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Der Untergang und der Diamant - 2. Teil: Hintergründe, Mythen und Realität

Diamant der EwigkeitDer Untergang und der Diamant
2. Teil: Hintergründe, Mythen und Realität

In der Teestunde habe ich es bereits angekündigt: das Exposé zu »Diamant der Ewigkeit«. Die Urfassung stammt aus den Neunzigern, die hier nun in der Folge vorgestellte Fassung ist die letzte aus dem Jahr 2008.

Dieser zweite Teil des Exposés stellt die historischen Hintergründe und die Mythen dar
, die ich in erster Linie für mich herausgearbeitet habe. Kein Verlag will ein derart umfangreiches Daten-Exposé ...

 

Diamant der Ewigkeit
Die Hintergründe
Vorbemerkung
Da die vorhandenen Passagierlisten der TITANIC unvollständig sind, besteht genug dichterische Freiheit zur Erschaffung von Kunstpersonen, sodass nur ein Fachmann geringe dichterische Freiheiten als Entfernung von der Realität der Ereignisse vor und während des Untergangs der TITANIC erkennen wird. Bildet der Untergang auch eigentlich nur den Hintergrund der Story, so wird er doch mit all der Dramatik geschildert. Eine Dramatik, in der sich verschiedene Einzelschicksale, auf die das Schlaglicht der Handlung fällt, im positiven wie im negativen Sinne lösen.

Der Diamant der Ewigkeit ist der legendäre Blaue Diamant, der jedem seiner Besitzer den Tod bringt. Ernsthaftere Recherchen lassen Zweifel aufkommen, ob er jemals existiert hat und ob er tatsächlich an Bord der TITANIC war. Das gilt auch für das angeblich einzige echte Exemplar des Rubaijat, dessen schriftlicher Inhalt, die Gedichte des Omar Chajjam, sonst allgemein bekannt sind. In diversen Büchern ist jedoch immer wieder die Rede, dass die bekannten Texte nicht dem Original entsprechen und die Verse des wahren Rubaijat große Zauberkraft enthalten.

Im Roman spielen jedoch der Diamant wie auch die geheimnisvolle altpersische Schrift eine Schlüsselrolle.

Die Quellen
In seinen Grundzügen richtet sich der Roman an den unverrückbaren historischen Tatsachen des Schiffsunterganges aus, die durch spätere Zeitungsinterviews und die Protokolle des Seeamtes bekannt sind.

Grundlage und Auslöser für die Story wurde das Buch von Dr. Robert Ballard, der das Wrack in einer Tiefe von 3.800 Metern entdeckte und in seinem populärwissenschaftlichen Buch "Das Geheimnis der Titanic" nicht nur Bilder vom jetzigen Wrack sowie Fotos vom ursprünglichen Aussehen zeigt, sondern auch sehr genau und minutiös die letzten Stunden des Schiffes schildert.

Zweite Grundlage ist der berühmte Roman des Josef Pelz von Felinau, von dem man lange Zeit annahm, dass von Felinau wegen seiner detaillierten Schilderung selbst zu den Überlebenden der Katastrophe gehört habe. Das entspricht jedoch nicht den Tatsachen.

Pelz von Felinau hat jedoch alle vorhandenen Unterlagen über die TITANIC-Katastrophe gesichtet und alle zeitgenössischen Interviews gelesen. Auch anhand von Gesprächen mit Überlebenden schuf er ein eindrucksvolles Stimmungsbild der ersten und letzten TITANIC-Fahrt, dessen Faszination nie wieder erreicht worden ist.

Allerdings hat Felinau einen Roman und kein Sachbuch geschrieben. Er hat grobe Namensänderungen historischer Personen vorgenommen. Und seine spannende Romanhandlung weicht vom nüchternen Bericht Dr. Ballards und verschiedener anderer vorliegender Sachbücher über die TITANIC stark ab. Für den geplanten Roman sind aber hauptsächlich alle Legenden über das Schiff wichtig, die Felinau auch in seinen Roman eingebracht hat. Tatsächliche Ereignisse werden hier mit der Romanhandlung zu einer Einheit verwoben.

Für die Handlung des Romans lässt Felinau den amerikanischen Millionär George W. Vanderbilt die Reise mitmachen. Dr. Ballard erklärt in seinem Buch, dass Mr. Vanderbilt und seine Frau in letzter Minute von der Reise zurücktraten, während ihr Diener und ihr Gepäck bereits an Bord waren und mit dem Schiff untergingen. Vanderbilt aber war der größte finanzielle Rivale Astors. So erscheint es logisch, dass sich Ahasveros unter der Maske des George Vanderbilt an Bord der TITANIC begibt, um sich so Astor nähern zu können.

Der Tod in eigener Person an Bord, den Felinau in seinem Roman Lord Canterville nannte, wird hier zum Conte di Mortalia. Diese Figur trägt wie das "Weinen des Schiffes" in einer Nebenhandlung immer wieder zur düsteren, Unheil prophezeienden Atmosphäre des Romans bei.

In dieser Nebenhandlung verliebt sich der Tod in der Gestalt des Conte di Mortalia in ein Mädchen auf dem Schiff, dem er sich zu erkennen gibt. Verliebt, wie sie ist, will das Mädchen beim Schiffsuntergang sich mit ihm vereinigen. Doch im eiskalten Wasser siegt der Überlebenswille. Der Tod lässt sie ziehen, sodass sie von einem der beiden zurückkommenden Boote aufgenommen wird. Dies wird eine weitere tragische Love-Story neben dem Beziehungsdrama zwischen Astor und Madeleine. In einem Roman dieser Art darf es kein echtes Happy-End geben.

Der Blaue Diamant
Den Blauen Diamanten, der seinen Besitzern den Tod bringt, behandelt Pelz von Felinau in seinem Roman nur nebenher. Und zwar anlässlich eines kurzen Tischgespräches bei den Millionären. Dr. Ballard und andere populärwissenschaftliche Werke, die wohl ausdrücklich das Rubaijat an Bord des Schiffes nennen, erwähnen den Unglücksstein mit keiner Silbe. Schon deshalb erscheint seine Existenz zweifelhaft. In esoterischen und parapsychischen Fachbüchern wird der Blaue Diamant nicht genannt.

Die Vermutung, dass eine höhere Macht den Untergang der TITANIC ohne Rücksicht auf Menschenleben herbeiführte, damit der unheilvolle Fluch des Diamanten endlich erlöschen kann, ist wie so vieles in diesem Roman reine Hypothese.

Der Überlieferung nach war der Blaue Diamant das Auge Schiwas und war in die Stirn einer indischen Götterstatue eingearbeitet, die von den Hindus im Tempel zu Dinapur verehrt wurde. Die Moguln, moslemische Herrscher Indiens, die Hindukulte als Götzendienste verachteten, ließen den Stein aus der Statue brechen.

Um alles historisch korrekt zu untermauern, wurde im Roman der Diamant unter Mogul Sha Jahan aus der Statue gebrochen. Der Mogul machte ihn seiner Lieblingsfrau Mumtaz Mahal zum Geschenk. Doch die Frau starb und der Mogul ließ ihr als Grabmal seiner großen Liebe das Taj Mahal errichten.

Aurangzeb, der seinen Vater Sha Jahan vom Thron stieß und bis ans Lebensende gefangen hielt, ließ den Blauen Diamanten in die Krone der Moguln einarbeiten.

Damit begann der Niedergang der Mogul-Dynastie und die Vorherrschaft der Engländer in Indien. Der Weg des Steines von Indien nach Europa ist gewiss nicht historisch gesichert, obwohl verschiedentlich versucht wurde, ihn nachzuzeichnen. Fest steht aber, dass Marie Antoinette den Blauen Diamanten vor der Revolution erwarb. Wie alle anderen Vorbesitzer des Steins mehr oder weniger rasch eines gewaltsamen Todes starben, so endete Marie Antoinette auf der Guillotine.

Im Roman wird der unheilvolle Weg des Diamanten durch die Jahrhunderte der geschriebenen Geschichte dem Rahmen einer aus Historie und Fantasy bestehenden Handlung angepasst. So werden nicht nur der biblische Methusalem und Imhotep, der große Zauberpriester des altägyptischen Reiches, sondern auch Ahasveros, der "Ewige Jude", Merlin, der Magier von Avalon, der geheimnisvolle Graf Cagliostro, Doktor Faust sowie andere Unsterbliche und bekannte Magier der Weltgeschichte mit dem Diamant der Ewigkeit in Verbindung gebracht.

Auf Cagliostro wird im Roman besonders Bezug genommen. Denn dieser abenteuernde Scharlatan verkündete seinerzeit, er habe das Wasser des ewigen Lebens. Und die historischen und legendären Ereignisse, an denen er teilgenommen haben will, decken sich teilweise mit den Geschehnissen in der nachfolgenden fiktiven Geschichte des Blauen Diamanten.

Nach Felinau war der Blaue Diamant als Besitz eines gewissen MacLean, eines Juweliers aus Washington, an Bord der TITANIC im großen, wasserdichten Tresor des Schiffes deponiert. Andere Schilderungen behaupten, Astor habe ihn gekauft. Im vorliegenden Konzept ist der falsche Vanderbilt (also Ahasveros) der Besitzer. Wo keine korrekten und unzweifelhaften historische Tatsachen erkennbar sind, setzt die Fantasie des Erzählers ein, der die Motive eines bekannten Historiengemäldes nach eigenen Vorstellungen auszumalen gedenkt, sodass für den Leser eine spannende Story entsteht.

Sollte es den Blauen Diamanten tatsächlich gegeben haben, so ruht er, menschlichem Zugriff auf ewige Zeiten entrückt, in den Tresoren der ersten Klasse im vorderen Teil des zerbrochenen Wracks. Oder er ist jener bekannte "Hope-Diamant", der sich derzeit in den USA befindet und nie an Bord der TITANIC war. Doch das ist eine andere Geschichte ... 

Das Rubaijat
Im gleichen Tresor wie der Diamant befand sich auch das angeblich einzige echte Exemplar des Rubaijat in einem juwelenverzierten Einband. Nach Dr. Ballard ist das Buch von einem Amerikaner ersteigert worden, was jedoch aus dramaturgischen Gründen in der Romanhandlung geändert wird. Denn hier erwirbt es Colonel Astor bei seinem Aufenthalt in Ägypten, wo er auf der Suche nach dem ewigen Leben war.

Angeblich wurde die Handschrift des Rubaijat niemals vollständig abgeschrieben oder gedruckt, sodass sich ein Vergleich mit dem geheimnisvollen Necronomicon aufdrängt. Doch das Rubaijat wird selbst in seriösesten Nachschlagewerken erwähnt und ist dort nichts anderes als eine Sammlung von Gedichten des persischen Dichters Omar Chajjam. Dessen Gedichte sind ganz offen in Büchern der altpersischen Dichtkunst zu finden.

Auf der TITANIC war jedoch eine Handschrift des Textes in einem kostbaren, mit Juwelen besetzen Einband - von dem es auch ein Bild in Ballards Buch gibt.

Manche Mystik-Bücher machen um diese Handschrift jedoch ein Geheimnis, das hier in die Handlung eingefügt wird. Im Verlauf der Handlung wird erläutert, warum der Unbedarfte die Gedichte Chajjams problemlos lesen kann, während die Worte in den Versen Chajjams für den Kundigen einen geheimen Code entschlüsseln. Auf diese Art gelesen, wurden durch das Buch die uralten Geheimnisse der höchsten Magier über die Zeiten gerettet, die "Zauberbücher" den Flammen überantworteten. Doch der Schlüssel zu dem Geheimnissen ist nur zu finden, wenn man den Text in der altpersischen Schriftform und Sprache liest. Und zwar nicht, wie man in unserer Zeit in Persien spricht, sondern in dem Dialekt, in dem man in der Zeit Omar Chajjams redete.

Da also in der Romanhandlung tatsächlich keine andere Abschrift des Textes besteht, wird dieser Baustein des Romankonzepts als Urschrift in einer vergessenen Schriftsprache mystisch verschleiert.

Geschrieben wurde das Rubaijat, wie schon erwähnt, von Omar Chajjam, einem persischen Weisen, Astronomen, Dichter und Philosophen aus Samarkand (geb. um 1027, gest. 1123). Der Text bringt verschleierte Gedanken über die Verstrickung von weltlicher zu göttlicher Macht neben sinnesfrohen, lebensbejahenden Gedichten, die unter anderem die Wirkung des Weines preisen, dem Omar Chajjam trotz Koran und Mufti sehr zugetan war.

Das heute bekannte Rubaijat besteht aus 6OO Vierzeilern und ist der Begriff für die Strophenform altpersischer Gedankenlyrik. Also ist es in der Realität kein Zauberbuch, das in einem Fantasy-Roman mystische Verklärung erfahren könnte. Aber dafür wurde ja auch die Legende der mystischen Urschrift und dem verschlüsselten Geheimcode für den Roman erfunden.

Doch obwohl das Rubaijat in den Werken des Mittelalters über Magie und Geheimwissen ebenso wenig erwähnt wird wie der Blaue Diamant, umgibt das Rubaijat eine Aura des Geheimnisvollen. Schriften dieser Art eignen sich vorzüglich, um einen weiteren mystischen Schleier in der Handlung des Romans zu weben.

In Diamant der Ewigkeit ist die Handschrift ein chiffriertes Werk altbabylonischer Magie. Omar Chajjam gilt im Roman als Wissender eines geheimen Zirkels, der durch den Schleier geheimer Verschlüsselungen im Text seines Werkes uralte Geheimnisse der frühesten Antike vor der Inquisition der Mullahs und Muftis von Samarkand bewahren wollte. Denn es ist die Magie, die durch den Brand der großen Bibliothek von Alexandria für kommende Generationen vernichtet wurde.


Die Geschichte des Diamanten und des Rubaijat ...
... wie sie den Hintergrund des Romans bilden.
Für ein besseres Verständnis des vorgelegten Handlungs-Exposés ist es unumgänglich, die erdachte und gelegentlich an biblische, sagenhafte oder tatsächliche Ereignisse angelehnte Geschichte des Blauen Diamanten und des Rubaijat nachstehend zu schildern.

Obwohl erfunden sind gewisse Ereignisse aus den Frühtagen der Menschheit in korrekter Reihenfolge selbst für den interessierten Laien genau zu datieren. Jedoch dominieren Magie und Mythen die Fantasy. In der Romanhandlung werden diese Fakten in Rückerinnerungen episodenhaft immer wieder eingeflochten und so eine zweite Handlungsebene geschaffen.

Im Verlaufe der dramatischen Handlung wird dem Leser klar, dass der Blaue Diamant kein Schmuckstück ist (also nicht wie im Film das 'Herz des Ozeans', sondern eines jener Relikte, aus deren Kraft Universen entstehen und vergehen. Im Blauen Diamanten wohnen sowohl die Kräfte der Vernichtung wie auch die Mächte des Werdens.

Wie der Tod nur durch das Leben denkbar ist, so kann neues Leben nur durch den Tod entstehen. Und so wird der Blaue Diamant auch der Hauch Gottes oder der Atem des Todes genannt. Wie der Kundige mit ihm das Leben schaffen kann, so vermag er auch mit seiner Kraft den Tod heraufzubeschwören, wenn er bei der den Stein beherrschenden Magie Fehler macht.

Die Nutzung der Kräfte des Diamanten sind nur nach einer esoterischen Deutung und nicht nach Logik zu erfassen. Diese Esoterik wird zu einem gewissen Teil aus Standardwerken der Magie und mit dem Hinweis auf Мagier aller Epochen aufgebaut, jedoch wo es notwendig ist, auch den Umständen der Romanhandlung angepasst. 

Im Roman ist der Blaue Diamant ein Teil des Todes. Und seinetwegen fährt der Tod persönlich auf der TITANIC mit. Und dies ist ein wichtiger Punkt für den philosophischen Hintergrund der Story. Grundlage dieser Philosophie ist, dass die Unsterblichkeit im Sinne des ewigen Verweilens in unserer Welt nicht unbedingt ein Segen ist, sondern einen entsetzlichen Fluch bedeuten kann.

In seiner schlimmsten Form ist er im Schicksal des Richard Blake zu sehen, der im Wrack der TITANIC eingeschlossen ist. Er wird durch die Kälte des Wassers, ewigen Hunger und Durst und die Qual der Einsamkeit gefoltert. Frei wird er erst dann sein, wenn das Wrack der TITANIC vom Rost zerfressen endgültig zerfällt. Doch die Welt, in die Blake dann kommt, ist nicht die seine. Und so ist das ewige Leben für ihn der Fluch, der ihn wie den Fliegenden Holländer verfolgt. Ein Fluch, der erst am Jüngsten Tage endet.

Der Untergang der TITANIC ist bei kritischer Betrachtung das Produkt einer Summe von Zufällen, von menschlichem Versagen und von Schlampereien, die erst beim Auffinden des Wracks zutage traten.

Es stimmt offensichtlich nicht, dass das Eis den Stahl der Schiffswände zerschnitten hat. Der Druck des Schiffskörpers gegen den Eisberg ließ vermutlich die Nieten platzen, mit denen die mächtigen Stahlplatten zusammengefügt waren. Das Leck war vermutlich kein durchgehender Riss, sondern mehrere aufgeplatzte Stellen unter der Wasserlinie. Genau kann das keiner feststellen, weil das Leck sich in den Meeresboden mit eingegraben hat.

Es gibt Erzählungen, dass die irischen Werftarbeiter einige Male während der Fertigstellung der TITANIC das Schiff fluchtartig verlassen hätten. Angeblich habe das Schiff zu ihnen gesprochen und sie gewarnt, dass es ein Totenschiff sei. Auch habe die TITANIC vor dem Ablegen "geweint", d. h. da sich der Rumpf in sich noch nicht gefestigt hatte, entstanden beim Ablegen seltsame Laute, als wenn Metall auf Metall schürft. Diese und andere schaurige Legenden werden in die Story einfließen.

Mit jeder unerklärlichen Situation aber wird der Diamant der Ewigkeit in Verbindung gebracht. Leben vermag er zu spenden, wenn ihn ein wahrer Magier benutzt. Doch seine ursprüngliche Natur ist es, den Tod zu geben. Mit dem Rubaijat, der Abschrift des Versteinerten Gebets, ist es genau umgekehrt. Es spendet Leben - doch dem Unwissenden bringt es den Tod.

Der mystische Ursprung des Blauen Diamanten reicht bis nach Atlantis zurück. Die uralten Lehren besagen, dass die Götter von den Sternen den Blauen Diamanten einst zur Erde brachten und in Atlantis niederlegten. Und sie lehrten die Menschen, seine Macht zum Segen oder zum Fluch zu nutzen.

Auf einer Marmortafel gruben die Götter die Laute ein, mit denen man die Macht des Steines erweckt und nutzt. Diese Marmortafel nennt man das Versteinerte Gebet. Diese Worte der Macht sind keine nach menschlicher Vorstellung zusammenhängenden Worte, sondern verschiedene Laute. Es sind Noten einer Art Melodie, die jeder bekannten Kompositionslehre widerspricht. Der Zauber wirkt jedoch nur, wenn die Laute genau betont werden.

Nur der Kundige, der diese Sprache und die Texte zu formulieren versteht und sie ausstößt, bevor er den Götterstein ergreift, wird eine Berührung des Diamanten lange überleben. Jedem anderen, sei es, dass er ihn besitzt oder auch nur einmal berührt, bringt der Diamant in kurzer Zeit den gewaltsamen Tod. In besonderen Situationen vernichtet der Fluch des Steins auch ganze Völker.

Wird die korrekte Reihenfolge der Beschwörungslaute nicht eingehalten, verändert sich die Wirkung zum Segen oder zum Fluch für den Narren, der ohne Vorbereitung seine Kraft herausfordert. Doch die richtigen Worte und eine besondere Klangvariation verleiht dem Kundigen, der den Diamant besitzt, ewiges Leben. Allen anderen, die es wagen, ohne fundiertes Wissen seine Macht herauszufordern, bringt er den Tod. Dennoch wird im Verlauf des Romantextes von einer zauberischen Litanei anstatt von Lauten geredet, um dem Verständnis des Lesers entgegenzukommen.

In Atlantis lag der Blaue Diamant auf dem höchsten Turm der Tempelburg, der sogenannten Sternwarte. Er wurde ständig von einem Zwillingspaar bewacht, die als Priester stets eine genau vorgeschriebene Gebetslitanei zu sprechen hatten. Dadurch spendete der blaue Götterstein seit den vergessenen Äonen Segen über Atlantis.

Diese Zwillingsbrüder waren Hochpriester im Pantheon der Götter von Atlantis. Und sie waren als die Letzten ihrer Dynastie noch fähig, die Götterschrift der Bronzetafel zu lesen und die Worte zu formen. Im Verlauf der Romanhandlung werden ihre Namen mit Imhotep und Ahasveros angegeben. Imhotep ist dem Leben und der Nächstenliebe, Ahasveros jedoch dem Tod und der Gier nach Macht zugeneigt.

In Atlantis sind die Namen der beiden Zwillingsbrüder jedoch Haim und Chabel - ein Hinweis auf Kain und Abel, wie dem Leser klar werden wird.

Erst im dramatischen Finale der Handlung erkennen die Brüder, dass nicht sie den Götterstein, sondern der Blaue Diamant sie beide beherrscht. Und dass sie als lebendige Parabel für das Leben und den Tod stehen. Durch diese Erkenntnis befreien sie sich vom Fluch der Unsterblichkeit. Gemeinsam folgen sie in einer vergeistigten Schluss-Sequenz dem Tod, der ihretwegen die Fahrt auf der TITANIC mitgemacht hat und außerdem noch reiche Ernte hat. Doch auch John Jacob Astor entsagt der Unsterblichkeit, als er erkennt, dass aller Reichtum und alle Macht der Welt vor der wahren Liebe verblasst.

Die Legende des Blauen Diamanten beginnt in Atlantis. Nur nach außen hin sind die Zwillingsbrüder Haim und Chabel auf der Sternwarte in brüderlicher Liebe vereinigt. Als Hochpriester und erste Wissenschaftler des Legenden-Reiches betreuen sie beide gemeinsam den Blauen Diamanten und das Versteinerte Gebet.

Wenn die Kräfte dieser beiden magischen Relikte von ihnen gemeinsam genutzt werden, spenden sie dem Kontinent von Atlantis Leben. Denn direkt unter dem Pantheon-Tempel mit der Sternwarte lauert die Kraft eines Vulkans, der die Macht hat, das ganze Land zu zerstören. Und so waren die beiden Zwillingsbrüder zwar nicht die Herrscher, aber die Bewahrer von Atlantis. 

Doch Ahasveros wollte die ganze Macht über Atlantis. Und er wollte nicht sterben, wie seine Väter vor ihm, die den Stein bewahrten und seine Kraft nutzten. Ahasveros plante, den Stein für sich selbst zu nutzen und durch seine Kraft ewiges Leben zu erwerben.

In einer Vollmondnacht schlug Ahasveros den betenden Bruder Imhotep nieder, ergriff den Diamanten und gab die vorgeschriebenen Laute von sich. Doch im gleichen Augenblick erwachte Imhotep aus seiner Ohnmacht und versuchte, den Bruder an seinem frevlerischen Tun zu hindern. Und so goss der Diamant der Ewigkeit den Fluch oder den Segen der Unsterblichkeit über das Zwillingspaar gemeinsam aus.

Aber während Imhotep mit Ahasveros rang und versuchte, ihm den Götterstein zu entreißen, hielten beide den Diamanten hoch über den Kopf. Das Mondlicht brach sich in seinen Facetten, sodass der Schein über Atlantis fiel.

Das Keuchen und Stöhnen der beiden miteinander ringenden Brüder bildete unartikulierte Gebilde, die an Worte erinnerten. Es waren jedoch die Laute, die den Fluch des Steines auslösten. Unter dem Tempel brach der Vulkan aus und schleuderte die kämpfenden Brüder mit der Steinplatte, welche die oberste Plattform der Sternwarte bildete, ins Meer. Die Erde bebte, das Meer erhob sich - und Atlantis ging unter.

Ahasveros wie auch Imhotep versanken zwar im Wasser bis auf den Grund. Doch sie waren jetzt unsterblich und konnten tagelang über den Meeresboden laufen, bis sie zum nächsten Land kamen. Und weil sie sehr weit auseinander ins Wasser gestürzt waren, suchte sich jeder einen Weg auf seine Weise.

Als der Vulkan ausbrach, ließ Ahasveros vor Schreck den Blauen Diamanten fallen. Während der Hochpriester wie sein Bruder durch die Eruption des Vulkans durch die Luft geschleudert wurde und im Meer versank, fiel der Stein von der Höhe der Sternwarte in einen der Vorhöfe des Tempels. Priester fanden ihn und brachten den heiligen Diamanten mit den Schiffen, die in aller Eile ablegten, in Sicherheit. Aber niemand von ihnen kannte das Geheimnis, den Stein zu nutzen.
 
Es gibt Spekulationen, wonach die nordafrikanischen Berber (die teilweise blonde Haare und blaue Augen haben - wissenschaftlich ist das sicher eher als Erbe der Vandalen zu betrachten) Nachkommen der Atlanter sind. Die Priester von Atlantis, die mit ihren Schiffen die Küste des heutigen Marokko erreichten und den Blauen Diamanten mitbrachten, wissen um den Fluch des Steines. Und ihnen ist auch bewusst, dass die Kraft des Diamanten ihren Kontinent versinken ließ.

Und nun scheint der Fluch die neue Heimat zu treffen. Ein blühendes Land mit üppiger Vegetation, dessen Flüsse durch den Fluch des Steines versiegen, wird zur Wüste Sahara. Es ist nachgewiesen, dass es in prähistorischer Zeit tatsächlich auf dem Gebiet der heutigen Sahara grünes Land und Ackerbau-Kulturen gegeben hat. Einer uralten Lehre von Atlantis zufolge soll das Erlöschen des Fluches nur im Osten der Welt stattfinden.

Zusammen mit den Aufzeichnungen überkommenen Wissens tragen einige Generationen später Priester der Berber den Diamanten ins Alte Reich Ägyptens zur Zeit des Königs Menes nach Tanis. Durch die Kraft des Steines, die Menes durch unbewusste Laute des Erstaunens hervorruft, kann er Ober- und Unterägypten vereinigen und er wird der erste Pharao beider Reiche.

Ungefähr fünfhundert Jahre später, zur Zeit des Pharao Djoser, gelangte Imhotep nach Ägypten. Und er wurde der Universalgelehrte und Magier, den die Geschichte tatsächlich als Imhotep kennt. In der Schatzkammer des Djoser fand er unter Bergen von Juwelen den Blauen Diamanten.

Imhotep versuchte, das Geheimnis des Göttersteins zu ergründen, die Formel des ewigen Lebens zu finden. Deshalb schuf er für den Pharao die Stufenpyramide von Sakkara. Dort unter der heiligen Pyramidenform wollte er versuchen, mithilfe des Göttersteins das Leben in den toten Körper des Pharaos zurückzuholen. Die Ewigkeitslehre des Imhotep drang in veränderter Form in den ägyptischen Totenkult ein und führte zum Bau der großen Pyramiden und der Gräber im Tal der Könige.

Die Kunde über den Bau einer Pyramide, die man eigentlich nur in Atlantis gekannt hatte, brachte Ahasveros auf die Spur des Imhotep. Er kam nach Ägypten und es gelang ihm, den Blauen Diamanten an sich zu bringen.
 
Danach zog Ahasveros mit dem Götterstein nach Osten. Unterkunft, Herberge und Liebesdienste der Frauen zahlte er stets mit dem blauen Stein, dessen Fluch die Zugreifenden sofort dahinraffte. Er selbst war durch seine Unsterblichkeit geschützt.

Doch dann wurde ihm der Diamant durch einen gewissen Abbadon, einen geschickten Dieb, gestohlen. Abbadon beobachtete das Treiben des Ahasveros und erkannte, dass er den Stein nur nehmen dürfe, wenn er das Geheimnis kannte. Also machte er Ahasveros am Vorabend des Diebstahls betrunken und entlockte ihm selbst Teile des Geheimnisses. So wird auch Abbadon einer der Unsterblichen. Ahasveros wird Hunderte von Jahren nach ihm und dem Stein der Ewigkeit suchen.
 
Durch Abbadon kam der Diamant zum irdischen Paradies der Genesis. Das ist im Roman der reiche Gutshof des sumerischen Adligen Adam, der in seinem umzäunten Garten, den kein Mensch betreten darf und in dem er Tiere aller Art frei herumlaufen lässt.

Der Apfel der Eva erweist sich als der Blaue Diamant, mit dem sich Abbadon bei Eva heimlich einen Liebesdienst ergaunert. Doch bevor Eva den Diamanten berühren kann - was ihren Tod bedeutet hätte, erscheint Adam mit blank gezogenem Schwert.

Er will den Frevler erschlagen, und der bunte Stein bedeutet ihm nichts. Um sein Leben zu retten, verspricht Abbadon dem Adam, ihn in die Geheimnisse des Steines einzuweihen. Adam schwört, ihn nicht zu töten und erfährt einen Teil der Gebete und Rituale, mit denen sich die Kraft des Diamanten nutzen lässt. Adam hält sein Wort, schlägt aber dem Abbadon Arme und Beine ab, sodass er nur noch wie eine Schlange kriechen kann und so das ewige Leben für ihn zum Fluch wird.

Durch die Magie des Diamanten wollen Adam und Eva nun Unsterblichkeit erlangen. Doch die Worte des Rituals sind unvollständig und wurden zudem unkorrekt ausgesprochen. Zwar tötete der Fluch des Diamanten Adam und Eva nicht, aber er zerstörte das Paradies, ihren großen Garten Eden und all ihren Besitz. Wegen des Diamanten erschlug Kain auch später seinen Bruder Abel.

Durch den Blauen Diamanten erreichten die Urväter der Genesis ihr biblisches Alter und schieden erst aus dem Leben, als sie den Diamanten und sein Geheimnis an ihre ältesten Söhne weitergaben. Denn wenn der Diamant aus freiem Willen verschenkt wird, erlischt die magische Wirkung. Dann tritt der Tod ein als eine Erlösung vom ewigen Leben.

Methusalem, nach der Bibel mit fast tausend Jahren der älteste Mann der Welt, gab wie seine Vorväter den Stein des Ewigen Lebens weiter. Doch bevor er starb, ließ er in der Sprache und Schrift des alten Sumer die Geheimnisse des Diamanten und die Worte, die seine Macht hervorrufen, in eine Steintafel eingraben.

Kriegerische Wirren sorgten jedoch dafür, dass nach Methusalems Tod die Steintafel und der Diamant getrennt wurden. Während man das Versteinerte Gebet im Zikkurat von Ur in Chaldäa aufbewahrte, wurde der Diamant von Barbaren-Völkern im südlichen Mesopotamien geraubt. Hier wurde er, wie später in Indien, in eine Statue eingelassen, als Auge Gottes verehrt.

Alle Gläubigen, die Göttersöhne der Bibel, berührten ihn. Nur ein gewisser Noah und seine Familie weigerten sich, durch eine Berührung des Steines die Götter zu ehren. Und deshalb verfielen sie nicht dem Fluch des Steins durch die Sintflut, einer gewaltigen Flutwelle aus dem Persischen Golf, die das Land überflutete. 

Als sich die Fluten verlaufen hatten, wurde der Blaue Diamant wieder gefunden. So kam er in die Obhut des Königs Melchisedech, der nicht nur König von Salem war, sondern auch als einer der Nachfahren des Priestergeschlechts von Atlantis über seine Geheimnisse Bescheid wusste. Aber Melchisedech hütete sich, Fluch oder Segen des Steines zu nutzen.

Abrahams Auswanderung aus Ur in Chaldäa hatte weitgehendst den Grund, dass er aufgrund seiner Studien das Versteinerte Gebet zu deuten wusste und Methusalems Steintafel aus dem Zikkurat von Ur entwendet hatte.

Auf ihrer Flucht durch die Wüste trennten sich Abraham und Lot, der sich in der Stadt Sodom niederließ. Ursprünglich war Sodom eine kleine Stadt, der Abraham mit seinen Leuten zu Hilfe kommen musste, als sie geplündert wurde.

Durch seinen Sieg bekam Abraham Kontakt zu dem Wissenden Melchisedech. Von Melchisedech erlangte Abraham konkretes Wissen über den Stein der Unsterblichkeit. Den sicheren Tod erteilt er bei ungeschützter Berührung, d. h. ohne dass die notwendigen Rituale und Gebete in uralter Sprache nicht wenigstens teilweise ausgeführt sind. Unvollständige Rituale oder unkorrekte Gebete mit falschen Betonungen von Worten oder falschem Setzen von Silben können den Fluch abmildern oder seine tödliche Wirkung verändern.

Da Lot heimlich dieser Unterredung lauscht und teilweise über die Geheimnisse des Versteinerten Gebetes Bescheid wusste, stahl er heimlich den Blauen Diamanten aus dem Palast des Melchisedech und brachte ihn nach Sodom. So gelang es ihm, diese Stadt zu großem Reichtum zu bringen.

Von zwei Dienern begleitet kam Melchisedech in Abrahams Lager und berichtete von dem Raub. Durch das rasche Aufblühen von Sodom war erkennbar, dass sich der Diamant in ihren Mauern befinden musste.

Mit zwei Helfern schlich sich Abraham in die Stadt, um den Diamanten zu stehlen. Die beiden Helfer sollten Lot und seine Familie aus der Stadt locken. Als Abraham mit dem entwendeten Diamanten zu Lots Haus kam, wollte eine erregte Menschenmenge das Haus stürmen. Beim Handgemenge wurde Abraham der Stein entrissen und wanderte von Hand zu Hand. Lots Weib gelang es, den Diamanten zu erhaschen und in ihrem Gewand zu verbergen.

Während Abraham und Lot mit Familie aus Sodom flohen, um das Leben zu retten, erfüllte sich der Fluch des Blauen Diamanten an der Stadt Sodom und der Vorstadt Gomorrha. Erdbeben und die Blitze eines Unwetters zerstörten die beiden Städte. Und der Fluch des Steines ließ Lots Weib zur Salzsäule erstarren.

Als Abraham viele Jahre später mit seinem Sohn Isaak auf dem Wege zur Opferung an diese Stelle zurückkam, war die Salzsäule durch Wind und Wetter verschwunden und nur der Diamant lag halb verborgen im Sand. Durch die von Melchisedech gelehrten Gebete geschützt, gelang es Abraham, sich ohne Gefahr den Diamanten anzueignen.

Und so wurde das Geheimnis der Unsterblichkeit nach dem Gang der bekannten biblischen Geschichte weitergegeben. Jakob brachte den Blauen Diamanten mit nach Ägypten, wo sein Sohn Josef der höchste Wesir des Pharaos war. Als sich Ephrahim und Manasse nach Josefs Tod um den Besitz des Steines stritten, griff Pharao Sesostris ein und fügte den Diamanten seinem Staatsschatz zu.

Sesostris wurde einer der großen Eroberer. Der Diamant verschwand in der Schatzkammer der Pharaonen und wurde nur gelegentlich heimlich von den Priestern benutzt, die über fragmentarisches Wissen verfügten.

Zur Zeit des Pharao Echnaton kam Imhotep nach langer Wanderung durch die Welt unter dem Namen Sinuhe zurück nach Ägypten. Er erkannte, dass die Lehre Atons, des einen Gottes, gut war und verschaffte sich heimlich den Blauen Diamanten, mit dessen Hilfe er dafür sorgte, dass Pharao Echnaton über die Ränke der Götter-Priesterschaft siegte.

Unerkannt lebte Imhotep, der Unsterbliche, dann am Hof von Achet-Aton, dem heutigen Armana, und verliebte sich dort in Nefris, eine jungfräuliche Priesterin des Aton. Er wurde wiedergeliebt, doch konnte diese Liebe nicht bestehen, weil die Priesterinnen Atons Jungfrauen bleiben mussten.

Um ihr Keuschheitsgelübde nicht zu brechen und andererseits nicht an den aufwallenden Gefühlen ihres Köpers zugrunde zu gehen, befahl Nefris ihrem Herzen, stillzustehen. Als lebendige Tote legte man sie in einen Sarkophag und brachte sie in eine geheime Kammer unter dem Palast von Armana.

Imhotep wusste nichts vom Tode der Geliebten, da er einen Dieb verfolgte, der ihm den Blauen Diamanten gestohlen hatte. Imhotep war sicher, dass es der Gesandte der Stadt Troja war, dem er während seines Aufenthaltes am Hof des Pharaos Gastfreundschaft gewährt hatte. Er verfolgte Prinz Paris und erlebte, wie sich der Fluch des Diamanten über Troja erfüllte.

Menelaos erbeutete den Stein und brachte ihn nach Ägypten zurück, als seine Schiffe dort strandeten. Imhotep dagegen floh mit Äneas aus der Stadt und nahm an, dass der Blaue Diamant unter den Trümmern von Troja für immer dem Zugriff der Menschen entzogen sei. Als Numa Pompilius wird Imhotep dereinst den kommenden römischen Staat formen.

Das Versteinerte Gebet hat Imhotep jedoch schon vor langer Zeit in Babylon zurückgelassen, wo es später durch Omar Chajjam, den Dichter des Rubaijat, gefunden wird. Imhotep brauchte es nicht, weil er die Worte des Gebetes auswendig kann.

Weil die Tafel mit diesen Worten in Ägypten unbekannt war und die Marmortafel mit dem Versteinerten Gebet im Zikkurat des Marduk, des Turms von Babylon, ein Kuriosum darstellte, weil kaum noch jemand die alten Keilschriftzeichen aus Urväter-Tagen lesen konnte, geschah es, dass man die Kraft des Göttersteines bei den weiteren Ereignissen in Ägypten stets nur teilweise richtig nutzen konnte.

Ohne die Hilfe des Blauen Diamanten verging die Herrschaft des Echnaton und der Kult des einen Gottes Aton. Rasch gelang es den Priestern Ägyptens, den Aton-Kult zu zerstören und Amun-Re wieder als Reichsgott einzusetzen. Und durch die Siege Haremhabs wurde Ägypten wieder stark.

Doch das wirkliche Geheimnis des Diamanten war nur dem Volk der Hebräer bekannt, da König Melchisedech und Abraham ihr Geheimwissen weitergegeben hatten. Thutmosis, der Halbbruder des zweiten Pharao Ramses, entwendete den Stein und floh zum Sinai. Dort traf er Aaron, einen der Wissenden aus der Dynastie des Melchisedech.

Und mithilfe des Organisators Moses, wie sich Thutmosis jetzt nannte, nutzte Aaron die Kraft des Steines, um das Volk der Hebräer aus Ägypten zu führen. Die Plagen Ägyptens wie auch die Vernichtung der Streitwagen im Roten Meer werden als Werk des Fluchs betrachtet.

In weiteren im Roman gemachten Andeutungen wird klar, dass der Blaue Diamant später in der Bundeslade lag und noch eine Fülle biblischer und historischer Ereignisse auf sein Wirken hinweisen.

Alexander der Große nahm ihn an sich, als er Jerusalem besuchte und starb mit 33 Jahren relativ jung. Antiochus brachte den Diamanten nach Jerusalem zurück, nachdem sein Körper von Würmern zerfressen war, wie die Bibel behauptet.

Pompejus brachte den Blauen Diamanten an sich, als er Jerusalem eroberte. So bekam ihn auch Julius Cäsar, dessen rasche Siege wie auch sein Tod durch den Stein erklärt werden.

Cleopatra stahl den Diamanten aus Cäsars Haus und brachte ihn wieder nach Ägypten, wo Ahasveros aufgetaucht war. In den Wirren der römischen Invasion des Octavian brachte Ahasveros den Stein wieder an sich. Er will ihn benutzen, um damit die Herrschaft über die Welt zu erringen.

In Quinctilius Varus findet Ahasveros einen Verbündeten, als dieser noch Prokurator in Syrien war und in Jerusalem einen Aufstand niederschlug, der nach dem Tod des Herodes ausbrach. Von Germanien aus will Ahasveros mit Varus gegen Rom ziehen und Augustus besiegen. Doch Varus will die Macht für sich alleine und lässt Ahasveros in Ketten legen. Durch den Fluch des Steins werden die drei Legionen des Varus im Teutoburger Wald vernichtet, während Ahasveros entkommt.

Doch nun wendet sich der von den Germanen gefundene Diamant gegen die Pläne des Arminius. Er wird ermordet, als er nach der Königskrone greift, und in den Wirren danach bekommt Ahasveros den Stein wieder, als er im Gefolge des Germanicus nach Germanien zurückkommt.

Von Germanien aus geht Ahasveros nach Palästina, da Pontius Pilatus über seine Frau mit dem Kaiserhaus verwandt ist und man vielleicht von dort eine erfolgreiche Verschwörung gegen den Cäsar durchführen kann. Doch Pilatus ist ein treuer Diener des Kaisers Tiberius und lehnt ab. Also muss ein neuer Verbündeter her. Und den findet Ahasveros in einem Wanderprediger aus Nazareth, dem es gelingt, mit seiner Lehre die Massen zu faszinieren und mit seinen Wundern in Erstaunen zu versetzten.

Ahasveros erkennt, dass im Land der Aufstand gegen die Macht der Römer brodelt und will sich das für seine Weltherrschaftspläne zunutze machen. Als Jesus am Palmsonntag in Jerusalem einzieht, glaubt Ahasveros endgültig, in der Popularität des Nazareners ein geeignetes Werkzeug für seine Pläne gefunden zu haben.

Und so bietet er Jesus, dem er seine wahren Pläne verschweigt, sein Wissen und den Blauen Diamanten an. Nur so könne er seine Lehre mit der Macht verkünden, die notwendig ist, ihr weltweite Geltung zu verschaffen. Doch Jesus lehnt ab und die Geschichte nimmt ihren bekannten Lauf. Auf dem Wege zum Kreuz wird Jesus von Ahasveros verlacht. Und so entstand die Legende von Ahasveros, dem "Ewigen Juden", der bis zum Jüngsten Tage ruhelos durch die Welt ziehen muss.

Die Kreuzigung Jesu macht Ahasveros jedoch klar, dass die Unsterblichkeit ein Fluch sein kann und dass es ein höheres Streben geben kann, als nach Macht und Reichtum zu gieren. Er stellt sich vor, welche unendliche Qualen der Ewigkeit Jesus am Kreuz erleiden müsste, wenn ihm als einem Unsterblichen der Tod nicht nahen könnte.

Als Ahasveros glaubt, aus den geflüsterten Worten des Gekreuzigten den Namen Melchisedech zu hören, da weiß er, dass hier der Urglaube von Atlantis an einen Gott der Liebe und Verzeihung wiedererstanden ist. Diese Dinge werden jedoch erst von Bedeutung, wenn sich Ahasveros aus freien Stücken in den letzten Minuten der TITANIC vom Stein trennt, um zu sterben.

Während der Eroberung Jerusalems durch Kaiser Titus verliert Ahasveros den Diamanten. Der Kaiser lässt ihn in Pompeji im Tempel der Isis aufbewahren, wo ihn Imhotep, der dort Priester ist, während des Vesuv-Ausbruchs mitnimmt. Imhotep bringt den Stein nach Indien, wo er als Auge Schiwas in der Götterstatue glänzt und jetzt, da ihn niemand berührt, auch keinen Schaden anrichtet. Imhotep zieht sich in ein chinesisches Kloster zurück und wird erst wieder aufmerksam, als er von einer unerklärlichen Begebenheit beim Boxeraufstand in China im Jahre 1900 vernimmt.

Über das Ausbrechen des Steines aus der Statue durch Schah Jahan wurde bereits geschrieben. Unter Aurangzeb, Schah Jahans Sohn, begann der Niedergang der Moguln-Dynastie und der Aufstieg der Engländer in Indien.

Nachdem der Blaue Diamant aus der Schiwa-Statue gebrochen wurde und eine Zeit lang die Krone der Moguln geziert hat, wurde er gestohlen und kam nach Frankreich, wo ihn Marie Antoinette erwarb. Beim Sturm auf Versailles erbeutete ihn Marat, der wie Danton und Robespierre, die ebenfalls den Stein besaßen, eines gewaltsamen Todes starben.

Napoleon wollte den Blauen Diamanten unter den englischen Kronschatz schmuggeln lassen und so den Fluch des Steines auf England herabbeschwören. Doch dabei ging der Stein verloren, um erst beim Boxeraufstand in Peking wieder aufzutauchen.

Wie bekannt ist, wurde das dortige Gesandtschaftsviertel 55 Tage von einer mehrfachen Übermacht des Geheimbundes und später der chinesischen Armee belagert. Da die Eingeschlossenen zwar über genügend Pulver, jedoch nicht über Blei verfügten, wurden die Silbervorräte in den Kellern der Bankgebäude zu Kugeln verarbeitet.

Hier entdeckte ein deutscher Soldat den Stein, von dessen Fluch er bereits gelesen hatte. Er nahm ihn heimlich an sich und warf ihn von der Mauer herab den angreifenden Chinesen entgegen. Da sich der deutsche Soldat freiwillig von dem Stein trennte, erfüllte sich der Fluch an den Chinesen, die ihn in argloser Gier aufnahmen. Und so musste Imhotep das Kloster verlassen, um noch einmal den Blauen Diamanten zu suchen, um den unheimlichen Fluch zu bekämpfen.

Doch Ahasveros, sein unsterblicher Zwillingsbruder, kam ihm zuvor. In den Hunderten von Jahren hatte er unter verschiedenen Identitäten wie Merlin von Avalon, Doktor Faust oder Graf Cagliostro die Welt durchwandert, ohne etwas von dem Diamanten zu hören. Und durch Zeitungsberichte auf die unerklärlichen Umstände während der Kämpfe in Peking aufmerksam gemacht, gelingt es Ahasveros, die Spur des Steines zu finden.

Bei der Eroberung von Peking durch das internationale Korps hat ein russischer Adliger den Diamanten erbeutet. Er fällt zwei Jahre später bei einem Duell und überreicht sterbend den verfluchten Stein dem Priester an seiner Seite, den die Geschichte als Rasputin kennt. Ahasveros lehrt Rasputin die geheime Sprache zur Krankenheilung und bekommt zum Dank den blauen Stein, mit dem der bis dahin ungebildete Bauern-Mönch nichts anzufangen weiß.

Ahasveros erkennt, dass er sein Ziel, über die Welt zu herrschen, in Europa nicht verwirklichen kann. So beschließt er, nach Amerika zu gehen und sich dort die Vertreter der Hochfinanz hörig zu machen. Als er hört, dass Colonel Astor an Bord der TITANIC zurück in die Staaten fahren will, sabotiert er die Abreise Vanderbilts und geht selbst als dieser Millionär an Bord des Schiffes. Denn mit der Macht des Steines kann er bis zu einem gewissen Grade sein Aussehen verändern. Er will Astor in seinen Bann ziehen und ihn durch den Diamanten zu seinem Werkzeug machen. Doch Astor, der das Geheimnis des Rubaijat enträtselt hat, verfolgt seine eigenen Pläne, als er hört, dass Ahasveros in Vanderbilts Gestalt den blauen Schicksalsstein besitzt.

Nur Ahasveros und Imhotep als Priester des alten Atlantis kennen den ganzen Umfang des Geheimnisses um den Diamant der Ewigkeit. Beide sind echte Unsterbliche mit dem Segen und dem Fluch der Unsterblichkeit.

Selbst gewaltsam können sie nicht getötet werden, doch erleidet ihr Körper den Schmerz einer Wunde. Ein Scheiterhaufen würde um sie herum herabbrennen, ohne sie zu verletzten - doch den Schmerz des Feuers müssten sie ertragen. Sterben können Ahasveros und Imhotep nur, wenn ihnen der Diamant durch das Schicksal in die Hände gespielt wird, wobei es völlig gleichgültig ist, ob sie ihn erwerben, geschenkt bekommen, erobern oder stehlen - und sie ihn dann freiwillig an eine andere Person weitergeben.

Imhotep hofft, noch einmal die Macht des Steines zu nutzen, um mit seiner Hilfe die im Sarkophag schlafende geliebte Nefris von Armana zu erwecken. Auf seinem Weg von China nach Europa hat er John Jacob Astor kennengelernt und ihn als Archäologe nach Ägypten geleitet.

Es war einfach, Colonel Astor für eine Grabung in Armana zu begeistern. Und mit viel Glück war es Imhotep nicht nur gelungen, den Sarkophag mit dem unversehrten Leib der Geliebten zu finden, sondern ihn auch in einer Kiste heimlich an Bord der TITANIC zu schmuggeln. Und so führt das Schicksal alle drei Unsterbliche auf der TITANIC zusammen.

Mit dem geheimnisvollen Rubaijat hat es im Roman folgende Bewandtnis:

Unter den Nachkommen des Melchisedech wurde das Geheimnis der Worte und des Diamanten mündlich vom Vater auf den Sohn weitergegeben. Omar Chajjam als letzter Spross der Melchisedech-Dynastie jedoch fand in den Trümmern von Babylon das Original des Versteinerten Gebetes. Anhand der alten Überlieferung seiner Ahnen vermochte er, die uralte Schrift zu entziffern und verstand das Geheimnis des Blauen Diamanten, ohne ihn zu besitzen. Dieses geheime Wissen musste der Nachwelt erhalten bleiben. Doch hatte auch der Islam seine Inquisition, und es war gefährlich, offene Zauberbücher und Götterworte zu schreiben.

Und so brachte Omar Chajjam in Samarkand die Geheimnisse des Versteinerten Gebetes verschlüsselt im Text seines Rubaijat unter. Dem Unkundigen liest sich der Text als harmlose philosophische Betrachtung in der Gedankenwelt des mittelalterlichen Orients. Nur ein wissender Geist vermag es, den Schlüssel des Mysteriums in den Anordnungen gewisser Buchstabenfolgen innerhalb der Texte der Gedichte zu finden.

Das ist ähnlich wie bei den Prophezeiungen des Nostradamus. Nur wer den Schlüssel zum Geheimnis seiner Worte besitzt, wird seine Prophezeiungen verstehen. Das hat Nostradamus selbst mehrfach in seinen erhaltenen Werken vermerkt. Den Schlüssel hat er aber selbst seinen Kindern nicht verraten - und deshalb lassen sich die Zenturien des Nostradamus für jede Generation neu und im Sinne der aktuellen Zeit deuten.

Während seines Aufenthalts in Ägypten kaufte Colonel Astor das juwelenbesetzte Exemplar des Rubaijat, das die Wirren von Samarkand nach Kairo verschlagen hatten. Der Archäologe Imhotep wurde von Astor gebeten, ihn in die Geheimnisse der altpersischen Sprache und Schrift einzuweihen. Das tat Imhotep, damit der Millionär den Text lesen konnte.

Und das Schicksal wollte, dass ihm der Code verborgen blieb, der im Text des Rubaijat nicht nur Hinweise auf den Blauen Diamanten gibt, sondern auch die exakte Sprache zur Nutzung seiner Macht zu nutzen. Doch Astors scharf denkender Geist und seine Logik fanden im Text verborgen den Schlüssel des Geheimnisses. Aber er hat nicht mit der Tücke von Richard Blake, seinem (erfundenen) Geheimsekretär gerechnet ...

Der Sarkophag und andere Geheimnisse
In Felinaus Roman spielt ein ägyptischer Sarkophag eine Rolle, den man als Bücherkiste getarnt in Queenstown in Irland, dem letzten Haltepunkt des Schiffes vor seiner ersten und letzten Reise, an Bord schaffte. In ihm sollte sich der über Jahrtausende erhaltene Leichnam einer Priesterin aus der Amarna-Epoche befinden. Dieses vielleicht erfundene Faktum ist, wie bereits zu lesen war, auch in der geplanten Romanhandlung vorhanden.

In Felinaus Handlung fährt auch die Reinkarnation der toten Amarna-Priesterin unter dem Namen Eva Stevenson auf dem Schiff. In Eva erkennt der Unsterbliche die Gesichtszüge der Geliebten. Obwohl es Imhotep im Verlauf der Handlung gelingt, für kurze Zeit den Diamanten an sich zu bringen, schafft er es nicht, den Leichnam zum Leben zu erwecken.

Doch der lebendige Geist der Toten wird durch den Mund der Eva Stevenson zu ihm sprechen. Da sie in keiner Passagierliste zu finden ist, liegt die Vermutung sehr nahe, dass Eva Stevenson wie so viele andere Gestalten seines Romans eine Kunstfigur Felinaus ist.

Ein weiteres für den Laien und Gelegenheitsleser unerforschliches Rätsel ist die Figur des Colonel John Jacob Astor. Mit seinem Vermögen von 250 Millionen Dollar war er damals einer der reichsten Männer der Welt. Astor war nach Felinau einer der ersten, der seine junge Frau Madeleine zum Einsteigen in die Rettungsboote nötigte, als der Ernst der Lage noch nicht bekannt war. Zu diesem Zeitpunkt wurden einige Boote halb voll zu Wasser gelassen, weil sich die Damen der Oberklasse weigerten, bei der herrschenden Kälte in die Boote zu gehen.

Für einen der reichsten Männer der Welt hätte es trotz des üblichen "Frauen und Kinder zuerst" sicher kein Problem gegeben, eines der Boote zu besteigen. Zumal andere bekannte Millionäre wie Lord Duff-Gordon und selbst Bruce Ismay, der umstrittene Präsident der White-Star-Linie, gerettet wurden.

Es wird der sich entspinnenden Handlung überlassen sein, ob dieser Theorie im Roman der Vorzug gegeben wird. Denn bei Dr. Ballard heißt es, Astor habe Madeleine erst um 1.55 Uhr, also ca. 25 Minuten vor dem endgültigen Versinken, zum Boot gebracht. Astor selbst sei von Charles Lightoller, dem 2. Offizier, gehindert worden, in das trotz der unverkennbaren aussichtslosen Lage immer noch nicht voll besetzte Boot zu steigen. Frauen und Kinder sollten den Vorrang haben. Und so starb Astor als Gentleman, während Charles Herbert Lightoller als ranghöchster Offizier die Katastrophe überlebte.

In amerikanischen Archiven ist über Colonel Astor sicher einiges Material zu finden. Für den Roman ist es jedoch nicht von Belang, da die Strukturen des Astor'schen Finanzimperiums in der Handlung keine Bedeutung haben.

Nach zwanzigjähriger Ehe ließ sich der damals 49-jährige John Jacob Astor von seiner Frau gegen eine Abfindungssumme von zwanzig Millionen Dollar scheiden und verursachte damit einen gesellschaftlichen Skandal.

Dieser wurde noch größer, als er unmittelbar nach seiner Scheidung die 18-jährige Madeleine heiratete, die seinerzeit als die schönste Frau Amerikas galt. Um dem gnadenlosen Presserummel Amerikas zu entgehen, ging Astor mit seiner Privatjacht auf Weltreise und dirigierte sein Finanzimperium durch Telegrafie. Den Untergang seiner Jacht in einem Orkan überlebten Madeleine und er wie durch ein Wunder. Er verbrachte lange Zeit in Ägypten, und erst auf der Überfahrt nach Amerika ereilte ihn das Schicksal. Dies sind historische Tatsachen, die sich belegen lassen.

John Jacob Astor ist eine der Zentralfiguren des Romans. Die charakterliche Schilderung dieses Finanzmagnaten ist in privater gelöster Sphäre liebenswürdig und zuvorkommend, geschäftlich jedoch hart und gnadenlos. Astor weiß, dass Geld der einzige Gott ist, vor dem sich die Menschen wirklich neigen. Und so glaubt er, diesen Gott beherrschen zu können, da er sich mit Geld alles kaufen kann. Sein Verhältnis zu Madeleine bringt Anklänge des Schicksalsromans in die Story.

Niemand weiß genau, ob die junge Ehe glücklich war, weil Astor sein Privatleben total abzuschotten wusste. Hartnäckig hält sich jedoch das Gerücht, dass Madeleine, nachdem der Rausch, Gattin des reichsten Mannes der Welt zu sein, verflogen war, ihren Schritt bereute. Man nimmt an, dass sie auf der TITANIC ein Verhältnis mit dem wesentlich jüngeren R. A. Hopkins, dem Generalsekretär der Astor'schen Unternehmungen, hatte.

Im Roman wird Hopkins durch die erfundene Figur des Astor'schen Geheimsekretärs Richard Blake ersetzt. Als Negativfigur in Bezug auf das Verhältnis der Eheleute Astor ist Richard Blake ein Tristan und Jago zugleich, d. h. er begehrt die junge Frau des reichsten Mannes der Welt mit Leidenschaft, will dieses Verhältnis jedoch auch für seine persönlichen Vorteile nutzen.

Commodore Smith, der Kapitän der TITANIC, Bruce Ismay, der Präsident der White-Star-Linie, Murdock, Lightoller und die anderen Offiziere sowie Bride und Phillips, die beiden Funker, sind historische Figuren, die als Randfiguren im Roman auftauchen.

Außerdem bringt die Figur der Molly Brown, eine Millionärin aus Denver, etwas ungezwungene Atmosphäre in die Handlung. Molly Brown, die auch durch ein Musical bekannt gewordene "unsinkbare Molly", hatte ihr Vermögen durch Goldminen erworben, war jedoch immer in ihrem Benehmen und ihrer Ausdrucksweise ein Girl aus dem Wilden Westen geblieben. Und es bereitete ihr heimlich Vergnügen, ihre aus Hoch- und Geldadel bestehende Umgebung mit derben Sprüchen und lustigen Bemerkungen zu schocken.

So wird sich die Story auf drei Ebenen abspielen. Der Hauptfaden ist die Schicksalshandlung um Macht und Liebe mit den Paaren Imhotep und Nefris sowie Colonel Astor und Madeleine, der Liebe des Todes zu einem Mädchen aus dem Personal eines Passagiers der ersten Klasse und dazu die Intriganten Ahasveros und Richard Blake.

In Erinnerungen und Erzählungen von Imhotep und Ahasveros wird die Geschichte des Diamanten und des Rubaijat in Teilstücken in die Handlung eingefügt, damit der Bericht nicht ermüdend wirkt. Den Hintergrund bildet der Alltag auf der TITANIC und die dramatischen letzten Stunden.

Aus seemännischer Sicht wird an den sich allgemein im Verständnis des Lesers festgesetzten Fakten festgehalten, dass Bruce Ismay dem Kapitän volle Fahrt befohlen habe, um durch eine frühere Ankunft in New York das Schiff für eilige Passagiere bei weiteren Fahrten interessanter zu machen. Selbstverständlich wird auch erwähnt, dass aus Sparsamkeitsgründen zu wenig Rettungsboote an Bord waren. Den Tatsachen entspricht freilich, dass nach den damals geltenden Vorschriften die Zahl der Rettungsboote mehr als ausreichend war und dass man zu jener Zeit volle Fahrt beibehielt, bis man einen Eisberg sichten konnte.

Der Autor ist bemüht, trotz einer Romanhandlung dafür zu sorgen, dass man den Untergang der TITANIC in erster Linie als eine Folge von Schlamperei beim Bau des Schiffskörpers anzusehen hat. Denn das Eis zerschnitt nicht das Eisen der Schiffswände, sondern durch den Druck gegen den Eisberg zerplatzten die Nieten, durch die der Schiffskörper zusammengehalten wurde, und das Wasser drang durch die Spalten ein. Das wurde, wie bereits beschrieben, bei den heutigen Untersuchungen des Wracks festgestellt. Dazu kommt eine große Zahl unzureichender Gesetze jener Zeit über die Anzahl von Rettungsbooten, die Besetzung von Funkgeräten und Vorschriften für die Fahrt bei Eiswarnung.

Zieht man das alles in Betracht, können Kapitän Edward J. Smith wie auch der 1. Offizier William Murdock, zu dessen Wache auf der Brücke die Kollision mit dem Eisberg erfolgte, von einer Schuld weitgehend freigesprochen werden.

Doch da es sich hier um eine Dark-Fantasy-Story und nicht um einen streng historischen Roman handelt, wird sich das tatsächliche Geschehen der Unglücksnacht in den mystischen Fantasy-Hintergrund einfügen.

Stets wird darauf geachtet, dass die geheimnisvolle Atmosphäre erhalten bleibt und deshalb wird es auch den weihevollen Choral "Nearer, my God, to thee" geben, den die Bordkapelle beim Untergang angeblich spielte. Tatsache ist, dass die sieben Musiker der TITANIC bis zum Ende durchhielten und spielten. Sie waren jedoch Tanzmusiker, die eigentlich keine sakrale Musik im Programm hatten, sondern zeitgenössischen Ragtime spielten. Mit dem getragenen Stück "Autumn Leaves" versank damals die TITANIC in den Fluten.

Doch schöner und erhabener sowie auch dem inneren Wunsch des Lesers gerechter klingt es, wenn die Bordkapelle unmittelbar vor der letzten Fahrt in die unendliche Tiefe den Choral "Näher, mein Gott, zu dir" anstimmt und die Todgeweihten mit bebender Stimme und doch gefasst den Text mitsingen.

Dass in Queenstown ein Heizer in einem Schornstein, der nicht genutzt wurde, nach oben kletterte, um frische Luft zu schnappen und mit seinem schwarzen Gesicht sofort als Klabautermann identifiziert wurde, ist ebenfalls in einer Reihe von Büchern nachzulesen und wird wie noch viele andere Legenden um die TITANIC für Schauer-Atmosphäre in der Story sorgen.

Kassel, im März 1993.
Neufassung in Felsberg-Rhünda im Februar 2000.
Fassung der letzten Hand in Borken-Nassenerfurth im Juni 2010.

Rolf Michael

Kommentare  

#1 GoMar 2012-04-15 02:10
Was hätte das für ein fantastischer Dark-Fantasy-Roman werden können? Wenn man diese beiden ausführlichen Exposéteile liest, muss man beinahe vor Ehrfurcht sein Haupt neigen vor dem Wissen von Rolf Michael. Und die geplanten Erklärungen der Frühgeschichte, die immer wieder durch den Blauen Diamanten verändert oder hervorgerufen wurden - grandios!

Warum fand oder findet sich dafür kein Verlag? Wenn man bedenkt, welcher sonstige Schmarren heutzutage alles unter zwei Buchdeckeln speziell von großen Verlagen den Lesern zum Kauf angeboten wird, wundert mich das schon sehr.

Aber ich will hier keine Verlagsschelte von meiner Seite her lostreten;-).

Auf jeden Fall finde ich Rolf Michaels Ideen wahrhaft großartig. Wirklich schade, dass sie nicht in einem Roman umgesetzt worden sind!
#2 Mikail_the_Bard 2012-04-16 22:51
Wir werden wohl nicht in den Genuß kommen das Werk irgendwann mal käuflich erweben zu können. Es sein den ein Verlagschef hat hier mitgelesen und will es!
#3 Alter Hahn 2012-04-17 02:26
Der "Diamant der Ewigkeit" ist für Verleger jetzt nicht mehr interessant. Aber wenn wirklich da jemand Interesse hat braucht er ja nur anzufragen, was ich sonst noch anzubieten habe.

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