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Fantasie und die Zwienelschale - Wiederholendes Gähnen beim Erkennen alter Zöpfe

1Fantasie und die Zwiebelschale
Wiederholendes Gähnen beim  Erkennen alter Zöpfe

Wie ich schon ein-zweimal betonte, kann der Perry bzw. seine Ideengeber nicht ununterbrochen neue Ideen produzieren, wie der Sense of Wonder, als forderndes Damoklesschwert oben drüber schwebend, es für die Serie fordert.

Man muss sich oft, spiralförmig wiederholend, aus dem eigenen  Erzählfundus der Vergangenheit bedienen, also die Seriengeschichte als Steinbruch nutzen, um die aktuelle Handlung voranzutreiben.

Mit Adorno könnte man also sagen, die  Ideengeber unterliegen dem Problem, die Variation der Phantasie in der Begrenztheit als aestethische Aufgabe zu betrachten. Alte Themen, Erzählstränge oder Personen werden  erneut hervorgeholt, umgeformt und in die neuen Rahmenhandlungen, auch nur marginal mitunter, eingepasst. Personen und Themen, von denen man als Leser dachte, sie würden nun ruhen und der Deckel wäre endgültig drauf, kommen, wenn auch mitunter lediglich  am Rande, wieder zum Vorschein.

Daran ist ja erst mal nichts Schlechtes. Der Leser hat seinen Wiedererkennungseffekt, eventuell sogar leicht verfremdet, wie einen ehemaligen MdI, eingepasst in die aktuellen Geschehen. Der Neuleser kennt sowieso nicht allzuviel der früheren Geschichten; dem kann es also egal sein, wenn der Langleser zu gähnen beginnt, weil er nichts Neues bekommt, wo er Neues erwartet.

Schuld ist nämlich die Zwiebel. Die Zwiebel hilft, sagt ein altes Sprichwort aus der Hausmedizin … und daran kann durchaus etwas Wahres sein, im gewöhnlichen Alltag ebenso wie im Perry. Wenn den Expokrateuren nämlich nichts Neues mehr einfällt, dann hilft die Zwiebel. Ob wir diese nun Mahr oder Voltz verdanken, sei egal, sei dahingestellt.

Aber die kosmischen Strukturen, die vom Einzeller über den mehr oder minder begabten galaktischen Zweibeiner bis hin zu Superintelligenzen reichen, die ganze Galaxiengruppen steuern und darüber hianus, in Materiequellen oder Senken sich verwandelnd über die kosmischen Erfahrungsgrenzen der Erkenntnis des Normalwesens hinausstreben, um schließlich bei den Gegenden hinter den Materiequellen zu landen, wo Atlan auch schon einmal war, sich aber nicht daran erinnert, sind vorgegeben. Dort hausen die Kosmokraten, Chaotarchern usw. Die GANZ hohen Entitäten. Daneben gibt es den gescherten Thez aus der fernsten, weiten Fernzukunft jenseits aller Normalerfahrungen, aber immerhin mit zeitfahrenden Raumschiffen erreichbar, wie Atlan gezeigt hatte in siebenhundert Jahren Eigenzeitflug, erreichbar. Thez, der gleich ein ganzes Universum weggeschert hatte, damit Perry dort weitermachen konnte, wo er vor dem Weltenbrand aufgehört hatte. Und hier haben wir auch gleich das Paradebeispiel für den Zwie(bel)spalt, dem die Ideenmacher unterliegen. Kommen sie mit radikal neuen Ideen wie dem Thez, um das Zwiebelmodell aufzubrechen, so moniert der Standardleser diese Prozesse. Bleiben sie beim alten Eisen wie im aktuellen Zyklus, wo wieder einmal eine SI und eine Materiesenke vorkommen, so ist der Wiedererkennungseffekt sicher groß für den Standardleser, die Phantasie aber eher klein bestückt. Ja, wie nun?. Die SI wird gefangengenommen, die MS will Kalif werden hinter den Materiequellen bzw. hier -Senken, um chaotarchisch sich demnächst hervorzutun (in kosmischen Zeitläufen).Quasi will sie sich hinter sich selbst begeben; eine Angelegenheit, die auch für höhere Enntitäten nicht einfach ist … zumindest nicht im Perryversum. Das verlangt eine ganze Menge an Vitalenergie oder ähnliches Brimborium.

Wir sehen also: es ist nicht weit her mit der Phantasie im Perry. Immer wieder wird die Handlung der Serie  bewusst zurückgeworfen auf das Altbekannte, nur gering variiert wie ein altes Motörhead-Album.Kennt man eins, kennt man auch bereits das nächste … und hört es doch an bzw. liest sich hier doch den Zyklus durch.Manchmal erinnert mich die Serie an den Bolero von Ravel ...die Variation des Standardisierten oder die Standardisierung der Variation.

Die Beschränktheit der Differenzierungen, der Variation in der Erzählkunst der langfristigen Handlung des Zyklus ist also erneut stark restringiert. Mag der Leser das nun oder nicht?

Nun ja, sicher ist diese Frage nicht zu beantworten, denn die Einschätzung hängt ja ab vom jeweiligen Leser. Welchen Anspruch er an die Serie stellt: ob er sie „ernst“ nimmt seit Jahren oder gar begleitend durchs Leben seit Jahrzehnten kritisch aber liebevoll kommentiert oder ob er nur in seine zwei Stunden wöchentlichen Eskapismus abtauchen will.

Mir selbst kam allerdings wirklich das große Gähnen, als nach knapp vierzig Heften langgezogener Geheimnistuerei nur eine weiter SI bzw. M-Senke auftrat. Als Leser hatte ich da mehr erwartet. Vielleicht auf eine Einschränkung der Beschränkung der Variationsbreite der Ideen gehofft, denn wirklich Großes schien sich zunächst vage aber geheimnisvoll anzukünden.

Dann erfolgte die Enttäuschung des Lesers durch den Zusammenbruch der Phantasie-Wellenfunktion auf allzu Bekanntes, Altes. Kein Paradigmenwechsel, keine wirklich neuen Ideen, da hilft auch kein abseitiges Mini-Dyoversum mit natürlich beschränktem Zugang und beschränkten Bewegungsmöglichkeiten. Überhaupt scheint heutzutage, nicht nur der Hyperimpedanz geschuldet, alles weitläufig beschränkt zu sein in seinen Entwicklungsmöglichkeiten, abgesperrt oder eingepfercht. Das scheint als Begriff zum Zeitgeist zu gehören, zumindest der Serie.die freiwillige, erzählte Einschränkung. Wo ist das elaborierte Weiterdenken in absolute Ewigkeiten? Wo ist der frische Aufbruch auch in neue Denkmöglichkeiten oder Ähnliches? Lasst doch mal die Hyperkristalle aufglühen, weil sie zu gut funktionieren,  nicht, weil sie gegen Hyperwiderstände zu schnell ausbrennen … und schafft endlich diese Zwiebel ab … denn so sehr ich Zwiebel mag, ob roh, im Salat oder als Suppe … die Variationsbreite dieses Menüs, dieser  alten, abgelutschten  Idee, ist doch zu beschränkt und so  sollte es endlich abgeschafft werden.Schafft ein Universum, das vor Energie nur so birst, wo ein Zuviel das Problem ist, nicht ein zu beschränktes Zuwenig. Wie … das müssen ja die Ideengeber der Serie entscheiden, nicht ich.

© 2020 by H. Döring

Kommentare  

#1 Yugoth 2020-04-28 07:20
Zitat:
Kommen sie mit radikal neuen Ideen wie dem Thez, um das Zwiebelmodell aufzubrechen, so moniert der Standardleser diese Prozesse.
Da machst du es dir zu einfach. Sorry. Das war doch gar nicht der Grund für die Ablehnung der Handlung. Hier sollte mit dem Presslufthammer nicht nur das Zwiebelschalenmodell erweitert, sondern auch der Serienkanon über Bord geworfen werden. Die aktuellen Macher der Serie verlieren das mal gerne aus den Augen, nur, um kurzweiliges Actionfeuerwerk zu zünden (was hier aber eher ein Kindertischfeuerwerk war, um den Begriff Rohrkrepierer nicht zu benutzen). Dazu kam eine öde Handlung in den Jenzeitigen Landen, die in ihrer Langatmigkeit an die Handlung im Tiefenland erinnerte (kann man im aktuellen Silberband nachlesen). Dieser Murks, der da zusammengeschrieben wurde, war für mich der letzte Sargnagel, um auszusteigen mit #3000. Nach fast 40 Jahren als treuer Leser. War erstmal kalter Entzug, hat wehgetan, aber in der Zwischenzeit, in welcher ich immer mal wieder in die Spoiler reinschaue, eine gute Entscheidung.

Ich habe ein aktuell gutes Beispiel, wie ich mich als Leser in diesem Zyklus gefühlt habe: Die aktuelle Inkarnation von Doctor Who hat ebenfalls mit dem Ende der letzten Staffel alles ad absurdum geführt, was fast 60 Jahre lang Kanon war. So muss es den meisten Whovians gehen wie mir mit dem THEZ-Zyklus.
#2 AARN MUNRO 2020-04-28 08:32
#1:Yugoth:
Ich stimme Dir ja vollständig zu! :lol:
Wollte nur die formulierte Kritik am Thezversum bzw. Thez-Thema, die ich voll teile, ein wenig "abbremsen".Man muss ja aufpassen, was man sagt, und wie man es sagt, um keinen Shitstorm gegen sich auszulösen.
Aber ich bin da ganz bei Dir in deiner Kritik am Thez.So ein Fez! :lol:
Ich blende bei meiner Perry-Wahrnehmung den Thez-Zyklus einfach aus, so! (Realitäts-Verneinung!)
Hat es nicht gegeben ... weitermachen!
#3 Laurin 2020-04-28 19:37
Nun ja, bei der "Zwiebel" tränten mir schon immer die Augen. Und besser wird es wohl nicht mehr werden. :sigh:
#4 Cartwing 2020-04-28 21:44
Ich glaube, Willi Voltz hat damals nicht bedacht, dass er indem er mit dem Zwiebelschalenmodell eine kosmische Hierarchie kreierte, eine Grenze im Serienkosmos gesetzt hat, die irgendwo einen Anfang und ein Ende hat. Und jenseits von diesem Ende gibt es nur ein diffuses Nichts.

Meiner Meinung nach bringt es nichts, diese Thematik immer wieder ins Spiel zu bringen, man kann auch große Geheimnisse in einem kleineren Rahmen präsentieren, deren Lösung nicht weniger spannend sein muss. Der Tradom Zyklus z.B. Da war der große Knalleffekt am Ende die Erkenntnis, dass es sich bei dem mysteriösen Gegner um Menschen aus der Zukunft handelte.
Da brauchte es keine Superintelligenzen oder Materiesenken als großen Background, um mich als Leser zufrieden zu stellen
#5 Yugoth 2020-04-29 09:18
Mein Lieblings Großzyklus ist noch immer Thoregon. Das hat über Jahre richtig Spass gemacht, auch wenn der Tradom-Zyklus eher mäh war. Aber dieser Überbau und die Geschichten mit der SOL, das war meins. Als Einzelzyklus gefiehl mir besonders die Geschichte um die Terminale Kolonne und die Negasphäre. Das hat der Verlag nicht mehr getopt. Egal mit welcher Expokratur.

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