Wirt nur eine von Luguri beeinflusste Marionette ist, stört ihn dabei überhaupt nicht, solange er noch zapfen kann…
Und so traurig es auch klingen mag, gehört diese Szene dann auch schon zu den wenigen überzeugenden, denn was dann folgt, ist halt wieder das Übliche: Luguri plant mal wieder einen “großen” Coup irgendwo im Nirgendwo, dann kommen Hunter und Gefährten ihm in die Quere und vereiteln jeden seiner Versuche, ihn in die Tat umzusetzen.
Diesmal lässt Luguri Statuen in einem Steinbruch anfertigen, die nicht nur Blut sammeln, sondern auch als Wächter fungieren sollen. Klingt aufregend, ist aber letztlich nur ein weiterer viel zu aufwändig und umständlicher Teil seines Planes, da der gewaltige Aufwand den Nutzen dieser Dinger absolut nicht rechtfertigt. Immerhin sprechen wir hier von einem mächtigen Dämon, der gerade auf dem Höllenthron sitzt (wenn er sich nicht gerade im Bayrischen Wald herumtreibt). Aktionen wie diese erwartet man doch eher von niederen Dämonen.
Ein weiteres Ärgernis ist auch hier wieder der häufige Einsatz des Kommandostabes. Nicht etwa als magisches Hilfsmittel, sondern als ganz einfache, simple Stichwaffe. Das ist zwar praktisch, wenn man gerade keinen Silberdolch zur Hand hat, aber in letzter Zeit wurde auf diese Weise gefühlt jeder zweite Gegner erledigt, egal ob es sich um einen einfachen Vampir oder einen höherrangigen Dämon handelt.
Über die ständige Maskerade eines Dorian Hunter wurde hier ja schon gemeckert, wobei die Idee als Runenhexe aufzutreten eigentlich gar keine schlechte ist, allerdings sollte man dann auch irgendeinen Nutzen daraus ziehen, was aber eher nicht der Fall ist. Stattdessen muss der arme Don sich noch das Katzenfell überziehen, was noch weniger Sinn macht, es sei denn, jemand vermisst die magische Begleiterin, welche Don zuvor im Kampf töten musste.
Alles in allem präsentiert man uns hier nach einem durchschnittlichen Band von Luif einen, den man nur als unterdurchschnittlich bezeichnen kann, auch wenn Appel sich Mühe gibt, das Beste aus dem Stoff zu machen. Letztlich kann auch er aus diesem kruden und unergiebigen Stoff keinen guten Roman zaubern.
Kommentare
Ich habe die Romane nach 110 nur seinerzeit gelesen, danach nie wieder - im Gegensatz zu den ersten 100 oder so - und die schwache Erinnerung daran, dass ich das alles nur noch lahm und blöd fand.
Anläßlich deiner Aufarbeitung habe ich noch mal reingesehen. Heute finde ich sie noch schlechter, und dieser Roman ist ein echter Tiefpunkt.
*Bearbeitet wegen offensichtlicher Fehlleistung
Da war selbst Rellergerd mit seiner Sinclair - Serie zwischen 100 und 250 wesentlich besser und die Handlung durchdachter.
Viele, die den DK als absolute Krone des damaligen Horrorheftes betrachten, meinen sicher - wie du schon sagst - eben jene Zeit bis Band 100.
Immerhin gibt es im Malkuth - Zyklus noch das eine oder andere Highlight. Dann folgt der Baphomet - Zyklus und wenn die Leser dann noch nicht das Handtuch geschmissen haben, erwarten uns wieder bessere Zeiten...
Das wird kompliziert. Da gibt es jetzt, ohne genau nachzusehen, mindestens zwei Versionen. Die nach den Vlcek-Exposés geschriebenen Hefte von 2008, Nr. 147 bis 154 oder so, oder die Version der Pabel Neuauflage von 1986 mit Appels klamaukigem Abschluss von 1997. Bevor es dann mit den ersten Hardcovern von Zaubermond weitergeht.
Man darf irgendwie gespannt sein, wie sie das lösen.
2008 hat Uwe Voehl den Abschluss der DK Klassiker ja nach den Exposes von Vlcek neu verfasst. Und das wird man dann auch in Heftform bringen, denke ich.