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Perry Rhodan - Vom Chaos der frühen Tage (erweitert)

Vom Chaos der frühen TageVom Chaos der frühen Tage
Lästerliche Anmerkungen zum ersten Rhodanzyklus: DIE DRITTE MACHT (erweiterte Fassung)

Im aktuellen Zyklus bei PERRY RHODAN (seit 2300) kämpft man zum erstenmal direkt gegen die (vorläufig noch übermächtig scheinenden) Vertreter der Chaosmächte. Irgendwie schließt sich damit schon ein Kreis, nämlich der zum „Chaos der frühen Tage“ aus der Zeit der „DRITTEN MACHT“.


Die ersten 49 Hefte spielen im Handlungszeitraum 1971 bis 1984, also inzwischen von der Realzeit ein- und überholt. Die Wunderdinge sind nicht eingetroffen: Trotz zunehmender neuer Erkenntnisse (zumindest indirekte Planeten-Entdeckungen in fremden Sonnensystemen) und Anstrengungen wie dem SETI-Projekt sind die Außerirdischen bislang weder entdeckt, noch kontaktiert worden oder gar gelandet; zumindest nicht in allgemeinem Verständnis (jene leicht absonderliche Gemeinschaft von UFO-Gläubigen sieht das vermutlich ganz, ganz anders, aber...), doch wenigstens die Existenz von extraterrestrischem Leben und gar Intelligenz ist allgemein akzeptiert, nicht nur bei Science-Fiction-Fans, die es schon immer besser wussten. Dafür sind andere Sachen wie die technische Entwicklung der Realzeit, etwa der Kommunikation, dem frühen Perryversum um Jahrhundertlängen voraus.

Als grobe Einteilung hat man 9 Handlungs-Abschnitte wie folgt:

1. Beginn im Sonnensystem: Erde, Mond, Venus (Hefte 1 bis 9; Handlungszeit 1971-1972)
2. Topsider und Ferronen (10 bis 13; 1975)
3. Das galaktische Rätsel (14 bis 17 und 19; 1976 bis 1980)
4. Venusabenteuer (20 und 22 bis 24; 1980 bis 1981)
5. Der Overhead (25 bis 27; 1981)
6. Springer I: Tifflor und Kadetten (28 bis 30 und 33; 1982-1983)
7. Springer II: Goszuls Planet (34 bis 37; 1982)
8. Vorstoß nach Arkon und M13 (38 bis 47; 1984)
9. Die Erde „stirbt“ (48 und 49; 1984)
sowie 4 dazwischen liegende Romane, die eher Einzelthemen sind (18,21,31 und 32)

Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass es immer noch Leute/Fans gibt, die die Story nicht ganz vor Augen haben (doch, ja, es gibt „Rhodan-Verweigerer“), der Versuch kurzer Zusammenfassungen:

1. Wie alles begann: Arkoniden, Dritte Macht, Fantanleute, ein Venusgehirn und IV
„Flammenspeere zucken durch die Nacht, als die STARDUST inmitten einer Feuersäule abhebt und die Erde verlässt. Ihr Ziel ist der Mond."

Und damit ist sie, wie man später erfährt, nicht die erste; aber die Rakete der Asiatischen Föderation explodiert in der Erdatmosphäre und die der Russen zerschellt auf dem Mond. Im Gegensatz zu dieser hat sie nicht nur den poetischen Namen STARDUST, sondern auch eben jenen „Rhodan, Perry“ an Bord, dessen Vita bis dahin die Begriffe „Major der US-Space Force“, „Risikopilot“ und „Sofortumschalter“ trägt. Als die steuernden Funksignale von der Erde abbrechen, bringt er die Rakete manuell und auch halbwegs intakt 30 Kilometer vom angedachten Landepunkt am Südpol, auf der Rückseite Lunas, hinunter. Nach einigen Tagen für Reparaturen brechen Perry und Captain Reginald „Bully“ Bull, Stellvertreter wie bester Freund, mit einem Transportgefährt auf, um wieder einen Funkkontakt herzustellen, wobei sie ständig Störaktionen von Asiaten oder Russen befürchten; stattdessen zerschmilzt ein geheimnisvolles grünes Leuchten die Antenne, kaum dass die Funkbotschaft begonnen hat, und sie müssen schließlich den größten Schock ihres Lebens überwinden: Inmitten eines großen Ringkraters erhebt sich eine 500 Meter durchmessende Kugel, ein gigantisches Raumschiff.

Immerhin bittet man sie sofort, an Bord zu kommen („Sie können ihre Schutzanzüge öffnen. Die Luft ist für sie atembar“). Die Besatzung besteht aus 3 Gruppen: einer Unmenge von Arbeits-, Spezial-, Kampf- und sonstigen Robotern aller Art; 48 selig im Rausch von „Fiktivprogrammen“ dahindämmernden „Degenerierten“; und zwei noch aktiver Leute vom Planeten ARKON, dem Zentrum des „Großen Imperiums“. Es sind dies die schöne, aber höchst arrogante Kommandantin Thora, die eigentlich jeden Kontakt mit Mitgliedern jener unterentwickelten Rasse von der Erde vermeiden will, und der wesentlich tolerantere, alt und gebrechlich scheinende Crest, wissenschaftlicher Leiter dieser Expedition (zur Suche nach dem „Planeten des Ewigen Lebens“). Er überstimmte Thora, indem er die Menschen aufgrund der Erfahrungen höher stufte und eine Kontaktaufnahme somit statthaft war. Nicht nur, dass das Schiff 4 Monate mit wegen Ersatzteilmangels nicht reparablen Triebwerksproblemen auf dem Mond festliegt, auch Crest ist lebensbedrohlich erkrankt und sieht sich so gezwungen, um Hilfe selbst bei den primitiven Erdlingen anzusuchen; was Rhodan natürlich sofort zusagt. Als die STARDUST per Traktorstrahl von ihrem Standort herbeigeschafft wird, stellt Leutnant und Arzt Eric Manoli auch prompt fest, dass Crest an Leukämie leidet und, weil Arkoniden und Terraner sich physisch kaum unterscheiden, dies geheilt werden könnte, hat man doch vor zwei Jahren auf der Erde ein Serum entwickelt. Mit Crest an Bord startet die STARDUST, landet aber, erneut von Rhodan manuell gesteuert, nicht wieder am Nevada Space Port oder einem anderen Punkt der USA, sondern an den Ufern des Goshun-Salzsees in den unbewohnten Weiten der Gobiwüste in der Inneren Mongolei, wo Perry seinen Kameraden sein Desertieren und die Gründung eines eigenen Staatswesens, eben der „Dritten Macht“ zwischen West und Ost, ankündigt. Die hochentwickelte Technologie der Arkoniden dürfe nicht in die Hände der verfeindeten und in permanenter Atomkriegsangst befindlichen Blöcke fallen.

Bull und Manoli sehen dies alsbald ebenso ein, nicht dagegen das vierte Besatzungsmitglied, der „sanfte Riese“ Captain Clark G. Flipper, dessen Frau zuhause kurz vor der Geburt des ersten Kindes steht. Mit einem Amnesieblock versehen, wird er unterwegs von Bully abgesetzt, der mit diversen Hilfsmitteln der Arkoniden (wie einem sehr überzeugend wirkenden „Psychostrahler“ und „Gravitationsneutralisator“) nach Nordaustralien aufbricht, um den Entdecker des Leukämie-Serums, Dr. Frank Haggard, zu suchen. Dieser lässt sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen und fliegt sofort zurück zur Gobi, um Crest erfolgreich zu behandeln. Flipper dagegen wird von Agenten aufgegriffen und erleidet beim vergeblichen Verhör einen tödlichen Gehirnschlag.

Den drei Weltmächten dämmert langsam, dass die Landung der STARDUST nicht eine Finte der jeweiligen Gegner ist, sondern Perrry Rhodan es ernst meinte, wenn er verkündet, auf dem Mond Artefakte einer überlegenen Hochtechnologie gefunden zu haben; zumal er dies schnell unter Beweis stellt, indem nach Ankündigung ein gigantischer Energiestrahl ein 50 km durchmessendes Loch in die Sahara bohrt, ein Antineutronenschirm um die Erde sämtliche atomaren Prozesse (inklusive Atomexplosionen) unmöglich macht und die STARDUST von einem Energieschirm geschützt ist, an dem sich die schnell auftauchenden Armeen mit ihren Waffen die Zähne ausbeißen. Die Geheimdienste der Blöcke verbünden sich nun, doch ihre ausgesandten Agenten laufen zu Rhodan über. Immerhin wissen sie nun, dass es nicht nur Artefakte auf dem Mond gibt, sondern ein Mitglied der Außerirdischen mitgebracht wurde; ein Überraschungscoup mit einem Schwesterschiff der STARDUST auf dem Mond gelingt, das Arkonidenschiff wird durch Raketen zerstört, doch die Folgen sind fatal:

Nicht, dass Thora, die sich mit einem Beiboot („nur“ 60 Meter durchmessend) retten kann, davon abgehalten werden muss, die Erde zu zerstören, sondern ein automatischer Sender wurde aktiv und sendet Notsignale ins Universum, wodurch prompt Fremde angelockt werden. Die „Fantan-Leute“ mit ihrem relativ primitiven Spindelraumschiff kann das inzwischen auf GOOD HOPE umgetaufte Beiboot unter Führung Rhodans und Bullys (durch intensive Hypnoschulung ins arkonidische Wissen eingeweiht) selbst abwehren, die insektenhaften „Individualverformer“ (IVs) sind ein härterer Brocken, können sie doch via Persönlichkeitstausch unbemerkt Menschen übernehmen und für sich agieren lassen. Da sich aber bei der Dritten Macht inzwischen auch terranische „Positiv-Mutanten“ gemeldet haben bzw. ob ihrer Gehirnfrequenz angemessen und als potentielle Leute mit Parafähigkeiten „gebeten“ wurden, der Dritten Macht zu helfen (das „Geheime Mutantenkorps“, meist aus Leuten bestehend, deren Eltern durch die Atomexplosionen am Ende des zweiten Weltkriegs genetisch beeinflusst wurden), wird auch deren letzter Generalangriff auf New York abgewehrt. Das Finanzgenie Homer G. Adams wird Wirtschaftsminister der Dritten Macht, und auf der Suche nach einem zweiten Stützpunkt entdeckt man auf der urweltartigen Venus einen Arkonidenstützpunkt, der seit den 10.000 Jahren von einem Elektronengehirn und Robotern intakt gehalten wird, eben seit jener Zeit, als die erste Expedition im Sonnensystem auftauchte, Arkoniden sich auch auf Atlantis ansiedelten und mit diesem dann untergingen.

Am Ende des Jahres 1972 ist die Dritte Macht als Staat in der Gobi akzeptiert und die Atomkriegsangst gebannt, wenn auch nur durch die mögliche Drohung neuer Attacken aus dem All ersetzt, und da die GOOD HOPE nur einen Aktionsradius von 500 Lichtjahren besitzt, wird ein Kreuzer auf Kiel gelegt, mit dem Arkon, schlappe 34.000 Lichtjahre entfernt, erreicht werden könnte.

***

Die Erinnerung an diese ganz frühen Hefte ist teilweise auch noch überprägt von zwei anderen Dingen: dem Film und später noch dem Sammelkarten-Spiel. Daher zunächst ein kleiner Exkurs dorthin.

„SOS aus dem Weltall“ ist der mehr als treffende Untertitel dieser „Perry Rhodan-Verfilmung“ aus dem Jahre 1966. Wer SOS-Signale aussendet, will unterschwellig wohl Hilfe.....

So wie die Heftserie Maßstäbe setzte, tat es auch der Film – allerdings im negativen Sinne. Wen es nicht nach 10 Minuten anwandelt, schreiend wegzulaufen, hat wirklich starke Nerven, oder den morbiden Reiz fürs Kultig-Groteske.

Es gibt wirklich sehr wenig an Gleichwertigem. Selbst den Vergleich mit den anerkannten Spitzenreitern im Bereich „schlechte phantastische Filme“ braucht er nicht zu scheuen: Ed Woods „Plan 9“, den „Killertomaten“ oder meine ganz persönlichen, etwas weniger bekannten Lieblinge: „Bestien lauern vor Caracas“, wo in den Weiten des Sargassomeers das abgrundtiefste Loch jeglicher Logik lauert (allein die Vorstellung von Hildegard Knef in Hot Pants und durchnässtem Hemd sollte reichen....) oder „Bride of the Gorilla“ (in einer Super NBC-Ankündigung mal angepriesen mit svw.: „a fair chance to be on the legendary list of the 10 worst movies Hollywood ever made” – Raymond Burr muss als Strafe für Triebmord das Gehirn mit dem eines Gorillas tauschen....auch eine Art Individualverformung).

Aber „Perry Rhodan – Der Film“ hält mit. Natürlich gibt es da einige Abstriche an der Story und der Logik: Die Qualifikation Major Rhodans für die Mondexpedition ergibt sich etwa aus seiner erfolgreichen Marsexpedition (!), sein patenter, komisch-bemühter Freund klingt phonetisch eher nach „Burley“, statt durch Antigravitationsanwendung fliegende Chinesen müssen Farbige herhalten (Können diese bessere Grimassen schneiden und mit den Augen rollen....?), denn nicht in der Gobi, sondern einer Art afrikanischen Savanne landet die STARDUST hier. Die politischen Hintergründe sind gänzlich weggelassen zugunsten eines von Pinkas Braun gelangweilt-dämonisch gegebenen Super-Weltbösewichts namens Arkin, Flipper ist ein/sein eingeschleuster Verräter, er erobert das Beiboot kurzfristig, auch mit Hilfe der in jenen Jahren deutschen Filmschaffens allgegenwärtigen Schmalspur-Sexbomben-Blondinen Ann Smyrner. Die Tricktechnik blieb halbwegs auf dem Niveau der frühen Buck Rogers-Serials stehen, und wenn der Rhodaninsider beim glubschäugigen Schiff das Fehlen des Triebwerkwulstes beklagt, dann wird er entschädigt durch die Landebeine, die sich dadurch beim Start so schön einwärts um die Kugel klappen lassen.

Immerhin hat jedes Mal, wenn das Filmchen im Fernsehen läuft, der Perryfan die Gelegenheit, seinem Idol in einer Hinsicht ganz nahe zu kommen: Er wird zum Sofortumschalter.

Neben dem aktuellen Bezug, dass, warum auch immer, der September 2007 verstorbene Joachim Hansen (groß, blond, deutsch) Doktor Eric Manoli (klein, schwarzhaarig, italienischstämmig) geben muss, aber bei minimalem Texteinsatz auch nicht viel falsch machen kann, bleiben positiv in Erinnerung nur 3 der Akteure (von „Schauspielern“ will man kaum sprechen): Essy Persson (weißblond, kühlst-arrogant) ist die Thora schlechthin, trotz erkennbar-schlechtsitzender Perücke, John Carlesen zeigt glaubwürdig Crests asketische, krankheitshalber abgezehrte Miene, und mit einer Bemerkung hat Rhodan-Urvater K.H. Scheer bei einem Besuch der Dreharbeiten recht: als er Lang Jeffries zum erstenmal sah und wusste: „Das ist unser Perry Rhodan, wie er leibt und lebt!“ Damit hatte Perry Rhodan doch mal ein (offenes, ehrliches, vor allem glaubwürdiges) Gesicht gewonnen; angelehnt nicht an die später präsente Büste (der stilisierte Kopf aus dem Titelbild von Heft 19), sondern die viel bessere, weil realistische Zeichnung, wie sie bis ca. die 60er (?) Nummern die erste Seite schmückte. (Von Lang Jeffries hörte man außer in anderen Cinecitta-Filmchen, vornehmlich pseudohistorischen Schinken, nichts mehr, und es ist zweifelhaft, ob er je sich bewusst war, was er da überhaupt mit Perry geben musste).

Das Sammelkarten-Spiel, das es seit 1996 immerhin in 5 Phasen bis Band 72 geschafft hat (es ist offiziell zwar noch nicht eingestellt, aber eine Weiterführung doch ein wenig sehr unwahrscheinlich; was nebenbei nicht unbedingt wegen des Spieles an sich, aber der Thematik PR wirklich schade bis unverständlich ist) wartete mit einigen wirklich schönen Bildern auf. Man hat sich zwar aus dem reichhaltigen Fundus von Bruck-Bildern bedient, mitunter leider nicht immer glücklich (Tifflor als der Ovaron von Heft 569, Michael Freyt als „Blaubart“ von Heft 13...), aber die speziell neugezeichneten Motive für diverse Schiffe und Waffen (von der Risszeichnungsgruppe) und besonders einige Portraits von Personen sind sehr, sehr ansehnlich (Papenbrocks „Homer G.Adams“ und vor allem die sehr realistischen Zeichnungen von Dieter Rothemund, etwa „Kitai Ishibashi“ oder „Tatjana Michalowna“). Durch die spezielle Eigenart des Spiels (Kämpfe werden nicht per Würfel, sondern durch zufällig gezogene sog. „Aktionskarten“ ausgewertet) kommen auch alle Titelbilder der frühen Zeit (eben bis Nummer 72) zur Geltung; und wer außer wirklich fanatischen Rhodanites hatte denn noch die Fantanleute mit ihrem Spindelschiff in Erinnerung, immerhin die erste außerirdische Rasse der Serie nach den Arkoniden, aber nur mit einem einzigen Soloauftritt bedacht?

Apropos Titelbilder: auch die von „Johnny dem Maler“ Bruck sind in den frühen Heften wenig erbaulich; reißerische Szenen, grellfarbig aufgemacht, und selbst bei allem Verständnis dafür, dass man ja am Kiosk verkaufsfördernde Aufmerksamkeit erregen wollte, haben sie eine Fülle von haarsträubenden Ungenauigkeiten bis Fehlern, sowohl realistisch wie zum Handlungsbezug; von Ideologie und Aussage ganz zu schweigen...

Da sieht man sich nur gleich das erste Heft („UNTERNEHMEN STARDUST“) an:

Dargestellt soll der Moment sein, in dem die aufrechten Astronauten den arkonidischen Kreuzer zum erstenmal sehen und in gewisser Panikreaktion davonzulaufen scheinen. Die Mondlandschaft besteht, wie sehr oft bei Bruck, aus malerisch drapierten Kratern aller Größen und schroffen Gebirgen und ist (bei an Schatten erkennbarer Sonneneinstrahlung von rechts) in schöne, aber extrem unrealistische Pastelltöne getaucht. Rechts oben hängt ein rundes Gebilde am Himmel, was wohl die Erde sein soll, aber alles andere als „der Blaue Planet“ ist (zumindest Fotos der Erde aus dem All kannte man 1961 schon), sondern eine recht ungesund wirkende, graugrüne Färbung hat. Vom astronomischen Aspekt nicht mal zu reden, denn entweder ist das ja eine Szene vom Südpol des Mondes (Arkonidenkreuzer) oder von der Rückseite; der Hintergrund, auf den die Leute zulaufen, zeigt die STARDUST, wie es sich in solche älteren SF-Visionen von Raumschiffen gehört, schlank, spitz zulaufend, mit windschnittigen Finnen...

Davor dann ein, wegen der Optik, gelbes Panzerfahrzeug mit Glaskuppel und modischen Antennen (die eigentlich, siehe oben Inhaltsangabe, kurz vorher weggeschmolzen wurden...), in das gerade der vorderste der vier Fliehenden einzusteigen sucht – vier? Waren das nicht nur Perry und Bully, die den Kreuzer....? Aber vermutlich sind es ganz andere, denn der Mann im Vordergrund, der sich gerade noch mal umwendet, zeigt ja sein braunhäutiges, leicht negroid wirkendes Gesicht. Furchtsam im übrigen, wozu kein Grund besteht, hat er doch in der rechten Hand eine Art kurzläufiges Strahlengewehr und, wie der vor ihm Laufende, eine Handfeuerwaffe im Holster hängen, dazu wohl auch genügend Munition, sieht doch der Gürtel verdächtig nach einem Patronengurt aus ...  getragen über dem, auch so eine Sache Raumanzug, der Bewegungssimulation mit entzückendem Faltenwurf hervorruft ... man erinnert sich an Apollo: innen Luft, außen Vakuum ... Und, Kommunikation ist wichtig, das überdimensionierte Gerät in zum Zeitpunkt des Erscheinens modernem Kofferradio-Design ... und so weiter.

Besser wird’s auch nicht. In Heft 5 („Atom-Alarm“) ist das Fahrzeug zu einer reifenbesetzten Waffenplattform mutiert, mit der ein Richtschütze einen entfernten Vulkan (?) so anvisiert, als sei dessen atompilzähnliche Explosion gerade durch Beschuss erzeugt worden; was insofern zweifelhaft ist, als die Waffen eher nach extrem vergrößertem Essbesteck aussehen, wie das auch bei Heft 8 („Die Venusbasis“) der Fall ist. Hier rettet sich (schon wieder) jemand in das Fahrzeug, diesmal auf der Flucht vor einem feuerspeienden Drachensaurier ....

Aber da ja Perry Rhodan zum Genre der „phantastischen Literatur“ gehört, braucht es eben nur (viel, sehr viel) Phantasie und Enthusiasmus, um sich daran zu delektieren.

Nicht aber an den (zum gewalttätigen Inhalt beider Shols-Romane passenden) Titelbildern zum „Mutantenkorps“ und „Hilfe für die Erde“.

Das erste (Heft 6) ist dabei optisch-farblich noch schön komponiert (zartblauer Himmel über Schneeland) und hat auch die realistischsten Personendarstellungen des ganzen Zyklus. Aber was tun sie? Im Vordergrund rätseln die beiden in dicke lindgrüne Parka eingemummelten Leute (ein durch keine Handlungsszene gedeckter braunhäutiger Eskimo und ein Kaukasier mit lässig herabbaumelnder Schneebrille und Knarre in den dick behandschuhten Fäusten) über eine rosafarbene (abgerissene?) Extremität eines Außerirdischen; vermutlich von jenem Wesen, das im Hintergrund neben seinem Raumschiffswrack am Boden liegt, mit gleich mehreren heraushängenden Zungen aus dem monströsen Kopf. Bewacht wird sie von der dritten Person, locker bis cool die MP im Anschlag haltend.

Pure und plumpe Ideologie. Es fehlt eigentlich nur noch, dass Nummer Drei dem gestrandeten (oder toten?) Alien den Fuß auf den Kopf setzt. Aber so was machen ja wiederum nur die Bösen; im Fall von Heft 9 ein grünes Wesen, das nach der Handlung einen in New York attackierenden IV darstellen soll, also ein insektoides Wesen ähnlich einer Wespe, aber eher in Richtung „Stachelbaum“ tendiert. Mit vier Armen hält es einen Mann fest, seine beiden (blutbeschmierten?) Krallenfüße stehen auf einem am Boden Liegenden: Was für ein Glück dann, dass der im Vordergrund sichtbare NYPD-Cop gerade schon sein Kurzlaufgewehr durchrepetiert...

Sehr viel vom schlechten Image, das der Serie zugeschrieben wird, verdankt sie den beiden ersten Zyklen, und je niedriger die Nummern der Hefte sind, desto stärker wird das Unbehagen. Ich erinnere mich an die ersten Jahre eigenen Lesens und dass man damals, in den noch „wildbewegten Jahren“ wie den frühen Siebzigern, die aus bestimmten Kreisen vorgetragene Kritik als irgendwie schon unfair empfand, aber das macht sie leider nicht unwahr. Genauso wenig wie eine gewisse Unglaubwürdigkeit darin besteht, wenn nach dem alten Saulus/Paulus-Prinzip (Vor Tische las man’s anders) Leute, irgendwie auch schon lustig zu sehen, inzwischen auf die immer noch fauchende Perry-Rakete aufspringen (nach dem frühen Sammelkartenspiel und aktuellen Rhodan-Buchausgaben von Fanpro schließt sich gerade auch hier endgültig ein Kreis: Hans Joachim Alpers wird Anfang 2008 einen Rhodan-Taschenbuch-Roman schreiben.....nein, dies ist kein Scherz. Die Phantasie bricht sich immer wieder Bahn, und ihr sind keine Grenzen gesetzt....Alles ist möglich.).

Vieles aus der ersten Staffel ist wirklich kaum zu ertragen. Die Liste der, dezent ausgedrückt, „leicht unmoralischen“ Dinge, die sich die Protagonisten (natürlich immer nur im besten Sinne, weil „im Dienst der Menschheit“) leisten, ist beeindruckend und liest sich wie ein Auszug aus Strafgesetzbüchern. Da gibt es dann:

- Desertieren (offiziell erklärt von Rhodan, Bull, Manoli; inoffiziell, nämlich „im Geiste“, von diversen Agenten bis hin zu Geheimdienstchef Mercant, der das, sic!, geheim macht)

- Entziehung von Staatseigentum (die STARDUST zum Beispiel, deren Entwicklung und Bau bestimmt nicht gerade billig war für den amerikanischen Steuerzahler...),

- Bruch jedweden Völkerrechts („Hier lande ich, ich kann nicht anders“, „und diese paar Quadratkilometer Gobiwüste sind ja wirtschaftlich ohnehin nicht nutzbar für die Chinesen, also kann ich hier schon meinen eigenen Staat ausrufen“)

- Erpressung (siehe oben; und mit den Machtmitteln von Arkoniden auch jederzeit und unbegrenzt möglich)

- Nötigung (die etwas mildere Form des Vorstehenden)

- Kidnapping (10 Mutanten werden „einfach mal so“ aus Hiroshima und Nagasaki entführt, damit sie in der Gobi von ihrem Glück, Mutant zu sein, erst erfahren können... Dessen ist man sich sogar selber bewusst, meint doch Bully: „Und hier haben wir endlich die Gewissheit, dass es sich um keinen Menschenraub handelt. Ellert hat offenbar den Wunsch, uns in der Gobi zu besuchen.“

- physische Gewaltanwendung (Soldaten, Kanonen, Fahrzeuge fliegen ja so schön durch die Luft, wenn der Gravitationsneutralisator...)

- psychische Gewaltanwendung (vermittels dem Psychostrahler und später den Mutanten; nicht zu vergessen Flippers Amnesieblock)

- unterlassene Hilfeleistung („wenn jemand so dumm ist, mit dem Flugzeug gegen meinen Energieschirm zu fliehen, dann ist er selber schuld...“)

- Börsenmanipulationen (durch Homer G. Adams, der im übrigen wegen eben dieser einschlägigen Erfahrungen schon einmal im Gefängnis gesessen hat, als er es „nur privat“ tat)

- Angriffskrieg (Überfall auf ein Fantanschiff ohne jede Vorwarnung; desgleichen Freyts Raketen auf den Arkonidenkreuzer und erst recht eine scharfe Bombe, mit der Tako Kakuta ins erste IV-Raumschiff teleportiert...)

- rassistische Verunglimpfungen (wortwörtlich: „Nur ein toter Individualverformer ist ein guter IV“).

- Mord in diversen Formen (Allan D. Mercant, der sich selbst die bnd’sche Lizenz auszustellen scheint, erschießt unvermittelt seinen IV-übernommenen, engsten Mitarbeiter, ohne irgendwelche Untersuchung desselben oder der Tat im nachhinein; und Betty Toufry ihren gleichgeschädigten Vater, wobei sich, von der Perversion der Tat an sich, die Frage stellt, wie denn eine Sechsjährige <!> das Bedienen einer Pistole erlernte ... nun gut, in New Mexico wie der übrigen USA ist damals wie auch heutzutage vieles möglich...; selbst Thora darf einen wehrlosen IV abknallen, bevor sein Bewusstsein wieder den reglosen Körper übernimmt, zumindest zeigt sie dann doch Skrupel.

In der Buchausgabe hat sich Willi Voltz erkennbar bemüht, einiges von den „wirklich harten Sachen“ auszublenden, symptomatisch etwa den gesamten Roman Nummer 9 (siehe oben), der nur auf zwei mageren Seiten zusammengefasst wird, doch handlungstechnisch bedingt ist eben vieles unvermeidbar. Selbst ein Satz wie „Zur Zeit ist es noch im Interesse des stetig wachsenden Weltfriedens erforderlich, dass nur Perry Rhodan alle Macht in den Händen hält“ ist vorhanden und wird nur durch „Die Dritte Macht“ statt P.R. ersetzt bzw. die nachfolgende Formulierung „etwas entschärft“: „Dafür ist er (sie) aber auch verpflichtet, seine/ihre und unsere Welt zu beschützen“.Nur wenige Auserwählte werden in den Dienst der Dritten Macht treten“ - „Sie werden der Kern der Elite sein, die alle auftauchenden Probleme zu bewältigen hat“ – Rhodan bei der Gründung des Geheimen Mutantenkorps) sind nicht einzelne Ausrutscher, sondern an der düsteren Tagesordnung..... Und solcherart Darstellungen (wie „ ...und solange man es nicht völlig ausblendet, sondern eben, wie gerade geschehen, als nun einmal geschehen erwähnt....

Abgesehen davon macht es dem Fan keinen Spaß. Da redet man doch lieber über die vielen, unfreiwillig komischen Dinge, die chaotischen, exposefreien Zeiten des Anfangs und die vielen (amüsanten) Logiklöcher, groß genug für eine ganze Arkonflotte, um unbemerkt durchzurutschen.

Das fängt schon ziemlich früh an, mit einer wahren Petitesse, die ihresgleichen sucht.

Erster Auftritt Reginald Bull: „ ‚Hammel!’ pfiff es aus dem Schaumgummikissen heraus“.

Es steigert sich, wenn Perry in einer Konfrontation mit Thora diese mit „seinem energetischen Blick erstarren lässt“, und selbst ein eher rational veranlagter Physiker wie Klaus Mahn/Kurt Mahr versteigt sich im selben Zusammenhang zu dem Satz: „Die schönste aller Arkonidinnen und ein Halbgott von einem Mann – und sie stritten sich wie kleine Kinder.“

Von einer Exposeregie ist in den ersten Heften nichts zu spüren. Das mag sich durch zwei Dinge erklären: Zum einen glaubte man ja nicht unbedingt an einen solchen Erfolg. Nach mehrfacher Bekundung der „Gründerväter“ rechnete man allenfalls mit etwa 30 Heften am Stück und wurde danach selbst überrascht. Zum anderen gab es auch nur die drei Autoren Scheer, Darlton und Mahr; der mutmaßlich wichtigste Einfluss von W.W.Shols, außer den oben genannten noch Autor von zwei weiteren Heften, soll ja darin bestanden haben, aus der Kundenkartei seiner Privatfirma entsprechende (pseudo-)japanische Namen für die diversen Mutanten zusammengesucht zu haben; Kurt Brand ersetzte ihn erst ab Heft 37.

So sind die diversen, vielen, haarsträubenden Takeouts nicht verwunderlich; meist von Autor zu Autor unterschiedliche Angaben, manchmal gar im selben Heft. So ist Arkon denn schon mal 34.000 Lichtjahre entfernt (wie korrekt), anderen Angaben zufolge 32.000. Crest erkennt sofort die ersten Fremdschiffe, denn „die Fantanleute haben ihre Schiffsform, die primitive Spindel, vor 2.000 Jahren von den Arkoniden übernommen“, obwohl diese die Kugelform ja bereits seit Anbeginn des Imperiums verwenden und solch große Schiffe wie die 800 Meter-Raumer gar nicht mehr gebaut werden, sondern diese Ungetüme seit mehreren Tausenden von Jahren in Betrieb sind.... Die Arkoniden haben die Erde zuletzt mal vor 1.000 Jahren, dann (ebenfalls korrekt) wieder vor 10.000 Jahren besucht, aber die fehlende Null ersetzt man dann ganz locker und fügt noch ein paar hinzu, denn "Unsere Rasse existiert schon seit einigen Millionen Jahren“ (!). Kein Wunder, dass dann gewisse degenerative Erscheinungen auftreten...

Mal redet man sich (Thora und Crest, Rhodan und andere) mit dem förmlichen „Sie“ an, kurz danach mit „du“. Was im übrigen erst mit Band 1000 seinen obligatorischen Einzug halten sollte, beschwerten sich doch etliche Leser immer wieder über die Umgangsformen zwischen Unsterblichen...wozu auch gehörte, dass selbst Leute wie Mercant und Adams selbstredend Perry Rhodan mit „Sir“ titulierten, weiß man doch <es ist eine deutsche Serie>, dass unabhängig von der Lebenszeit ein Kommandant immer „der Alte“ ist. Endlich wieder Gelegenheit für den alten Joke, dass es ja im Englischen/Amerikanischen nur das „you“ gibt. Obwohl Interkosmo und Übersetzungscomputer seit Anbeginn vorkommen, spricht man ja Englisch. Aber die Akteure sind ja auch allesamt sehr gebildet, was man schon daran erkennt, dass sie sich alle verstehen, ob nun als Schwabinger Hallodri Ernst Ellert oder Wuriu Sengu (der Späher) aus Japan, der einfacher Bergmann war, bei dem „seine Kollegen sich wunderten, dass er immer wieder die ergiebigen Adern vorausahnte“.

Zum Glück sind auch Arkoniden irgendwie „menschlich“; und nicht nur Thora und Crest, sondern alle anderen auch; samt den Robotern, denn diese können zwar nach ständigem Bekunden „rein logisch“ denken und entscheiden, aber soweit kann es damit nun auch nicht her sein. Sowohl das Positronenhirn der GOOD HOPE (von dem nie so richtig klar ist, wo es denn nun ist, nämlich „ausgebaut“ und in der entstehenden Siedlung am Goshun See oder doch wieder in dem Schiff?) wie auch später das viel größere Venus-Gehirn („der Kommandant“) müssen erst richtig befragt werden. Wenn es um Analysen der Lage geht, so klar die auch sein mag, benötigt Perry erst einmal mindestens 20 Minuten, um die Fragestellung einzugrenzen, damit sie dem Gehirn verständlich gemacht werden kann. Das kann zum Teil ja auch an der Form liegen, denn trotz seiner vielen Möglichkeiten, sich zu äußern (explizit erwähnt wird die Wiedergabemöglichkeit in Sprache, Ton, Bild, Anzeigen, Ausdruck) kommuniziert man ja meistens über „gestanzte Symbolgruppen auf Plastikmaterial, was dem irdischen Lochkartensystem entspricht“ (das 1961, man verzeiht mir das, wohl als High Tech galt; zumindest hat dieser Schreiber hier sie in den späten Siebzigern auch noch mal erlebt, in nostalgischer Erinnerung...); obwohl solche Kommunikation wenigstens nicht so enervierend ist wie die in späteren Zeiten ständig bis ungefragt dazwischenredenden Bordgehirne, Hauspositroniken, Anzugsyntrons und anderer Schnickschnack.

So ein Robotgehirn hat schon größere Fähigkeiten und Kapazitäten: Das Venusgehirn ist imstande, zehntausend Jahre lang den Stützpunkt aufrechtzuerhalten (zeitgleich ist der Robotregent, wie man erst später erfährt, gerade dabei, die gesamte Verwaltung des Imperiums eigenständig zu übernehmen), aber entweder fehlte es an der nötigen Programmierung oder die Denkleistung ist doch nicht so ausgeprägt, wie immer geschildert wird: Der arkonidische Forschungskreuzer ist zwar mit wirklich jedem erdenklichen Ding ausgestattet (Sachen, die nicht nur auf Terra dann, sondern auch bei anderen Planeten als Tauschgüter gedacht waren) und wie viel Aber- und Abertonnen an Material in einer solchen Riesenkugel untergebracht werden können, mag man sich gar nicht ausrechnen. Aber dennoch hat jemand geschlampt: „man hat die Ersatzteile (für die Triebwerke) schlichtweg vergessen einzupacken!“ Hatte die arkonidische Geisteshaltung der Arroganz und Unfehlbarkeit etwa auch schon die Elektronengehirne erfasst; „unsere Schiffe sind so perfekt, dass sie nicht havarieren“ kann es ja nun auch nicht gewesen sein, denn da ist ja, als Höhepunkt der Logiklücke, eben jener „automatische Notsender“, der gerade noch rechtzeitig vor dem Einschlag terranischer Raketen aktiviert wird und dessen unkontrolliert ins All abgegebenen Hyperfunksignale nun eine tragende Rolle bei der weiteren Handlung ab Heft 5 (und bis in die nächste Phase ab Heft 10 hinein) spielen werden.

Diese Signale werden von vielen gehört: den technologisch nicht unbedingt hochentwickelten Fantanleuten, den IV (die auf so was warteten? Ebenso wie „Fantan“ ist auch ihr Heimatplanet unbekannt, man weiß also nicht, in welcher Nähe sie die Funksignale aufnahmen; doch muss es ja qua schnellem Erscheinen nicht weit weg gewesen sein), später auch von den Topsidern. Sie werden nicht gehört vom nächsten Arkonidenstützpunkt (der mit „Myra IV“ namentlich bezeichnet ist), nicht von diversen Springern (ab Heft 28 auftretend) und anderen Rassen, schon gar nicht von/auf Arkon selbst, obwohl die Signale sich ja zeitverlustfrei bewegen. Man könnte ja annehmen, dass die Reichweite doch eingeschränkt ist, etwa durch physikalische Störungen und andere Dinge, aber wo war noch mal der nächststehende Hyperfunkempfänger? Richtig, an Bord der GOOD HOPE, denn da hört man die Signale – als man unmittelbar vor dem Wrack auf dem Mond landet...Nebenbei gehört zu diesen schönen Spekulationen um „logisches Verhalten contra Handlungszwänge“ auch noch die Frage, warum denn nicht mit eben diesem Sender Arkon angefunkt wurde („Wer immer uns hört: wir sind hier auf dem einzigen Mond des dritten Planeten im Sonnensystem mit den Koordinaten...und brauchen Ersatzteile, Hilfe, Motivation...“) oder, wenn dieser zu schwach ist, gleich mit dem größeren Sender des größeren Hauptschiffes. Oder war auch dieser nicht intakt und in den 4 Monaten, die Thora untätig auf dem Mond herumsitzt, nicht zu reparieren? Oder neu zu bauen? Oder ein Ersatzgerät (auch vergessen einzupacken?) zu benutzen?

Logik ist schon eine schöne Sache – wenn man sie denn anwenden will. Aber dann wären ja einige „kleinere Details“ der Serienhandlung nicht mehr zu verwirklichen gewesen.

Oder denken die Terraner da anders? „Ein Mensch kann nicht gleichzeitig lebendig und tot sein“, sagte Professor Lehmann, in dem das wissenschaftliche Interesse erwachte...“Die Gesetze der Logik geben Ihnen recht“, gab der Arzt zu.

Und doch ist auch das manchmal anders; die Passage bezieht sich auf Ernst Ellert; er, der „Teletemporarier“, kann seinen Geist vom Körper trennen und in die Zukunft schicken. Rechzeitig schaffte Clark Darlton noch die Kurve, als ihm klar wurde, dass solch eine Mutantenfähigkeit zwar (wie die gesamte Person, die ja später ungeahnte Perspektiven gewann, zumindest in den Bänden ab 800) ungemein faszinierend war, aber es kaum der Spannung förderlich ist, wenn man die Zukunft bereits kennt. Deshalb wurde Ellert sofort „beschnitten“ durch seine Eigenbekundungen, er könne nicht die genaue Zukunft vorhersagen, sondern immer nur eine von den unendlich vielen Möglichkeiten, die eintreten könnten.. und im ersten brenzligen Einsatz auch sozusagen „entsorgt“, wobei jener oben geschilderte Effekt auftrat: beim erfolgreichen Versuch, einen stromführenden Hebel kurz vor der (von IV angesteuerten) Katastrophe umzulegen, jagen 20000 Volt durch seinen Körper und schleudern sein Bewußtsein hinaus („Sturz in die Ewigkeit“, wie das den Fortgang betreffende Taschenbuch Nummer 4 betitelt ist). Das beschert der Serie ein noch im selben Heft gebautes Mausoleum in der Art der Pyramiden, das ungeachtet aller Wechselfälle um Terra noch in den ganz aktuellen Stadtplänen (des Jahrs 4933) aufgeführt ist

Ich erwähne die Ellertgeschichte hier nur deshalb, weil es sich fast um die einzige wirklich zu ertragende Passage aus den ersten 9 Heften handelt. Mit etwas Wohlwollen kann man noch ein paar reizende Dschungelwelt-Impressionen von der Venus anfügen. Dass deren Planeten-Outfit sich in den kommenden Jahren durch reale Erkenntnisse geändert hat, verzeiht man ja (das passierte schon anderen SF-Größen wie Asimow und Anderson), dass die Gruppe sich 500 Kilometer weit durch diesen Urwald schlagen muss, ebenfalls (obwohl Tako Kakuta mit dabei ist...der zwei Hefte vorher nicht nur gelernt hatte, weiter als jene 500 km zu teleportieren, sondern auch mindestens 2 Leute durch Körperkontakt mitzunehmen...); und bei dem absonderlichsten Ereignis gibt Kurt Mahr augenzwinkernd zu, dass der die Gruppe überschreitende Saurier mit seinen 200 Metern Länge und 70 Metern Höhe selbst für venusische Verhältnisse ein wahrer Gigant gewesen sein muss. (Ein Kapitel vorher erstreckte sich der Urwald bis fast zu den Bergspitzen, also 5500 Meter hinauf; was bei vorsichtiger Rechnung des Futterbedarfs allein dieses Sauriers so nicht sein könnte....). Aber da gleichzeitig auch noch Anne Sloane (im Schlaf und danach bewusstlos, also nicht zur Verhaltensweise einer Faye Wray gezwungen) von einem Giganto-Regenwurm umringelt und entführt wird, kann man annehmen, dass Mahr gerade mal wieder „King Kong“ im Kino gesehen hatte...(wo man sich auch fragte, wie solcherart großen Tiere auf solcherart kleinen Inseln...).

Dann gibt es da auch noch halbintelligente einheimische Robben, die man unter den „Cerebral-Analysator“ legen kann; der liest Gedanken und ist damit mindestens genau so ein Wunderding wie der halblegendäre „Psychostrahler“, mit dem man unbemerkt die Menschen und andere Intelligenzen beeinflussen kann (beide wurden bald wieder abgeschafft, nachdem die Autoren wohl bemerkt hatten, dass es dann keiner Mutanten wie John Marshall <Telephat>, Andre Noir <Hypno> und anderer bedarf). Da nimmt sich doch schon wohltuend betulich aus, was die Arkoniden sonst noch hatten: „Werkzeugmaschinenbänke“ etwa, die gleich am Goshunsee als erstes aufgebaut werden.

Fazit: die Nummerierung sagt es, es gab die Hefte 1 bis 9. Aber mehr muss man dazu nicht wissen (oder nur die Inhaltsangaben lesen). Die Akteure sind Abziehbilder und reinste Stereotype, insbesonders Perry Rhodan, dessen blechernes Auftreten jedem Arkonidenrobot Ehre macht und sich nur durch ein winziges Detail von ihnen unterscheidet und auch das nur in Romanen von Kurt Mahr: ab und an zündet er sich eine Zigarette an (immerhin: nur wenn er, wie etwa auf der Venus, allein auf Wache ist – womit er seiner Zeit wieder weit voraus war....)

***

Nur leichte Besserung ist in Sicht, als die Strukturtaster ausschlagen!

2. Die Leier mit der Wega: Ferronen, Topsider, Transmitter und Mutanten

„Der schrille Kommandoruf verstummte. Zweihundert metallen glänzende Waffenarme fuhren nach oben. Einhundert fluoreszierende Strahlermündungen wiesen empor zum wolkenlosen Himmel der Wüste Gobi. Einhundert stählerne Kampfroboter erstarrten in regloser Haltung. Nur ihre mechanischen Eingeweide liefen noch, aber das sah niemand.“

So die Eingangssequenz von Heft 10, und man merkt gleich, es wird ernster. Selbst Roboter müssen sich zusammenreißen (und kein Öl aus verängstigten Eingeweiden herauströpfeln lassen ...). Die Stimmung wandelt sich von blechern zu stählern: Es kommt zur „Raumschlacht im Wega-Sektor“, man sieht „Mutanten im Einsatz“, um „Das Geheimnis der Zeitgruft“ zu klären und „Die Festung der sechs Monde“ zu brechen.

1975: Gerade als General Pounder, ehemaliger Chef der Stardust-Leute, zum erstenmal an den Goshunsee kommt, wo inzwischen „Galacto City“ entstanden ist, gibt es Vollalarm. Die Strukturtaster messen an, dass eine Vielzahl von Schiffen in unmittelbarer kosmischer Nähe, im 27 Lichtjahre entfernten Wegasystem aufgetaucht sind (Hyperraumsprünge = Transitionen verursachen eine messbare Erschütterung im Raum-Zeit-Gefüge). Crest und Thora sind erfreut, kann es sich doch nur um Arkoniden handeln, Bully warnt vergebens und Sofortumschalter Perry weiß es sowieso besser. Die GOOD HOPE bricht zum ersten Hypersprung eines terranischen Schiffes auf und landet prompt inmitten einer Raumschlacht, bei der, als Invasoren, die echsenartigen Topsider die blauhäutigen, aber sonst in jeder Beziehung menschenähnlichen Ferronen von Ferrol (Wega VIII) angreifen. Als man ihnen, den hoffnungslos Unterlegenen, helfen will, taucht ein richtig großer arkonidischer Schlachtkreuzer auf, den die Echsen irgendwo gekapert haben; die GOOD HOPE kann schwerbeschädigt gerade noch auf dem Nachbarplaneten Rofus (Wega IX) runtergehen, doch das ficht Perry nicht an. Mit unerschütterlichem Selbstvertrauen, Mutanten, wieder mal dem Psychostrahler und einem lokalen Geheimnis, den sog. „Materietransmittern“ (Zeitloser Sprung zwischen zwei solchen Geräten von Planet zu Planet) wird der Kreuzer erobert, ins Solsystem gebracht, mit neuer Mannschaft aufgefüllt und die Echsen letztlich von Ferrol und später ihrer Bastion im Außenbereich des Wegasystems vertrieben, wobei man ihnen vorgaukelt, die Terraner wären Arkoniden aus dem Capella-System. Als die komplette Topsidflotte dorthin transistiert, erlebt sie eine sehr unliebsame Überraschung....

Wie K.H.Scheer Perry sinnend und zukunftsweisend sagen lässt: Es beginnt die zweite Epoche der Menschheit. Auf ins All! Up, up and away! Und wenn es auch erst mal nur ein Sprung über 27 Lichtjahre ist...

Hier kommt die gute alte Space Opera nun doch zu vollsten Ehren, und der erste Interstellarflug Terras wird vom ersten zarten Schwung der „Wundersense“ begleitet, der (durchaus positiv) bei der Vorbereitung und Durchführung der Transition spürbar ist. Danach wird es gar actionreich und gibt vielen Gelegenheit, sich hier als Raumpiloten par excellence zu präsentieren, wo nicht nur die Schiffe, sondern die Männer gleichgar aus Arkonstahl sind, Nerven aus extrazäher Legierung haben und Eiswasser im Blut selbst in den kitzligsten Situation.

Es ist eine wahre Freude, Astronaut zu sein:

- „Krachende Donnerschläge zeigten an, dass die in den Raum pfeifenden Maschinen die Schallmauer durchstießen.“

- „Auf dem fernen Raumhafen klang wieder das urweltliche Donnern auf. Blitzende Körper ritten auf kaum erkennbaren Impulsströmen in den Himmel.“

Die Raumjäger „orgeln“ ganz wunderbar weiter, Perry „jonglierte mit Urkräften“, wenn es etwas komplizierter wird, etwa bei der Transition, hilft das Bordgehirn: „Die von den Zielpeilern übernommenen Grunddaten wurden vom galaktonautischen Rechengehirn übernommen, unter Einkalkulierung von Schiffsmasse, Entfernung und herrschenden Gravitationslinien ausgewertet, ehe daraus der für Normalsterbliche völlig unverständlich ‚Abstoßimpuls’ berechnet wurde, der im arkonidischen Sprachgebrauch als „Universelle Hyperfluchtgeschwindigkeit bezeichnet wurde“ ... “Zugleich veränderten sich die antreibenden Korpuskelwellen des Impulstriebwerks zu Energieeinheiten der fünften Dimension, da auch sie im Innenraum des kugelförmigen Absorberfeldes ihren Normalcharakter nicht mehr wahren konnten.“ Die armen Korpuskelwellen....

Aber Raum-Mann kann/muss auch noch selbst Hand anlegen: „Rhodan hieb nochmals auf die Stufenschalter der Steuerbordtriebwerke ... Immerhin reichte das materialzermürbende Gewaltmanöver aus, die Kugel im letzten Augenblick aus dem Gefahrenherd zu reißen.“

Wie sich das ja auch gehört.

Hier tritt dann zum erstenmal das Phänomen auf, das mit zum Erfolg der frühen Serie beigetragen hat: ausführliche Technikbeschreibungen, aufgebaut auf längerer Tradition der Science Fiction, extrapoliert und mit schon unnachahmlicher, zwar zutiefst technikgläubiger, aber auch beim Nachlesen immer noch faszinierenden Verve eines K.H. Scheer vorgetragen; auch wenn dieser sich manchmal zu sehr in Gigantismen verliert und seine immer größeren werdenden Spielzeuge vorführt: „Nun, da die STARDUST II den Horizont ausfüllte, war das eben noch so großartige Beiboot zum absoluten Nichts degradiert worden ... Weit über den hastig aussteigenden Menschen begann erst der äquatoriale Ringwulst ... Zur Zeit waren die kratergroßen Öffnungen der Impulsdüsen verschlossen“. Kurt Mahr beginnt, einiges an physikalischem Wissen einzubringen und ergänzt damit dann die eher noch „romantisch“ veranlagten Schilderungen eines Clark Darlton gut.

Leider ist es noch ein wenig oft von altem (WW2-) Soldaten- und Kampfflieger-Jargon überschattet.

Albrecht Klein und Conrad Deringhouse fliegen eine brisante Erkundungsmission über Ferrol hinweg (um „brauchbare Filmaufnahmen zu erhalten“ – hoffentlich sind die Entwickler an Bord des GOOD HOPE Wracks noch intakt...), aber so schnell sie auch, wegen der Luftabwehr (!), fliegen, als „ein blassgrüner Desintegratorstrahl herüberschießt“, hat Captain Klein immer noch die Fähigkeit, optische Wahrnehmung und Muße, seinen Rottenkameraden zu warnen: „Deine linke Fläche!“ – „Was ist los?“ – „Sie ist zur Hälfte abrasiert!“ Er wird das überleben und sich nach Notlandung auf Ferrol durchschlagen, aber zwei Hefte weiter passiert ihm dasselbe beinah noch mal: „Ich liege seit 5 Minuten im konzentrierten Kreuzfeuer. Was nun?“. Draußen glühte es hellrot. Deringhouse glaubte, die entstehende Innentemperaturen spüren zu können, obwohl sein Raumanzug für 500 Grad gut war. (Einige Absätze vorher wird sein unglücklicher Begleiter Sergeant Calvermann noch bei 3218 Grad Celsius, ohne Druckhelm, äußerlich unangetastet bleiben: „Seine Mission führt in den Tod – aber er stirbt mit einem Lächeln auf den Lippen.“)

Man bemerkt auch die „Vermenschlichung“ und damit Verharmlosung von Dingen/Waffen. Was im Falle von Schiffen, die durch ihre Namen so etwas wie einen Eigencharakter entwickeln („Admiral Scheer – unser glückhaftes Schiff“ entspricht „Was wir damals mit der alten CREST II im Vorfeld von Andromeda alles durchgemacht haben...“) gerade noch verständlich bis akzeptabel ist, wird bei anderem eher peinlich: Raumjäger sind „fauchende bissige Weltraumhornissen“ und „niemand wusste, wer den Namen zuerst aufgebracht hatte, aber die Beiboote hießen von nun an Kaulquappen“. Da grüßen von real-fern immer noch „die gute Tante Ju-52“, „unser treuer Tiger“ (-Panzer) und die „alte 8,8-Pak, die uns auch im russischen Winter nie im Stich gelassen hat“ herüber.

Und wenn da nicht wieder die „kleinen“ Unlogiksachen und Unachtsamkeiten wären....

- Das Arkonidenschlachtschiff ist noch größer als der Forschungskreuzer auf dem Mond,  aber braucht schon 300 Mann als Minimalbesatzung. Thora und Crest haben das noch allein bewerkstelligt (und selbst wenn sich die 48 anderen „Degenerationsarkoniden“ hin und wieder mal aufgerafft hätten, wäre das ein erstaunlicher Grad an Automatisierung). Die 43 Überlebenden der GOOD HOPE schaffen es ihrerseits gerade mal, den Sprung zurück ins Solsystem zu bewältigen, um die dort avisierten ausgebildeten Neumitglieder zu übernehmen und zurückzukehren. Dafür reichen 300 Mann nun aus (in einem späteren Heft wird die Normalstärke des Schiffes mit 1000 angegeben), um a) die STARDUST II in eine komplette Kampfmaschine umzuwandeln, b) 8 der 12 Beiboote vom GOOD HOPE-Typ zu bemannen und einzusetzen und c) diverse Geschwader von Einmannraumjägern auch noch patrouillierend herumfliegen zu lassen. Das muss wohl damit zusammenhängen, dass Terraner noch aktiv und undegeneriert sind....

- Nachdem man vorab mehrere Kurzhyperfunksprüche an die Erde abgegeben hat, um diese neuen Mannschaften ausbilden zu lassen, hat man nach dem Rücksprung ins Solsystem (auf Höhe der vollbemannten Pluto-Ortungsstation, die zwei Hefte vorher noch automatisch lief...) nichts Wichtigeres zu tun, als die Erde zu informieren, damit man dort bloß keinen Alarm auslöst und das „unbekannte große Schiff“ angreift....

- „Das Elektronengehirn an Bord speicherte (während der eigentlich ja zeitlosen Transition...) automatisch die Sinneseindrücke der entmaterialisierten Menschen“ Hoppla? Aber das erklärt wohl Perrys Bemerkung an Crest: „Das Positronengehirn denkt fünfdimensional – genau wie Sie!“

- Die Raumjäger sind plötzlich doch „überlichtschnelle Kleinstraumschiffe“, die STARDUST II aktiviert zusätzlich zum normalen auch noch den fünfdimensionalen Energieschirm (der sich zudem 100 km in Fahrtrichtung nach vorne verlagern lässt...)

- Und natürlich wieder der Hauptplot, die Topsiderinvasion: was immer noch von jenem vermaledeiten Notsender herrührt, dessen Funksignale sie aufgefangen haben und, nach eigenem Bekunden, dann auch „sofort aufgebrochen sind“....Egal, welche der schwankenden Entfernungsangaben (Das „Orion Delta-System“ mit dem Planeten Topsid ist mal 853, dann 844 und 815 Lichtjahre entfernt; letzteres wohl zur Wega) man denn zugrundelegt: Nach knappen 3 Jahren sind das immerhin 0,68 Lichtjahre pro Terra-Tag. Und dann noch am falschen Platz herauskommen: „27 bei 815 Lichtjahren sind immerhin eine Fehlkalkulation von 3,4 %“.Bruchteile von Dezimalstellen“ handelt). Das muss ihm aber auch nicht allzu peinlich sein, allenfalls späteren Autoren, denn schließlich passiert es den Takerern am Ende des Cappinzyklus und, in jüngster rhodanscher Zeit, den Kybb-Titanen aus dem „Sternenozean-Zyklus“ noch mal. Irgendein Astrogator hat da ganz fürchterlich geschlampt (auch wenn es sich nur um „

Es ist halt die alte Leier mit der anziehenden Wega....

Und erst die köstliche Begründung der Invasion, die Topsideradmiral Chrekt_Orn von sich gibt: „..weil man auf Topsid den Notruf eines arkonidischen Raumschiffes aufgefangen hatte. Wo ein Notruf herkam, da musste auch ein Schiff sein, und wenn es einen Notruf ausgestoßen hatte, dann gab es dort wahrscheinlich auch noch anderer Leute, die das Schiff in Not gebracht hatten. Leute, denen man vielleicht den Fuß in den Nacken setzen konnte, um ihre Welt zu einer topsidischen Bastion zu machen“.  Unkommentiert.

Die eher lustigen Passagen:

- Ferronen, die (außer blauer Haut) so menschenähnlich sind, dass sie auch ein Postamt haben, was im Zuge aktiven Widerstands gegen die topsidischen Besatzer angegriffen und zerstört wird (den moralischen Effekt des dadurch entstehenden Schadens, dass die Echsen keine Ansichtskarten nach Hause schreiben können, soll man nicht unterschätzen...)

- nachdem beide gerade in ihrem Leben schätzungsweise 3 Topsider näher gesehen haben: „Sieh dir diesen Mann an!“ zischte Perry Bully zu. – „Was ist mit ihm?“ – „Er mustert uns. Merk dir dieses Gesicht!“ Eines Nichtmenschen/Echsenwesens....Dabei ist doch Crest der mit dem fotografischen Gedächtnis

- wesentlich leichter ist es da mit der Form eines Topsiderschiffs: „Es sah aus wie eine lange Wurst mit einem Wulst in der Mitte!“  Mahlzeit.

Unappetitlich dagegen wird es bei Sätzen wie: „Bully blieb stehen. Ein scharfer stechender Geruch drang von unten herauf. Wenn nichts das absolut Fremde bewiesen hätte – dieser nahezu schmerzhaft wirkende Brodem hätte es getan“. Die nicht sehr zimperlich mit ihren Topsidergefangenen umgehenden Ferronen halten diese in Kellerkäfigen und –zellen. „Schrilles Miauen und Pfeifen drang aus der dumpfen Tiefe empor. Starke, braunschwarz geschuppte Körper prallten gegen die hohen Gitter“. Leider unzweideutige Verbalausrutscher.

Zum Ende transistieren die verbliebenen Topsiderschiffe ins Capellasystem ... aber nicht ins planetenlos-sterile System dort (2 Jahrzehnte später wird in einer Story eines Jubiläumsbandes eine Mutantenpflanze von Capella-II vorkommen..), sondern direkt ins Zentrum der Riesensonne. Unangemessene Grausamkeit ... selbst wenn das Perryversum-technisch so möglich wäre. Das haben die eigentlich nicht ganz unsympathischen Echsenwesen (den „artfremden Geruch“ spürt man ja nicht beim Lesen; und entgegen ihrem Namen sind sie ja nicht gerade „top“, sondern „tölplig“) wirklich nicht verdient. Zumindest kriegt man am Ende (Hefte 48/49) und dann im nächsten Zyklus (83) noch einen Nachschlag an Topsidern, ehe diese in jahrtausendelanger Versenkung verschwinden (bis sie sich, deutlich, in den 1500er Bänden wieder zu regen beginnen).

Als einziges Zeichen für ein Minimum-Expose deutet man Rhodans bombastische Ansprüche und Aussagen: Für ihn ist es immer klar, dass die Terranische Menschheit die Nachfolge der Arkoniden antreten und ihr Imperium übernehmen will/muss, und das muss/will er eben auch noch selber machen. Da verliert man kleinere Ziele schnell aus den Augen und muss delegieren („Danke, Oberst Freyt. Wir werden in wenigen Wochen zurück sein, wenn alles nach Plan geht. Sorgen Sie inzwischen dafür, dass wir eine reguläre Weltregierung erhalten“ – Das wird der damit doch leicht überforderte Mike Freyt, obwohl Perry „so ähnlich, dass man sie für Brüder hätte halten können“ dann nicht schaffen, obwohl er deutlich mehr Zeit haben wird....), aber wüsste Perry (und die Autoren) nicht ansatzweise, zu was die nächsten 6 Heften führen werden.....

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3. Rätseln bis zur Zelldusche: Vergangenheit, GOL, Tramp und das ES von Wanderer
Das galaktische Rätsel
führt über die Spur durch Zeit und Raum zu den Geistern von Gol, Tramp, dem Planeten der sterbeneden Sonne, und schließlich erscheint sogar Der Unsterbliche.

Bereits während der Erkundung des Roten Palastes von Thorta auf Ferrol entdeckte man (Heft 12) eine rätselhafte Gruft, aus der eine „in der Zeit versteckte“ Kassette mit Mutantenhilfe geborgen wurde. Diesem Rätsel gehen Perry, Thora, Crest und diverse Mutanten nun nach, vermutet man doch aufgrund von alten Sagen der Ferronen über „Wesen, die länger als die Sonne leben“, dass der von Crest gesuchte Planet des Ewigen Lebens ursprünglich hier in diesem System beheimatet war, gestützt auf eine augenfällige Lücke zwischen Rofus und dem 10. Planeten und der Hinweis der alten Arkonexpedition, dass Wega 43 Planeten habe. Man entdeckt eine Maschinenhalle mit todbringenden Robotern, immer wieder Hinweise in geheimnisvoller Schrift, wird in die Vergangenheit von Ferrol (8901 v.Chr., wie man später berechnet) verschlagen, aber auch zum Planetengiganten GOL (Wega XIV), einer erkalteten Sonne mit 916 g und „Energiefressern“ und zu einem einsamen Planeten einer alten Sonne, auf dem eine putzige Rasse von immer spielbereiten Pelzwesen lebt, die man „Mausbiber“ nennt und von denen sich ein Exemplar, aufgrund großer Augen „Gucky“ benamst, als blinder Passagier auf die STARDUST II verirrt. Letztlich gelangt man zur Kunstwelt WANDERER, auf der ES den Erfolgreichen das „Ewige Leben“, zumindest in Form einer Behandlung („Zelldusche“) für zunächst 62 Jahre anbietet – doch nicht den Arkoniden, sondern Perry, dem zugleich einfach mal 20.000 Jahre Frist gegeben werden, die Galaxis friedlich zu vereinen. Auch Bully darf seinen Altersprozess stoppen lassen, ehe man wieder zurückfliegt.

Und schon ist ein Grundstein dafür gelegt, dass die Serie bis heute andauert: Unsterbliche Helden/Hauptpersonen bilden eben die ideale Identifikation, und man kann das mit dem Hauch des Realismus betreiben. Es gibt ja andere Serienhelden in anderen Genres (etwa einen Baumwollkriminalisten oder den an seine regelmäßigen Filmauftritte Gebundenen), die ebenfalls zeit- wie alterslos sind, aber die Beigabe von realen Geschichtsdaten macht die Story um unseren Erben des Universums zu quasirealer „Future History“ ... bis wohin auch immer, denn schließlich sind bis perrydato erst knappe 15 % der zugestandenen ES-Zeitspanne vergangen.

Diese fünf Hefte sind der unbestrittene Höhepunkt des gesamten ersten Zyklus und SARPT. Man findet darin alles, was die Space Opera zu bieten hat; das Kunstwort steht für die fünf klassischen Oberthemen der populären Science Fiction:

- Space (allgemeine Fortentwicklung der Technik, exemplarisch festgemacht an der Überwindung von Planetengrenzen durch die Weltraumfahrt)

- Aliens (damit eng verbunden die Spekulation um außerirdisches Leben)

- Robot (künstliche Intelligenz)

- Psi („übersinnliche“ Kräfte, Parafähigkeiten usw.)

- Time (Zeitreisen, -paradoxa, -veränderungen und anderes)

Die Autoren ergänzen sich optimal. Der leicht technikbesessene K.H. Scheer führt die guten Leute auf dem richtigen Weg durch die gefahrvollen Aufgaben des galaktischen Rätsels und die STARDUST II sicher durchs All (weniger unlogisch als früher, auch wenn manchmal das übergeordnete Wesen als deus-ex-machina eingreifen muss). Clark Darlton steuert die Romantik von Zeitreise und „Götter aus dem All“-Thematik bei, und Kurt Mahr entwickelt zum erstenmal den realistischen Stil, den er zeit seines rhodanistischen Schaffens durchhalten wird (die Episode um das Planetenungetüm findet später im Taschenbuch 2 „DER GROSSE DENKER VON GOL“ eine kongeniale Fortsetzung/Aufklärung). Dazu die stets wirksame Faszination einer Schnitzeljagd mit falschen Spuren, kritischen Situationen und manchmal sogar dem Einsatz von Köpfchen (nicht nur durch Mutanten...) statt Knarre und das Finale mit der überaus wirksamen Belohnung der Unsterblichkeit.

Es gäbe immer noch etliches zu kritisieren:

- den markig-burschikosen Umgangston ( „Gib mir deine Energiespritze, Chef!“),

- radikal-brachiale Methoden, sich durchzusetzen und die Spannung zu erhöhen (Sekunden nach dem Abtreten der Helden verdampft eine Maschinenhalle atomar ... und um die Spannung zu erhöhen, darf schon mal die Wega 32 Tage lang pulsieren und drohen, sich in eine Nova zu verwandeln)

- banales, wirklich unrealistisches bis komisches Handeln: Der Anfang der Rallye nach ES besteht darin, erst mal mit den Ortungsgeräten der STARDUST II das Wegasystem abzutasten, was einige Zeit dauert - aber keinen wirklichen Grund hat (seit Jahrtausenden haben die Ferronen ihre Raumfahrt betrieben und bis zur Perfektion gebracht; aber eben nur planetarische statt interstellare Raumfahrt; ob man da nicht Zeit genug hatte, das eigene System,so groß es auch ist, zu kartografieren. ..?), sondern den Personen nur Zeit gibt, die Hintergründe kurz anzuführen, letztlich kreißt das allmächtige Positronengehirn und gebiert die winzige Maus einer auf Papier aufgetragenen Darstellung der Kreisbahnen der Planeten ... und nicht mal das reicht, denn zusätzlich zu den Hauptakteuren leiht sich der ferronische Chefwissenschaftler mal eben einen Raumjäger samt Piloten aus, um selber einige Monde abzuklappern

- Anne Sloane, die Telekinetin, die vermittels dieser ihrer Parafähigkeit kosmische Strahlen wegschiebt ... die später durch einen einfachen arkonidischen Generator neutralisiert werden können, so dass Betty Toufry, das gleichbegabte, hier neunjährige Wunderkind, sich auf das Zerdeppern von Riesenrobots konzentrieren kann (hoffentlich wurden die interstellaren Gesetze wider Kinderarbeit eingehalten...)

- wieder mal die schönen Unstimmigkeiten; wenn sich die STARDUST II (vor Wochen mit 300 Mann von Terra aufgebrochen und zwischendurch einige ihrer Kaulquappen-Beiboote im Wegasystem zurücklassend) „mit ihren 500 Mann Besatzung in eine todbringende Kampfmaschine verwandelt“

- die eindeutig dümmsten Sätze (am Beginn Nr. 19): die im Wega zurückgebliebenen Terraner müssen erkennen, dass diese sich zur Nova entwickeln wird. Ferrol, Rofus, das gesamte Planetensystem wie die Milliarden von Ferronen sind bedroht, niemand kann etwas dagegen tun. Da erscheint die STARDUST II wieder mit Perrry Rhodan an Bord.

„McClears lachte nervös. Dann erlaubte er sich die erste Zigarette seit 4 Wochen. Eine auflockernde Stimmung überkam ihn. Der Chef war wieder da. Damit war alles gut.“

Aber wirklich störend ist nur der pseudo-religiöse, esoterische Ton, der sich mit den verschiedenen Botschaften auf dem Weg des kosmischen Rätsels verknüpft; ständig muss man da nach einem, wenn nicht gar „dem“ Licht suchen, und das gibt es dann ja auch nur für „die Auserwählten“, nicht nur nach dem permanenten Bekunden, wenn es darum geht, den Kurs zu halten und nicht aufzugeben, sondern real: Santa-ES, ein alter Mann mit weißem Bart und homerischem Lachen, verschenkt die Unsterblichkeit, und Perry darf bestimmen, wer die guten Jungs und Mädels sind, die es bekommen dürfen...

Aber ich will fair bleiben. Die entsprechende Szene, wo dies den Leuten auf Wanderer bewusst wird, hat K.H.Scheer ebenso gut, unprätentiös hinbekommen („Bull, los!“ sagte er kurz) wie die sich daraus ergebenden Implikationen für seine Begleitung (Mit einem bitteren Blick erkannte er die Gier in ihren Augen), seine Gefühle und die Tragik der Arkoniden (Abgeschoben, dachte er bitter. Macht endlich Schluss mit dem Unfug. Ich habe andere Aufgaben, als einem alten Mann das Leben zu erhalten..... „Nun gehen Sie schon!...Oder soll ich Sie auch noch unter die Leuchtspirale tragen?“). (Später, in einem Taschenbuch von Peter Terrid wird man erfahren, dass es ja auch mindestens 250 „gute Jungs und Mädels“ waren, die im Laufe der Zeit zellduschen konnten).

Und dann ist da auch noch Nummer 19, so was wie „das“ Titelbild aller Rhodanhefte schlechthin, wo Perry sinnend und nachdenklich irgendwohin in die Unendlichkeit und der Zeit zu blicken scheint, vor einer gigantischen Kulisse von wirbelnden Planeten, Sternfeuer und kosmischen Nebeln, in grellen und doch warmen Farben, anheimelnd, phantastisch, immer in Erinnerung bleibend; und nicht zuletzt deshalb in stilisierter Form auf der ersten Seite jeden Heftes bis heute vorhanden.


Kurz vor dem Start der STARDUST II von Tramp schleicht sich einer der Mausbiber an Bord und manipuliert die Sprungdaten eben in dem Moment, da die Transition ansteht. Prompt erreicht man einen arkonidischen Kolonialplaneten, auf dem „Die Rebellen von Tuglan“

gerade dabei sind, zu revoltieren, aber Perry als vorgeblicher Arkonide hohen Ranges und mit dem Schiff im Rücken wendet das ganze schnell wieder zum Guten.

Dies ist ein eingeschobener Einzelroman, der für die Handlung nichts abwirft (außer dass

Perry den Arkoniden mal Tatkraft und Fähigkeit zeigen kann, solche Probleme zu lösen).

Aber es ist auch der Roman, der Gucky einführt.

Ich mag Gucky nicht – wenn auch nicht in dem Ausmaß, dass ich mit Buttons „Tötet Gucky!“ herumlaufen würde (so was soll vorgekommen sein...). Wenn Gucky Bully hier zum erstenmal „fliegen“ lässt und in einen Wasserbottich taucht, was die umstehenden Besatzungsmitglieder amüsiert, dann ist das eine Art von „Humor“, der sich mir leider entzieht. Zugegeben macht er so was heutzutage nicht mehr, hat sich geändert (je nach Autor, der sich mit ihm befasst hat), aber wie alle frühen Personen ist auch er ein Abziehbild – und brutal hinzu. Man sollte einmal die Liste der Leute aufführen, die er ganz und gar persönlich umgebracht hat, natürlich wieder nur „im Dienst der guten Sache“ (im Laufe dieses Zyklus werden es mindestens 3 sein). Das spätere Titelbild von Heft 30 zeigt ihn schon so, wie er sich gibt: weniger Maus und Biber, sondern nagezahnfletschende Killerratte. Und da hat er schon einen Raumanzug an. Man gibt ihm schnellstens Kleidung, denn das unterscheidet ja das Intelligenzwesen vom Tier. Oder sollte es doch das Manko sein, das man auch bei anderen Bepelzten, etwa dem (wesentlich) lustigeren Alf oder Bigfoot Harry von den Hendersons, erst recht aber beim ani-männlichen King Kong immer amüsiert feststellen muss: sie sind maskulin – aber man darf es nicht sehen...  (Einen realistischen Plüschgucky würde ich gern erstehen!)

Perryhistorisch ist anzumerken, dass das erste, was der Mausbiber aus der Küche stiebitzt, keine Karotten (!), sondern tiefgefrorene Erdbeeren sind. Das Versorgungsamt der Dritten Macht muss da geschlampt haben – oder liegt es an der ganz kurzen Zeit nur, die man für Ausrüstung hatte? Zumindest die Erdbeeren waren ja da...

Ganz und gar hanebüchen allerdings der dem Roman zugrundeliegende Plot: nicht mal, dass Gucky sich in die STARDUST II einschmuggeln kann (telekinetisch versetzt er sich in eine Kiste; teleportieren lernte er erst später), wird gar bemerkt dabei, doch niemand denkt sich was; und das diese Kiste gerade vom Ödplaneten Tramp wieder ins Schiff verladen werden muss, spricht ja für das Versorgungsamt...; nicht mal, dass er in seinem „iltischen Spieltrieb“ ausgerechnet die Anzeige der Transitionsreichweite erwischt und, hoppla, diese genau nach Tuglan führt (die entgegengesetzte Richtung und viel, viel weiter). Aber wenn er mit Telekinese die Zahlen ändern kann, kann das ja nur heißen, dass da etwas Bewegliches vorhanden war. Vermutlich Walzlaufwerke....Beste Arkonidische High Tech.

4. Die Venus wird rot: Russen, Fehler und emotionale Frauen
Venus in Gefahr! Thoras Flucht
führt zur Geheimschaltung X und Im Dschungel der Urwelt muss sie von Perry einmal persönlich gerettet werden.

Nach Tuglan und Wanderer kehrt man ins Solsystem zurück, um festzustellen, dass man mehr als 4 Jahre verloren hat, schreibt man doch inzwischen Mai 1980 und nicht Januar 1976, wie die Schiffsuhren sagen. Die Abwesenheit Rhodans, ein nicht reagierender Stellvertreter Freyt (dem Perry einen entsprechenden Hypnoblock verpasst hatte...) und ein Umsturz im Ostblock hat erneut zu Spannungen auf der Erde geführt, und nicht nur das: 10.000 russische Elitesoldaten sind auf der Venus gelandet und versuchen, den Stützpunkt dort einzunehmen; gerade als die STARDUST II zurückkehrt und dem ein schnelles Ende macht. Nach der ebenso rigiden Klärung der Lage auf der Erde kommt es ein Jahr später zur nächsten kleinen Krise, als Thora sich mit einem Zerstörer zur Venus absetzt, um von dort Arkon per Hyperfunk zu informieren – was nicht gelingt, weil sie in die Hände diverser Gruppen von Russen gerät und Perry beim Versuch, schnell nachzukommen, ebenfalls dort abstürzt, weil er den neusten, noch nicht mit Kodesignalen ausgestatteten Jäger nimmt. Aber am Ende klärt sich alles wieder zum Besten.

Radikalität, Rigidität, Gewalt, Heuchelei, Klischeevorstellungen - der Rücksturz von Wanderer ins Sonnensystem wird auch zum Rückfall wieder in frühere Heftzeiten. Ich verzichte hier mal drauf (siehe weiter unten Einzelheft 21). Die Venusabenteuer sind halbwegs erträglich, es gibt einen Stegosaurus, immer noch die Robben und als Zuckerli einen 40 Meter langen Schleimwurm..

Zudem menschelt es. Dass Perry „seiner“ Thora nachjagen und aus den Händen diverser Gruppen retten muss, zählt zu den trivialen Dingen, wie sich „Boy meets Girl“_Abenteuer eben abspielen, wobei letzteres sich nur „artgerecht“ verhalten muss: „An dieser Stelle lief Thoras Triumph dem Verstand davon, Mit sprühenden Augen rief sie: ...’Rhodan ist auf der Venus!’ “

Der wiederum darf mal mehrere Fehler zugeben, sich verletzen und an Fieber erkranken (woraus wir lernen: Zelldusche war wohl doch nur wie Aktivator Light) und kumpelig-bärbeißig Mitarbeiter motivieren („Geben Sie mir die drei Knarren und einen Proviantbeutel. Es wird Zeit, dass ich auch mal den Packesel spiele“)

Unterstützt wird er von einem meiner Lieblingsmutanten, dem Frequenzseher Son Okura. Dieser ist anrührend sympathisch, weil leicht gehbehindert (was manchmal vergessen wird,

wirft er sich doch katzengleich auf Russen), aber objektiv nicht unbedingt die Bestausstattung für Dschungelmärsche ist; reizend widersprüchlich („Obwohl er zum normalen Sehen eine Brille benutzte, besaß Son doch Augen wie kein zweiter Mensch“) und überhaupt brauchten es nicht mal arkonidische Wunderdinge, seine Fähigkeiten (Infrarot- bis Ultraviolettsehen) überflüssig zu machen, schon zur damaligen Entstehungszeit des Romans (1962) müsste es entsprechende irdische Geräte gegeben haben. Vermutlich war keiner mehr überrascht als er selbst vom Erhalt eines Zellaktivator...und wohl nur wegen dieser drei frühen Venusabenteuer hat er es bis zur Second Genesis-Krise geschafft. Ein Bravo für solche Zähigkeit.

Die Parade der gröbsten Unlogiken fängt mit einem Rückgriff auf Ernst Ellert an. Dieser hatte seine Fähigkeit des Teletemporierens ja nur zweimal ausgeübt:  um seinen Münchner Freunden zu beweisen, dass er es konnte und in einer Woche vor Rhodan stehen würde, zum zweiten kurz vor seinem jähen „Beinahe-Ende“: er trifft die nun elfjährige Betty Toufry: „Ganz klar erkannte er in fünf Jahren die beste Möglichkeit, ihr Wesen zu erforschen“. „In fünf Jahren? Wir schreiben dann das Jahr 1982“, wodurch diese (faszinierende) Begegnung mit 1977 terminiert ist – wo Betty wie praktisch alle Mutanten auf der STARDUST II und Wanderer war und ihr dieses wie die folgenden Jahre abgingen....

Hier schlägt (späterer Titel eines Mahrromans) der Zeithammer zu und erreicht Clark Darlton bis zurück im Heft 22: „Die Telephatin Betty Toufry, knapp fünfzehn Jahre alt, wurde plötzlich knallrot im Gesicht...“  und da sie auch später (Heft 27) nicht nur auf dem Titelbild, sondern auch in der Handlung An-/Aussehen einer Solchaltrigen hat, fragt man sich auch noch sorgenvoll, ob alle außer Perry und Bully doch biologisch so fortgeschritten wurden auf Wanderer. Muss das solare Versorgungsamt gar 52 Monatslöhne nachzahlen?

Aber das könnte es, wenn es all den Schrott requiriert und zu Geld macht, der auf, um und auf dem Weg zur Venus ist – zum Beispiel die russischen Raumschiffe. 500 davon haben 10.000 Elitesoldaten dorthin transportiert, samt Treibstoff, Ausrüstung, Nahrung für Reise und Einsatz; die nächste Flotte ist bereits unterwegs (Heft 20 mit 400, in Heft 21 auf Seite 2 mit 500 angegeben, drei Seiten später sind es nur noch die Reste von 200).

Die Russen haben mobil gemacht; dieselben Russen, die wenige Jahre vorher, 1971, mit Mühe 1 (ein!) Schiff zum Mond gebracht haben. Der Umsturz im Ostblock fand 1976 statt, man gibt ein paar Monate zum Installieren (oder, Klischee muss sein, geht das dort mit dem Gehorchen schneller?), auch noch eine optimistische Anreisezeit von etwa 4 Monaten und einen knappen Monat zum Eingewöhnen. Damit müssen sie spätestens so im Oktober 1979 losgeschickt worden sein, und, wenn man die Nachschubflotte hinzunimmt, eine Produktion von annähernd einem Schiff pro Tag erreicht haben....

Respekt. Planübererfüllung.

Da treten eben an anderer Stelle Defizite ein: „Aber <der Oberkommandierende> General Tomisenkow hatte den größten Teil seines Lebens in Ochotsk verbracht, und in Ochotsk froren die Leute sogar im Juli“.

Der fantastische Ortungsschutz, den sie beim Start, der längeren Reise und der Landung gehabt haben müssen, fällt wohl dem rhodanschen Angriff (Energieschirme an und mal eben drüberbrausen – „Zehntausend Mann hatte General Tomisenkow zur Venus gebracht. Achttausend davon fanden sie noch, drei Viertel davon schwer verletzt...“) zum Opfer. 3 normale Raumstationen in Erdumlaufbahn, eine Station am lunaren Südpol, Geräte in Galacto City, eventuell vielleicht einmal patrouillierende oder übende Raumjäger, ein Robotgehirn auf der Venus (das vermutlich immer noch, wie die gesamte Venus, ohne Menschen war, nicht einmal mit ein paar der „guten“ Drittmächtler – was war noch mal der Grund für „Die Venusbasis“? Einen Ausweichstützpunkt zu schaffen, falls die Erde angegriffen wird) – und niemand sah sie. Wieder ein Lapsus des Versorgungsamtes?

Glücklicherweise dachten die Russen mit: 60 % der Besatzungen der Nachschubflotte waren Frauen! (bei 176 doch noch die Venus erreichenden Schiffen sind das dann 5260, wodurch die Venus wieder ihren Ruf als „weiblicher Planet“ zurückgewinnen sollte). Seid friedlich und mehret euch.

Freyt ist zumindest entschuldigt, der hatte seinen Hypnoblock, nicht eingreifen zu dürfen – auch nicht orten also....Derselbe Freyt, der ja eigentlich (siehe oben) in zwei Wochen die Weltregierung schaffen sollte. Also was nun? Trau, schau nicht mehr deinem Stellvertreter.

 

Zu den ungleich weniger lustigen Dingen gehört dann das eher als Einzelroman zu sehende Heft 21. Schon der Titel ist dramatisch: „Der Atomkrieg findet nicht statt!“; das Titelbild ist eines, wenn nichts das übelste der ganzen (!) Serie: im Hintergrund angedeutet einige Kirchenkuppeln, im Vordergrund laufen, die Hände über den Köpfen verschränkt, etliche via Panjeklamotten (!) als Russen definierte Gefangene auf den offenen Hangar eines Kugelraumers zu (die STARDUST II, gelandet auf dem Roten Platz), bewacht von Kampfrobot und einem Mann in schwarzer Uniform mit silbernen Abzeichen...über die Assoziationen will man gar nicht spekulieren. Die revanchistische Botschaft ist klar: „wenn nicht der Winter 1941 damals....aber diesmal gewinnen wir!“. Man kann nicht mal das Recyceln eines Kriegsheft-Motivs anführen, denn eben diese Szene entspricht auch der Handlung.

Diese ist ohnehin wieder dramatisch unlogisch: zunächst die Brachialgewalt der erneut durch die zweite Flotte und danach mal kurz über Russland hinwegfliegende STARDUST II, dann das Absetzen eines einzelnen Mannes, um die Gegenrevolution durchzuführen; keines Mutanten (mal schnell die Anführer des Ostblocks aus dem Hauptquartier rausteleportieren wäre zu einfach...), sondern von Major Deringhouse, in den ersten Heften derart unverwüstlich und vielbeschäftigt, dass man vermuten muss,  er habe in den USA etliche Alimenteklagen hinterlassen und muss nun für die Zahlungen permanent Schichten und Überstunden mit Gefahrenzulage schieben...

(Wegen einer Randbemerkung, bei der die Zahl der Bevölkerung des Ostblocks mit 400 Millionen angegeben wird, kann man im übrigen schließen, dass auch perryversich die DDR damals noch dazugehörte...)

Gipfel der Heuchelei ist dann, zur Aburteilung der gestürzten Ostblockführer, die Einsetzung eines Weltgerichtshofes, für den keine neuen Gesetze geschaffen werden müssen, sondern er kann ja auf der Basis der UN-Deklaration funktionieren.....gegen die alle anderen, vor allem die DRITTE MACHT permanent verstoßen haben. Politik war so einfach in den Vorstellungen (und, muss man fürchten, ist es vielleicht genau so bis heutzutage...).

Aber schließlich: „Dies war ein Krieg, und selbst dem humansten aller Feldherrn gelingt es nicht, jedes Leben zu schonen“. Letztlich ist man ja doch human: „Ein lichtschneller Tod erzeugte nicht einmal den Eindruck eines Schmerzes!“

Ein Heftroman, der sofort zu vergessen ist.

5. Alles Kopfsache: Das Overheadepisödchen
Der Overhead
ruft das Duell der Mutanten aus, aber obwohl viele Im Banne des Hypno sind, wird schnell alles gut.

Clifford Monterny, seiner großen Mutantengabe der Hypnose und Suggestion gewiss, hat im geheimen ein eigenes Mutantenkorps und eine Verbrechensorganisation aufgebaut, mit der er aus angeblichem Hass gegen Perry Rhodan und die Dritte Macht Anfang 1982 zuschlägt, Attentate unternimmt, Raumschiffe stiehlt, die General Cosmic Company von Homer Adams um Milliarden schädigt, aber schnell durch das „richtige“ Mutantenkorps zur Strecken gebracht wird, im wortwörtlichen Sinn, indem Mörderratte Gucky seinen Zerstörer mit einem Asteroidenbrocken kollidieren lässt......

Für die Handlung ist das alles ziemlich unerheblich, denn das zwischendrin wichtige Geschehen (Rhodan ruft die Anführer der drei ‚Weltblöcke’ in die Gobi und nötigt sie praktisch zur kommenden Einheit) hätte sich in zwei Nebensätzen viel eleganter und unproblematischer schildern lassen. Dass nun 13 neue Mutanten sich der Dritten Macht anschließen, ist ebenfalls vernachlässigbar; symptomatisch sind nur 6 namentlich erwähnt, von denen außer Iwan Iwanowitsch Goratschin (und einem „Negativen“ in Kurztrip im nächsten Zyklus) alle sofort wieder in der Versenkung verschwanden (schon fast nekromantisch lässt Rainer Castor dann Tatjana Michalowna 40 <!> Realjahre später für seine Arkon-Buchtrilogie mal auftauchen...)

Über viele unfreiwillig-komische Sachen freut man sich:

- Nach einem Jahr heißt Galacto City abrupt „Terrania“ (zugegebenermaßen eine

Verbesserung), und irgendjemand in der Verwaltung hat den grünen Daumen. Das Gebiet der Dritten Macht ist durch Bewässerung und gezielte Klimakontrolle plötzlich eine einzige blühende Landschaft (noch tiefer im Osten, und das schon 1982...), oder sind es arkonidische Tarnvorrichtungen, denn weiterhin stöhnen Grenz- und andere Wachen unter den Sandstürmen und der drückende Hitze, die in dem wüstenartigen Gebiet....Wahrscheinlich

sind nur ganz winzige Abschnitte für die Truppendemoralisierung erhalten worden.

- Perry, der sich wieder mal, völlig an den Haaren herbeigezogen, selbst in Maske an die Geheimfront begibt und in brenzliger Situation zwar nicht persönlich erkannt, aber als „rhodanistischer Weltverbesserer“ geschmäht wird  (der Lauscher an der Wand....)

- im übrigen in New York: „Er nahm sein Mittagessen in einem Schnellimbiß ein. Er besorgte sich eine Platte mit einem großen, aber dünnen Steak, grünen Bohnen und gebratenen Kartoffeln...“ . Muss wohl vor der McD.-Ära gewesen sein – oder Science Fiction.

- Clifford Monterny „..war nicht sonderlich groß, dafür aber um so dicker. Der gewaltige, haarlose Schädel mit den tiefliegenden Augen ließ den recht einfachen und einleuchtenden Schluss zu, dass er in seinem Innern genug Gehirnsubstanz berge, um seinen Besitzer zu einem bedeutenden Wissenschaftler zu machen“

Tja. Wir erinnern uns ja alle an den ungeheuer großen Kopf, den Einstein mit sich herumschleppen musste...oder Goethe...und Hawking und so weiter.

Zudem: „Sein aufgedunsenes Gesicht und seine Glatze trugen nicht dazu bei, dass man sich um seine Gesellschaft riss. Vielleicht waren es gerade diese Umstände, die seinen Charakter formen halfen.“. Kinder- und andere Psychologen an die Front, oder zumindest Haarwuchsmittelerfinder, sonst sind die Folgen tödlich.....

- seine unermesslichen Fähigkeiten, die an einer Stelle in der Bemerkung gipfeln, er könne jeden Menschen, der er einmal kennen lernte, auf der gesamten Welt jederzeit wieder

hypnotisch zwingen.. warum er es dann nicht tut? Dann schafft er es, Deringhouse unter  Kontrolle zu bringen, der den Fehler begeht, eine Bildfunkverbindung aufzubauen (Fernsehen war und ist schon irgendwie gefährlich), und da, wo fast alle versagen, selbst die (bös-stalinistischen ?) Sowjetkommissare, die nichts von Goratschin in den tiefen Weiten der russischen Taiga erfuhren, kommt Monterny (Amerikaner! im Ostblock, der sich nach dem Umsturz gerade wieder abschottete! Und auch noch, siehe oben, mit betont unauffälligem Aussehen) schnell mal vorbei, um den „Zündermutanten“ abzuholen....der, nebenbei, ein Wunderkind war: „mit seinen drei Jahren half er den Holzfällern bei der Arbeit“

- „Er tat nichts anderes als das, was Perry Rhodan vor ein paar Jahren schon getan hatte: er stellte ein Mutantenkorps zusammen“....was, als Perry es gründete, mit dem Namen „Geheimes Mutantenkorps“ versehen war und auch daraus seine Kraft bezog....Und damit beginnt er exakt am 18. Juli 1976, aus Hass auf Perry Rhodan. Hass, der durch keinerlei Hinweis motiviert ist, und dass unser Perry damals schon ein halbes Jahr lang verschollen war ignorieren wir hier auch lieber

- „Glauben Sie an...außerirdische Gegner, Sir?“ fragte er. „Außerirdisch? Nein. Ihre Annäherung wäre uns auf keinen Fall entgangen“ -  sagt Rhodan zu Freyt, nachdem weder die 1000 russischen Raumschiffe auf dem Weg zur Venus, die drei gestohlenen Zerstörer des Overhead nach ihrer Flucht, diese auf dem Mars (s.u.) und, im Vorgriff, ganze Agentenkolonnen von Springern, die bald haufenweise Spionagerobots auf Terra und der Venus absetzen werden, von der terranischen (No-)Ortung bemerkt werden....

- der Overhead hat auf dem Mars seinen Stützpunkt, tief unter der Oberfläche, und für eine solche logistische Leistung muss man dann doch den allergrößten Respekt aufbringen: Abertonnen von Material im geheimen zum vierten Planten geschafft, ohne dass man das bemerkt, mit nur 3 winzigen Zerstörern, die man auch gerade erst einige Wochen zuvor gestohlen hat....

- das Titelbild von Band 26, wo aufrechte terranische Soldaten gegen einen Bunkerdrahtverbau anstürmen, einen Robot (der Overhaed hatte so was nicht, aber wer will da kleinlich sein) von hinten mit dem Thermostrahlen angehen, während im Vordergrund ein Mann den metallenen Hals eines zweiten Robots würgt (!!!). Das ist schon nicht mehr Selbst-, sondern nur noch Gottvertrauen (eines der von Bruck umgemodelten Motive aus Landser und anderen Heften; zu denen, meine ich, im ersten Zyklus mindestens die Titelbilder von 7,18,21 und 26 gehören).

Die Romane selbst sind, wenn auf Ansprüche verzichtet wird, unterhaltsam. Julian Tifflor hat seinen ersten Auftritt, Mutanten setzen ihre Fähigkeiten ein. Der Overhead erfüllt seine Aufgabe genau so, wie es sich für einen Weltbösewicht gehört (zeitlich zum Heft sollte damals wohl der erste James Bond-Film in die Kinos kommen), die Guten anzugreifen und zu bedrohen, aber natürlich nicht mit logischem Einsatz aller Mittel, sondern so punktuell, dass man schnell auf ihn aufmerksam werden und Gegenmaßnahmen treffen kann. Man hört förmlich seine Überlegungen: „Hmmm, Perry Rhodan ist mit all seinen Mutanten seit 4 Jahren überfällig und verschwunden. Soll ich jetzt die Weltherrschaft übernehmen? Nein, das wäre unfair und würde keinen Spaß machen, da warte ich, bis er wiederkommt....“.

Und letztlich sind einige Schilderungen von Charakteren wie der (oder die?) von Iwan Iwanowitsch Goratschin, dem Doppelkopfmutanten und seinem Überlaufen zu Rhodan (Sweet Betty Toufry meets „ tiefe russische Seele“) sind doch länger in Erinnerung zu behalten, als eine der wenigen Höhepunkte früher Zeit.

Trotzdem bleibt es nur ein Episödchen...und wird später (Ribald Corello, der das Overhead-Syndrom“ sogar physiognomisch widerspiegelt) wiederholt; wobei der Kreis sich schließen wird, indem gerade der Supermutant Goratschin sein Ende bereiten wird.

6. Spione, Springer, Spannung: Kadetten ran!
Der kosmische Lockvogel
ruft Die Flotte der Springer auf den Plan, und trotzdem Gucky der Partisan Eiswelt in Flammen.
anwesend ist, gerät die

Immer noch im Jahr 1982: Nachdem einige Boote der Dritten Macht verschwunden sind, kommt der Verdacht auf, es gebe Spione auf der Erde. Rhodan schmiedet einen ausgeklügelten Plan, in dem Kadett Julian Tifflor eine tragende Rollen spielt; mit einem telephatisch anpeilbarem Sender versehen wird er als Lockvogel zusammen mit anderen Kadetten eingesetzt. Leichte Unwägbarkeiten machen das dahingehend zunichte, als dass die Angreifer, zunächst nur ein einziger der Galaktischen Händler, auch „Springer“ genannt, im folgende weitere Sippen und die Kriegsflotten verwickelt werden man sich mit ihnen kleine Gefechte liefert bis hin zum Geschehen auf dem Eisplaneten Snowman im Doppelsternsystem Beta Albireo, der durch eine Arkonbombe vernichtet wird.

„Der 28. Juni 1982 war der Tag, an dem der Präsident der Dritten Macht mit harten Hand in den galaktischen Großraum langte. Es war die Stunde, die in der Geschichte der Menschheit als eine der wichtigsten bezeichnet wurde.“ lässt sich K.H.Scheer zu Beginn des Heftes 28 aus und hat damit recht: jetzt geht es wirklich hinaus ins All, die Methoden werden härter, die Geschehnisse aber auch vielfältiger, die Wunder des Alls dräuen und sogar Spannung zieht ein. Vorbei ist es nun mit den vielen amüsanten, haarsträubenden Logiklöchern, über die man bislang so schön lästern konnte, man entwickelt Ansätze zukünftiger Handlung, beachtet gar frühere Aussagen und hat langsam mitbekommen, dass man mit dieser Serie einen großen Erfolg gelandet hat und den nun sichern muss, indem man nicht mehr soviel an blühendem Unsinn schreibt, sondern sich mehr und mehr Disziplin zulegt. Das ist zwar schade, aber es tat der Sache gut.

Es gibt nur noch wenige, aber nichtsdestotrotz heftigste Ausnahmen von dieser Regel:

- Springerkapitän Orlgans wurde auf die Erde und das Sonnensystem aufmerksam durch einen Hyperspruch, den der Overhead kurz vor seinem Ende in höchster Not ausschickte; dann forscht er nach und nimmt Jean-Pierre Mouselet, einem der engeren Mitarbeiter Monternys, mit seinem Schiff im Raum treibend auf. Nicht, dass Gucky und Bully, die den Overhead in den Tod hetzten, diesen Spruch bemerkt hätten, dass es einen Grund gegeben habe, warum ein als Wirtschaftsfachmann bezeichneter Mann wie Mouselet („Mäuschen“?) allein mit einem Boot im All sich herumtreibt, zudem man den Marsstützpunkt gerade abgeriegelt und dann erobert hatte, und welches Boot überhaupt (der dritte der gestohlenen Zerstörer?).

- dann setzen die Springer unbemerkt (siehe oben) auf der Venus und der Erde Aberhunderte an Spionage- und sonstigen Robotern ab, kapern ein paar Patrouillenschiffe und sind trotzdem so uniformiert noch von den Umständen auf der Erde, dass es einen graust. Nur vom „Planeten des ewigen Lebens“, den Rhodan gefunden hat, wissen sie natürlich (was selbst im Bereich der Dritten Macht nur relativ wenige kennen...sollten...Zeit, dass Mercant die Solare Abwehr mal durchorganisiert)

- Crest, Thora, das Venusgehirn, Rhodan mit seinem hypnotisch verabreichten Arkonidenwissen: alle sind ebenfalls völlig ahnungslos und aufs höchste überrascht, als man dann herausfindet, wer die Gegner sind: Springer, so ziemlich das einzige im Grossen Imperium, was halbwegs aktiv funktioniert, Händler, die ein Monopol haben und dies zu schützen wissen, was sie seit 8000 Jahren tun – hätte man ja eigentlich drauf kommen können....

Amüsant ist der bombastische Plan, den Rhodan sich da einfallen lässt, mit Tifflor als Lockvogel, sozusagen mit dem Desintegrator der STARDUST von der Venusbahn eine Fliege am Pluto treffen zu wollen, und es geht so schief wie man sich auch hätte denken können...Aber die Kadetten schlagen sich ganz prächtig, allen voran Babyface Tiff, der im martialischen Kommisshumor Scheers gefangen, vor Aufregung, zum Appell bei Perry Rhodan antreten zu müssen, dort seinen Helm fallen lässt (nachdem ihm vorher sein böswilliger Stubenkamerad Humpry Hifield die Schuhe mit Schokolade beschmierte), aber in den kritischen Situationen schnell reagiert („Muss das sein, Sohn?“ hatte Tifflor senior eisig gefragt. „Es muss sein, Dad“ hatte er kehlig geantwortet und dabei Haltung angenommen. So gehört sich das, selbst in gebildeten Kreisen an der Ostküste; man nimmt den Impulsstrahler eben nicht auf eine Hochzeitsfeierlichkeit mit).

Aber auch „mit Springerns“ nimmt es Tiff dann auf, wenn es sein muss. Die sind sowieso eigentlich ganz nette Burschen, groß, vierschrötig, bärbeißig, rothaarig, lachen viel, Familienmenschen beinahe, die mit ihren Sippen im Raum herumspringen. Gut, es gibt auch da ein paar, die Böses tun (wie Psychosondierung durchführen, bei Mouselet etwa: “...was er zurück ließ, war ausgepresste Gehirnmasse, die kaum noch die animalischen Aktivitäten eines Menschen zu regeln imstande war, und wenn man dann mal einen Planeten zerbombt, dann kriegen sie prompt ihre verdiente Strafe (Gucky – Er vollstreckt ein Urteil.   von selten größerer Heuchelei, indem er das Springerschiff vernichtet und die Überlebenden auf der dem Untergang geweihten Welt zurücklässt, damit „die Mörder den Tod sterben, den sie anderen zugedacht haben“. Während die tapferen Kadetten inklusive RB-013, dem Robot namens „Moses“, menschlicher als jedweder Gucky, natürlich in letzter Sekunde von der letzten Insel des sterbenden Planeten gerettet werden, indem nicht die Adler kommen, sondern Gandalf-Perry mit der STARDUST II). Und die, die einsehen, dass die anderen (hier: Terraner) stärker sind, dürfen sich ja dann auch zurückziehen....

Man lernt eben dazu. Kadetten sowieso, auf die harte Tour. Nachdem die Springer beginnen, die Schulkorvette zu entern „Nur Desintegratoren verwenden!“ schrie der Kommandant über Funkspruch. „Zum Teufel, sofort das Thermofeuer einstellen! Wollt ihr das Schiff in einen Gasball verwandeln?“

Kadettenjahre sind keine Herrenjahre; sie gehorchen und wechseln die Waffen. „Geschickt fing er die von Eberhardt geworfene Waffe auf. Es war ein schwerer Desintegrator, dessen Strahlenwirkung die Auflösung von Materie bewirkte.

Löcher in einem Raumschiff im All sind ja allgemein als ungefährlich bekannt....

Aber ansonsten geht es halbwegs gepflegt, zivil und logisch zu. Die Springer spielen ihren etwas stärkeren Part, gegenüber den Topsidern sind sie ein ganz anderes Kaliber. Irgendwie drängt sich bei ihnen die Klischeevorstellung von den „Wikingern“ im All immer auf. Berserker haben sie auch...die sind dann unter dem Namen „Überschwere“ bekannt, weniger wegen des Gewichts, sondern der Umweltanpassung an höhergravitionelle Planeten.

„Der Kaiser von New York“ ist der eher locker in das Hauptgeschehen eingebundene Einzelroman Heft 31 (der vierte und letzte von W.W.Shols), hat einen ebenso bombastischen wie nichtssagenden Titel (Warum sich ein Robotanführer so nennt bzw. sich so nennen sollte, bleibt ewig ungeklärt). Sein Thema sind die Rebellion der von den Springern ausgesetzten Roboter in New York (hier 600, die Manhattan und die Außengebiete verwüsten, bis die Menschen jubelnd das Auftauchen der STARDUST-Kugel über dem Empire State Building und damit die Ankunft Sankt Perrys begrüßen können...nun ja) und vorher die von etwa 200 in Terrania. Diese sind ungleich effektiver, legen sie doch fünfstöckige Gebäude und ganze Viertel in Trümmern, was einen Infantrie-Colonel namens Friedrichs resignieren lässt („Menschen gegen Roboter, das ist eine unmögliche Sache...“ fast hätte er „unmenschlich“ gesagt...).

Aber man findet schönere Stilblüten, und das am laufenden Band:

Goratschin, der den Schlaf des Gerechten hat und beinahe den Krach der Schlacht überhört hatte, wacht dann doch auf und ist sich mit sich selbst uneins: „Es klingt nach Krieg, Brüderchen! Das trampelt und dröhnt auf der Strasse wie rollende Panzer“. Zum Glück ist es aber so. „Da beide Köpfe nur über einen Körper verfügten, mussten sie sich über den Gebrauch stets einigen...Er besaß außerdem einen gemeinsamen friedfertigen Charakter, so dass beide Köpfe sich in den meisten Fällen einigten“

So auch diesmal: „Schließlich waren sich beide Köpfe einig, dass sie sich wenigstens anziehen sollten“ 

Aber keine Mützen, wie man annehmen könnte: „Kaum hatte Goratschin die Krawatte gebunden, tauchte Tako Kakuta aus dem Nichts auf“.

So ist das: als Mitglied im Mutantenkorps hat man auf sein Aussehen zu achten. Vielleicht lenkt die Krawatte auch ab von Äußerlichkeiten wie einem zweieinhalb Meter großen Körper mit grünschuppiger Haut und zwei Köpfen. Und bloß, weil draußen vor der Tür eine Schlacht im Gang ist („Weil die Luft hier voller Blei und Energie hing...“), braucht man ja nicht die Umgangsformen zu vergessen, die man gelernt hat (25 Jahre in der Taiga, wo Krawatten unverzichtbarer Usus waren).

Schließlich wird man später auch noch dem Chef gegenübertreten müssen, der tapfer in der Stellung ausharrt und sich um seine Untergebenen sorgt: „Ishi. Sie sind eine Frau und Telephatin. Ihre Qualitäten liegen nicht im Kampf gegen Roboter. Ich möchte, dass Sie sich ins Regierungsviertel zurückziehen“. Sie nickte gehorsam. So sind sie, die zierlichen japanischen Frauen.

Und so ist auch er, unser Perry. „Es sieht nicht gut aus, Mister Rhodan, nicht wahr?“ fragte ein junges Büromädchen. Der Chef der Dritten Macht brachte zum erstenmal seit Stunden ein kurzes Lächeln zusammen. „Nein, Fräulein Grothe. Es sieht nichts gut aus...Aber bleiben Sie auf ihrem Posten. Dann wird’s schon klappen“.  Die Dritte Macht erwartet, dass jedes Bürofräulein seine Pflicht tut. Es ist wohl dieser Geist und nicht die Mutanten, an dem schließlich selbst die Roboter zerbrechen....

Der erfahrene Rhodananhänger findet auch noch seine schöne Stelle: Goratschins Fähigkeit beruht darauf, dass sich beide Köpfe auf ein Ziel konzentrieren und es dann in die Luft jagen. Sie müssen es nur sehen. Kein Problem, denn als er schließlich, in einem Panzer, an die Robotfront geworfen wird: „Ich brauche nur etwas Sicht am Beobachtungsschlitz“ – „Hier haben Sie ein Teleskop, das macht es einfacher und bequemer“ – „Okay, das ist gut, Kamerad“ freuten sich Goratschins Köpfe gleichzeitig....woraus wir lernen, dass terranische Bodenpanzer nicht nur viel Platz (für zweieinhalb Meter große Männer), sondern auch Doppelaugenteleskope haben....

Tako Kakuta sorgt sich grundsätzlicher: „Sie haben mehr zu verlieren als jeder Mensch, nämlich zwei Köpfe“. Brilliante Beobachtungsgabe macht den guten Mutanten aus.

Ebenfalls ein Einzelroman mit lockerer Bindung ans Hauptgeschehen ist Ausflug in die Unendlichkeit (Nr. 32)

Nach einer erneuten Berechnung der Bahndaten Wanderers durch das Venusgehirn macht sich die STARDUST II dorthin auf, unbemerkt verfolgt von einer kleinen Flotte der Überschweren unter Führung Tophtors. Nach diversen Einlagen mit dem sonderbaren Humor von ES erhält Rhodan auf Bitten zwei ultimate Waffen, die sogenannten „Fiktivtransmitter“, mit denen man zündfertige Bomben durch jeden Schutzschirm hindurch ins Innere von Schiffen schießen kann. Dies wird Topthors Flotte, die man nach dem Verlassen Wanderers bemerkt, auch sofort vor Augen geführt und nur noch sein Schiff verschont, damit er die anderen Springer (die immer noch bei Beta Albireo warten). Diesmal verliert man keine Zeit, weder mit der STARDUST II; deren zwei Wochen Aufenthalt zu 10 Minuten schrumpft, noch Perry selbst, der von ES zu dem im Titel genannten Ausflug in den intergalaktischen Leerraum, zur Welt der Barkoniden,  mitgenommen wird.

Die Rahmenhandlung selbst ist läppisch: Perry läuft zu Papa-Es und beklagt sich, dass die bösen größeren Jungs ihm wehtun (könnten) und er etwas braucht, um sich zu wehren;  woraufhin dieser ihm psychologisch ins Gewissen redet und von der Nichtigkeit seiner Probleme gegenüber der Größe des Alls überzeugen will; aber dann auch schnell seinen Bitten nachkommt, aber nicht etwas für die Defensive, sondern gleich die großen zwei Pumpguns, damit er den Bösen zeigt, dass man so was nicht tut.

Ultimate Waffen, auch wenn es nur zwei Stück sind, sind immer schlecht. Amüsant, dass das, was ES vergibt, hier noch ultrawirksam-modern-geheimnisvoll ist, während 90 Hefte später simple (Posbi) Roboter ganz allein darauf kommen werden (Transformkanonen).

Der zweite Handlungsstrang ist der gewohnt romantische Ausflug Clark Darltons ins Unendliche, Kosmische, eigentlich ziemlich unmotiviert, aber wunderschön gemacht und ausgestaltet. Es tauchen die Barkoniden auf ihrer sonnenlosen Welt zwischen den Galaxien auf, die später noch mehrfach vorkommen werden (dabei aber zunehmend ihren Reiz verlieren, weil man ihre Situation und Umstände immer mehr erklären will; was man nicht tun sollte bei solch geheimnisvollen Elementen), und wären da nicht die Unsinnigkeiten der Haupthandlung und der störende Klamaukhumor um ES’ Scherze, würde man das noch besser in Erinnerung halten als ohnehin schon.

Aber die Handlung wartet ja nicht:

7./8. Goszuls Planet, Arkon, M-13 und böse Mediziner
Levtan der Verräter
bietet Rhodan eine Möglichkeit, den Springern erneut offensiv auf den Leib zu rücken, Im Lande der Götter und wegen Der Seuche des Vergessens kommt es zum Ärgsten: Ein Planet spielt verrückt.

Auf Goszuls Planet führt man die dort versammelten Springersippen mit Mutantenhilfe so an der Nase herum, dass diese schließlich fluchtartig die Welt verlassen, dabei ein brandneues Springer-Walzenschiff (in GANYMED umgetauft) und das Geheimnis einer neuen Defensivwaffe, des Strukturkopmpenators zurücklassen. Beides ist den Terranern höchst willkommen und wird auch gleich eingesetzt.

Der Vorstoß nach Arkon führt zur Welt der drei Planeten, man unternimmt eine Aktion gegen unbekannt als Partner des Giganten. Durch eine Unvorsichtigkeit landet man auf einer verbotenen Welt: Raumschiff TITAN funkt SOS. Die Rauschgifthändler der Galaxis sind eigentlich Mediziner, auf die Der Mensch und das MonsterSeuchenherd AralonGeschäfte mit Arkon-Stahl und Gom antwortet nicht. aufeinandertreffen, es gibt am

Mit der Tarnung der GANYMED bricht man als Springer verkleidet endlich nach M-13, dem Kugelsternhaufen der Arkoniden auf, um Crest und Thora die Rückkehr zu ermöglichen. Doch in der Zwischenzeit hat sich dort allerhand verändert: der Imperator ist nur noch scheinpräsent, das riesige Rechenhirn hat als Robotregent die Macht übernommen, um Arkons Lage wieder zu stabilisieren und mit aller Härte das Imperium zusammenzuhalten. Unter anderem sind auch neue Riesenschiffe gebaut worden, die 1500 Meter durchmessen, also fast doppelt so groß wie die bisherigen Typen a la STARDUST II. Arkon selbst entpuppt sich, dieses „Geheimnis“ hatten Crest und Thora dann doch noch für sich behalten, als eingespieltes Drei-Planeten-System der Hauptwelten, wobei Arkon I als Wohn-, Arkon II als Handels- und Arkon III mit dem Robotregenten als gigantischer Rüstungsplanet ausgebaut ist. Der Robotregent ist nicht angetan von den Ankömmlingen, vielleicht auch nur deshalb, weil sie, wie weiland auf Ferrol, eines der neues Riesenschiffe kapern und als TITAN ins All fliehen. Es entsteht eine Art Katz- und Mausspiel zwischen Perry und dem Regenten, man übernimmt gar Aufträge für ihn, gleichermaßen aber auch auf der Hut vor erneutem Ergreifen. Die Galaktischen Mediziner, die Aras von Aralon, entpuppen sich auch als durch- bis hintertriebene Geschäftsleute und Verbrecher, züchten und verbreiten sie doch spezielle Seuchen, um dann ihre Heilmittel dagegen anzubieten, unter anderem auch die Hyper-Euphorie (Nonus-Pest), an der 700 Terraner erkranken, als man unvorsichtig auf einer gesperrten Welt landet. Mit einigen Verwicklungen, Mutanteneincoups und dem Einsatz der Arkonbombe kann man sich aber wieder aus M-13 absetzen.

Dass sich das alles, immerhin 14 Bände in zwei Unterabschnitten, hier ganz schnell abhandeln lässt, liegt an der oben beschriebenen „Disziplin“. Die Exposearbeit beginnt zu greifen, die groben Fehler verschwinden, man hat sich Dinge für den weiteren Ablauf der Seriehandlung gedacht und weiß, wie es weitergehen soll; als Hauptpunkt  die Dämpfung der Transitionsschocks durch den Strukturkompensator, damit man nun die Geheimhaltung des Sonnensystem wirksam in Angriff nehmen kann. Hinzu kommt, dass die Lage noch ernster geworden ist, weil nicht nur die Springer ihre begehrlichen (und mancherlei rachsüchtigen) Blicke auf die Erde werfen, sondern auch Aras und der Robotregent von Arkon selbst. Ein bisschen Riesentechnikwahn („Es ist das modernste Schiff, das je gebaut wurde“ erfährt man über die später GANYMED Geheißene) und damit verbundene Wiederholung (Kaperung des neuen Riesenschiffes von Arkon III selbst) nimmt man ebenso in Kauf wie einige aufgrund von falschen oder mangelhaften Informationen hervorgerufene Aktionen. Die Handlung selbst beginnt hier sich schon späteren Rhodanheften anzunähern, eine gewisse Routine hat Einzug gehalten. Kurt Brand, damals produktiver Leihbuch- und Heftautor, meldet sich zu Wort (nicht unbedingt immer ein Freund von strikter Exposeakzeptanz...). Es werden Grundlagen für spätere Hefte, ja Zyklen und die Perry-Historie gelegt.

Die schönsten Dinge sind das von Clark Darlton erneut „kosmisch angehaucht“ eingeführte sehr seltsame, aber wundersame Intelligenzwesen HARNO, eine schwarze Kugel von einem Meter Durchmesser,  die „jeden Punkt der Galaxis, ja des Universums abbilden kann“ (Traum jeden Fern-Sehers...) und in sporadischen Abständen immer wieder auftaucht; die Verve, mit der Scheer die Geschichte von der (gegen jede Wahrscheinlichkeit gelingende) Flucht vom Kriegsplaneten Arkon III schildert (die Tragik der Entwicklung für Crest und Thora bleibt dagegen relativ blass) und die zunehmend spannender werdeneen Abläufe, sich dem übermächtigen Robotregenten zu entziehen, wobei es mehr als einmal auf des Messers Schneide steht. Dass dann erneut, diesmal von Terraseite aus, vom Mittel der Arkonbombe Gebrauch gemacht wird (die wirklich Ultimate Waffe, die, wenn man sie zündet, nicht mehr zu stoppen ist und ganze Planeten nach einer je nach Einstellung langen Zeit zerstört), ist sehr, sehr unschön. (Die letzte Episode auf dem Hochgravitationsplaneten GOM hat später einen noch besseren Nachschlag im höchst empfehlenswerten Taschenbuch 5 = Die verhängnisvolle Expedition gefunden).

Der Zyklus neigt sich nun doch dem Ende zu, und das sehr dramatisch

9. Spektakulärer Abgang: Abtauchen ins Vergessen
Unter dem Glühen des Roten Auges Beteigeuze geschieht das Unfassbare: Die Erde stirbt!

Die Position der Erde ist in den Datenbänken einiger Springer- und Überschweren-Raumschiffe verankert, zumindest glauben diese es und starten einen Großangriff. Was sie nicht wissen ist, dass (im Zuge einer Mutantenaktion vorher) diese Daten gefälscht sind und ins System des Roten Überriesen Beteigeuze (Alpha Orionis) führen. Der große Täuschungscoup, den Rhodan dort aufführt, wird verstärkt durch die auf dem dritten Planeten eine Militärkolonie betreibenden Topsider, die dem Angriff der Springer energischen Widerstand leisten und somit zur Camouflage beitragen. Am Ende der Schlacht transistiert die TITAN (mit eingeschaltetem Strukturkompensator) weg, wobei gleichzeitig ein bewusst abbrechender Hyperfunk-Hilferuf Perrys und eine simultan gezündete Bombe das Ende Terras und Rhodans den Überlebenden Springern (und dem Robotregenten) spektakulär vor Augen führt.

Das ist ein schönes, ein spektakuläres Ende gar, an dem es bis auf einige unnötige Grausamkeiten (wieder mal: Gucky....) kaum etwas zu kritisieren gibt.

Deshalb tue ich es auch nicht mehr. Und den letzten Sätzen ist auch nichts mehr hinzuzufügen:

„Als sie im Normalraum rematerialisierte, stand strahlend und hell eine gelbweiße Sonne vor den Beobachtungsluken.
Dicht daneben funkelte ein kleiner blaugrüner Stern. Es war der schönste Planet des Universums: die Erde“

Kommentare  

#1 Laurin 2009-06-19 23:37
Artikel von 2007....ähm....jetzt haben wir 2009, soll ich da noch einen kleinen Kommentar schreiben?
Ähh ja, ich tu es einfach mal!
Mal ehrlich, daß war der Perry den wir damals (bei mir 3. Auflage) ja so liebten, einschließlich der Titelbilder. Ein Haudegen, ein Haudrauf und wahrlich nicht immer politisch korrekt!
Hätte er damals schon mit Wattebällchen geschmissen, die Serie hätte die Nr. 50 womöglich nicht überlebt.
Fazit: Gute alte PR-Zeit :P
#2 Harantor 2009-06-20 00:51
Nicht zögern, auch die gaaanz alten Sachen zu kommentieren. Sie lohnen immer wieder mal einen Blick.

Und zu den PR-Romanen: Andere Zeiten - andere Sitten. Es gab in der Realität noch richtige Feinde und Feindbilder. Da konnte man in der SF auch so sein... Auch die SF ist vom Zeitgeist abhängig. Ich wage zu bezweifeln, dass PR jetzt bald den 2.500 Band feiern könnte, wenn er immer noch rumknüppeln würde wie in der guten alten Zeit
#3 Laurin 2009-06-20 02:35
Stimmt auch wieder Harantor, wo ist nur die schöne Zeit geblieben :cry: ?
Aber ab und zu mal die alte Keule wieder hervorholen (nur so ein kleines bisschen :-* ), ist doch schön.
#4 Harantor 2009-06-20 12:37
Die Zeiten ändern sich. Aber ich habe nichts gegen ein bisschen wohldosierte nostalgische Reminissenzen können nicht schaden. Hin und wieder ein bißchen Raumschlacht wäre nicht schlecht.
#5 Holzi 2009-06-20 14:17
Gibts doch?
#6 Laurin 2009-06-20 16:58
Sehen wir mal was ab der Nr. 2500 kommt Holzi, beim aktuellen Zyklus kann ich nicht mitreden weil ich den nicht lese (im moment nur PRA). Hab es mal bei zwei Heften des aktuellen Zyklus probiert. Das eine Heft habe ich nach zwei Drittel weg gelegt und beim anderen habe ich nach 14 Seiten aufgehört, weil ich ihn zum :-x fand (sorry, war so)! Da hab ich lieber das Geld für den einen oder anderen John Sinclair ausgegeben, war zwar keine Erleuchtung aber immer noch besser als das, was gerade bei PR abläuft.
#7 Holzi 2009-06-20 18:27
Man vergebe mir meine Meinung, aber Sinclair ist sprachlicher und stilistischer Schund. Der Vergleich hinkt also nicht nur wegen des Genres...

Die Tatsache dass PR nicht erst inzwischen anspruchsvoller ist, als andere Vetreter des (Heftroman-)Genres ist mit Sicherheit einer der Gründe für den dauerhaften Erfolg.

Was mir bei Deinen Ausführungen fehlt ist konkrete inhaltlich begründete Kritik statt :-x

Auch kann ich nicht glauben, dass man die aktuelle Handlung oder den aktuellen Serienstil anhand von zwei Heften ermessen kann... Immer unbenommen natürlich der persönliche Geschmack, aber auch dann kann man inhaltlich begründen, was einem nicht gefällt, ohne auf :-x zurückgreifen zu müssen. ;-)
#8 Laurin 2009-06-21 16:17
Klar vergebe ich dir, Holzi (bin ja auch kein Unmensch ;-) )
Nun, ich wollt da gar keinen Vergleich zum Genre von Perry Rhodan machen, ich fühlte mich (ob Schund hin oder her) eben nur besser unterhalten. Und das Wort "Schund" nehm ich nie gerne in den Mund (tat mein Vater früher auch bezüglichst PR und hatte selbst Western-Heftchen gelesen), da immer auch etwas Arbeit und Herzblut drin steckt, egal wie seicht es sein mag.
Im grunde mag ich den, sagen wir mal, etwas ausgeuferten kosmischen Überbau nicht. Ich will da auch jetzt nicht's "ermessen", denn an sich mag ich den Schreibstiel der Macher (besonders den von MC) da ich ja PRA z.B. sehr gerne lese (einschließlich der Romane von Neuautoren dort).
Was die Handlung ansich angeht, na ja, zwei Hefte machen es da nicht, aber es hat gereicht und als Neugieriger SF-Fan halte ich mich mit den Spoilern zu den Romanen aus dem laufenden und die reizten mich nun auch nicht zum quereinsteigen!
Und was :-x anbelangt, Holzi, das war eher witzig gemeint (aber ich weiß, ich habe einen derben Humor...manchmal :o ).
Zumindest wollte ich nicht "John Sinclair" zur Weltliteratur erheben oder "Perry Rhodan" als "Schund" bezeichnen (wer bin ich denn, das ich dies könnte) und wer weiß, vieleicht gefällt mir die
Handlung ja ab 2500 bei PR ja auch wieder, da nehm ich die letzten zwei PR-Extra (Stardust-System) nicht zum Maßstab. Die hatten mich zwar auch nicht vom Hocker gerissen, aber durchaus gut unterhalten.
Und was die alten PR's angeht (Heft 1 bis 1000), ja,
ich liebe die alten Sachen nach wie vor und lese sie immer mal wieder gerne (wobei dies auch auf ältere Filme, Bücher, Hefte des Phantastischen zutrifft), ist halt so wie bei jemanden der sich gerne mit Möbeln im Retro-Look umgibt ;-) .

Ach ja, noch nen schönen Gruß nach Remscheid, wenn wir schon faßt Nachbarn sind, wie ich an anderer Stelle lesen konnte!

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