Ein Fest mit dunklen Seiten - »Christmas Bloody Christmas«
Ein Fest mit dunklen Seiten
»Christmas Bloody Christmas«
In einem nahegelegenen Spielzeugladen erwacht derweil ein Weihnachtsmann-Roboter urplötzlich zum Leben und beginnt ein blutiges Gemetzel. Bald gerät auch Tori ins Visier des gnadenlosen Killer-Santas.
Weihnachten – das Fest der Liebe und Besinnlichkeit. Dass diese eigentlich friedvolle Fest auch seine dunklen Seiten haben kann, wird in jedem Jahr an den veröffentlichten Weihnachtshorrorfilmen deutlich. Den Grundstein für diese Untergattung des Horror-Genres legte Bob Clark mit seinem Slasher „Black Christmas“ (1974) – vollkommen zurecht wird dieser Genre-Klassiker auch in „Christmas Bloody Christmas“ augenzwinkernd referenziert (zusammen mit dem desaströsen Blumhouse Remake des Stoffes von 2019). Für viel Aufregung sorgte indes „Silent Night – Deadly Night“ (1984), in dem ein Santa Clause wie bei „Christmas Blood Christmas“ zur Axt greift und allerhand Leute abschlachtet (allerdings ein Mann aus Fleisch und Blut und kein Roboter).
Deutlich süßer geht es beim Joe Dante Kultfilm „Gremlins“ (1984) zu, in dem bekanntermaßen kleine Mogwai-Monster das Weihnachtsfest der Familie Peltzer ordentlich auf den Kopf stellen und für allerhand Chaos sorgen. Den „Gremlins“-Spirit nutzte Michael Dougherty als Basis für seinen Weihnachtshorrorstreifen „Krampus“ (2015), in dem er ebenso kindgerechten Horror mit spitzzüngigem Humor verband und für eine winter-wohlig-weihnachtswuschige Atmosphäre sorgt. Deutlich trashiger sind hingegen die beiden Genre-Vertreter „Jack Forst“ (1997), in dem ein mordender Killer-Schneemann(!) für Angst und Schrecken sorgt, und „Santa’s Slay“ von 2005, in dem US-Profi-Wrestler Bill Goldberg als höllisch-böser Santa sein Unwesen treibt.
Für die glorreiche Krönung des Genres sorgte schließlich Chris Peckover mit seinem genialen „Better Watch Out“ (2016). In dieser extrem unterhaltsamen Genre-Offenbarung jagt ein den Boden unter den Füßen wegziehenden Twist den nächsten und die Jungdarsteller:innen Levi Miller, Ed Oxenbould und Olivia DeJonge harmonieren wunderbar, wodurch der bissige schwarze Humor des Films perfekt zur Geltung kommt. Große Konkurrenz also für den neusten Eintrag in das Weihnachtshorrorfilmgerne: Wie schon bei seinen vorherigen Werken – etwa dem psychodelischen Drogen-Trip „Bliss“ (2019) - fährt Regisseur Joe Begos auch bei seinem neusten Werk voll und ganz die Style over Substance Schiene. Dies bedeutet, dass der Film de facto keinen wirklich kohärenten Plot vorzuweisen hat und abgesehen von der Protagonistin Tori auch bei keinem der Charaktere irgendeine Art von Figurenentwicklung oder tiefgehende Charakterzeichnung stattfindet, zudem agieren die Darsteller:innen durch die Bank etwas hölzern.
Stattdessen erzeugt Begos mit seiner sehr stilisierten Art der Inszenierung einen in grellbuntes Neonlicht getauchten Vortex, dem man sich als Zuseher alsbald nicht mehr entziehen kann. Der Look und die Ausstattung des Films sind derart überzeichnet, dass man sich beim Schauen des Streifens gar selbst auf einem kleinen Drogentrip wähnt – dazu passt auch der teilweise etwas mäandernde Erzählfluss. Nach einem etwas trägen Einstieg, der vor allem von den popkulturellen Diskussionen von Tori und Robbie getragen wird, greift schließlich auch endlich der Roboter-Santa aus dem Spielzeugladen zur Axt und beginnt sich durch die Landschaft zu metzeln. Die Kills sind dabei sehr gekonnt in Szene gesetzt und wissen durch die sehenswerten Gore-Effekte zu überzeugen (das knallrote FSK 18 Siegel hat sich der Film folglich redlich verdient, auch wenn man sich als bekennender Gore-Hound vielleicht sogar noch ein bisschen mehr erwartet hätte). Etwas ausgefeilter hätte auch der Humor des Films sein können, würde doch die Prämisse eines im entfesselten Gewalt-Exzess mordenden Killer-Santas und der überzeichnete Look viel Potenzial für humoristische Spitzen bieten – dieses Potenzial kann der Film aber bedauerlicherweise bis auf wenige Ausnahme nicht wirklich ausschöpfen.
Bild
Durch seine Grobkörnigkeit will der Film ganz bewusst den Eindruck erwecken aus den 80er Jahren zu stammen. Dass man für dieses Stilmittel Abstriche bei der Bildqualität machen liegt auf der Hand, grundsätzlich geht die Qualität aber durchaus in Ordnung.
Ton:
Man kann die Schmerzensschreie der Opfer des Killer-Santas wahlweise im englischen Originalton oder in der deutschen Synchro genießen. Beide Tonspuren laufen in DTS-HD MA 5.1.
Extras:
Die Bonusausstattung ist recht dünn ausgefallen, so gibt es lediglich einen Trailer zum Film.
Fazit:
Wer sich auf den überstilisierten Look (Stichwort Weihnachtsbeleuchtungen im grellen Neonlicht) und die eigenwillige Art der Inszenierung mit psychodelischen Tendenzen (Stichwort Style over Substance) von Joe Begos einlassen kann, wird mit einem recht kurzweilig geratenen, grobkörnigen Retro-Slasher belohnt, der insbesondere durch die brachiale Wucht seiner Kills zu überzeugen weiß, bedauerlicherweise aber auch einiges an Potenzial in Hinblick auf Humor und Plot-Überraschungen liegen lässt.
Christmas Bloody Christmas