Der Hofnarr ... oder eine alte Bemerkung schlägt Wellen
Der Hofnarr...
...oder eine alte Bemerkung schlägt Wellen
...oder eine alte Bemerkung schlägt Wellen
»Professor Zamorra« ist spätestens seit dem aus der der »Gespenster-Krimi«-Subserie die eigenständige Serie »Geisterjäger John Sinclair« (kommerziell) auf seinen Platz verwiesen worden. Warum wohl sonst wurde »John Sinclair« und nicht der Zamorra auf wöchentliche Erscheinungsweise umgestellt worden, hat mehrere Auflagen durchlebt und wird immer als die Erfolgsserie genannt, ist verfilmt worden, deutlich häufiger vertont worden, wurde zum Jubiläum mit einem Hardcover geehrt...
Auch Äußerungen mehrerer Zamorra-Lektoren, die Serie habe zu verschiedenen kurz vor der Einstellung gestanden, spricht nicht für die These, dass der kommerzielle Erfolg der Romane um den Schlossbesitzer aus dem Loiretal so gewaltig ist oder größer ist als die Serie um den Beamten in Diensten der englischen Polizei.
Ich denke, ich muss diesen Punkt an dieser Stelle nicht weiter vertiefen. Es dürfte jedem klar sein, dass Sinclair erfolgreicher als Zamorra ist. Vom Inhalt, literarischer Qualität oder den Romanen habe ich überhaupt nichts gesagt. Das sollte man auch einmal klar stellen.
Putzig sind die Reaktionen auf diese Bemerkung. Zauberspiegel-User Cartwing ist daran verzweifelt und hat heftig mit mir debattiert. Zamorra-Autor Volker Krämer zitiert im Bastei Forum das Lied »Hofnarr« der Band Subway To Sally und fühlt sich amüsiert. Don Manfredo - das ist Zamorra-Autor Manfred Rückert - empfiehlt, das Gekeife einfach nicht zu lesen.
Gekeife? Ich kann mich nicht erinnern gekeift zu haben. Aber solche Reaktionen amüsieren mich. Ich finde es lustig. Ich hatte wohl mit Fans gerechnet, die mir diese Bemerkung um die Ohren hauen würden. Das ist nichts Außergewöhnliches. Aber die Autoren sollten doch wissen, dass die Verkaufszahlen deutlich hinter Sinclair zurückbleiben.
Befassen wir uns also mal mit dem so umstrittenen Begriff des Hofnarren (nicht zu verwechsel mit dem Narren. Diese Figur hatte Freiheiten, konnte Kritik am Herren üben, den Herren gemahnen, nicht der Sünde zu verfallen. Diese Figur hatte Freiheiten, die ein anderer nicht hatte.
Übertragen wir mal das Bild auf »Professor Zamorra«. Während Jason Dark strikt seiner Erfolgsmasche folgen muss, ja von seinen Lesern heftig attackiert wird, wenn er davon abweicht und somit in enges Korsett gezwängt ist (ich erinnere da an die Leserreaktionen zu »Melinas Mordgespenster, die Jason Dark diesen Roman wegen fehlender Zombies, Vampire und Dämonen um die Ohren hauten)«, konnte der Zamorra sich frei entwickeln.
Zunächst, weil der Zamorra-Redakteur Rellergerd wegen Arbeitsüberlastung als Jason Dark, den jungen Autor W. K. Giesa und seinem Team Rolf Michael und Manfred Weinland machen ließ. Sie konnten den Grundstein zu einer außergewöhnlichen Heftserie legen. Als dann die Redakteure wechselten, stand die Serie als das da was sie ist. Ein Mix aus verschiedenen Genres mit interessanten Figuren und Handlungssträngen. Das musste man einfach übernehmen. An der grundsätzlichen Vielfalt konnte kein Redakteur was ändern. Man konnte nur nachjustieren, wenn die Autoren sich vergaloppiert hatten.
Ich kann mich erinnern, dass A. F. Morland für einen konventionellen Horrorroman innerhalb der Zamorra-Serie verrissen wurde, weil PZ das Experimentierfeld für alles ist. Den Widerspruch, dass auch ein konventioneller Gruselroman in einem Experimentierfeld seine Platz hatte, ging dem jungen, engagierten Rezensenten nicht auf. Aber genau das war und ist der Zamorra: Ein Experimentierfeld von der SF über den Horror bis hin zur Fantasy in allen möglichen Mischungsverhältnissen. Die Serie wäre für Wolfgang Trubschaws Genrekartographierung ein echter Test. Da könnten sich Romane an verschiedensten Längen- und Breitengraden wieder finden.
Jason Dark konnte sich mit Sinclair solche Eskapaden nicht leisten, denn er war das Zugpferd und seine Serie die das Erfolgsmuster des Bastei-Horrorprogramms, das seinerzeit ja noch deutlich umfangreicher war. Aber die Lok zog der Sinclair. Gleichgültig, ob ich Jason Darks Romane mag oder nicht. Er ist immer noch die kommerzielle Zugmaschine im auf zwei Serien geschrumpften Grusel-/Horror-Programm des Verlages. Und solange der Erfolg anhält, braucht Jason Dark nichts zu ändern. Und sollte vielleicht auch nicht mehr...
Der Zamorra entwickelte sich im kommerziellen Schatten des Sinclair zu einem literarischen Experimentierfeld ganz prächtig. Die Autoren nicht nur W. K. Giesa nahmen sich ihre Freiheiten und spielten mit ihren Figuren. Das ermöglichte ihnen der Sinclair. Sie genossen die Freiheit eines Hofnarrens.
Erst dadurch, dass als der Serie »Professor Zamorra« nicht den Focus des festgelegten Erfolgsmusters folgen musste, entstand die Serie auf deren Inhalt Autoren und Fans voller Stolz zurückblicken können.
Und seit dem (vom Autor gewollten) Ende von »Tony Ballard« sind eben Sinclair und Zamorra das Horrorprogramm von Bastei. Wenn der erfolgreichere von Beiden (gleichgültig aus welchen Gründen) über den Jordan geht, geht der Schwächere mit. So erfolgreich ist »Professor Zamorra« nicht, dass er als einzige Horrorserie am Markt bestehen kann. Währen »John Sinclair« sein Pendant nicht braucht, ist es für »Professor Zamorra« sehr wichtig, dass der andere gut läuft.
Daher sollte jeder, der dieses Bild liest, den Gedanken dahinter auch einmal zu Ende denken, bevor man mit den Fingern in die Tastatur hämmert und dahinter eine Beleidigung, etwas Erheiterndes oder gar Gekeife vermutet.
Auch Äußerungen mehrerer Zamorra-Lektoren, die Serie habe zu verschiedenen kurz vor der Einstellung gestanden, spricht nicht für die These, dass der kommerzielle Erfolg der Romane um den Schlossbesitzer aus dem Loiretal so gewaltig ist oder größer ist als die Serie um den Beamten in Diensten der englischen Polizei.
Ich denke, ich muss diesen Punkt an dieser Stelle nicht weiter vertiefen. Es dürfte jedem klar sein, dass Sinclair erfolgreicher als Zamorra ist. Vom Inhalt, literarischer Qualität oder den Romanen habe ich überhaupt nichts gesagt. Das sollte man auch einmal klar stellen.
Putzig sind die Reaktionen auf diese Bemerkung. Zauberspiegel-User Cartwing ist daran verzweifelt und hat heftig mit mir debattiert. Zamorra-Autor Volker Krämer zitiert im Bastei Forum das Lied »Hofnarr« der Band Subway To Sally und fühlt sich amüsiert. Don Manfredo - das ist Zamorra-Autor Manfred Rückert - empfiehlt, das Gekeife einfach nicht zu lesen.
Gekeife? Ich kann mich nicht erinnern gekeift zu haben. Aber solche Reaktionen amüsieren mich. Ich finde es lustig. Ich hatte wohl mit Fans gerechnet, die mir diese Bemerkung um die Ohren hauen würden. Das ist nichts Außergewöhnliches. Aber die Autoren sollten doch wissen, dass die Verkaufszahlen deutlich hinter Sinclair zurückbleiben.
Befassen wir uns also mal mit dem so umstrittenen Begriff des Hofnarren (nicht zu verwechsel mit dem Narren. Diese Figur hatte Freiheiten, konnte Kritik am Herren üben, den Herren gemahnen, nicht der Sünde zu verfallen. Diese Figur hatte Freiheiten, die ein anderer nicht hatte.
Übertragen wir mal das Bild auf »Professor Zamorra«. Während Jason Dark strikt seiner Erfolgsmasche folgen muss, ja von seinen Lesern heftig attackiert wird, wenn er davon abweicht und somit in enges Korsett gezwängt ist (ich erinnere da an die Leserreaktionen zu »Melinas Mordgespenster, die Jason Dark diesen Roman wegen fehlender Zombies, Vampire und Dämonen um die Ohren hauten)«, konnte der Zamorra sich frei entwickeln.
Zunächst, weil der Zamorra-Redakteur Rellergerd wegen Arbeitsüberlastung als Jason Dark, den jungen Autor W. K. Giesa und seinem Team Rolf Michael und Manfred Weinland machen ließ. Sie konnten den Grundstein zu einer außergewöhnlichen Heftserie legen. Als dann die Redakteure wechselten, stand die Serie als das da was sie ist. Ein Mix aus verschiedenen Genres mit interessanten Figuren und Handlungssträngen. Das musste man einfach übernehmen. An der grundsätzlichen Vielfalt konnte kein Redakteur was ändern. Man konnte nur nachjustieren, wenn die Autoren sich vergaloppiert hatten.
Ich kann mich erinnern, dass A. F. Morland für einen konventionellen Horrorroman innerhalb der Zamorra-Serie verrissen wurde, weil PZ das Experimentierfeld für alles ist. Den Widerspruch, dass auch ein konventioneller Gruselroman in einem Experimentierfeld seine Platz hatte, ging dem jungen, engagierten Rezensenten nicht auf. Aber genau das war und ist der Zamorra: Ein Experimentierfeld von der SF über den Horror bis hin zur Fantasy in allen möglichen Mischungsverhältnissen. Die Serie wäre für Wolfgang Trubschaws Genrekartographierung ein echter Test. Da könnten sich Romane an verschiedensten Längen- und Breitengraden wieder finden.
Jason Dark konnte sich mit Sinclair solche Eskapaden nicht leisten, denn er war das Zugpferd und seine Serie die das Erfolgsmuster des Bastei-Horrorprogramms, das seinerzeit ja noch deutlich umfangreicher war. Aber die Lok zog der Sinclair. Gleichgültig, ob ich Jason Darks Romane mag oder nicht. Er ist immer noch die kommerzielle Zugmaschine im auf zwei Serien geschrumpften Grusel-/Horror-Programm des Verlages. Und solange der Erfolg anhält, braucht Jason Dark nichts zu ändern. Und sollte vielleicht auch nicht mehr...
Der Zamorra entwickelte sich im kommerziellen Schatten des Sinclair zu einem literarischen Experimentierfeld ganz prächtig. Die Autoren nicht nur W. K. Giesa nahmen sich ihre Freiheiten und spielten mit ihren Figuren. Das ermöglichte ihnen der Sinclair. Sie genossen die Freiheit eines Hofnarrens.
Erst dadurch, dass als der Serie »Professor Zamorra« nicht den Focus des festgelegten Erfolgsmusters folgen musste, entstand die Serie auf deren Inhalt Autoren und Fans voller Stolz zurückblicken können.
Und seit dem (vom Autor gewollten) Ende von »Tony Ballard« sind eben Sinclair und Zamorra das Horrorprogramm von Bastei. Wenn der erfolgreichere von Beiden (gleichgültig aus welchen Gründen) über den Jordan geht, geht der Schwächere mit. So erfolgreich ist »Professor Zamorra« nicht, dass er als einzige Horrorserie am Markt bestehen kann. Währen »John Sinclair« sein Pendant nicht braucht, ist es für »Professor Zamorra« sehr wichtig, dass der andere gut läuft.
Daher sollte jeder, der dieses Bild liest, den Gedanken dahinter auch einmal zu Ende denken, bevor man mit den Fingern in die Tastatur hämmert und dahinter eine Beleidigung, etwas Erheiterndes oder gar Gekeife vermutet.
Kommentare
Jetzt mußt du mir nur noch sagen wo solche Wohnungen mit den Mieten sind, ich zieh da sofort hin. Wenn ich da bedenke was eine Schrotthütte bei uns kostet, dann werd ich da glatt blass um die Nase (können hier bei mir nur von so billigem Wohnraum träumen).
#43 Michael:
Aha..so denn, ist das wohl dem Bastei-Verlag auch schon schnurtz wenn jemand aus dem Nähkästchen plaudert.
Und: NIEMAND, der ein Heft pro Monat veröffentlicht, ist hauptberuflicher Autor. Diese Leute sagen nur gerne, sie wären es. Ende.
Ich wohne in einem kleinen Dorf in NRW mit 1200 Einwohnern (Kühe und Hunde wurden mitgezählt, glaube ich ). Der nächste Supermarkt ist 7 km entfernt, der nächste Bahnhof 10, das nächste Kino 35 km, die nächste Großstadt (100.000 Einwohner plus ...) ca. 63 km. Nicht zu vergessen, dass die "rege Beteiligung" am dörflichen Leben als Pflicht erachtet wird (= Kirchenbesuche, Wallfahrten, Schützen- oder Fußballverein etc.) und jeder kennt jeden (und redet drüber ...) Dafür wohne ich bei einem privaten Vermieter, der nur vermietet, damit er nicht allein im Haus ist (deshalb so billig). - Laurin: Immer noch interessant für dich?
Ich meine mit den Kühen und Hunden wär ja noch okey, aber Kirchenbesuche und Wallfahrten als Pflicht?
Klingt ja echt so, als wäre bei Dir die Welt noch in Ordnung...
Zitat: Da liegst Du aber vollkommen daneben. Absolut daneben.
Wer sollte schon etwas gegen die Kirche haben? Du bist doch hoffentlich kein ungläubiger Heide, oder?
Zitat: Die alle möglichen Leute sind nicht zufällig junge, hübsche, alleinstehende Frauen in figurbetonenden Rollkragenpullis, Minirock und halterlosen Strümpfen, die in der ortsansässigen Videothek oder Bibliothek arbeiten und zufällig die Tochter vom Bürgermeister, bzw. Sheriff oder die Nichte des Pfarrers sind?
Bin ich ein Phantast?
Sag bloß, Du haust und schreibst auch noch in einem Leuchturm oder einer alten Scheune...?
Zitat: Nein, die "alle möglichen Leute" sind in der Regel das ältere Semster aus der (Alters-)Kategorie "jenseits von Gut & Böse", und die wenigen jüngeren, die die Zeit haben, sich derart zu kümmern, sind längst verheiratet
Zitat:
Nein, es ist ein ganz normales Wohnhaus für 2 Parteien, aber ich habe einen tollen Ausblick über die Äcker und den dahinter liegenden Wald. Sehr inspirierend zum Schreiben!