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Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit der ersten Telegrafie in Texas?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit der ersten Telegrafie in Texas?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler wird der Zauberspiegel diese Beiträge übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Am 5. Januar 1854 wurde die erste Telegrafie-Firma in Texas eröffnet, die „Texas and Red River Telegraph Company“. Noch Ende des Jahres verband der “singende Draht”, wie die Indianer sagten, die texanischen Orte Houston, Galveston, Henderson, Rusk, Crockett, Montgomery mit New Orleans in Louisiana.

Was als grandioser Fortschritt gefeiert wurde, hätte allerdings schon 16 Jahre früher stattfinden können. Samuel Morse, der die elektromagnetische Nachrichtenübermittlung nach einer Europareise 1832 erstmals in den USA einführte und dann beständig weiterentwickelte, bis er 1847 ein Patent darauf erhielt, hatte sich offenbar von der texanischen Revolution inspirieren lassen und wollte die junge Republik Texas unterstützen. Er schrieb 1838 einen Brief an Präsident Samuel Houston und bot ihm das Nutzungsrecht seines Patents an. Bis dahin gab es bereits erste kurze Telegrafenleitungen zwischen den größeren Städten an der amerikanischen Ostküste. Morses Überlegung war, dass sein neues Nachrichtensystem erstmals in einem Flächenstaat eingesetzt werden sollte, der dünn besiedelt war, der daher schnelle Kommunikation benötigte und der sich mit den Vereinigten Staaten im Norden und Osten verbinden sollte.

In Texas gab man sich uninteressiert. Sam Houston ließ den Brief von Morse unbeantwortet. Texas hätte bei einer Vereinbarung mit Morse zum technischen Vorreiter auf dem nordamerikanischen Kontinent werden können.

Entweder verstanden die Texaner diese einmalige Chance nicht, weil die Telegrafie in jener Zeit noch eine so junge Technologie war, oder es gab zu viele andere Probleme zu lösen; denn die junge Republik stand nach der Unabhängigkeit von Mexiko auf ziemlich wackligen Beinen.

So vergingen 16 Jahre, bis die erste private Telegrafie-Firma im Staat ihren Betrieb aufnahm. Sie deckte zunächst die südöstliche Region von Texas ab.

Es sollten weitere 21 Jahre vergehen, bis die Telegrafie den Westen von Texas erreichte. Soldaten der 10. US-Infanterie bauten 1875 die erste Telegrafenlinie in diesem noch von Indianerkämpfen geprägten Gebiet zwischen San Antonio – dem Hauptquartier des Armee-Departments – und Fort McKavett. Bis 1876 investierte die Armee 100.000 Dollar, um alle Grenzposten in Texas per Telegraf zu verbinden. Die Leitung dieses Projekts hatte Lieutenant Adolphus W. Greely. Das Hauptquartier des „Signal Service“ befand sich in Denison. Die Armee benutzte allerdings nicht das bekanntere Morse-Alphabet, sondern den „General Service Code“ (GSC), das ist ein dual verschlüsselter Code, eine Kombination aus Buchstaben und Zahlen, weitaus komplizierter und schwerer zu lernen. Zu dieser Zeit war die Telegrafie bereits Alltag im Rest der USA. Seit Oktober 1861 gab es die erste transkontinentale Telegrafenlinie, die die Ost- mit der Westküste verband. Schnelle Vermittlung von Botschaften über Tausende von Meilen war essentiell geworden und stellte nicht nur ein unverzichtbares Band zwischen den Landesteilen, sondern vor allem zwischen Menschen dar.


Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, September 2020Die kommende Ausgabe

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