Schwert & Magie Kurt Luifs Geschichte eines Sub-Genres (Teil 20)
Er war einer der eifrigsten Verfechter der New Wave in der SF, wurde aber vor allem durch seine Fantasy-Helden berühmt und reich. Die sieben Bände um Dorian Hawkmoon erschienen in der Terra-Fantasy-Reihe, die sechs Corum-Bände bei Bastei und die sechs Elric-Abenteuer bei Heyne. Seine Romane setzten neue Maßstäbe in der Fantasy und inspirierten viele Autoren es ihm gleich zu tun.
Über Moorcock und sein Werk gibt es viel zu sagen. Sehr ausführlich beschäftigt sich Michael Wittmann in Andromeda 89 mit ihm, ein Artikel, der es wert wäre, nachgedruckt zu werden. Angeblich soll sich Moorcock angewidert von der SF und Fantasy zurückgezogen haben. Da seine Bücher im englischsprechenden Raum sehr verbreitet sind und sie in fast alle Kultursprachen übersetzt wurden, dürfte er im Augenblick keine finanziellen Sorgen haben. Doch es hat eine Zeit gegeben, wo er den größten Schund produzierte, um leben zu können. Man denke nur an seine Machwerke, die er unter Edward P. Bradbury schrieb. Ich habe ihn nur einmal persönlich bei einer Podiumsdiskussion in London erlebt, wo er so betrunken war, daß er nur mehr lallen konnte. Dieser negative Eindruck hielt mich auch jahrelang davon ab, seine Romane zu lesen. Dann überwand ich mich und las einige Romane, die mir recht gut gefielen. Wenn man aber ein paar hintereinander liest, dann merkt man zu deutlich die Schwächen seiner Werke. Abraten kann ich allen von den Serien der folgenden Autoren: Alan Burt Akers, John Norman und Gardner F. Fox. Schade um jeden Euro, die ihr in diesen Schund investieren. Das gleiche kann man von Lin Carters Romanen sagen. Einzig als Herausgeber von Anthologien kann man Lin Carter ernst nehmen. Carters Rolle für die Weiterentwicklung und Renaissance der Fantasy war aber doch entscheidend, da er eine Zeitlang als Herausgeber der Adult-Fantasy-Serie der Ballantine-Taschenbücher fungierte und einige längst vergessene Fantasy-Romane herausbrachte. Das einzige von ihm selbst verfaßte Buch, das ich empfehlen kann, ist Imaginary Worlds, in dem er die Entwicklung der Fantasy beschreibt.
Zahlreiche für Ihre SF-Romane berühmte Autoren haben sich gelegentlich an der Fantasy versucht. Einer davon ist der 1926 geborene Poul Anderson, dessen erster Roman The Broken Sword (Das geborstene Schwert Bastei) war, für den er aber ziemlich lange nach einem Verleger suchte. Empfehlenswert ist auch Three Hearts And Three Lions (Dreiherz Bastei).
Andre Norton wurde in Fantasy-Kreisen vor allem durch ihre Hexenwelt-Serie (erschienen in der Terra-Fantasy-Reihe) bekannt. Diese Serie ist anders geartet als die meisten anderen, denn nicht ein bestimmter Held ist das Hauptelement, sondern die Hexenwelt.
Jack Vance schrieb schon 1950 den Roman The Dying Earth (Die sterbende Erde Heyne), den man heute schon als einen Klassiker der Fantasy-Literatur betrachtet. Der bekannte SF-Autor Brian Aldiss schrieb den sehr guten Fantasy-Roman The Malacia Tapestry Der Malacia-Gobelin Heyne). Roger Zelaznys vierbändige Serie um Corwin von Amber lehnt sich stark an Moorcock an, und lesenswert ist eigentlich nur der erste Band.
John Jakes wurde 1932 in Chicago geboren. Schon 1950 gelang es ihm, eine Story an F & SF zu verkaufen. Zwischen 1963 - 1965 erschienen einige Brak-Abenteuer in Fantastic, die nun gesammelt in fünf Bänden in der Terra-Fantasy-Reihe vorliegen. Über die Qualität der Brak-Geschichten gehen die Ansichten ziemlich auseinander. Bildet euch sich selbst eure Meinung, ob sie tatsächlich nur ein schwacher Abklatsch von Conan sind.
Überraschend ist die wichtige Rolle, die Frauen in der modernen Fantasy spielen. Andre Norton habe ich bereits erwähnt, Leigh Brackett kommt nun dran. Sie begann für Planet Stories zu schreiben, dort erschien eine zusammen mit Ray Bradbury verfaßte Novelle: Lorelei of the red mist. Der rote Planet hatte es ihr besonders angetan, denn sie schrieb einige Romane, die dort spielten und Fantasy-Charakter haben. Drei davon sind in der Terra-Fantasy-Reihe erschienen. Später wurde Leigh Brackett als Drehbuchautorin bekannt, die z. B. Rio Bravo schrieb. Doch in den letzten Jahren traten vier Frauen in Erscheinung, denen es gelang, innerhalb kürzester Zeit berühmt zu werden und die moderne Fantasy entscheidend zu beeinflussen: Ursula K. Le Guin, Tanith Lee, Caroline Janice Cherryh und Katherine Kurtz.
Die 1929 geborene Ursula K. Le Guin brach wie ein Blitz in die SF-Szene ein. Viele ihrer Romane erhielten Auszeichnungen, drei sind Fantasy-Romane, die ursprünglich für Jugendliche gedacht waren: Der Magier der Erdsee, Die Gräber von Atuan, Das ferne Ufer. Alle drei sind sehr zu empfehlen.
Tanith Lee ist eine englische Autorin, 1947 geboren, die sich rasch einen Namen als Fantasy-Autorin machte. Der Durchbruch kam mit dem Roman Im Herzen des Vulkans und den Fortsetzungen Vazkor und Die weiße Hexe. Ihre Romane sind stimmungsvoll und romantisch.
Katherine Kurtz kam 1944 in Coral Gables, Florida, zur Welt. Ihr Zyklus um das Volk der Deryni wurde ein durchschlagender Erfolg. Einige Kritiker fanden ihre Romane zu langatmig und auch langweilig. Ich hatte auch einige Mühe, mich durchzukämpfen, kann sie aber trotzdem empfehlen.
Caroline Janice Cherryh begann schon im Alter von zehn Jahren zu schreiben. Geboren wurde sie 1942 in St. Louis, wuchs aber in Oklahoma auf. Schon ihr erster Roman Das Tor von lvrel war ein sensationeller Erfolg. Seit 1975 hat sie insgesamt sieben Romane geschrieben, die alle lesenswert sind.
Damit will ich die Serie über die Entwicklung der Schwert & Magie" beenden. Der Sinn dieser Serie war es, euch einige der wichtigsten Autoren der Fantasy-Literatur vorzustellen. Die Serie sollte euch als Anregung dienen, sich vielleicht mit den Werken des einen oder anderen Schriftstellers näher zu beschäftigen. Wenn mir das gelungen ist, dann hat diese Serie ihren Zweck erfüllt. Ich wünsche euch allen weiterhin viel Spaß beim Lesen von Fantasy-Romanen.
Über Moorcock und sein Werk gibt es viel zu sagen. Sehr ausführlich beschäftigt sich Michael Wittmann in Andromeda 89 mit ihm, ein Artikel, der es wert wäre, nachgedruckt zu werden. Angeblich soll sich Moorcock angewidert von der SF und Fantasy zurückgezogen haben. Da seine Bücher im englischsprechenden Raum sehr verbreitet sind und sie in fast alle Kultursprachen übersetzt wurden, dürfte er im Augenblick keine finanziellen Sorgen haben. Doch es hat eine Zeit gegeben, wo er den größten Schund produzierte, um leben zu können. Man denke nur an seine Machwerke, die er unter Edward P. Bradbury schrieb. Ich habe ihn nur einmal persönlich bei einer Podiumsdiskussion in London erlebt, wo er so betrunken war, daß er nur mehr lallen konnte. Dieser negative Eindruck hielt mich auch jahrelang davon ab, seine Romane zu lesen. Dann überwand ich mich und las einige Romane, die mir recht gut gefielen. Wenn man aber ein paar hintereinander liest, dann merkt man zu deutlich die Schwächen seiner Werke. Abraten kann ich allen von den Serien der folgenden Autoren: Alan Burt Akers, John Norman und Gardner F. Fox. Schade um jeden Euro, die ihr in diesen Schund investieren. Das gleiche kann man von Lin Carters Romanen sagen. Einzig als Herausgeber von Anthologien kann man Lin Carter ernst nehmen. Carters Rolle für die Weiterentwicklung und Renaissance der Fantasy war aber doch entscheidend, da er eine Zeitlang als Herausgeber der Adult-Fantasy-Serie der Ballantine-Taschenbücher fungierte und einige längst vergessene Fantasy-Romane herausbrachte. Das einzige von ihm selbst verfaßte Buch, das ich empfehlen kann, ist Imaginary Worlds, in dem er die Entwicklung der Fantasy beschreibt.
Zahlreiche für Ihre SF-Romane berühmte Autoren haben sich gelegentlich an der Fantasy versucht. Einer davon ist der 1926 geborene Poul Anderson, dessen erster Roman The Broken Sword (Das geborstene Schwert Bastei) war, für den er aber ziemlich lange nach einem Verleger suchte. Empfehlenswert ist auch Three Hearts And Three Lions (Dreiherz Bastei).
Andre Norton wurde in Fantasy-Kreisen vor allem durch ihre Hexenwelt-Serie (erschienen in der Terra-Fantasy-Reihe) bekannt. Diese Serie ist anders geartet als die meisten anderen, denn nicht ein bestimmter Held ist das Hauptelement, sondern die Hexenwelt.
Jack Vance schrieb schon 1950 den Roman The Dying Earth (Die sterbende Erde Heyne), den man heute schon als einen Klassiker der Fantasy-Literatur betrachtet. Der bekannte SF-Autor Brian Aldiss schrieb den sehr guten Fantasy-Roman The Malacia Tapestry Der Malacia-Gobelin Heyne). Roger Zelaznys vierbändige Serie um Corwin von Amber lehnt sich stark an Moorcock an, und lesenswert ist eigentlich nur der erste Band.
John Jakes wurde 1932 in Chicago geboren. Schon 1950 gelang es ihm, eine Story an F & SF zu verkaufen. Zwischen 1963 - 1965 erschienen einige Brak-Abenteuer in Fantastic, die nun gesammelt in fünf Bänden in der Terra-Fantasy-Reihe vorliegen. Über die Qualität der Brak-Geschichten gehen die Ansichten ziemlich auseinander. Bildet euch sich selbst eure Meinung, ob sie tatsächlich nur ein schwacher Abklatsch von Conan sind.
Überraschend ist die wichtige Rolle, die Frauen in der modernen Fantasy spielen. Andre Norton habe ich bereits erwähnt, Leigh Brackett kommt nun dran. Sie begann für Planet Stories zu schreiben, dort erschien eine zusammen mit Ray Bradbury verfaßte Novelle: Lorelei of the red mist. Der rote Planet hatte es ihr besonders angetan, denn sie schrieb einige Romane, die dort spielten und Fantasy-Charakter haben. Drei davon sind in der Terra-Fantasy-Reihe erschienen. Später wurde Leigh Brackett als Drehbuchautorin bekannt, die z. B. Rio Bravo schrieb. Doch in den letzten Jahren traten vier Frauen in Erscheinung, denen es gelang, innerhalb kürzester Zeit berühmt zu werden und die moderne Fantasy entscheidend zu beeinflussen: Ursula K. Le Guin, Tanith Lee, Caroline Janice Cherryh und Katherine Kurtz.
Die 1929 geborene Ursula K. Le Guin brach wie ein Blitz in die SF-Szene ein. Viele ihrer Romane erhielten Auszeichnungen, drei sind Fantasy-Romane, die ursprünglich für Jugendliche gedacht waren: Der Magier der Erdsee, Die Gräber von Atuan, Das ferne Ufer. Alle drei sind sehr zu empfehlen.
Tanith Lee ist eine englische Autorin, 1947 geboren, die sich rasch einen Namen als Fantasy-Autorin machte. Der Durchbruch kam mit dem Roman Im Herzen des Vulkans und den Fortsetzungen Vazkor und Die weiße Hexe. Ihre Romane sind stimmungsvoll und romantisch.
Katherine Kurtz kam 1944 in Coral Gables, Florida, zur Welt. Ihr Zyklus um das Volk der Deryni wurde ein durchschlagender Erfolg. Einige Kritiker fanden ihre Romane zu langatmig und auch langweilig. Ich hatte auch einige Mühe, mich durchzukämpfen, kann sie aber trotzdem empfehlen.
Caroline Janice Cherryh begann schon im Alter von zehn Jahren zu schreiben. Geboren wurde sie 1942 in St. Louis, wuchs aber in Oklahoma auf. Schon ihr erster Roman Das Tor von lvrel war ein sensationeller Erfolg. Seit 1975 hat sie insgesamt sieben Romane geschrieben, die alle lesenswert sind.
Damit will ich die Serie über die Entwicklung der Schwert & Magie" beenden. Der Sinn dieser Serie war es, euch einige der wichtigsten Autoren der Fantasy-Literatur vorzustellen. Die Serie sollte euch als Anregung dienen, sich vielleicht mit den Werken des einen oder anderen Schriftstellers näher zu beschäftigen. Wenn mir das gelungen ist, dann hat diese Serie ihren Zweck erfüllt. Ich wünsche euch allen weiterhin viel Spaß beim Lesen von Fantasy-Romanen.
Nachtrag in eigner Sache:
Ich möchte mich für eure Interesse an diesen "alten" Artikeln aus der Mythor-Serie bedanken. Ich habe keine Ahnung mehr, wer im Verlag die Idee dazu hatte und weshalb ich sie schreiben durfte, aber ich nehme mal an, dass sich in der Redaktion jemand an meine Artikel-Reihen in der Dämonenkiller-Erstauflage erinnerte und da ja in der Anfangszeit der Mythor-Serie die Leserkontakt-Seite gefüllt werden mußte, wurde ich beauftragt die Artikel zu schreiben.
Nach Erscheinen dieser Artikel-Reihe (zwischen 1980 - 1981) beschäftigte ich mich nicht mehr viel mit Fantasy. Ich hatte total vergessen, daß ich diese Artikel mal geschrieben habe. Ich habe die Mythor-Hefte nicht mehr und war jedes Mal überrascht, wenn ich von Horst/Uwe die Fortsetzung bekam. Mein besonderer Dank geht an Ingo Löchel und Michael Wuttke, die meine Artikel aus den Mythor-Heften gescannt haben. Hier die Auflistung der Mythor-Hefte wo meine Artikel auf der Leserkontaktseite erschienen sind.
- 01. Artikel - Heft 03
- 02. Artikel - Heft 04
- 03. Artikel - Heft 07
- 04. Artikel - Heft 08
- 05. Artikel - Heft 11
- 06. Artikel - Heft 12
- 07. Artikel - Heft 13
- 08. Artikel - Heft 16
- 09. Artikel - Heft 17
- 10. Artikel - Heft 25
- 11. Artikel - Heft 26
- 12. Artikel - Heft 30
- 13. Artikel - Heft 31
- 14. Artikel - Heft 39
- 15. Artikel - Heft 40
- 16. Artikel - Heft 48
- 17. Artikel - Heft 49
- 18. Artikel - Heft 53
- 19. Artikel - Heft 77
- 20. Artikel - Heft 78
Copyright Kurt Luif, 1981, 2011
Kommentare
Schade, das dieser letzte Artikel so holterdiepolter daher kommt und nur noch wenig differenziert. Einige große Autoren werden mit wenigen Zeilen abgespeißt, andere mit einem Schulterzucken in den Papierkorb geworfen. Leider ohne große Argumentation.
Es scheint fast so, als hätte diese Serie damals rasch zu Ende gebracht werden müßen.
Eine Fortsetzung und Ergänzung aus heutiger Sicht wäre toll.
Aber Du beschäftigst Dich ja leider nicht mehr mit Fantasy.
Zusatz zu C.J.Cherryh: Mit den 7 Romanen meint der Autor wohl ihre Fantasy-Romane. Ihr SF-Hauptwerk ist für mich ungleich besser und umfangreicher. Schrieb sie zunächst Romane, die grob in Ihrem Allianz-Union-Universums-Rahmen spielen (z.B.Pells Stern, Cyteen oder die Chanur-Serie) hat sie zuletzt eine hervorragende Serie von Romanen um eine menschlische Kolonie auf einem Alien-Planeten geschrieben (Atevi-Zyklus). Die Menschen sind dort nur die geduldeten Gäste und müssen mit der fremden, kriegerischen Alien-Kultur klar kommen, die mich irgendwie immer an altes Japan erinnert. Ich kenn leider nur den auf deutsch vorliegenden Teil, der ist aber großartig. Sorry für off topic.
John Norman: er hat in der Gor-Reihe ein paar nicht uninteressante Kulturbeschreibungen abgeliefert, aber Frauen haben in seinen Romanen nichts zu lachen. John Normans Frauen können erst glücklich werden, wenn ein echter Mann sie unterworfen und ihren Willen gebrochen hat. Auch und ganz besonders Frauen von der Erde, die von den Feinden der heimlichen Herren Gors in ganzen Raumschiffsladungen auf den Planeten geschafft werden ...
Gardner F. Fox - von dem sind meines Wissens nur ein paar Romane über einen Conan-ähnlichen Barbaren auf Deutsch erschienen, bei Terra Fantasy.
Von Lin Carter gab es zunächst Romane über seinen Barbaren Thongor von Lemuria, die ... nicht soo doll waren. Später erschien noch seine Callisto-Reihe, die man getrost als Hommage an Edgar Rice Burroughs "John Carter vom Mars" bezeichnen darf.