Männer des Grauens: Kurt Luif
Nachdem Kurt Luif für den Heyne-Verlag drei Grusel-Anthologien zusammengestellt hatte, galt er als Grusel-Spezialist und darum wollte Kurt Bernhardt (siehe Kurt Luif-Interview) von ihm Unterstützung für die Gestaltung der Vampir-Horror-Roman-Reihe. Der Pabel-Verlag lehnte die Exposés der Kurt Luif-Agentur-Autoren ab, und keiner der Agentur-Autoren wollte nach dem von Kurt Bernhardt im Auftrag gegebenes Exposé von Hans Gamber schreiben.
Kurt Luifs zweiter Fehler war, dass er Ernst Vlcek zu einer Mitarbeit an der Vampir-Horror-Roman-Reihe überredete, denn Ernst Vlcek entwickelte dann die Dämonenkiller-Serie, und für die Mitarbeit wurde ein zweiter Autor gebraucht: Dieser wurde Kurt Luif alias Neal Davenport.
Als James R. Burcette hat er die elf Vampir-Horror-Romane Nr. 11, 13, 17, 20, 38, 48, 68, 138, 166, 199 und 270 in den Jahren 1972 1978 verfasst und als Neal Davenport erschienen zwölf Vampir-Horror-Romane (darunter acht Dämonenkiller- und drei Hexenhammer-Romane).
Für die Dämonenkiller-Serie verfasste er 45 Romane zwischen 1973 und 1977. Zusätzlich betreute er ab der ersten eigenständigen Dämonenkiller-Nummer (Nr. 18) die Leserkontakt-Seiten und beantwortete die Fan-Briefe bis zur Einstellung mit Band 143. (Es gibt noch unveröffentlichte Leserkontaktseiten bis Nr. 149).
1974 erschien unter dem Bastei-Verlagspseudonym Frank deLorca im Gespenster-Krimi Nr. 46 "Das Dämonenhaus". Das Luif-Exposé für diesen Roman hatte die Vampir-Redaktion abgelehnt. Kurt bot es daraufhin dem Kelter-Verlag an, dieser wollte gewisse Änderungen in der Handlung (z. B. anderes Land, nicht mehr Österreich usw.) und Kurt veränderte das Exposé und schrieb den Roman. Das fertige Manuskript gefiel der Kelter-Redaktion aber nicht. Kurt war genervt und bot es dem Bastei-Verlag an und siehe da, der Roman gefiel der Bastei-Redaktion. Der Roman erlebte 1989 eine Neuauflage in der Dämonenland-Reihe als Nummer 3 und wurde vor einigen Jahren sogar vertont.
Zu seinen DK-Romanen kommen noch sieben Dämonenkiller-Taschenbücher (Nr. 3, 31, 43, 53, 56 58), die er zwischen den Jahre 1975 - 1979, schrieb. Fünf davon behandeln Coco Zamis' Jugendabenteuer.
Dann gab es von 1980 bis 1982 wie schon in den 60er-Jahren eine schriftstellerische Pause in Sachen Heftroman, aber als Kurzgeschichten-Autor für diverse Zeitschriften wie Neue Revue etc. war er fleißig, wie er es schon seit 1970 war.
1982 kam er durch meine Vermittlung in das Magier-Autorenteam. Er schrieb dann die Magier-Romane 18, 23, 24 und 30.
Als am 11. April 1983 die Dämonenkiller-Neuauflage startete und seine indizierte Nummer 7 nicht erschien, waren die DK-Leser wenig begeistert. Um sie zu beruhigen, entschloss man sich, einen neuen Roman schreiben zu lassen. Man suchte nach einer passenden Lücke im Handlungsablauf und fand sie zwischen Nr. 34 und 35 der Erstauflage (ein Monat lag zwischen beiden Bänden). Ernst Vlcek entwarf ein Exposé mit Sandra Thornton, Cocos ehemaliger Dämonenlehrerin als Gegnerin. Die Rahmenhandlung drehte sich um Rennpferde und damit um Kurt Luifs Hobby Pferde. Kurt Luif besaß zehn Jahre lang zusammen mit dem befreundeten Ehepaar Melhards ein Pferd namens Ecumeur (Schaumschläger).
Kurt Luif schrieb dann 1983 den Einschubband Nr. 34 Der schwarze Hengst. Dann erschien bis Oktober 1985 nur noch Neuauflagen seiner bis Nummer 130 geschriebenen DK-Romane.
Der Pabel-Verlag hatte im August 1985 entschieden: der Baphomet-Zyklus erscheint nicht mehr und die Autoren werden vom Exposé-Diktat befreit und jeder darf vor sich hin schreiben, ohne auf den anderen Autoren zu achten.
Kurt Luif war "sehr begeistert", als er plötzlich innerhalb kürzester Zeit die neuen DK-Romane 133 und 134 schreiben durfte.
Diese Verlagsentscheidung war der Todesstoß für die Serie und mit Band Nr. 175 wurde die Neuausgabe der Dämonenkiller-Serie eingestellt. Bis dahin hatte Kurt noch die Nummer 138, 142, 150, 160, 164 und 168 verfasst. Die geplante Nummer 172 musste er wegen Sehnenscheidenentzündung an W. K. Giesa abgeben.
Danach war Kurt Luif noch 1990 als Krimi-Autor von zwei Kommissar X-Romanen tätig.
1997 beendet Kurt Luif den angefangenen Vampir-Horror-Roman Dämonenrache, der unter dem Pseudonym James R. Burcette in Fantastik-News Nr. 100 erschien und dann in dem Vampir-Buch Nr. 5 Der Herr der Untoten des Zaubermond-Verlages 2007 nochmals veröffentlicht wurde.
Noch ein wenig Zahlenspielereien. Insgesamt 45 DK-Hefte (1. Erstauflage) hat er verfasst, dazu kommen 7 Dämonenkiller-Taschenbücher, 23 Vampir-Horror-Romane, 1 Gespenster-Krimi, 4 Magier-Romane, 9 DK-Hefte (DK-Neuausgabe), 3 SF-Romane, 1 Kelter-Krimi, jeweils 4 Kommissar Wilton und Kommissar X-Hefte, 8 Fledermaus-Krimi und 2 Mythor-Romane. Das sind 111 Titel, aber man darf 8 DK-Titel von den Vampir-Titeln abziehen und so kommt man auf 103 Romane, die Kurt Luif in seiner Autorenzeit von 1967 - 1997 geschrieben hat. Dazu kommt noch der Dick Collins-Roman "Dämonenrache", also haben wir 104. Zählt man noch seine 5 Taschenbuch-Anthologien (3 als Heyne-Horror-, 1 Terra-SF- und 1 Vampir-TB) dazu, kommt man auf 109 Titel, die Kurt als Autor oder Herausgeber herausgebracht hat. Pardon, fast vergessen: Der 110. Titel ist sein Buch über das "Gestüt Wasserburg".
Kurt Luif starb am 21. April 2012 in einer Wiener Klinik nach langer, schwerer Krankheit an Herzversagen.
... Kurt Luif über Leben, Schreiben, SF, Vampire und Dämonen (Teil 1)
... Kurt Luif über Leben, Schreiben, SF, Vampire und Dämonen (Teil 2)
Kommentare
Zu bemerkten sei ja noch, dass er Ernst Vlcek als LKS Onkel ablöste. Auf ihn prassselten dann die Kritiken über die neue Form der Romane herein, obwohl er ja gar nichts für konnte. Es war ja eine Verlagsentscheidung gewesen, die Hefte ohne Exposés zu schreiben, was ja in einem Chaos endete.
In einem Artikel in Fantasia hat er 1979 sehr nüchtern erklärt, wie seiner Meinung nach eine Kurzgeschichte geschrieben werden sollte. Vieles davon war durchaus kontrovers. Sätze wie "Deutsche Autoren scheinen eine panische Angst vor dem Wort 'Sagen' zu haben" und "Beschreibungen sind der Todfeind der Prosa" kamen bei vielen Leser nicht besonders gut an. Er illustrierte es mit Beispielen von Erfolgsautoren wie Evan Hunter oder John D. Macdonald. Von denen ich noch nie etwas gelesen hatte. Was ich dann schleunigst nachholte und nie bereute.
Eigentlich hätten seine Horrorromane nicht so gut funktionieren sollen wie sie es taten. Er hatte wenig übrig für ausufernde Beschreibungen; wozu andere eine Seite brauchten, war er mit einem knappen Satz fertig. Ein Erzählstil, der im Grunde besser für einen Krimi in der Tradition der Hard-Boiled-Schule geeignet ist als für einen Horrorroman, wo der Autor das Übernatürliche beschreiben will.
Aber dem Dämonenkillerkonzept verlieh dieser Stil die Ecken und Kanten, die es zu dem machten, was es wurde. Mit knappen Worten verstand er es, Dorian Hunter und Coco Zamis zu authentischem Leben zu erwecken und die Idee, dass die "Dämonen unter uns leben", wie es so schön in der Werbung hieß, auf eine Weise zu erden, die so mancher seiner Kollegen nie zustandegebracht hat. Seine Figuren waren in ihrem Rahmen glaubhaft, wenn man seine Romane als Junge im vormedialen Zeitalter las, wollte man wie Hunter sein und mit Coco schlafen. Überhaupt war seine Coco Zamis eine der ersten - und wenigen - dreidimensionalen Frauenfiguren in diesem Genre, und im Gegensatz zu vielen anderen funktionieren diese Romane auch heute noch.
Jeder wird seine Lieblingsromane haben, aber Romane wie "Hexensabbat", "Schiff der verlorenen Seelen", "Blut für Lukretia" oder "Der Spinnenküsser" sind für mich unvergesslich.
Es ist nicht verwunderlich, dass er die Lust an der Serie verlor, wie er so offenherzig in dem Interview im Zauberspiegel sagte. Der Kurs der Serie vor ihrer Einstellung kann ihm nicht gefallen haben. Und auch wenn er mehr oder weniger behauptet hat, dass seine Tätigkeit nie mehr als ein Job für ihn war, teilt sich dem Leser bei seinen Däki-Romanen doch ein Vergnügen an der Arbeit mit, das seinen letzten Romanen für KX oder dem ohnehin öden Magier abhanden gekommen war.
Als Autor wird Kurt Luif für mich unvergesslich bleiben.
Bei Nachrufen verstorbener Personen habt ihr doch sonst immer eine schwarze Schleife im Bild oben links. Vielleicht sollte man bei diesem Artikel die Schleife ebenfalls anbringen?
Harantor sagt: Der eigentliche Nachruf steht ab Mitternacht online. Alte Artikel werden optisch beim Ableben nicht mehr bearbeitet. Sie erscheinen quasi als Notlösung. In diesem Fall noch mit dem zweiteiligen Interviews. Dazu ein Blick in den Nachrichten. Und da findest Du auch die schwarze Schleife ...