Die Schuffenhauers über: Schätzing für etwas größere Kids - Ruf der Tiefe

Die Schuffenhauers über ... ... Schätzing für etwas größere Kids
Ruf der Tiefe

Kinder, die Haustiere haben, wissen, dass diese zum „besten Freund“ werden können. Zwar spricht man nicht dieselbe Sprache, aber Herz und Verstand finden doch zusammen.

So geht es auch Leon, dem 16-jährigen Jungen aus dem Jugend-Abenteuer ‚Ruf der Tiefe‘ (Verlag Beltz & Gelberg). Dem talentierten Taucher auf einer Forschungsstation tief unten im Meer hat das Team von Wissenschaftlern die Krake Lucy als Begleittier zugeteilt. Mit ihren feinen Sinnen hilft sie ihm, weit unten am Meeresgrund für eine große Firma Manganvorkommen für die Energiegewinnung aufzuspüren.


Ruf der TiefeDank eines hochmodernen Tauchanzugs kann Leon ganz ohne Luft in die Tiefe gehen und wird dabei seinem Begleittier schon sehr ähnlich. Noch verblüffender aber ist, dass beide die Sprache des anderen gelernt haben und das hilft ihnen bei dem Abenteuer, das ihr Leben vollkommen umkrempeln wird und seinen Anfang mit einem ungewöhnlichen Tiersterben in der Tiefsee nimmt.

Was dann passiert, wollen wir natürlich nicht verraten, Nur soviel: Alles wird gut, - sogar deutlich besser als zuvor.

‚Ruf der Tiefe‘ ist mehr als ein Abenteuerroman. Er ist, und das nicht nur nebenbei, ein Umwelt-Roman. All das, was Leon und seine Freunde (in einer nahen fiktiven Zukunft) auf der Tiefseestation ‚Benthos II‘ erleben und tun, ist verwoben in die gewinnorientierten Unternehmungen eines mächtigen Weltkonzerns. Leon deckt auf, dass die skrupellose Konzernchefin dabei nicht davor zurückschreckt, das Leben von Menschen und Tieren aufs Spiel zu setze.

An der Schwelle zum Erwachsenwerden, reift in ihm ein starker Drang, die Dinge und sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und so eine drohende Umweltkatastrophe zu verhindern. Die Veränderungen gehen auch an Krake ‚Lucy‘ nicht spurlos vorüber, die Leons waghalsige Manöver treu begleitet und für ihn an die Grenzen ihrer Leidensfähigkeit geht. Als ein junges Mädchen ins Spiel kommt, blitzt dazu noch Ein Hauch von Eifersucht auf, doch zum Glück sind Kraken keine Zicken.

Empfehlung: In jeder Hinsicht lesenswert. Ohne romantische Verbrämung, ohne erhobenen Zeigefinger und ohne Effekthascherei gelingt es den Autoren Themen wie Umweltverantwortung, Treue, Integrität, erste Liebe und die vielen offenen Fragen zwischen Kindheit und Erwachsenwerden in eine Geschichte zu verweben, die von Kapitel zu Kapitel tiefer und spannender wird.

Als Schätzing-geschulte Leserin konnte ich dem Thema Tiefsee dabei leichter folgen, als mein zehnjähriger Sohn, der nach einigen ersten Verständnishürden (das Buch hat ein Glossar) nach 50 Seiten unbedingt alleine weiter lesen wollte. Vom lauten Lesen entbunden, habe ich es dann regelrecht verschlungen.

Lob an die Autoren (ein Meereswissenschaftler, eine Schriftstellerin), die authentisch und lebensnah ein im doppelten Wortsinn „fantastisches“ Scifi-Abenteuer geschrieben haben. Faszinierend daran: Was uns heute noch wie ferne Zukunft erscheint (Tauchen mit Wasser in der Lunge statt mit Sauerstoff, sogenanntes Flüssigkeitstauchen) steckt wissenschaftlich bereits in den Kinderschuhen. Noch hat nur Leon in 100 Meter Tiefe die schwarzen Schlote eines Vulkans vor Hawaii gesehen, aber man spürt, dass all das, was da geschieht, schon sehr bald mehr als eine Vision sein könnte.
Ruf der Tiefe
Daten zum Buch
Ruf der Tiefe
von Katja Brandis / Hans-Peter Ziemek
Roman / Gebunden.
ISBN 978-3-407-81082-3
416 Seiten / EUR 16,95
Ab 13 Jahre
Beltz & Gelberg

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