Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Monster Club: Familienleben der Kreaturen

Monster Club
Familienleben der Kreaturen

Im Stil der insbesondere in den 1970er Jahren populären Horror-Omnibusfilmen ließ Produzent Milton Subotsky im Jahr 1980 einen der letzten Ableger dieses Subgenres inszenieren.
Unter dem Titel „Monster Club“ brachte Roy Ward Baker hier drei Geschichten aus der Feder von R. Chetwynd-Hayes auf die Leinwand, die mit Altstars des Genres zugkräftig besetzt waren. Nun ist der Film auch hierzulande erstmals auf BluRay erschienen.
Seinen Ursprung hatte das spannende Konzept des Horror-Omnibusfilms im Jahr 1965, als Milton Subotsky von Freddie Francis „Die Todeskarten des Dr. Schreck“ inszenieren ließ.

Peter Cushing („Dracula“) verkörperte darin die Titelrolle eines Tarotkartenlegers, der den Passagieren eines Zuges ihre Zukunft voraussagt.

Die fünf entsprechenden Geschichten wurden episodenhaft nacheinander erzählt – mit zumeist erschreckenden Auflösungen. In den Folgejahren blieb Subotsky seinem erfolgreich etablierten Horror-Subgenre treu und produzierte ähnlich effektvolle Genreklassiker wie „Der Foltergarten des Dr. Diabolo“, „Geschichten aus der Gruft“ (der Film aus dem Jahr 1972, nicht die gleichnamige Serie) oder „In der Schlinge des Teufels“. Bei „Die Tür ins Jenseits“ stützte er sich dabei 1974 schon einmal auf literarische Vorlagen von R. Chetwynd-Hayes (1919-2001; „Wo alle Wege enden“).

1980 markierte „Monster Club“ so etwas wie den skurrilen Abschluss der Horror-Omnibusfilme, bevor sich Subotsky im darauffolgenden Jahrzehnt auf (eher mäßige) Stephen-King-Verfilmungen spezialisieren sollte – wovon „KatzenAuge“ 1985 ebenfalls wieder mehrere verschiedene Stories in einem Spielfilm zusammenführte.

R. Chetwynd-Hayes (John Carradine) macht eines Abends auf der Straße die Bekanntschaft mit einem gewissen Eramus (Vincent Price), der sich in Folge als Vampir zu erkennen gibt.

Er nimmt den Gruselautor mit in den „Monster Club“, in dem sich allabendlich Vampire, Werwölfe, Ghuls und andere schreckliche Kreaturen zum Trinken und Tanzen einfinden. Vor Ort erzählt Eramus seinem neuen Freund drei Geschichten.

In der ersten geht es um einen Shadmock (James Laurenson), einem Hybridmonster, dessen Pfeifen für Mensch und Tiere katastrophale Folgen nach sich zieht. Ein Krimineller (Simon Ward) überredet seine Freundin Angela (Barbara Kellermann), den Landsitz des Shadmocks auszuspionieren, damit die beiden dort später auf Beutefang gehen können. Geschichte zwei handelt von einer Vampirfamilie in England.

Der Vater (Richard Johnson) geht nachts auf Beutefang, sein halbwüchsiger Sohn (Warren Saire) ahnt nichts von alledem. Erst, als Pickering (Donald Pleasence) und seine Vampirjäger auf die Familie aufmerksam werden, dämmert es dem Jungen. In der abschließenden Geschichte gerät ein Filmregisseur (Stuart Whitman) auf Locationsuche in ein

Dorf, das von Ghuls bevölkert wird. Er droht, der Fleischeslust der Einwohner zum Opfer zu fallen, als sich eine Humgoo (Lesley Dunlop), ein Hybridwesen mit überwiegend menschlichen Eigenschaften, zunächst als Retterin in der Not entpuppt.

Die Rahmenhandlung des Films ist sicherlich das skurrilste, was man im Horrorgenre zu sehen bekommt, denn im „Monster Club“ haben einige Punk- und Rockbands („The Viewers“, „The Pretty Things“ u.a.) Musikauftritte vor Dutzenden Monstern, denen lediglich billige Karnevalsmasken verpasst wurden!

Wären nicht so honorige Genrestars wie John Carradine und Vincent Price (der für diesen Film aus einer fünfjährigen Leinwandpause zurückkehrte) in dieser Rahmenhandlung vertreten, würde sie sich noch mehr in die Länge ziehen. Die erste Grusel-Story ist leider die dünnste und wirkt größtenteils nur langweilig.

Aus der Vampirgeschichte werden dank Selbstironie und einem schelmischen Donald Pleasence neue Funken geschlagen und die finale Ghul-Geschichte ist atmosphärisch eindeutig die stimmungsvollste. Insgesamt ein kurioser Trashspaß für Genrefans, die sicherlich nicht enttäuscht werden dürften.

Die remasterte BluRay-Erstveröffentlichung bietet ein exzellentes Bild mit kräftigen und intensiven Farben (im Widescreen-Format 1,78:1) und einen nicht zu beanstandenden Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0, optional mit englischen Untertiteln).

Die Extras umfassen einen Audiokommentar von Lars Dreyer-Winkelmann, den englischen Originaltrailer, eine Folge der „V.I.P.-Schaukel“ aus dem Jahr 1979 in der auch Vincent Price zu Gast war (54 Minuten), eine kleine animierte Bildergalerie sowie das englischsprachige Presseheft (ca. 60 Seiten), ebenfalls als animierte Galerie.

© by Frank Brenner (11/2023)

Kommentare  

#1 Ringo Hienstorfer 2023-11-28 10:01
Ein größtenteils unterhaltsamer Film, der dem Buch aber nur fast gerecht wird.
#2 Andreas Decker 2023-11-29 10:37
Ich habe den Film kürzlich irgendwo im Netz noch einmal gesehen. Den gab es seinerzeit nur auf Video, und ich fand ihn damals einfach nur albern und misslungen. Das hat sich nicht geändert. Eine unfreiwillige und schnarchige Selbstparodie, die schon im Entstehungsjahr nicht mehr funktioniert hat. Von den Amicus-Filmen ist das der schwächste, und viele davon sind schlecht gealtert. Nicht alle. Die besten sind die, bei denen Subotsky nicht selbst geschrieben hat.

Chetwynd-Hayes gab es zur Genüge im Vampir Horror Taschenbuch, und er ist ein bestenfalls frustrierender Autor. Schon die britische Kritik hat ihm bescheinigt, dass er gut ist, wenn er sein Thema mal ernst nimmt, aber seine Plots durch seinen "Humor" meistens verschenkt. Das trifft es ziemlich genau.
#3 Andreas Decker 2023-11-29 16:05
zitiere Friedhelm:

Na, und dass diese alten, britischen 60er/70er-Gruseler neuzeitlich nicht mehr so unbedingt "ziehen" wie zu ihrer Produktionszeit, kann eigentlich kaum überraschen - die Dinger waren halt "Kinder ihrer Zeit".

Von Milton Subotksy selber kamen Drehbücher für drei "Anthologie-Filme". So hat er bereits beim erstem ("Die Todeskarten des Dr. Schreck") "Hand angelegt" - für "Geschichten aus der Gruft/Tales from the Crypt,1972" und "In der Schlinge des Teufels/The Vault of Horror,1973" adaptierte er eben auch Geschichten aus den "EC"-Comics (ua. aus "Tales of the Crypt" und "Shock Suspense-Stories")


Genau das meinte ich nicht damit. Natürlich sind es die Kinder ihrer Zeit wie alle Filme. Aber eine gute Geschichte ist eine gute Geschichte. Oder eben nicht. Eine Geistergeschichte mag über 100 Jahre alt sein, sagen wir M. R. James, und sie ist immer noch lesenswert. Andere sind eben blah.

Viele dieser Anthologiebeiträge sind schlecht realisiert, die Pointen haben keinen Biss oder funktionieren nicht, oder der Plot selbst macht keinen Sinn. Das ist hier das Problem.

Geschichten aus der Gruft und In der Schlinge des Teufels sind auch die immer noch besseren Filme, weil die Vorlagen solider sind.

Die Stories in Die Todeskarten des Dr. Schreck sind viel durchschnittlicher bis sinnfrei, und da hat Subotsky eben nichts adaptiert. Das fällt sehr ins Auge, wenn man mal die Novelisation von John Burke liest, die mal auf Deutsch erschien. Er hat den Episoden ein Fundament verliehen, das sie auf der Leinwand größtenteils schmerzlich vermissen lassen.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.