Der Mann an vorderster Front – Perry im Risikoeinsatz
Der Mann an vorderster Front
Perry im Risikoeinsatz
Nun: im Perry ist es seit der Frühzeit Tradition, dass er selbst im Einsatz ist. Das ist ein stärkendes Element, das den Leser mit der Serie verbindet … und er weiß ja auch, dass dem Helden nichts wirklich Gravierendes geschehen kann … er muss am Leben bleiben, trotz manch gut gelungener Cliffhanger.
Aber ebenso gut geschildert waren auch immer Einsätze, in denen andere die Kartoffeln aus dem Feuer holten, etwa Atlan, Danton - der momentan nicht verfügbar ist - oder die Mutanten allein. Ganz zu schweigen von USO-Spezialisten, die kein betreuendes Händchen der Führungsperson benötigen, sondern selbstständig agieren können. Rein logisch wäre es, wenn der Perry zuhause bleibt oder im großen Raumschiff, tief drinnen, geschützt in der Zentrale … das aber passt natürlich nicht in das Konzept der Serie. Hat H.G. Ewers das einmal versucht, so hat er den Perry auch wieder aufbrausen lassen, als das Statement kam, dass er nichts zum erfolgreichen Einsatz beitragen könne, was die Fachleute nicht besser hinkriegen würden. Aber Perry ist ja nicht irgendein Nur-Haudegen.
Er ist der Mann des veni-vidi-vici wie einst Julius Cäsar, der die Gelegenheiten erkennt und beim Schopfe packt. Der kühl analysierende Handler und Denker, der den direkten Blick auf die Aktion benötigt. Waren diese Einsätze früher in der größeren Gruppe möglich, durch Mutanten, Soldaten, Kampfroboter und Spezialisten abgedeckt, so sind die neueren Autoren eher bemüht, den Perry auch in Einzelaktionen darzustellen, höchstens von ein paar TARAS begleitet. Diese Schilderung wirkt nicht immer glücklich, denn die Solo-Aktionen überzeugen manchmal nicht von der Beschreibung her … mehr wäre da auch mehr.
Mal wieder die Handlungsschiene einer Kommandoaktion zu durchdenken, schadet keinem Autor, der in einer SF-Serie schreiben will, die in erster Linie auf Handlung und Aktion spezialisiert ist. (Persönliche Kampferfahrung muss nicht sein, das fordere ich als Leser nicht ein, aber es schadet nicht, wenn der Autor gedient hat). Schließlich sollte man ja wissen, wovon man schreibt. Militärische Kommandounternehmen zu beschreiben ist eben nicht jedermanns Sache. Jeder Autor hat ja seine Stärken, seinen persönlichen Erfahrungshintergrund und -horizont, so dass er genau weiß, wovon er am Besten zu schreiben hat. Manche Autoren können eben keine Raumschlachten.
Nun heißt die Serie ja schließlich „Perry Rhodan“, ist also auf die Person fokussiert, es heißt nicht „Terraner im Weltraum“ oder „die Abenteuer der LFG“. Insofern muss der Perry ja wohl fast jeden Riskoeinsatz mitmachen … aber dann sollte dieser auch überzeugend geschildert sein. Der Mann hat schließlich dreitausend Jahre Kampferfahrung auf dem Buckel … wie er da aber mitunter naiv beschrieben wird, das passt überhaupt nicht (etwa, wenn er mitten in potentiellem Feindgebiet den SERUN auszieht und deshalb elektrogeschockt wird). Hier hat der Autor, dessen Namen ich jetzt nicht nenne, echt ins Fettnäpfchen gegriffen und wird den Ansprüchen des Lesers, also meiner Wenigkeit, überhaupt nicht gerecht. Das war schlecht überlegt und schlecht geschrieben. So bitte nicht.
Aber natürlich können Fehler jedem passieren: auch der Schreiber hat einen schlechten Tag, ist unaufmerksam, der Lektor lässt es durchrutschen … das kann stattfinden. Sollte nicht, aber wo gearbeitet wird, geschehen eben Fehler … können aber minimiert werden. Die Qualitätskontrolle muss also verbessert werden. Das zu tun, ohne die Kosten zu treiben, geht … durch etwas mehr Aufmerksamkeit, schließlich möchte der Autor sein Bestes geben und auch Lektor und Verlag wollen auf ihr Produkt stolz sein können, indem sie nur das Beste an Zutaten verwenden. Der Leser ist sowieso nie zufrieden … aber manchmal beinahe! (Grins!) Flüchtigkeitsfehler müssen also seufzend toleriert werden, Logik-oder Begriffsfehler, die durch etwas mehr Recherche hätten ausgebügelt werden können, nicht. (Etwa, wenn Meteoriten durchs Weltall fliegen ...)
Perry kann also als Person ruhig wieder vorne mitmischen, solange die Darstellungen überzeugend geschrieben und beschrieben werden. Keine unüberlegten Einzelaktionen, dafür eine gemischte Kampftruppe … aber ebenso kann auch mal jemand anders die Kastanien aus der Hölle der Feinde holen … Atlan ist dafür prädestiniert. Manchmal allerdings scheinen die Autoren von heute damit überfordert zu sein, Gruppenhandlungen von mehr als drei Personen zu schildern.(Natürlich war das auch mitunter früher so, Hans Kneifel etwa agierte oft nur mit zwei Handlungsträgern). Hier kann man sich die Einsätze der Planetenabenteuer von HGE als Vorbild nehmen, der es meines Erachtens vorbildlich verstand, Gruppenunternehmen so zu beschreiben, dass alle sechs oder acht Personen genug Text in der Handlung hatten, wohl durchdacht charakterisiert herüberkamen und auch so die Handlung der ganzen Einsatzgruppe überzeugend machten. Auch andere Autoren schafften das. Heute liegt die Fokussierung hingegen gefühlt mehr auf Einzelpersonen. Aber egal, wie Perry nun agiert, persönlich vorneweg oder im Hintergrund, spannende Abenteuer warten weiterhin auf uns, die Leser, hoffentlich aber auch gut vom Expotator und vom Autor durchdacht. (Und bügelt die Begriffsfehler aus).
© 2019 by H. Döring
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