Lemuria (gab es nie …) und: Der Neuroversum-Zyklus im Rückspiegel
Lemuria: Der Kontinent, den es nicht gab
und: Der Neuroversum-Zyklus im Rückspiegel
Das war nicht weiter ungewöhnlich zu jener Zeit, als die Kontinente noch als im wesentlichen ortsfest galten (eine Vorstellung, der erst Alfred Wegener ab 1912 mit der Plattentektonik erfolgreich den Garaus machen konnte), und dabei hätte es auch bleiben können, wenn nicht …
Ja, wenn nicht die Esoteriker Lemuria für sich entdeckt hätten. Angefangen mit der Begründerin der Theosophie Helena Petrowna Blavatsky, die 1882 erstmalig den untergegangenen Kontinent in einem Schreiben erwähnt. In Frau Blavatskys Gedankenmodell der sieben Wurzelrassen war Lemuria die Heimat der dritten Wurzelrasse, die den Meistern als Vorlage für die vierte, verbesserte Wurzelrasse diente – die Atlanter. Als Lemuria schließlich langsam im Meer versank, da kolonisierten die Lemurer die umliegenden Regionen: von ihnen stammen in diesem Modell die dunkelhäutigen Völker ab, die Buschmänner Südafrikas und die Afrikaner, die Drawiden Indiens, die australischen Ureinwohner und die Papua.
William Scott-Elliot veröffentlichte 1896 zunächst „The Story of Atlantis“, der 1904 „The Lost Lemuria“ folgen sollte. Letzteres Werk erschien bereits 1905 in deutscher Übersetzung im Leipziger Verlag Altmann als „Das untergegangene Lemuria – mit zwei Landkarten, welche die Verteilung von Wasser und Land zwei verschiedener Zeiten veranschaulichen.“
Interessanterweise beschreiben alte tamilische Schriften eine Landmasse mit dem Namen „Kumari Kandam“, und tamilische Nationalisten griffen deshalb seit dem späten 19. Jahrhundert mit Freuden nach dem Kontinent Lemuria und machten ihn sich zu eigen.
Und dann kamen schließlich die Fantasyautoren. Robert E. Howard gönnte den Lemurern eine Nebenrolle in seinen Geschichten um Kull von Atlantis, den König von Valusien – dort bewohnten sie eine Kette großer Inseln in der östlichen Hemisphäre und waren als Piraten bekannt. Lin Carter wählte als Helden seiner eigenen Sword & Sorcery-Romane den Barbaren Thongor von Lemuria.
Und jetzt schlagen wir den Bogen zu Perry Rhodan. Atlantis war schon recht früh als Flottenstützpunkt der Arkoniden unter dem Kommando von Thronfolger Atlan ins Perryversum eingewebt worden, inklusive des Untergangs von Atlantis als Kollateralschaden bei einer Verschiebung der Erdachse in Folge der Überlappungsfronten zum Roten Universum der Druuf. Als Karl Herbert Scheer also innerhalb des Zyklus um die „Meister der Insel“ den gemeinsamen Ursprung von Arkoniden, Akonen, Terranern – ja, eigentlich so ziemlich jedem menschenähnlichen Volk in der Milchstraße, und im benachbarten Andromedanebel auch! - aus dem Hut zog, da war Lemuria dran.
Die Lemurer, zuweilen auch als die Erste Menschheit bekannt, breiteten ihr Reich, das Große Tamanium, über den Großteil der Milchstraße aus und entdeckten schließlich die Sonnentransmitter, die von den sogenannten „Sonneningenieuren“ geschaffen worden waren – und zwar im Auftrag der Nachkommen der Lemurer, die mit Hilfe von Zeitversetzungsanlagen die Sonneningenieure in die Vergangenheit geschickt hatten, damit sie diese Transmitter überhaupt erst bauen, so dass ihre Vorfahren sie entdecken und zu nutzen lernen konnten. Mit Hilfe dieser überlegenen Logistik-Strukturen konnten die Lemurer ohne große Probleme Andromeda erobern und unterwerfen; den dort beheimateten Methanatmern blieb schließlich nur die Flucht in andere Galaxien. Auf dem Zenith ihrer Macht begannen die Lemurer schließlich damit, die Möglichkeiten der Zeitreise zu erforschen – und das rief binnen kurzer Zeit die selbsternannte „Zeitpolizei“ auf den Plan, die der Ersten Menschheit die Vorfahren der Haluter auf den Hals hetzte. Unter den Schlägen der „Schwarzen Bestien“ brach das Große Tamanium schließlich zusammen. Die Lemurer wurden zu Milliarden nach Andromeda evakuiert; einige vielversprechende Waffenentwicklungen gegen die überlegene Technik des Gegners gelangten nicht mehr rechtzeitig zur Einsatzreife, um das Kriegsglück noch zu wenden. Doch seither ist die Galaxis voll von mehr oder weniger funktionstüchtigen Relikten und Artefakten, die oft genug gerade dann entdeckt werden, wenn der aktuelle Zyklus sie gut gebrauchen kann, um seine eigenen Probleme zu lösen …
Doch auch die Lemurer hatten noch eine Vorgeschichte: in ihre Entwicklung griffen nämlich vor 200.000 Jahren die Cappins aus der ziemlich weit entfernten Galaxis Gruelfin ein und machten aus den dort angetroffenen Frühmenschen einerseits Ungeheuer wie Zyklopen, Zentauren, Pseudo-Neanderthaler und amphibische Fischmenschen, andererseits aber auch die Vorfahren der späteren Lemurer, die unter heftigem Evolutionsdruck von Seiten ihrer monströsen Konkurrenz standen. Erst eine Zeitexpedition aus dem Jahr 3433 erlöst die Vorfahren von ihren Rivalen, indem sie 51.988 v. Chr. die Anlagen zerstört, die den Ungeheuern erlaubt, sich zu vermehren.
Ab diesem Zeitpunkt hatten die Lemurer also knapp zweitausend Jahre, um den Weltraum zu erobern, die überlichtschnelle Raumfahrt zu meistern und sich zwei Galaxien untertan zu machen …
Auf der Erde - 'Tschuldigung, auf Terra! - muss man ziemlich tief tauchen, um das Erbe der Lemurer zu erschließen: nur damals schon solide verbunkerte Anlagen hatten eine Chance, auch den erhöhten Druck in mehreren tausend Metern Wassertiefe zu überstehen. Weitaus mehr fand sich im Weltraum, auf verschiedenen Planeten mit geheimen Forschungsanlagen und im Umfeld der Sonnentransmitter. Zum bisher letzten Mal machte man sich das Erbe der Lemurer zu Nutze, um Atlan und das Hangay-Geschwader trotz erhöhter Hyperimpedanz möglichst schnell nach Hangay zu bringen, wo sie die Entstehung der Negasphäre behindern sollten.
Der Neuroversum-Zyklus im Rückspiegel
Ich finde, am besten fassen es zwei Sätze zusammen, die Uwe Anton im abschließenden Roman „Das Neuroversum“ Perry Rhodan in den Mund legt.
„Vielleicht ist ein wenig Bescheidenheit angesagt. Vielleicht geht es nicht weiter wie bisher.“
Ja, das wüsste ich zu schätzen. Lasst es einfach mal eine Weile gut sein mit Jahrmillionen umspannenden Langzeitplänen, Superintelligenzen und Höheren Mächten und ihren Handlangern. Und auch von den Lebensgeschichten tun es sicher ein paar weniger.
Okay, im nächsten Zyklus soll der Ball ein wenig flacher gehalten werden.
Wohlverstanden: da waren eine ganze Reihe toller Romane dabei. Aber mir ging es da immer wieder wie mit einem Puzzle: einzelne sehr hübsche Teile formten sich zu etwas Größerem, dem ich dann auf einmal nicht mehr so viel abgewinnen konnte.
Was ich in diesem Ausmaß nicht erwartet hätte, das war das Große Abräumen zum Zyklusende. Die BASIS? Weg. Alaska Saedelaere? Weg … na ja, mag sein, dass man ihn irgendwann wieder zurückholt, aber erst mal ist er aus dem Spiel. Mondra? Weg. MIKRU-JON? Weg. In den letzten Jahren haben sich aus der Stammmannschaft der Aktivatorträger Dao-Lin-H'ay, Julian Tifflor, Atlan und Michael Rhodan zurückgezogen, Icho Tolot hat sich in diesem Zyklus auch nicht sehen lassen, und jetzt folgt ihnen also Alaska Saedelaere in den Fundus. Wen werden wir wann wiedersehen?
Wen haben wir dafür bekommen? Arun Joschannan als neuen Ersten Terraner und Shanda Sarmotte als Mutantin vom Dienst. Möglicherweise auch den alten Wüstenräuber Toufec, falls der sich nicht schleunigst vom Acker macht, um die Stadt Aures zu suchen … und womöglich nimmt er Shanda sogar mit auf diese Reise?
Kommentare
Die beiden hier erwähnten bemühen sich gerade zusammen mit Perry Rhodan die Ereignisse auf dem TECHNO-MOND zu verstehen.
Inzwischen kenne ich 2/100stel des neuen Zyklus und freue mich auf die Folgebände.
Da ich schon länger nicht mehr mitgelesen habe, kann ich zu den vorangegangenen Ereignissen nichts sagen, das werde ich wohl erst viel später nachträglich lesen.
Einige hier geäußerte Wünsche werden sich wohl nicht erfüllen. So vom Gefühl her könnte eine Zeitreise durchaus in dem Zyklus vorkommen. Wobei der TECHNO-MOND anders als von mir vermutet natürlichen Ursprungs ist.
Ist aber teils Spekulation von mir, weil darüber noch relativ wenig ausgesagt wird.
Die Leser der ehemaligen 5. Auflage dürften sich in der neuen Umgebung der 1. Auflage bald heimisch fühlen, denn der neue "Gegner" entspricht genauso wenig wie die Linguiden einem Schwarz-Weiß-Schema.
Wenn das neue Expokratenteam mal richtig eingespielt ist, könnten sich durchaus ziemliche Veränderungen im Perryversum ergeben.
Aber noch ist es viel zu früh um darüber zu spekulieren, wobei mir sowieso aktuelle Kenntnisse fehlen und ich den Zyklusbeginn eher mit wesentlich älteren Zyklen vergleichen kann.
Bin mal gespannt, ob uns der TECHNO-MOND lange erhalten bleibt.
Mich würde es freuen, aber ich vermute, daß Perry schon relativ bald wieder von dort weg sein wird. (Reine Spekulation, auf die ich durch Andreas Eschbachs Band komme.)
Was ich persönlich nicht mitbekommen habe ist, daß der MARS wieder anstelle von TROKAN im Standard-Universum ist.
Gibt also einige Lücken die ich im Lauf der kommenden Jahre wohl nach und nach auffüllen werde.
Aber im Moment bleibe ich mal bei den Ereignissen der Erstauflage, weil mich interessiert, wie es weiter geht.