Wenn zwei eine Karte malen - dann können sie was erzählen
... dann können sie was erzählen
Über das Malen von Karten und den Campaign Cartographer 3
Mittelerde, Aventurien, Scheibenwelt, Arrakis ... auch für diese Welten gibt es Landkarten, kunstvoll ausgeführte, skizzierte ... wann immer man sich in eine unbekannte Welt begibt, hat man eine nicht immer ganz einfache Aufgabe vor sich. Egal ob Buch oder Spiel, Film oder Comic, es kann eine Herausforderung sein, sich auf diese alternative Welt einzulassen.
Uns hat die Frage interessiert, wie man solche Karten mit dem "kleinen Helfer" des Computers erstellen kann. Bei der Suche nach einer entsprechenden Software landet man unweigerlich bei dem Campaign Cartographer. Wir, das sind Dirk Steiger und Bettina Meister, haben sich über eine geraume Weile mit diesem Programm beschäftigt. Ergebnis ist dieses Gespräch über die Chancen und Grenzen der aktuellen Programmversion - sowie ein erstes Tutorial zu "CC3".
In meiner mehr als 20 Jahre andauernden Tätigkeit als Rollenspielleiter bin ich des Öfteren auf Situationen gestoßen, in denen die Landkarten, die man kaufen kann, den Ansprüchen im Spiel entweder nicht genügen - oder aber es gab gar keine *lacht*. Gerade wenn man eigene Welten kriert, ist eine Karte sehr hilfreich: Um sich selbst als Weltenerschaffer ein Bild von dieser Welt machen zu können, und um den Spielern eine Karte dieser Welt zeigen zu können. Und wer mit Stift und Papier nicht so geschickt ist, eine Karte zeichnen zu können, sucht dann eben nach anderen Möglichkeiten. Und warum schaust du dir dieses Programm an?
Es gibt ja eine paar Programme, mit denen man Karten zeichnen kann, angefangen von den klassischen Zeichenprogrammen, die man dafür nehmen kann, bis hin zu spezieller Software, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, mit Landschaftssymbolen oder speziellem Rendering zu arbeiten. Warum CC3?
Und wieso dann gerade der Campaign Cartographer?
Zum einen, weil ich nicht gut genug zeichnen kann, um die Karten von Hand zu malen :-), zum anderen weil ich der Ansicht war, dass es eine Software geben würde, die besser für dieses Spezialgebiet des Zeichnenes geeignet ist als die gängigen Zeichenprogramme. Die Karten, die mit dem Campaign Cartographer erstellt wurden, haben mir aus mehreren Gründen gefallen: Sie sind, wenn man weiß was man tut, unglaublich stimmungsvoll, lassen sich wunderbar für jede Geschichte, Genre und Welt anpassen, und bieten einfach eine immer wieder nachvollziehbare Qualität. Wie bist du an den Campaign Cartographer heran gegangen? Fiel es dir schwer, das Programm zu verstehen?
Tutorials (Link öffnet sich in neuem Fenster, man verlässt die Seiten von Zauberspiegel-online) zu finden.
Ich fand den Einstieg gar nicht so leicht. Da ich bereits Erfahrung mit Vektorengrafikprogrammen hatte und auch CAD-Programme mir nicht ganz fern sind, hatte ich ziemlich schnell eine grundlegende Vorstellung dessen, was da passiert. Allerdings muss ich sagen, dass es ohne ein Tutorial oder ein entsprechendes Handbuch eigentlich unmöglich ist, Karten zu zeichnen. Als wir beide angefangen haben uns mit dem Programm zu beschäftigen, hast du mir ja in kürzester Zeit Entwürfe für eine Pirateninsel und eine Karte für DSA geschickt. Ich war schwer beeindruckt.
Allerdings fand ich es sehr schade, dass sie auf Englisch sind. Du hast ja die beiden Karten ziemlich schnell hinbekommen - obwohl du das Programm nicht kanntest. Wie lange haben die ersten Versuche zu den gezeigten Ergebnissen gedauert?
Begünstigt wurde das Ganze natürlich dadurch, dass ich bei einem Bekannten die Gelegenheit hatte, eine Vorgängerversion des Programms schon mal anzuschauen. Ingesamt muss ich sagen, dass es relativ schnell ging. Für jede der Karten habe ich etwa 2 bis 4 Stunden gebraucht. Dabei bin ich so vorgegangen, dass ich Schritt für Schritt die Anleitung der Videos nachvollzogen habe, gerade um die ganzen Effekte einzusetzen. Als nachteilig hat sich dann allerdings herausgestellt, dass die Beispiele schon sehr konkret auf eine Insel ausgelegt waren und die Effekte der Küsten. Wenn man dann allerdings Karten hat, die im Landesinneren spielen, und es beispielsweise darum geht Seen und Flüsse miteinander verbinden, stand ich etwas auf dem Schlauch. Da fiel es schon schwer, die Vorstellungen, die man hat, in eine angemessene Form auf die Karte zu übertragen. Was stört dich am Programm am Meisten?
Gar nicht so leicht zu sagen. Zunächst ist es die englische Benutzeroberfläche. Auch für jemanden, der in Englisch geübt ist, macht es einem das Programm nicht leicht, sich in den grafischen Fachbegriffen zurecht zu finden.
Schon, ich kannte die Vorgängerversion von einmal Draufschauen und habe damals aufgegeben. Ich bin ja ein großer Fan der Intuitiven Bedienerführung, und in der Hinsicht war ich bei CC3 vollkommen überfordert. Dies liegt allerdings meiner Ansicht nach an der Mächtigkeit des Programmes an sich. Es dürfte fast unmöglich sein, ein Handbuch zu schreiben, in dem jeder Aspekt in ausreichender Tiefe dargestellt wird. Das Programm ist sehr komplex, und man stolpert ständig über irgendwelche Dinge, die man nicht versteht.
Naja, dafür kostet CC3 für jemanden, der das ernsthaft betreiben will, auch nicht die Welt. Mich interessiert, wie ein Verlag mit solchen Special-Interest-Produkten überhaupt überleben kann.
Das sind dann Add-Ons, die man dazu kaufen muss. Angesichts der Entwicklungsarbeit, die in diesen Bereichen steckt, nicht wirklich verwunderlich, aber schade für uns User :-). Aber ehrlich gesagt, ich könnte mir auch gar nicht vorstellen wie man das Programm überhaupt als Einsteiger in den Griff bekommen sollte, wenn diese beiden Bereiche auch noch von Anfang an integriert sind. Du wirst ja noch ein Interview mit Ralf Schemmann, dem General Manager von ProFantasy machen, vielleicht kannst du ihn mal fragen warum sie diese Programmform mit Add-Ons gewählt haben. Du hast vorhin gefragt, was mich am CC3 am Meisten stört, ich glaube das ist es: Dass es einiges an Einarbeitung benötigt, bis man jene Art von Erfolgen hat, die ich gerne hätte :-). Aber ich muss schon sagen, dass die Möglichkeiten des Programms einfach toll sind, gerade weil es sich so konkret auf die Bedürfnisse des Zeichnens von Karten spezialisiert hat.
Soooo ein Zufall ... dass du das gerade sagst. Du und ich haben ein solches Tutorial gerade angefangen, du erinnerst dich. Wir haben uns eine andere Ausgangsbasis gewählt als in den Videotutorials. Wir erklären das Zeichnen einer Karte anhand einer (selbst)gezeicheten Vorlage. Den ersten Teil des Tutorials werden wir heute online stellen, gemeinsam mit diesem Gespräch - für alle Interessierten als PDF zum Download. Wir haben uns dazu entschlossen, eine Karte von Tolkiens Mittelerde als Vorlage zu nehmen. Ich werde mich weiter mit dem Programm beschäftigen, und vielleicht können wir uns mal über die anderen Programmteile unterhalten.
Abbildungen stammen von ProFantasy (Link verlässt Seiten von Zauberspiegel-online).
Informationen zur Software:
Kommentare
Nach ein wenig Einarbeitung und bei dem Willen des Künstlers, sowohl die hohe Lernkurve als auch den Zeitaufwand für die Erstellung qualitativ hochwertiger und ansehnlicher Karten auf sich zu nehmen, sind die Ergebnisse sehr ordentlich. Ich weiß aber von Vielen, insbesondere weniger Computeraffinen, die entnervt aufgegeben haben.
Es gibt übrigens Alternativen: Fractal Mapper von NBOS (www.nbos.com) sollte man sich mal ansehen, die bieten auch noch weitere hochinteressante Mapping-Produkte und andere Hilfen für Rollenspieler.
Eine OpenSource-Software nennt sich AutoRealm und auch die ist trotz der Tatsache, dass sie kostenlos ist, sehr gut für diverse Mapping-Aufgaben zu gebrauchen: autorealm.sourceforge.net
Auch hier ist eine gewisse Einarbeitung vonnöten, aber die Software ist bei Weitem nicht so überladen wie CC. Kann aber natürlich auch nicht so viel. Für den Hobbyisten aber meist mehr als ausreichend.
Ich schwanke auch noch zwischen der Begeisterung für die möglichen Ergebnisse und einem gewissen Frust über die schwierige Bedienung.
Es hat sich, wie gesagt, seit Version 2 eine Menge verbessert.
CC3 ist wirklich kein Programm, das man so "nebenbei" mal kennenlernt und setzt schon einiges an (wie du es so schön schreibst) Computeraffinität voraus, Frusttoleranz und Vorkenntnisse.
Danke für die Nennungen von Alternativen. Gibt es evtl jmd, der die Programme kennt?
Man könnte auch mal einen Blick auf "Dundjinni" werfen, das ist allerdings eher für Boden- und Deckspläne gedacht. www.dundjinni.com
Ich habe auch schon von diversen Leuten gehört, daß dieses CC-Programm sich als, sagen wir, "ziemlich lernresistent" erweist, sich mit "learning by doing" schwer beherrschen ließe. Oder nur eines der üblichen Probleme von: die Zeit, die man mit einem Programm spart ist gleich der Zeit, die man braucht, um es zu beherrschen .-))
Schöne Sache das mit dem Tutorial. Wenn ich mal dazu komme, ein CC3 zu erwerben, würde ich es ja auch versuchen. Für jemand, der so gut wie kein handwerkliches Zeichentalent hat wie ich, ist das bestimmt hilfreich. Die modernen Zeiten halt... wenn man das damals, vor demnächst fast 30 Jahren schon gehabt hätte. Ich.habe noch üble Erinnerungen an die unglaublich viele Zeit für meine Diplomarbeit in Geografie, wo 20 Karten erstellt werden mussten.... mit so Dingen wie Rotring-Rapidographen, Storchenschnabel, Schreibschablonen und Lettraset-Kleben (ob es sowas heute überhaupt noch gibt?)
Ich vermisse selbst auch in den Fantasyromanen mehr und mehr die Karten. Früher war es üblich, eine abzudrucken. Liegt es nur daran, daß es inzwischen weitaus mehr an Fantasy gibt? Und eigentlich unlogisch, denn wenn es nun schon seit 10-15 Jahren (?) solche Sache wie dieses Zeichenprogramm gibt, müßte es doch wesentlich einfacher sein, selbst für den Autor, sowas zu erstellen.
M
wie Holzi geschrieben hat, gibt es ein Freeware-Programm namens Autorealm. Das scheint ihm gut zu gefallen. Vielleicht hilft das dir ja weiter.
Ich nehme mal an, dass die Karten unter anderem deshalb weniger eingesetzt werden, da die Erstellung derselben eben auch Geld kostet. Und je anspruchsvoller das Buch ist, desto optisch ansprechender müsste diese Karte dann sein und würde ensprechend noch teurer werden. Man möge mich verbessern, aber ich vermute, dass es daran liegt.
Gruß,
Bettina