Kurt Mahr: Die Sonnengeister - Perry-Rhodan-Planetenroman Band 139
Kurt Mahr: Die Sonnengeister
Perry-Rhodan-Planetenroman Band 139
Handlung:
Seltsame Vorfälle auf dem von circa 300.000 Terranern bewohnten Pionierplaneten Neuffun beunruhigen die Solare Abwehr: Es kam zu einer Serie von Gewalttaten aus scheinbar nichtigem Anlass, bei denen Menschen sogar gute Freunde erschossen haben. Die Abteilung Psi übernimmt den Fall. Major Yorn Bekker, Leutnant Guy Taitinger, die attraktive Spezialistin Norma Singer und der Roboter Sunik beginnen vor Ort mit ihren Ermittlungen.
Verhöre der Gefangenen bleiben ergebnislos. Diese geben nur scheinbar sinnlose Sätze von sich, was auf Fremdbeeinflussung schließen lässt. Dann erleben die Agenten mit, wie eine Art Nebelwesen in ein Gebäude eindringt. Wenig später kommt ein als friedlich geltender Kolonist heraus und richtet einen Nadelstrahler auf sie. Sunik schießt mit einem Schocker, aber alle sind entsetzt, als der Getroffene nicht etwa betäubt wird, sondern stirbt.
Es stellt sich heraus, dass Suniks spezielle Sensoren die Nebelwesen orten können. Es handelt sich um Ballungen aus psionischer Energie, die offenbar aus dem Leerraum nach Neuffun gelangen. Eine Abwehr erscheint zunächst jedoch unmöglich.
Nibor Terhaan, der Regierungschef, wird von einem Nebelwesen übernommen, als er abends gerade einen sexuellen Übergriff auf Norma Singer versucht. Er erschießt sich zu Normas Erstaunen selbst. Dann lässt sich aber ein Zusammenhang zwischen einem der seltsamen Sätze, die alle Übernommenen sprechen, und einem der vor mehreren Jahren bei einer Expedition zur Sonne Shine verschollenen Philosophen namens Neumann herstellen. Dies führt zu der Theorie, dass die Sonne und Neumann mit den bald Quapax getauften Nebelwesen zusammenhängen. Die Quapax können anscheinend keine Schutzschirme durchdringen, auch lassen sie sich im Röntgenbereich sehr gut erkennen.
Der neue Regierungschef, der Arzt Yehoo Valmar, ist mit einer erneuten Sonnenexpedition einverstanden. Das entsprechende Raumschiff hat seine Schutzschirme aktiviert und steht in ständiger Funkverbindung zu Neuffun. Allerdings sind vorher schon Quapax an Bord gelangt, und diese übernehmen einen Techniker, der die Schirmgeneratoren sabotiert. Alle Anwesenden sind Zeugen, als die Schirme zusammenbrechen, die Menschen von Quapax übernommen werden und mit dem Schiff direkt Kurs auf Shine nehmen, wo sie verschwinden.
Sunik und Bekker entwickeln ihre Theorie weiter. Sie vermuten, dass die Sonne Shine eine Art Intelligenzpotenzial entwickelt hat, und dieses durch die Aufnahme der Bewusstseine Neumanns und seiner Begleiter verstärkt wurde. Jetzt sendet die neue Entität die Quapax aus, um ihren Einflussbereich zu vergrößern. Die Quapax sind keine eigenständigen Lebewesen.
Bei einem Experiment wird Jariel Borr, das erste Quapax-Opfer, längere Zeit hypnotisch sehr glaubhaften Illusionen schrecklicher Erlebnisse ausgesetzt. Er stirbt fast an der Belastung, kann aber so von der Besessenheit befreit werden. Anscheinend können die Quapax mit extremen Angstzuständen nicht fertig werden.
Als dann plötzlich keine Quapax mehr geortet werden können, glaubt die Mehrheit der Siedler, die Gefahr sei vorüber. Daher sprechen sie sich gegen den Plan der SolAb-Agenten aus, Schutzschirme zu errichten. Umso schlimmer ist das Erwachen, als nach einer kurzen Phase sprungartig gefallener Sonnenaktivität eine riesige Menge von Quapax auf Neuffun zufliegt. Diese Quapax sind sehr viel schneller als die letzte Generation. Während es den Agenten gerade noch gelingt, sich mit Yehoo Valmar in ihr Raumschiff zu retten, bricht auf Neuffun das Chaos aus. Zahlreiche Menschen werden von Quapax übernommen und beginnen sofort, auf noch freie Kolonisten zu schießen. Als nach längerer Zeit die Auseinandersetzungen enden, scheint es außerhalb des durch seine Schirme geschützten Schiffes keine freien Menschen mehr zu geben.
Sunik entwickelt eine Quapax-Falle, ein Gerät, das die Nebelwesen anlockt, indem es Bewusstseinsimpulse vortäuscht und dann in einem fünfdimensionalen Schirmfeld einsperrt. Dann geht er auf Erkundung, da die Quapax in ihm keine Bedrohung sehen, und kann eine Gruppe Kinder retten. Anscheinend sehen die Quapax auch diese weder als Feinde noch als Übernahmeopfer an. Unter den Kindern ist zudem Merwina, eine etwas dickere Siedlerin, die zu den wesentlichen Sprechern der Opposition gegen die Vorschläge der Agenten gehört hatte. Alle werden in das Raumschiff der Agenten gebracht.
Die Quapax-Fallen werden mehrfach produziert und erfolgreich eingesetzt. Roboter schützen sie gegen die übernommenen Neuffuner. Mit speziellen Betäubungswaffen werden Übernommene ausgeschaltet, ins Schiff gebracht und auf die gleiche Weise wie Jariel Borr von den Quapax befreit. Während die Zahl der Quapax immer weiter sinkt, suchen Bekker und seine Gefährten nach einem Weg, die Angriffe nachhaltig zu beenden. Dazu soll die Empfindlichkeit der Quapax – und damit vermutlich auch der Sonnenentität – gegen Angstzustände benutzt werden. Schließlich erinnert sich Merwina, die Neumann gut gekannt hatte, dass dieser eine extreme Phobie vor grün schillernden Fliegen hatte. Bekker hofft, dass diese Phobie auf die Sonne Shine übergegangen ist, als sie Neumann übernahm.
Es gelingt, eine große Gruppe von Übernommenen in das Raumschiff BROOMRIDER, das letzte Schiff auf Neuffun, das nicht von Schirmen geschützt ist, zu locken. Da die Steuerung manipuliert wurde, können die Übernommenen nicht wie geplant in Richtung Sonne starten. Dann werden zahlreiche grüne Fliegen freigesetzt. Wie vorgesehen, bricht extreme Panik unter den Besessenen auf. Zudem vernichtet Sunik eine große Gruppe gefangener Quapax, indem er den Schirmdurchmesser einer seiner Fallen extrem vermindert.
Auf dem Höhepunkt der Panik greifen verborgene Roboter an, betäuben die Übernommenen und schaffen sie aus dem Schiff. Damit sind nur noch freie Quapax an Bord. Als dann die Blockade der Steuerung beendet wird, startet die BROOMRIDER Richtung Shine und übermittelt die aufgenommenen extremen Panikgefühle an die Sonne.
In den folgenden Tagen werden alle Übernommenen nach und nach befreit und die Quapax außer Gefecht gesetzt. Neue Quapax kommen nicht mehr von der Sonne. Nach geraumer Zeit erscheint ein Einsiedler, der von einem Quapax übernommen ist. Er spricht mit Neumanns Stimme und gibt seine Kapitulation bekannt. Dann löst sich ein einzigartig großer Quapax von dem Mann und schwebt in die nächste Quapax-Falle. Die Gefahr ist gebannt.
Anmerkung:
Der Roman ist nicht datiert. Die Archiv-CD1 gibt als Handlungsjahr 3453 an.
Kritik:
Für derartige Romane ist Kurt Mahr wie geeignet.Er variiert hier eine Bedrohung von außen nach dem Muster von „Die Fremden aus dem Mikronebel“ ,PLR 029 und „Bomben auf Karson“,PLR 039. Diesmal sind es Hyperquanten, die sogenannten Quapax (eine Akü nach dem Wort „Quantum-packets), die von dem Bewusstsein eines Terraners gesteuert werden.Als „Nebelwesen“ ähneln sie auch den „Gols“, die im Band „Der große Denker von Gol“, PLR 002, ebenfalls von Mahr, auftauchen, und die aus Band 16 der Heftserie entlehnt sind.
Hier ist es wieder das PSI-Team aus drei Mann und einem Roboter, das in der Lage ist, das anstehende Problem zu lösen, indem es die ESP-Prozesse ganz nach Mahrs Vorlieben auf rein wissenschaftliche Tatsachen reduziert und so durch klare Analyse in der Lage ist, die Bedrohung aufzulösen.(Seit der Abteilung III mit Meech Hannigan sind solche Viererteams eine Vorliebe von Mahr. Im Gegensatz zu früher ist aber inzwischen eine Frau dabei und die Aktion ist somit keine reine Männerdomäne mehr).Der seltsame Roboter Sunik, dessen Psi-Generatoren nicht weiter erklärt werden, schafft es durch rein wissenschaftliche Analysen, das Problem aufzulösen, indem er die Quapax-Falle baut.Naturgemäß kann ein solcher Roboter nur in den PLRn auftauchen - und er muss wohl ein Einzelstück bleiben wie Hannigan oder der Paladin- denn der Leser würde sich sofort fragen, warum das Solare Imperium dann nicht Tausende oder Millionen solcher Psiroboter als Soldaten für ein robotisiertes Mutantenkorps oder zumindest als Gruppe von Problemlösern bauen würde, wenn die Technologie der Psi-Generatoren also bereits Allgemeingut wäre.
Da sie das aber offensichtlich nicht ist, muss man wohl ohne weitere Erklärung mit dem einzelnen Roboter Sunik auskommen.Ich glaube, es geht KM auch eher darum, die Psiphänomene von er Nebelwelt es Übersinnlichen hinwegzuheben und sie in einer nicht minder philosophische Denk-Richtung, die zwar später noch unter Rainer Castor weiterverfolgt wurde, aber heutzutage wieder weit weg ist von den aktuellen Erzählungen der Heftserie, weil die Hefte heute eher als Fantasy daherkomme .Nichtsdesdotrotz kann man das Buch durchaus noch einmal lesen. Nachteilig zu erwähnen ist die primitive Machart der körperlichen Gewalt, die Mahr den Infektionen der ersten Siedler zukommen lässt, indem er die Quantenbündel als Auslöser für sinnlose Mordaktionen nutzt.Hier hätte man das Problem der Bedrohung vielleicht eleganter lösen können, aber manchmal muss es eben auch krachen, um die Dinge dem Leser klar vor Augen zu führen.Wenn man also die Beschränktheit der Variation in der Handlungsschiene toleriert, liegt hiermit ein weiteres munteres Abenteuer der Abteilung PSIvor, das durchaus noch frisch in der Handlung ist.Vier von fünf Supernovas würde ich schon vergeben.
Die Sonnengeister
© 2022 by H. Döring