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Tweetups und Bookups: Kultur auf die Hand

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneTweetups und Bookups: Kultur auf die Hand

Da lassen sich Leute in einen Buchladen einschließen für mehrere Stunden, machen Photos, lesen sich gegenseitig was vor und bringen das Erlebnis dank Smartphones und Social Media direkt ins Netz. Verrückt. Wo doch jeder weiß, dass der Buchhandel momentan arg mit dem Umbruch durch das Internet und Co. kämpft, kein Tag vergeht an dem nicht in irgendwelchen Branchenblättern der böse Feind namens Amazon angeknurrt wird oder in dem versucht wird ein Produkt zu lancieren, dass aber mindestens so cool ist wie das von Amazon.


Oder von Apple. Was dann dabei herauskommt sieht man ja schön, wenn man sich ein eBook von der Seite Libreka herunterladen möchte... Also wenn man Glück hat und man bleibt länger eingeloggt und wird nicht dauernd von anderen Umständen genervt, dann kann man tatsächlich eBooks von der Libreka-Seite herunterladen. Habe ich gehört.

Verrückt ist auch, wenn Kulturbetriebe Leute einladen damit diese live von einer Aufführung twittern. Ihre Eindrücke über das Ganze per Internet verbreiten. Das widerspricht doch eigentlich dem Sinn einer Aufführung: Man soll doch mit allen Sinnen Kunst und Kultur und Bücher genießen und nicht gleichzeitig mit Smartphones kurze Texte tippen oder Photos auf Facebook posten. Da geht doch der Genuss vollkommen verloren könnte man denken und den Kopf schütteln über diese jungen Leute, die irgendwas mit dem Internet machen. Na ja, die Jugend von heute...

Andererseits: Wir stecken gerade in einem gewaltigen Umbruch, dessen Auswirkungen wir trotz all dessen was wir bisher kennen und erlebt haben - Musik kommt per Streaming-Dienst legal auf unsere Rechner? Wie haben wir uns damals noch mit Napster und Kazaa und eMule - ähm - an natürlich nur legal bereitgestellten Inhalten gelabt, weil - und jetzt kommt der große Seufzer aus allen Generationen - WIR HATTEN JA NICHTS ANDERES. Die Musikindustrie ist mit einigen Blessuren aus dem Kampf gegen das Internet hervorgegangen und ob sie sich ganz erholt ist die Frage - noch wiegen die Streaming-Einnahmen nicht unbedingt den Verlust von CD-Verkäufen auf, sofern ich das richtig im Kopf habe. Aktuell scheint allerdings - leider - der Buchhandel genau den Fehler zu machen, den die Musikindustrie auch macht. Noch heute wird lebhaft darüber gestritten, was denn nun ein eBook wirklich ist - pragmatischer Ansatz wäre: Ein Text, der auf einem elektronischen Gerät lesbar ist - und ob eBooks denn wirklich Bücher sind. Vermutlich haben die Mönche im Mittelalter sich das auch gefragt als sie die erste Gutenberg-Bibel zu Gesicht bekamen - aber manche meinen ja, man hätte gar nicht erst die Schriftrolle als Format verlassen sollen... Im zweiten Atemzug wird dann gegen Amazon gewettert, ob zu Recht oder zu Unrecht sei mal dahingestellt, und Kampagnen wie "Vorsicht Buch" aufgelegt. CSI-Klebebänder in grellem Gelb in Buchhandlungen sollen also zu mehr Lesefreude animieren. Na ja. Momentan hat die Agentur gewechselt, vielleicht bekommen wir dann doch einige bessere Ideen zu dem Thema.

Wobei: Kulturbetriebe und Buchhandlungen um die Ecke haben da bessere Ideen zum Thema. Sie laden nämlich diejenigen ein, die mit digitaler Neugierde und Spaß an Kultur dieses ominöse "Neuland" betreten haben und die ihre Leidenschaft fürs Lesen und für die Kultur von dem einen ins andere Land mitgenommen haben. Die dann diese Begeisterung mit-teilen und dank der neuen Medien das auch für alle zugänglich und öffentlich tun. Bookups sind gegenüber den Tweetups, den Treffen von Twitterern zu einem bestimmten Event, eine recht neue Erfindung, sie übertragen aber genau das Prinzip der Freude am Lesen für alle in die digitale Welt. Sie stecken an und der kleine Buchhandel vor Ort kann sich genauer mit seinen Fans verbinden, kann neue Fans gewinnen und das eben halt nicht nur lokal sondern - soweit das wahrgenommen und gelesen wird - auch weltweit. Genau diese Art von Ideen sind es eigentlich, die die Buchbranche fit für das digitale Zeitalter machen. Anstatt mit gelbem Absperrband Leute abzuschrecken.

 

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