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Der Master of Disaster schlägt wieder zu - »Moonfall«

MoonfallDer Master of Disaster schlägt wieder zu
»Moonfall«

Der Mond befindet sich auf Kollisionskurs mit der Erde. Die letzte Hoffnung der Menschheit ruht nun ausgerechnet auf einem ungleichen Team bestehend aus zwei Astronauten und einem Verschwörungstheoretiker.

Um das Genre des Katastrophenfilms ist es heutzutage nicht mehr wahnsinnig gut bestellt:

MoonfallGerard Butler hielt mit seinen beiden Katastrophen-Vehikeln „Geostorm“ und „Greenland“ beinahe schon alleine die Genre-Fahne in die Höhe – neben Dwayne Johnson, der sich in „San Andreas“ mit mächtigen Erdbeben konfrontiert sah. In den 90er Jahren und zu Beginn der 2000er sah die Sachlage noch gänzlich anders aus, das Genre erlebte einen regelrechten Boom: Vom doppelten Vulkan-Film („Dantes Peak“ und „Volcano“) über unberechenbare Wetter-Kapriolen („Twister“) bis hin zur Bedrohung aus den Tiefen des Alls durch diverse Himmelskörper („Armageddon“ und „Deep Impact“) wurde fast jedes denkbare Katastrophenszenario einmal durchgespielt.

Dann kam ein gewisser Roland Emmerich um die Ecke und entfesselte in „The Day after Tomorrow“ das ultimative Katastrophenszenario, welches er einige Jahre später mit „2012“ sogar noch einmal toppen sollte. Infolgedessen erhielt Emmerich den Beinamen „Master of Disaster“ – ein durchaus verdienter Titel, was auch ein Blick auf seine übrige Filmografie bestätigt: In seinem „Godzilla“ machte er New York mehr oder weniger dem Erdboden gleich und im Kultkracher „Independence Day“ jagte er einfach mal so das Weiße Haus in die Luft. Wer sonst, wenn nicht Roland Emmerich sollte also mit seinem neuen Film „Moonfall“ den kriselnden Katastrophenfilm wieder auf die Erfolgsspur bringen – dafür wollte der Regisseur augenscheinlich seine größten Hits miteinander verknüpfen und den Katastrophenaspekt aus „The Day after Tomorrow“ mit der Alien-Invasion aus „Independence Day“ verbinden.

MoonfallDoch dieses Unterfangen scheiterte bekanntlich auf ganzer Linie, „Moonfall“ wurde zum Riesenflopp und dürfte wohl dafür sorgen, dass in naher Zukunft kein großes Studio mehr Hoffnungen in diese Filmgattung setzt. Dies ist insofern bedauerlich, da „Moonfall“ ein unterhaltsamer Genre-Vertreter darstellt, mit dem man als Zuseher sehr viel Spaß haben kann – vorausgesetzt man ist in der Lage zu akzeptieren, dass die Logik in den knapp zwei Stunden Laufzeit des Films striktes Hausverbot hat. Hinterfragen sollte man nämlich bei „Moonfall“ wirklich nicht allzu viel, sondern sich lieber auf den schieren Katastrophen-Irrsinn einlassen – und wenn dann die Protagonisten mit einem eigentlich ausrangierten Spaceshuttle aus dem Museum in aller Eile Richtung Mond fliegen, dann ist das in der Filmlogik nun mal im Rahmen des Möglichen. Abgesehen von solchen groben Logik-Schnitzern überzeugt der Film aber wenn es richtig zur Sache geht und Emmerich in seinen entworfenen Katastrophenszenarien wieder mal mit gewohnt diebischem Spaß an der Zerstörung zu Werke geht.

MoonfallZwar nimmt er sich etwas (zu) viel Zeit um am Beginn die Charaktere einzuführen, was „Moonfall“ etwas an Tempo nimmt, dafür haben die Schauspielrinnen und Schauspieler in den tragenden Rollen sichtlich Spaß an der Darstellung ihrer schrulligen Charaktere – heimliches Highlight ist dabei definitiv der aus „Game Of Thrones“ bekannte John Bradley-West als chaotischer Verschwörungstheoretiker K.C. Houseman, welcher die Lacher auf seiner Seite hat.

MoonfallDass der am Ende präsentierte Grund für den titelgebene „Moonfall“ (mit einigen Anleihen bei Stanley Kubricks Meisterwerk „2001 – Odyssee im Weltraum) allerdings sogar die Verschwörungstheorien von Houseman absolut harmlos erschienen lässt, dürfte noch einmal die Irrsinnstoleranzgrenze des Publikums herausfordern – samt halboffenen Schluss, wodurch ein Sequel zwar wohl vonseiten der Filmemacher angedacht wurde, angesichts des desaströsen Einspielergebnisses allerdings sehr unwahrscheinlich ist.  

Fazit:
„Moonfall“ ist ein unterhaltsamer No-Brainer-Katastrophenfilm, der nach einem verhaltenen Start ordentlich den Zerstörungsregler aufdreht und ein „Best-Of-Emmerich“ abliefert, mit dem Genre-  Fans ganz sicher ihren Spaß haben werden. Nur Logikfragen sollte man an manchen Stellen des Films im eigenen Interesse tunlichst vermeiden.

Kommentare  

#1 Cartwing 2023-01-09 12:43
Hört sich für mich interessant und spannend an.
Wenn es nach der Logik geht, dürfte ich mir auch keine Katastrophenfilme aus den 70ern anschauen, was ich mir aber gern mal gebe.

Ich denke da nur an die Holzbrücke über dem Lavafluss in "Der Tag an dem die Welt unterging".

"2012" war mir dann aber doch etwas too much und zu unglaubwürdig, vor allem in Bezug darauf, was Menschen so alles überstehen, wenn sie das Ende des Films noch erleben sollen...
#2 Laurin 2023-01-09 16:42
Muss da Cartwing recht geben. "2012" war für mich keine zweite Sichtung wert gewesen. ansonsten (sofern man auch von Emmerichs Filmgurke "Godzilla" mal absieht), sehe ich seine Filme eigentlich recht gerne. Besonders "The Day After Tomorrow" fand ich da z.B. ganz großes Kino.

In Sachen Logik stelle ich dabei eigentlich auch keine wirklich größeren Ansprüche. Schließlich sollen mich solche Hollywood-Filme in erster Linie gut unterhalten. Und irgendwie macht mich der Artikel hier jetzt auch etwas neugierig auf "Moonfall". ;-)

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