Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Schwert & Magie – Kurt Luif’s Geschichte eines Sub-Genres (Teil 20)

Schwert & Magie Liebe Fantasy-Freunde,
(20. Teil)

heute beenden wir unsere Serie über die Entwicklung der Fantasy mit einem Überblick über berühmte Autoren der jüngeren Generation. Abschließend möchte ich noch kurz auf einige der jüngeren Fantasy-Autoren und auf SF-Autoren einge­hen, die gelegentlich Fantasy geschrieben haben.

Der wesentlichste der jungen Fantasy-Autoren ist si­cherlich der 1939 geborene Londoner Michael Moor­cock.

 

Michael MoorcockEr war einer der eifrigsten Verfechter der New Wave in der SF, wurde aber vor allem durch seine Fantasy-Helden berühmt und reich. Die sieben Bän­de um Dorian Hawkmoon erschienen in der Terra-­Fantasy-Reihe, die sechs Corum-Bände bei Bastei und die sechs Elric-Abenteuer bei Heyne. Seine Romane setzten neue Maßstäbe in der Fantasy und in­spirierten viele Autoren es ihm gleich zu tun.

Über Moorcock und sein Werk gibt es viel zu sagen. Sehr ausführlich beschäftigt sich Michael Wittmann in An­dromeda 89 mit ihm, ein Artikel, der es wert wäre, nachgedruckt zu werden. Angeblich soll sich Moor­cock angewidert von der SF und Fantasy zurückge­zogen haben. Da seine Bücher im englischsprechen­den Raum sehr verbreitet sind und sie in fast alle Kul­tursprachen übersetzt wurden, dürfte er im Augen­blick keine finanziellen Sorgen haben. Doch es hat eine Zeit gegeben, wo er den größten Schund produ­zierte, um leben zu können. Man denke nur an seine Machwerke, die er unter Edward P. Bradbury schrieb. Ich habe ihn nur einmal persönlich bei einer Podiumsdiskussion in London erlebt, wo er so be­trunken war, daß er nur mehr lallen konnte. Dieser negative Eindruck hielt mich auch jahrelang davon ab, seine Romane zu lesen. Dann überwand ich mich und las einige Romane, die mir recht gut gefielen. Wenn man aber ein paar hintereinander liest, dann merkt man zu deutlich die Schwächen seiner Werke. Abraten kann ich allen von den Serien der folgenden Autoren: Alan Burt Akers, John Norman und Gardner F. Fox. Schade um jeden Euro, die ihr in diesen Schund investieren. Das gleiche kann man von Lin Carters Romanen sagen. Einzig als Herausgeber von Anthologien kann man Lin Carter ernst nehmen. Car­ters Rolle für die Weiterentwicklung und Renaissance der Fantasy war aber doch entscheidend, da er ei­ne Zeitlang als Herausgeber der Adult-Fantasy-Serie der Ballantine-Taschenbücher fungierte und einige längst vergessene Fantasy-Romane herausbrachte. Das einzige von ihm selbst verfaßte Buch, das ich empfehlen kann, ist Imaginary Worlds, in dem er die Entwicklung der Fantasy beschreibt.

Zahlreiche für Ihre SF-Romane berühmte Autoren ha­ben sich gelegentlich an der Fantasy versucht. Einer davon ist der 1926 geborene Poul Anderson, dessen erster Roman The Broken Sword (Das geborstene Schwert — Bastei) war, für den er aber ziemlich lange nach einem Verleger suchte. Empfehlenswert ist auch Three Hearts And Three Lions (Dreiherz — Ba­stei).

Andre NortonAndre Norton wurde in Fantasy-Kreisen vor allem durch ihre Hexenwelt-Serie (erschienen in der Ter­ra-Fantasy-Reihe) bekannt. Diese Serie ist anders ge­artet als die meisten anderen, denn nicht ein be­stimmter Held ist das Hauptelement, sondern die Hexenwelt.

Jack Vance schrieb schon 1950 den Roman The Dy­ing Earth (Die sterbende Erde — Heyne), den man heute schon als einen Klassiker der Fantasy-Literatur betrachtet. Der bekannte SF-Autor Brian Aldiss schrieb den sehr guten Fantasy-Roman The Malacia Tapestry Der Malacia-Gobelin — Heyne). Roger Ze­laznys vierbändige Serie um Corwin von Amber lehnt sich stark an Moorcock an, und lesenswert ist eigent­lich nur der erste Band.

John Jakes wurde 1932 in Chicago geboren. Schon 1950 gelang es ihm, eine Story an F & SF zu verkaufen. Zwischen 1963 - 1965 erschienen einige Brak-Aben­teuer in Fantastic, die nun gesammelt in fünf Bänden in der Terra-Fantasy-Reihe vorliegen. Über die Quali­tät der Brak-Geschichten gehen die Ansichten ziemlich auseinander. Bildet euch sich selbst eure Mei­nung, ob sie tatsächlich nur ein schwacher Abklatsch von Conan sind.

Leigh Brcakett und ihr Mann Edmond HamiltonÜberraschend ist die wichtige Rolle, die Frauen in der modernen Fantasy spielen. Andre Norton habe ich bereits erwähnt, Leigh Brackett kommt nun dran. Sie begann für Planet Stories zu schreiben, dort er­schien eine zusammen mit Ray Bradbury verfaßte Novelle: Lorelei of the red mist. Der rote Planet hatte es ihr besonders angetan, denn sie schrieb einige Romane, die dort spielten und Fantasy-Charakter haben. Drei davon sind in der Terra-Fantasy-Reihe erschienen. Später wurde Leigh Brackett als Drehbuchautorin bekannt, die z. B. Rio Bravo schrieb. Doch in den letzten Jahren traten vier Frauen in Er­scheinung, denen es gelang, innerhalb kürzester Zeit berühmt zu werden und die moderne Fantasy entscheidend zu beeinflussen: Ursula K. Le Guin, Tanith Lee, Caroline Janice Cherryh und Katherine Kurtz.

Die 1929 geborene Ursula K. Le Guin brach wie ein Blitz in die SF-Szene ein. Viele ihrer Romane erhiel­ten Auszeichnungen, drei sind Fantasy-Romane, die ursprünglich für Jugendliche gedacht waren: Der Magier der Erdsee, Die Gräber von Atuan, Das ferne Ufer. Alle drei sind sehr zu empfehlen.

Tanith LeeTanith Lee ist eine englische Autorin, 1947 geboren, die sich rasch einen Namen als Fantasy-Autorin machte. Der Durchbruch kam mit dem Roman Im Herzen des Vulkans und den Fortsetzungen Vazkor und Die weiße Hexe. Ihre Romane sind stimmungs­voll und romantisch.

Katherine Kurtz kam 1944 in Coral Gables, Florida, zur Welt. Ihr Zyklus um das Volk der Deryni wurde ein durchschlagender Erfolg. Einige Kritiker fanden ihre Romane zu langatmig und auch langweilig. Ich hatte auch einige Mühe, mich durchzukämpfen, kann sie aber trotzdem empfehlen.

Caroline Janice Cherryh begann schon im Alter von zehn Jahren zu schreiben. Geboren wurde sie 1942 in St. Louis, wuchs aber in Oklahoma auf. Schon ihr er­ster Roman Das Tor von lvrel war ein sensationeller Erfolg. Seit 1975 hat sie insgesamt sieben Romane geschrieben, die alle lesenswert sind.

Damit will ich die Serie über die Entwicklung der „Schwert & Magie" beenden. Der Sinn dieser Serie war es, euch einige der wichtigsten Autoren der Fantasy-Literatur vorzustellen. Die Serie sollte euch als Anregung dienen, sich vielleicht mit den Werken des einen oder anderen Schriftstellers näher zu beschäftigen. Wenn mir das gelungen ist, dann hat diese Se­rie ihren Zweck erfüllt. Ich wünsche euch allen wei­terhin viel Spaß beim Lesen von Fantasy-Romanen.


Schwert & Magie - NachtragNachtrag  in eigner Sache:
Ich möchte mich für eure Interesse an diesen "alten" Artikeln aus der Mythor-Serie bedanken. Ich habe keine Ahnung mehr, wer im Verlag die Idee dazu hatte und weshalb ich sie schreiben durfte, aber ich nehme mal an, dass sich in der Redaktion jemand an meine Artikel-Reihen in der Dämonenkiller-Erstauflage erinnerte und da ja in der Anfangszeit der Mythor-Serie die Leserkontakt-Seite gefüllt werden mußte, wurde ich beauftragt die Artikel zu schreiben.

Nach Erscheinen dieser Artikel-Reihe (zwischen 1980 - 1981) beschäftigte ich mich nicht mehr viel mit Fantasy. Ich hatte total vergessen, daß ich diese Artikel mal geschrieben habe. Ich habe die Mythor-Hefte nicht mehr und war jedes Mal überrascht, wenn ich von Horst/Uwe die Fortsetzung bekam. Mein besonderer Dank geht an Ingo Löchel und Michael Wuttke, die meine Artikel aus den Mythor-Heften gescannt haben. Hier die Auflistung der Mythor-Hefte wo meine Artikel auf der Leserkontaktseite erschienen sind.
 

Zum ersten Teil - Zur Übersicht

 
Copyright Kurt Luif, 1981, 2011

Kommentare  

#1 Torshavn 2011-08-22 10:46
Trotz ihres Alters eine schöne Serie, die ich sehr gerne gelesen habe. Es hat Spaß gemacht vielen der "Großen Alten" wiederzubegegnen. Parallel habe ich ein bißchen in meinem Bücherregal gewühlt und angefangen zu schmökern.

Schade, das dieser letzte Artikel so holterdiepolter daher kommt und nur noch wenig differenziert. Einige große Autoren werden mit wenigen Zeilen abgespeißt, andere mit einem Schulterzucken in den Papierkorb geworfen. Leider ohne große Argumentation.
Es scheint fast so, als hätte diese Serie damals rasch zu Ende gebracht werden müßen.
Eine Fortsetzung und Ergänzung aus heutiger Sicht wäre toll.
Aber Du beschäftigst Dich ja leider nicht mehr mit Fantasy.
#2 Yugoth 2011-08-22 14:00
Hurra, ich hab mir aufgrund des Artikels zu Alan Burt Akers hier im Zauberspiegel die ersten 5 Romane zugelegt (für kleines Geld). :sigh: Naja, mach ich mir ein eigenes Bild von und lese sie, mal schaun, ob sie mir gefallen.
Zusatz zu C.J.Cherryh: Mit den 7 Romanen meint der Autor wohl ihre Fantasy-Romane. Ihr SF-Hauptwerk ist für mich ungleich besser und umfangreicher. Schrieb sie zunächst Romane, die grob in Ihrem Allianz-Union-Universums-Rahmen spielen (z.B.Pells Stern, Cyteen oder die Chanur-Serie) hat sie zuletzt eine hervorragende Serie von Romanen um eine menschlische Kolonie auf einem Alien-Planeten geschrieben (Atevi-Zyklus). Die Menschen sind dort nur die geduldeten Gäste und müssen mit der fremden, kriegerischen Alien-Kultur klar kommen, die mich irgendwie immer an altes Japan erinnert. Ich kenn leider nur den auf deutsch vorliegenden Teil, der ist aber großartig. Sorry für off topic. :-*
#3 Larandil 2011-08-23 06:35
Zitat:
Abraten kann ich allen von den Serien der folgenden Autoren: Alan Burt Akers, John Norman und Gardner F. Fox. Schade um jeden Euro, die ihr in diesen Schund investieren. Das gleiche kann man von Lin Carters Romanen sagen. Einzig als Herausgeber von Anthologien kann man Lin Carter ernst nehmen.
Alan Burt Akers ... na ja, die ersten Romane sind gar nicht so schlimm. Das Strickmuster bleibt zwar immer das gleiche, und irgendwann kann man nur noch den Kopf schütteln und weiß, daß die mächtigsten Frauen der Region sich dem Helden zu Füßen werfen wollen, der aber nur und ausschließlich seine Delia im Kopf hat - und seinen Weg fortsetzt von woauchimmer ihn die Herren der Sterne diesmal abgesetzt haben, damit er ... irgendwas in ihrem Sinne unternimmt. Ohne je ihren Auftrag zu spezifizieren.
John Norman: er hat in der Gor-Reihe ein paar nicht uninteressante Kulturbeschreibungen abgeliefert, aber Frauen haben in seinen Romanen nichts zu lachen. John Normans Frauen können erst glücklich werden, wenn ein echter Mann sie unterworfen und ihren Willen gebrochen hat. Auch und ganz besonders Frauen von der Erde, die von den Feinden der heimlichen Herren Gors in ganzen Raumschiffsladungen auf den Planeten geschafft werden ...
Gardner F. Fox - von dem sind meines Wissens nur ein paar Romane über einen Conan-ähnlichen Barbaren auf Deutsch erschienen, bei Terra Fantasy.
Von Lin Carter gab es zunächst Romane über seinen Barbaren Thongor von Lemuria, die ... nicht soo doll waren. Später erschien noch seine Callisto-Reihe, die man getrost als Hommage an Edgar Rice Burroughs "John Carter vom Mars" bezeichnen darf.
#4 McEL 2011-08-23 19:10
Danke für die Serie! Mir hat sie gefallen!

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles