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Professor Moriarteys Reisetagebuch - Bericht zwei

PMR LogoProfessor Moriarteys Reisetagebuch
Bericht zwei:
Die Seereise nach Norden

Geehrte Leser. Vorausschicken möchte ich, dass die Unterteilung meiner Erzählungen in Tage nicht einzuhalten sein wird. Ich musste feststellen, dass bisweilen mehrere Tage nichts Berichtenswertes geschieht, an anderen dafür umso mehr. Deswegen mögen die Leser mir verzeihen, wenn ich das Procedere ein wenig ändere und statt der Tage die Berichte nummeriere.

 
Die "Northspear" im Hafen von MenethilIn Menethil schifften wir uns auf dem Dampfschiffe „Northspear“ ein, das bereits am zweiten Tag nach unserer Ankunft gen Norden aufbrach. Es war nicht schwierig gewesen eine Passage zu buchen, denn seit den Angriffen Arthas' auf Stormwind und andere Städte der Östlichen Königreiche war der Strom der Reisewilligen und Auswanderer versiegt. Kaum jemand war noch so verschroben, sich direkt in die Höhle des Löwen und damit in unmittelbare Gefahr für Leib und Leben zu begeben. Ich war jedoch der Ansicht, dass auch der Lichkönig nicht in der Lage sein würde, ein Gebiet groß wie Northrend vollständig unter Kontrolle zu halten, erst recht nicht angesichts seiner Angriffe fern von dort und der Tatsache, dass es bereits eine deutliche militärische Präsenz der Allianz (und auch der Horde, was ich nicht verschweigen möchte) auf dem Nordkontinent gab. Eins war aber sicher: Ein Spaziergang würde unsere Reise keinesfalls werden.

Die Seereise verlief weitestgehend ereignislos, nur einmal wurde ein Piratensegel am Horizont ausgemacht; wir konnten dem Schiffe aber problemlos entfliehen, da es nicht von Dampfkraft angetrieben wurde, wie das unsere und der Wind für eine Verfolgung höchst ungünstig stand. Ich hatte bereits davon gehört, dass es Piraten verschiedenster Fraktionen nach Norden versprengt hatte. Diese waren wohl der Hoffnung gewesen, dort unter den Auswanderern reiche Beute machen zu können, insbesondere eingedenk des Faktums, dass die Allianztruppen mit der Sicherung des Landes beschäftigt sein würden und keine Zeit hätten, sich um vergleichsweise nur lästige Seeräuber zu kümmern. Doch auch die Piraten mußten schnell erkennen, dass mit den untoten Schergen des Lichkönigs nicht zu spaßen ist...

Nach einigen Tagen war es eindeutig zu spüren, dass wir uns gen Norden bewegten, denn die Luft wurde kälter – und stiller. Ich hatte zuerst angenommen, dass es sich nur um Einbildung handelte, aber meine Gefährten und ich waren uns nach kurzer Besprechung sicher, dass die Geräusche sich veränderten, je näher wir unserem Ziel kamen. Das Stampfen der Maschinen ebenso wie das Flattern der Segel, die von Zeit zu Zeit gesetzt wurden, um den Antrieb zu entlasten, das Käptn Brookman Plätschern der Wellen am Rumpf der „Northspear“. und sogar die Gespräche. Als ich den wackeren John Brookman, den Kapitän des Schiffes, darauf ansprach, biss dieser fester auf seine Pfeife, bekam einen grimmigen Blick und nickte: „Aye, Professor. Auch wenn es niemand erklären kann: Je näher man jenem verteufelten Lande kommt, desto mehr scheinen die Geräusche sich zu verflüchtigen. Die abergläubischeren unter der Mannschaft behaupten, die Anwesenheit der Geißel dort ließe alle lebendigen Geräusche mehr und mehr gefrieren, ließe das Leben an sich erstarren, so auch die Töne; Zwerge der Forscherliga, die wir an Bord hatten, behaupteten, es habe mit der kälter werdenden Luft zu tun, und mit etwas, das sie Äther nannten, ich muss zu meiner Schande zugeben, dass ich wenig von ihrem gelehrten Geschwätz verstanden habe. Nach dem, was ich auf dieser Route bereits erleben musste, tendiere ich dazu, ersteres in Erwägung zu ziehen...“ Er hielt inne, klopfte die Pfeife auf der Reling aus und bemühte sich um ein aufmunterndes Lächeln: „Doch grämt euch nicht allzu sehr: Sobald ihr euren Fuß an Land gesetzt habt, wird es schlagartig besser werden.“
Ich nickte: „Habt Dank für Eure Auskunft, mein guter Brookman. Und seht zu, dass ihr euch rechtzeitig auf ein anderes Schiff oder eine andere Route versetzen lasst, bevor euch hier die Seele gefriert..." Doch sein gequälter Blick sagte mir mehr als deutlich, dass damit in naher Zukunft wohl kaum zu rechnen war.

* * *


Wir saßen am Tag darauf soeben beim Frühstück in meiner Kabine, als vom Ausguck der Ausruf „Land Ho!“ ertönte. Alles stehen und liegen lassend eilten wir an Deck und zur Reling, um des neuen Landes angesichtig zu werden. Das erste was ins Auge stach, war die ehrfurchteinflößende blauweisse Klarheit des Ozeans, hervorgerufen offenbar durch zahllose Eisschollen und -Berge, die umher schwammen, sowie durch den Umstand, dass – wie man schwach erkennen konnte – der Meeresgrund ebenfalls an etlichen Stellen vereist war. Und das auf eine Weise, wie man es in südlicheren Gefilden auch Winters nicht gewohnt ist, weil das Wasser zu warm ist. Wie durch Zauberhand gab es eine freie Fahrrinne zwischen jenen Eisschollen, so dass wir ohne Gefahr einer Kollision fahren konnten.
Als ich Valesca Marcus, die Navigatorin der
„Northspear“, nach diesem Phänomen befragte, erläuterte diese: „Die Passage ist nicht natürlichen Ursprungs, Master Moriartey. Fragt mich nicht, wie sie's geschafft haben, aber die Kirin-Tor-Magier vermochten irgend einen Zauber zu wirken, so dass die Fahrrinnen zu den wichtigsten Häfen  - Valgarde und Burg Valiance - frei von Eis bleiben. Auch wenn ich's nicht verstehe, mir soll's recht sein, denn es ermöglicht uns eine freie Zufahrt, die ansonsten nur in wenigen Monden des Jahres möglich wäre. Und immens gefährlich noch dazu, da fortwährend die Bedrohung bestünde, einen Eisberg oder eine große Scholle zu rammen.“ Sie spuckte ihren Priem in hohem Bogen über die Bordwand: „Hoffen wir nur, dass die dreimal vermaledeiten Zauberer wissen, was sie tun...“

Kuppel von Dalaran - vor der Katastrophe Erlaubt mir einen kleinen Exkurs: Die Kirin Tor sind eine Sekte von Zauberkundigen; gegründet dereinst im Magier-Stadtstaat Dalaran von den Magokraten, beschäftigten sie sich damit, jeglichen Zauberspruch und jegliches Artefakt, das den Menschen und anderen Rassen bekannt war, zu erforschen und zu katalogisieren. Dies brachte ihnen solche Macht ein, dass sie zur herrschenden Klasse Dalarans wurden und zumeist die Erzmagier des regierenden Konzils stellten.
Als die Geißel unter der Führung von Prinz Arthas Lordaeron überfiel, wurde Dalaran schwer beschädigt und viele Magier getötet, auch wenn zahllose aufgrund ihrer Fertigkeiten und der  vorhandenen magischen Portale fliehen konnten. Die überlebenden Kirin Tor waren nicht gewillt, ihre Stadt einfach aufzugeben, kehrten später an den Ort des Schreckens zurück, entledigten sich der wenigen Untoten, die sich dort noch aufhielten und errichteten eine magische Kuppel um die zerstörte Stadt. Seitdem drang keine Nachricht mehr aus ihr hervor, vereinzelt aufzufindende Magier schwiegen hartnäckig und waren zu keinerlei Aussagen zu bewegen, es wurde nur allenthalben gemunkelt, dass Dalaran wieder in neuem Glanze erstehen solle.
Doch vor wenigen Monden erschütterten Beben die Gegend um Dalaran und als Kundschafter aus Southshore sich dorthin begaben, um nachzusehen, was geschehen war, fanden sie weder die zauberische Kuppel noch die Metropole selbst dort mehr vor. Allein ein Krater und flackernde, durchlässige Reste des Schirms waren vom mächtigen und stolzen Stadtstaat der Zauberer verblieben, als sei er  von einem zornigen Titanen aus der Existenz gestanzt worden.
Die Kundigen allenthalben vermuteten, dass ein gewaltiges magisches Experiment kein gutes Ende genommen hatte und so stand der Krater als Mahnmal für den Hochmut und den Größenwahn der Kirin Tor.
Offensichtlich hatte es eine gewisse Anzahl der Mitglieder der Sekte nach Northrend verschlagen und sie wirkten hier nun ihre Zauber.

Ich hoffte, dass dies für uns von Vorteil sein konnte, doch war ich mir dessen bewußt, dass die Arroganz der Kirin Tor sprichwörtlich war.

* * *


Meine Gefährten und ich bereiteten uns angesichts des Landes am Horizont darauf vor, das Schiff zu verlassen, denn wir würden die Siedlung Valgarde noch binnen Tagesfrist erreichen. Doch davon will ich später berichten, wenn wir uns dort eingerichtet haben.

Euer ergebener
Unterschrift Moriartey
Prof.

 

Frühere Artikel:

Reisetagebuch - Tag null

Reisetagebuch - Tag eins

Kommentare  

#1 Harantor 2008-12-07 02:33
Dann warten wir gespannt auf die Depeschen mit den weiteren Erlebnissen des Professors...

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