Ein paar Anmerkungen ... zum Dorian Hunter-Hörspiel 22.2 - Bonustrack "Schneesturm"
Ein paar Anmerkungen zum ...
... Dorian Hunter-Hörspiel 22.2
Bonustrack »Schneesturm«
Mit Hörspiel 21 „Herbstwind“ gab es ein Crossover mit John Sinclair.
Aber das man einen Roman komplett auslässt, kam bisher noch nicht vor. Jetzt haben sie es gemacht. Den Dämonenkiller-Roman Nr. 21 „Die Geliebte des Teufels“ von Neal Davenport haben sie nicht vertont.
In einer Rezension über DH 22.2 kann man folgendes lesen:
„Nun haben wir es schwarz auf weiß (im Booklet): Autor Marco Göllner ist es relativ egal, was in der Romanheft-Serie geschieht. Wenn ihm die Handlung nicht gefällt, ändert er sie nach Gutdünken. Einzelne Romane werden weggelassen, dafür werden völlig neue Geschichten als Füllmaterial produziert, um die CD zu füllen.“
Nunja gelesen hat Marco Göllner den DK-Roman Nr. 21 schon, denn wie sonst kommt es vor, daß man in der Sprecherliste von Schneesturm:
fast alle Namen (Bob Dinero gab es im Roman nicht [eine Erfindung von Marco Göllner]) wiederfinden, die es im Roman gab.
Hier ein kleiner Textauszug aus Dämonenkiller Nr. 21 „Die Geliebte des Teufels“:
Zwei Männer stiegen aus. Einen der Männer kannte Tim. Es war Detektiv Sam Granger. Er war seit sechs Jahren bei der Mordkommission. Ein schmächtiger vierzigjähriger Mann. Sein Schädel war völlig kahl, und die randlose Brille saß auf seiner Nasenspitze.
„Hallo, Morton!“ sagte Granger. „Das ist Andy Wilson.“
Andy Wilson war ein schlaksiger Farbiger, der Morton freundlich zu grinste und weiter seinen Kaugummi bearbeitete. „Sie fanden den Toten, Morton?“….
Ich war vor einer Stunde auf dem Kennedy Airport angekommen und mit dem Hubschrauber auf dem Dach des PANAM-Gebäudes gelandet, wo mich Tim Morton erwartet hatte. Jetzt saßen wir in seinem kleinen Atelier in Greenwich Village. Das große Vorzimmer wurde von einem zwei Meter großen menschlichen Torso aus Bronze beherrscht. Eine Tür führte in eine winzige Küche, eine zweite in ein fünfzig Quadratmeter großes Atelier, in dem ein heilloses Durcheinander herrschte. Die Wände waren mit Bildern und Zeichnungen tapeziert, auf dem Boden lagen Sitzpolster mit farbenfrohen Überzügen.
Tim hatte mich gestern in London angerufen und mir von dem seltsamen Verhalten von Elton und Miriam Dillon und von Roland Culvers Tod berichtet. Er vermutete, daß an den seltsamen Vorfällen Dämonen Anteil hatten.
Tim Morton war zweiundvierzig Jahre alt. Er war über einsachtzig groß, sein Gesicht war schmal, und er hatte eine scharf geschnittene Nase. Sein braunes Haar war ziemlich lang und links gescheitelt. Er war so wie ich Dämonen-Jäger und FBI-Agent, und er besaß Sondervollmachten, die es ihm erlaubten, nach eigenem Gutdünken vorzugehen und Entscheidungen zu treffen. Tim wurde nur für Grenzfälle eingesetzt, wozu er alle Fälle zählte, die mit Dämonen zu tun hatten.
Tim Morton wurde von Sidney Morton aufgezogen. Sidney war ein Mitglied der Schwarzen Familie gewesen. Er hatte sich geweigert, den kleinen Tim bei einer Schwarzen Messe zu töten. Deshalb wurde er aus der Schwarzen Familie ausgestoßen und in einen Freak verwandelt. Sidney war der Anführer der Freaks von New York gewesen. Nach seinem Tod übernahm Tim die Führung der Ausgestoßenen.
Ich steckte mir eine Zigarette an und nippte an meinem Drink. Wir hatten über alle möglichen belanglosen Dinge gesprochen. Es war schon ziemlich lange her, daß ich mich mit Tim persönlich unterhalten hatte. Ich erzählte ihm von meinen Erfolgen im Kampf gegen die Schwarze Familie, und er hörte besonders gespannt zu, als ich von meinem Sieg über Asmodi berichtete. Nach Asmodis Tod war die Schwarze Familie in verschiedene Gruppen zerfallen, die sich über das neue Oberhaupt der Familie nicht einigen konnten. Olivaro hatte sich zum neuen Herrn der Finsternis küren lassen wollen, dabei aber vorerst kläglich Schiffbruch erlitten.
„Wie geht es Coco?“ erkundigte sich Tim, als ich mit meinen Erzählungen fertig war.
Meine Miene verdüsterte sich. Ich trank das Glas leer und stellte es auf den Tisch.
„Habt ihr Streit miteinander gehabt, Dorian?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein“, sagte ich langsam. „Es war kein Streit. Coco hielt es für besser, daß wir uns für einige Zeit trennen. Sie will zu sich selbst finden. Sie müsse ihre Gefühle mir gegenüber einer Prüfung unterziehen, sagte sie. Sie ist schon seit einigen Wochen verschwunden und hat kein Lebenszeichen von sich gegeben. Ich habe keine Ahnung, wo sie steckt. Aber anscheinend ist sie nicht in Gefahr, denn Phillip hat keinen Hinweis in dieser Richtung gegeben, und zwischen ihm und Coco bestehen enge Bande.“
Tim nickte: „Willst du dich von Coco trennen, Dorian?“
„Nein“, sagte ich entschieden. „Aber sie hat völlig recht. Wir müssen zu einer neuen Art des Zusammenlebens kommen. Ich mache mir noch nicht viele Gedanken darüber. Die werde ich mir erst machen, wenn sie zurück ist. Lassen wir dieses Thema lieber, Tim.“
„Ich reiße alte Wunden auf, was?“
Ich lächelte schwach. Er hatte recht. Ich hing an Coco und vermißte sie. Über meine Gefühle ihr gegenüber war ich mir jedoch noch immer nicht klargeworden.
„Wenden wir uns lieber den Dillons zu“, sagte ich. „Was hat die Polizei herausbekommen?“
Tim beugte sich vor und legte seine Hände auf die Schenkel.
„Sehr wenig“, sagte er. „Laut Obduktionsbefund war Roland Culver mindestens zwei Tage tot. Und das kann auf keinen Fall stimmen. Als ich die Leiche fand, war sie noch warm. Meiner Meinung nach konnte er nur wenige Minuten vor meinem Eintreffen ermordet worden sein. Unterbrich mich nicht, Dorian! Ich habe mich nicht geirrt. Culvers Körper war warm.“
„Wann wurde Culver zuletzt gesehen?“ fragte ich.
Tim grinste. „Einige meiner Freaks forschten nach, und es stellte sich etwas Überraschendes heraus.“
Er legte eine Pause ein.
„Mach es nicht so spannend!“ drängte ich.
„Culver wurde vier Stunden, bevor ich ihn fand, noch lebend gesehen.“
„Hm. Das ist allerdings seltsam. Und der Arzt bleibt dabei, daß Culver seit zwei Tagen tot war?“
„Ich sprach nicht mit ihm“, sagte Tim. „Ich informierte auch nicht die Polizei, daß Culver noch gesehen wurde, nachdem er eigentlich schon hätte tot sein sollen. Offiziell habe ich ja mit der Aufklärung dieses Falls nichts zu tun. Ich bin ziemlich sicher, daß Culver von einem Dämon getötet wurde.“
„Möglich“, sagte ich. „Aber bis jetzt weist eigentlich nur wenig darauf hin, daß in diesem Fall tatsächlich Dämonen verwickelt sind. Hast du noch etwas auf Lager?“
„Ja“, sagte Tim. „Sonst hätte ich dich kaum angerufen. Ich unterhielt mich mit Miriam Dillon, und sie erzählte mir einige recht ungewöhnliche Dinge über ihren Mann.“
„Bevor wir dazu kommen, Tim, hätte ich noch einige Fragen. Seit wann hat Miriam Dillon die Druid Gallery?“
„Seit etwa drei Jahren. Vor zwei Jahren kaufte ich den Bronze-Torso, der im Vorzimmer steht. Ich freundete mich mit ihr und Elton etwas an. Gelegentlich sah ich bei ihr vorbei, trank einen Schluck, plauderte mit ihr und sah mir die Bilder an.“
„Wie sieht es mit Miriams Verdienst aus? Wirft die Galerie Geld ab?“
„Das ist schwer zu sagen“, meinte Tim. „Sie widmet sich vor allem dem künstlerischen Nachwuchs. Viel kann sie nicht verdienen, aber ihr Mann verdient genügend. Er ist Unterhaltungschef bei KBC-TV, Kingsley Broadcasting Company.“
„Also ist die Galerie quasi ihr Hobby?“
„So kann man es sagen.“
„Hm. Wie ist die Ehe?“
„Das ist für einen Außenstehenden schwer zu sagen“, meinte Tim und runzelte die Stirn. „Bis zu jenem Tag, als ich den Toten in der Galerie fand, hätte ich gesagt, sie führen eine glückliche Ehe. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Es wird Verschiedenes gemunkelt.“
„Hat Miriam tatsächlich mit Brian Hustin wegen einiger Bilder verhandelt?“
Tim nickte. „Ja, Hustin bestätigte Miriams Angaben. Er kaufte drei Bilder und ging kurz nach elf Uhr.“
„Und danach?“
„Sie kann sich an nichts erinnern.“ „Hat Elton irgendwelche Zeugen, das er zu Hause war?“
„Keine Zeugen. Aber das spielt für die Polizei keine Rolle. Sie nehmen ja an, daß Culver zwei Tage vorher ermordet wurde. Und für diese Zeit haben beide ein hieb- und stichfestes Alibi. Sie waren gemeinsam auf einer Party.“
„Wer ist eigentlich dieser Roland Culver?“
„Ein junger Maler. Ging noch auf die Kunstakademie. Er besuchte Miriam häufig. Es spricht alles dafür, daß der Junge in sie verliebt war.“
Gut“, sagte ich. „Und jetzt erzähle mir, bitte, die ungewöhnlichen Dinge über Elton Dillon.“
„Miriam sagte mir, daß Elton plötzlich rasend eifersüchtig sei. Er spioniert ihr nach. Er verfolgt sie und macht ihr grundlos heftige Eifersuchtsszenen. Sein Gesundheitszustand ist besorgniserregend. Er magert zusehends ab, trinkt viel und schläft kaum. Seit Roland Culvers Tod ist er wie ausgewechselt.“
„Es ist jetzt vier Tage her, seit du Culver gefunden hast?“ unterbrach ich ihn.
Tim nickte zustimmend. „Zwei Tage später kam es zum ersten merkwürdigen Zwischenfall. Sie wachte in der Nacht auf. Das Schlafzimmer war verwüstet. Ein eineinhalb Meter großes avantgardistisches Kruzifix war total verbogen. Elton führte sich wie ein Wahnsinniger auf. Er zerriß ihr Nachthemd und wollte sie erwürgen. Schaum stand vor seinem Mund, und er beschimpfte sie mit den unflätigsten Worten, die man sich nur vorstellen kann. Es waren Schimpfwörter, die normalerweise nicht zu Eltons Wortschatz gehören. Miriam wußte sich nicht anders zu helfen: sie packte das Nachttischlämpchen und schlug es ihrem Mann über den Kopf. Er brach ohnmächtig zusammen. Als er wieder erwachte, konnte er sich an nichts erinnern.“
„Das Kruzifix war verbogen?“ fragte ich.
„Ja“, sagte Tim. „Ich sah es selbst. Es ist aus Gußeisen. Eigentlich hätte es zerbrechen müssen. Ich zeige dir nachher Fotos davon. Am nächsten Tag kam es zu einem weiteren Zwischenfall. Miriam sah sich eine Live-Fernsehschau an, für die Elton verantwortlich war. Ohne ersichtlichen Grund rannte Elton plötzlich während der Vorstellung in den Zuschauerraum und zerrte seine Frau ungestüm aus der Reihe. In einem Nebenraum fing er zu toben an und beschimpfte sie wieder auf das gemeinste. Doch der Anfall war nach wenigen Minuten vorüber. Elton konnte sich wieder an nichts erinnern. Und gestern kam er nach Hause und legte schweigend eine Todesanzeige auf den Tisch. Die Todesanzeige lautete auf seinen Namen, und der Todestag ist genau in einer Woche. Auf Miriams Fragen gab er keine Antwort. Er saß den ganzen Abend völlig bewegungslos im Zimmer und starrte die Wand an. Sie glaubt, daß er besessen ist.“
„Das hört sich allerdings alles recht seltsam an“, sagte ich zustimmend.
Es kommt noch besser“, sagte Tim. „Vor zwei Tagen beobachtete Miriam, wie Elton eine Leiche aus der Galerie schaffte. Der Tote war ein junger Künstler, Harry Gregory. Elton schaffte den Toten in seinen Wagen. Miriam folgte ihm, doch er konnte sie abschütteln. Sie wollte nicht die Polizei verständigen. Sie hat jetzt fürchterliche Angst und weiß nicht, was sie tun soll. Vielleicht kannst du ihr helfen, Dorian.“
Zwei Namen sind nicht komplett identisch, aber Miriam Dillon und Mimi Dillon sind schon verdammt ähnlich. Nur aus den Namen Brian Huston wurde im Hörspiel Sally Huston.
Die Handlung im „Schneesturm“ hat bis auf die Namen natürlich nichts mit dem DK-Roman Nr. 21 zu tun.
Na, lassen wir uns mal überraschen, was die nächsten zwei Folgen noch bieten, die Marco Göllner noch gemacht hat.
©by Uwe Schnabel 2013
- DK-Roman Nr. 21 „Die Geliebte des Teufels“
- Rezi auf
- haikosfilmlexikon.de
Kommentare
Das Hauptproblem ist aber auch die Sicht des Heftlesers. Ein Hörspielautor kennt die Hintergründe und Feinheiten so einer Serie nicht im entferntesten so gut wie der Fan der Romane. Und wenn er dann noch so ziemlich sein eigenes Ding daraus machen darf, dann wird es für die Fans gesehen, Murks.
Mach dir mal, wenn möglich, den Spaß und lese den DK-Roman Nr. 14 "Der Kopfjäger" und dann hör das Dorian Hunter-Hörspiel 14 "Die Jagd nach Paris" an und du wirst merken warum es mehr ein Marco Göllner-Titel ist, der mit der Romanvorlage eigentlich außer den Heldennamen fast gar nichts zu tun hat.