Universum mal anders – Fazit zum Neuroversum
Universum mal anders
Fazit zum Neuroversum
Ich habe sehr viele Stunden mit PR Romanen verbracht und war oft mit dem Inhalt zufrieden.
Es ist ganz klar, dass mir nicht alle Zyklen gleich gut gefallen und ich Favoriten habe. Wo aber Favoriten sind, da sind auch Zyklen, mit denen ich nicht ganz zufrieden gewesen bin. Manche haben mir auch überhaupt nicht gefallen und meine Geduld mit Perry Rhodan hin und wieder auf die Probe gestellt. Ein Beispiel wäre hier der Linguiden Zyklus. Eigentlich eine interessante Geschichte, trotzdem wurde ich nie warm mit diesem Zyklus. Ich denke der Grund dafür liegt nicht nur bei diesem Zyklus alleine, sondern vor allem an dem Vorgänger. Der Cantaro Zyklus ist in meinen Augen grandios. Spannend von Anfang bis Ende und tolle Handlungsebenen. Da hat es der Nachfolgezyklus immer schwer. Ähnlich war es bei mir nach TERRANOVA/Negasphäre. Diese beiden Zyklen sind bei mir auch ganz oben angesiedelt. Dadurch wurde meine Erwartungshaltung immer höher, obwohl mir klar gewesen ist, dass dieser Zyklus kaum zu übertreffen ist. So kam es dann auch. Der Stardust Zyklus war nicht das Gelbe vom Ei. Wenn ich nur das Wort PSI-Materie schon lese, dann verknüpfe ich sie sofort mit dem inflationären Gebrauch im Stardust Zyklus. Auf die einzelnen Punkte in diesem Zyklus will ich nicht weiter eingehen, dies haben wir ja in unserer Nachbetrachtung schon gemacht (Teil 1 und Teil 2).
Nach dem Stardust Zyklus bin ich dann auch in meiner Erwartungshaltung auf dem Boden der Tatsachen angelangt. Mit dem Neuroversum habe ich dann einige Hoffnungen verknüpft. Eine Reglementierung von Superwaffen und Hohen Mächten. Nicht so verzettelte Handlungsebenen. Mehr Kontinuität innerhalb der Handlungsebenen. Stärkere Präsenz der Milchstraße und deren Völker. Mir ist bewusst, dass die Perry Rhodan Zyklen kein Wunschkonzert sind, aber manchmal kann weniger auch mehr sein. Nach Phasen der stetigen Steigerung innerhalb der Handlung, und den aufgefahrenen Machtmitteln/Hohen Mächte, würde ich eine Eingrenzung des kosmischen Rahmens sehr begrüßen. Im Neuroversum Zyklus habe ich davon aber leider nicht viel lesen können. Stattdessen ging es nach dem bekannten Prinzip weiter. Anfangs war ich darüber enttäuscht, jetzt aber habe ich die Hoffnung, dass das Neuroversum die Grundlagen gelegt hat um die Handlung auf eine kleinere kosmische Ebene zu bringen. Wie komme ich darauf?
Während des Zyklus sind die Autoren nicht müde geworden zu betonen, dass es in der Handlung darum geht, einen dritten Weg zu finden. Dieser dritte Weg soll es den Völkern ermöglichen, ohne die Einflussnahme der Hohen Mächte agieren zu können. Ganz wird man nicht auf sie verzichten können, außer es wird ein künstliches Gebilde wie das Neuroversum erschaffen. Der Preis dafür ist aber sehr hoch. Da das Neuroversum ein sehr kleines künstliches Universum ist, wird das aktuelle und an den Moralischen Kode gebundene Universum versuchen, das künstliche Universum an seine eigenen Gesetzmäßigkeiten anzupassen. Dies darf nicht passieren, da dann die Hohen Mächte Zugriff auf das Neuroversum erhalten. Um dies dann zu vermeiden, muss das Neuroversum sich abschotten und seinen eigenen Weg im Multiversum finden. Damit aber noch nicht genug. Denn auch das Multiversum unterliegt dem Moralischen Kode und dem GESETZ. Jetzt muss das Neuroversum einen Weg finden, welcher über das Multiversum hinaus führt. Damit wäre dann die vollständige Abkoppelung von den Hohen Mächten und dem Moralischen Kode erfolgt. Der Preis dafür ist aber die Einsamkeit. Die Völker im Mini-Universum werden sich nicht weiter ausdehnen können als es das Neuroversum ermöglicht. Sollten sie es dennoch versuchen und die Abschottung aufgeben, werden die Hohen Mächte und der Moralische Kode/GESETZ Zugriff auf das Neuroversum erhalten. Wobei ich nicht glaube, dass es überhaupt möglich ist, ein künstliches Gebilde vollständig vor den Einflüssen des Moralischen Kodes/GESETZ und des Multiversums abschotten zu können. Aber das ist natürlich ein Thema für einen zukünftigen Zyklus, falls das Neuroversum wieder zum Thema werden sollte.
Hier wurde es jetzt geschafft ein künstliches Universum vorläufig dem Zugriff der Hohen Mächte zu entziehen. Glücklicherweise wurde dies aber nicht für das Sol-System in Erwägung gezogen. Es befindet sich wieder in der Milchstraße. Da jetzt TAFALLA seine Ruhestätte in SOL gefunden hat, wird ein weiterer positiver Effekt aktiv. Die Hohen Mächte haben die Milchstraße nicht mehr in ihrem direkten Blickfeld. Hier haben die Autoren eine sehr elegante Lösung gefunden. Die Milchstraße ist vorläufig nicht mehr auf dem Schirm der Hohen Mächte und damit kann auch der kosmische Rahmen reduziert werden. Sollte der Rahmen wieder größer werden, so ist das mit diesem Konzept auch möglich. Wobei ich mir schon eine Frage stelle. Wieso sollten die Kosmokraten nicht einfach ihre Hilfstruppen schicken und damit die Milchstraße weiter beobachten? Für die langfristigen Pläne der Hohen Mächte wird dies keinen großen Unterschied machen. Für die Milchstraße schon. Und damit wird den Lesern eine mögliche Verkleinerung des kosmischen Rahmens plausibel erklärt. Aufgrund dieser Entwicklung habe ich tatsächlich die Hoffnung, dass wir auch eine Reduzierung erleben werden.
Es wäre doch schön, endlich wieder einen Perry Rhodan plus Zellaktivatorträger zu erleben, die ihr Schicksal und Handlungen selber in der Hand haben. Entscheidungsträger statt Laufburschen. Verantwortlichkeit für die eigenen Fehler. Im Optimalfall taucht ES nicht so schnell wieder auf. Es wäre auch schön, wenn die Viererblöcke verschwinden würden. Ich weiß nicht, wie es anderen Lesern mit dieser Konzeption geht, aber ich finde sie nicht vorteilhaft. So kann man zwar die Handlungsebenen gerecht aufteilen, was die Anzahl der Romane betrifft. Aber ich brauche keine gestückelten Handlungsebenen, sondern eine spannende Fortsetzung der Handlung. Wenn es dazu nötig wird sechs statt vier Romane, oder zwei statt vier, für eine Handlungsebene zur Verfügung zu stellen, dann ist es mir dies deutlich lieber als eine Zerstückelung, welche nur die Durchsetzung der Viererblock Konzeption als Grundlage hat. Es müssen auch nicht immer drei oder vier Handlungsebenen sein, es reichen vielleicht auch mal zwei. Der Vorteil wäre eine stärkere Ausarbeitung der Handlungsebenen. Dies lässt sich bestimmt auch ohne die sogenannten Lebensgeschichten erreichen, welche kaum etwas mit der eigentlichen Handlung zu tun haben. Versteht mich nicht falsch, ich finde diese Geschichten interessant, aber wenn die letzten zwei Zyklen meiner Meinung nach bei der Konzeption und Ausarbeitung schwer überzeugen können, dann sind solche Geschichten für mich ein Bremsklotz. Aber das ist natürlich ein Punkt, über den es sich trefflich streiten lässt und jeder Leser wird seine eigene Sicht haben. Grundsätzlich können auch diese Viererblöcke funktionieren, wenn die Handlung im Zyklus mitreißend ist und die Leser begeistert.
Die Autoren müssen jetzt das Kunststück schaffen, mit den festgelegten Vorgaben einen spannenden Zyklus auf die Beine zu stellen. Beim Neuroversum haben sie das für mich besser geschafft als im Vorgänger. Während ich mit dem Stardust Zyklus kaum etwas anfangen konnte, hat es mir die Idee hinter dem Neuroversum angetan. Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass es für Uwe Anton nicht leicht gewesen ist. Nach dem Tod von Robert Feldhoff ist seine Aufgabe als „Expokrat“ nicht einfach gewesen. Vor allem dem Stardust Zyklus hat man dies angemerkt. Es ist auch alles andere als einfach, eine derartige Aufgabe in einer so langlebigen und komplexen Serie zu übernehmen. Der Neuroversum Zyklus ist auf diesem Gebiet eine Steigerung zum Vorgänger. Insofern finde ich es schade, dass Uwe Anton diese Aufgabe nun wieder abgibt. Ich bin mir sicher, dass er sich im nächsten Zyklus noch weiter gesteigert hätte. Innerhalb der beschlossenen Konzeption(Viererblock) war es bestimmt nicht einfach, den Zyklus mit den eigenen Vorstellungen/Ideen zu füllen. Zum Glück bleibt uns Uwe Anton als Autor erhalten. Und dem neuen Team wünsche ich an dieser Stelle viel Glück und gute Ideen. Wobei es schon mal eine gute Idee gewesen ist, Alaska Saedelaere seinen Zellaktivatorchip zu nehmen. Vielleicht findet so seine Suche nach dem Sinn seines Lebens endlich mal ein Ende. Doch, ich mag ihn, wirklich ...
In der nächsten Kolumne werde ich dann noch einen Blick auf die Protagonisten des vergangenen Zyklus werfen und richte dann auch schon den Blick auf „Das Atopische Tribunal“. Den Roman von Andreas Eschbach habe ich noch nicht gelesen und bin gespannt, was sich dort tut.
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