Chance vertan - Des Professors 1000er-Zyklus
Chance vertan
Des Professors 1000er-Zyklus
Als der Zyklus begann, hatte ich die Hoffnung, dass an dessen Ende eine neue, überschaubare und von Unsinn, Widersprüchen und Paradoxa gesäuberte Spielfläche stehen würde, die eine neue Runde im Kampf des Guten wider dem Bösen eröffnen und mich als Leser reizen würde.
Ja, tun wir einmal so, um eine verschenkte Möglichkeit zu beweinen. Nehmen wir ein Bild aus dem Fußball. 1986 lief Frank Mill (Borussia Dortmund) auf das von Jean Marie Pfaff gehütete Tor von Bayern München zu. Mill umdribbtelte den belgischen Nationaltorwart und hatte nur noch das leere Tor vor sich. Kein Abwehrspieler und kein Torwart bedrängten ihn. Keine Frage, das würde ein Tor sein (der mutmaßliche Dortmunder Siegtreffer).
Mill schoss … und traf den Pfosten. Das Zamorra-Autorenteam hatte nun auch all diese Möglichkeiten, den Zamorra auf die Füße zu stellen und sich von jede Menge inhaltlichem Ballast zu befreien. Aber auch sie trafen eben nun den Pfosten (wenn man wohlmeinend ist, denn man könnte auch sagen, sie hämmerten den Ball auf die Tribüne).
Auch wenn Kolumnist und Rezensent Rudi Bading hier (http://www.zauberspiegel-online.de/index.php/zauberstern-kolumnen-mainmenu-75/rudi-und-zamorra-mainmenu-557/21357-antworten-und-neue-fragen-der-luzifer-zyklus-das-fazit) im Zauberspiegel ein Loblied auf den Zyklus sang, denke ich, dass man das Ergebnis dieses Zyklus auch anders sehen kann. Eben als großen Fehlschuss. Das Zamorra-Autorenteam als ›Frank Mill des Heftromans‹.
Wieso?
Mir ist die Idee eines Mitglieds des aktuellen Autorenteams bekannt, die eine solche Möglichkeit eröffnet hätte, ohne dass es dieser verquasten Lösung mit Julian Peters Traum bedurft hätte (nur weiß ich leider nicht, ob er diese Idee in den Ring geworfen hat, aber es gibt sie).
Und damit ist eben auch klar, es ist keine Idee des ›Zamorra-Autorenfossils‹ Rolf Michael oder eines anderen Alt-Autoren, der heute keine Rolle mehr spielt. Wie gesagt: Der Mann ist aktuelles Mitglied des Teams (und bei den Fans sehr beliebt). Da ich die Essenz der Idee nicht verraten will (mag es doch sein, dass sie noch kommt) werde ich weder die Idee näher ausführen noch den Urheber näher bezeichnen. Somit werde ich oft um den heißen Brei herumreden.
Dieser Autor hat eben diese kernige Idee in petto, die er zwar (mehr oder weniger zum Spaß) für eine andere Serie entwickelt hat, dies ist aber (aufgrund von Schnittmengen beider Serien) problemlos für die die Zamorra-Serie zu adaptieren. Mittels dieses (fast schon simplen) Einfalls, hätte man Professor Zamorra von den Ungereimtheiten, Paradoxen reinigen können, ohne Neue zu schaffen. Die Autoren mit ›Mastermind‹ Susie Picard an der Spitze hätten ein ›Zamorraversum‹ aus dem Ärmel ziehen können, dass einen echten Neustart ermöglichen würde.
Und aus den Gefilden jenseits des Todes hätte man möglicherweise das Lachen Leonardo de Montagnes oder eines anderen alten Bösewichts hören können, denn das schöne an diese Idee ist, man hätte dafür tief in die Serie zurückgreifen können, um das ganze als langgehegten Masterplan erscheinen zu lassen, der schon immer da war. Wie gesagt: Die Idee an sich ist simpel, aber die Einfachheit ist schon immer ein Zeichen von Genialität gewesen.
Damit hätte man all die Irrwege, das Unsinnige, das Widersprüchliche und Paradoxe aus der Serie herauslösen können. Die Autoren hätten sich eine Bühne für ihre Handlung bauen können, die befreit ist. Eben dieses Autorenteam hätte zusammen mit Zamorra eine klar Spielfläche erkunden können und dabei alles so machen können wie es wollen und brauchen. Merlin hätte wieder da sein können (und er würde wahrscheinlich auch gebraucht werden). Asmodis könnte auf seinem angestammten Thron sitzen, London wäre mglw. unbeschadet, Luzifer wieder hinter der Flammenwand oder die Schöpferwesen nur die wirre Idee eines Propheten … (Das ist nur eine subjektive Auswahl der Eckpfeiler der Serie, es könnten auch ganz andere sein. Man könnte die Serie komplett neu abmischen. Das macht die Idee des Autors so kernig).
Das Gute dabei ist: Nicole würde nicht träumen müssen (Julian schon gar nicht) und Zamorra müsste nicht aus der Dusche kommen, um dahin zu kommen. Also keine ›Dallas-Lösung‹ Kein Autor müsste sich der Lächerlichkeit preisgeben bzw. kein Leser sich verarscht fühlen. Eine sogenannte ›Win-Win-Situation‹. Es hätte so großartig sein können.
Stattdessen hat man aber eine Tradition der Serie fortgesetzt, die schon seit dem 300er-Zyklus in der Serie gepflegt wird. Ein Zyklus fängt großartig an und zum Abschluss versaut man ihn, weil die Erwartunghaltungen der Leser nicht erfüllt werden konnten, bzw. die Autoren merken, dass sie den aufgebauten Geheimnissen eben doch keinen entsprechenden Abschluss geben können. Es ist eben einfacher, ein Geheimnis aufzubauen, denn es wirklich überzeugend aufzulösen.
Das Brand’sche Dilemma – eben. Nur flog die Brand’sche »Point of« dann weiter zum nächsten Planeten, um den nächsten Rätsel nachzuspüren, aber beim Zamorra ist die Welt der Romane (das sogenannte ›Zamorraversum‹) 1000 Romane alt und die alten Auflösungen schwingen mit. Und statt mit diesen Altlasten nun aufzuräumen, träumte nun Julian Peters das ganze zu einem Zeitpunkt direkt vor den Zyklus zurück (und schon hat Rudi Bading in seiner Rezension zur Nr. 1010 einen ersten Widerspruch entdeckt) … Was für ein Abschluss … Grausam. Passend zur Serie möchte man ausrufen: Eine verschenkte Möglichkeit mehr.
Das von Jürgen ›Dan Shocker‹ Grasmück einst formulierte ›Grasmück’sche Prinzip‹ besagt, dass man den Helden in eine ausweglose Situation bringen soll und dann zusehen muss, wie er aus dieser Klemme rauskommt. Grundsätzlich haben die Zamorra-Autoren dieses Prinzip umgesetzt, aber … Aber wie?
Es gab nicht nur die Lösung des ungenannten Zamorra-Autors. Es hätten sich viele Auflösungen angeboten, die endlich einmal mit Personal aufräumt, Paradoxa aus der Serie nimmt und neue klar definierte Handlungen ermöglichen, zumal sich da ja auch so einige Dinge am Horizont abzeichnen. Dafür kann man ja mal mit Alterhergebrachtem aufräumen bzw. Tabula rasa machen …
Nun gut, mich erreicht die Serie wohl nicht mehr. Aber …
… und damit wären wir wieder am Anfang. Es ist ohnehin egal, was die Autoren im Zyklus anstellen. Die Gesamtsituation des Heftromans ist so schlecht, dass der Kampf schon lange verloren ist.
Daher ist es auch egal, ob man den Autoren der Serie ein aufmunterndes „Weiter so!“ zuruft oder ihnen sagt, sie machen alles verkehrt. Das ändert nichts mehr und ist wie das Pfeifen im Walde. Das Ende ist nah und es kommt immer näher. Daher war das nichts weiter als ein akademischer Leitartikel.
Kommentare
Zamorra ist jedenfalls zur Zeit wesentlich besser, als PR.
Weil weder langweilig noch triefend vor Schmalz, noch müssen Idiotinnen wie Mondra, Sarmotte oder irgendwelche dämlichen Solare Premiers für die Frauenquote und das noch dämlichere Genderstreaming herhalten, und Neger wird auch noch gesagt bei MX-finde ich gut!
Davon ab das es der 12.743 Artikel war, der nur sagt "Heftroman tot - die Autoren machen es falsch" finde ich die Kommentare von Waldo doch ziemlich peinlich.
Just my two cents...
Ansonsten fallen die Artikel doch recht häufig unter den Bereich Eunuch...sie wissen wie man es macht.
Aber Du kannst uns gern in einem Artikel belegen, dass das Heft abseits von PR (auch wenns zum Leidwesen von Schäffer ist) noch lebt. Fühl Dich also aufgerufen.
Und Waldo darf peinlich sein. Er schreibt Glossen.
Das Thema ist hier bis zum Ende toddiskutiert worden, ich winke dankend ab.
Und zur Glosse: Satire okay, funktioniert aber nur wenn sie gut ist. Diese ist nur platt und anmaßend. Die Kommentare toppen sie aber um ein Weites.
Tja. Ich habe ja anderen Ortes schon die Pornoheftreihe "Shadows of Love" von Bastei erwähnt, die seit Anfang November alle vier Wochen im Kielwasser von "Shades of Grey" segelt.
Und da sah ich doch gestern ein paar tot geglaubte Bekannte wieder. Der Landser ist wirklich unverwüstlich - jetzt wieder da als "Weltkrieg" in fast der gleichen Optik wie früher. Nicht ganz, denn der ehemalige Großband heißt jetzt Doppelband und kommt in Grün daher.
Verlegt wird das Ganze übrigens in der Schweiz ... aber nicht bei Unitall.
Es gibt also anscheinend doch wenigstens zwei Verlage, die den Schuß noch nicht gehört haben.
Dass Gerhard Schäffer seinem Anliegen mit seinen Auftritten keinen Gefallen tut, das steht mal auf einem anderen Blatt. "Ende der Durchsage."