Pure Schikane - »Biloxi Blues«
Den Auftakt der Trilogie machte im Dezember 1982 das Stück „Brighton Beach Memoirs“, das sich mit der Pubertät der Hauptfigur Eugene Jerome beschäftigt, der zur Zeit der großen Depression in Brighton Beach im New Yorker Stadtteil Brooklyn sein sexuelles Erwachen erlebt und nach seiner Identität sucht. Die Figur trägt semi-autobiografische Züge Neil Simons, und durchlebt in den Fortsetzungen „Biloxi Blues“ und „Broadway Familie“ noch die Militärzeit und die ersten Jahre als Komödienautor vor dem Hintergrund familiärer Probleme. In den ersten beiden Bühnenstücken gehörte Matthew Broderick („Ferris macht blau“) in New York zur Erstbesetzung, und auch in der filmischen Adaption des zweiten Teils, „Biloxi Blues“, schlüpfte er 1987 wieder in die Rolle von Neil Simons Alter Ego, dem Titelhelden der so genannten „Eugene-Trilogie“ des Pulitzer-Preisträgers.
1945 ist der Zweite Weltkrieg noch in vollem Gange, als eine weitere Gruppe junger US-amerikanischer Soldaten in ein Grundausbildungscamp nach Biloxi im Bundesstaat Mississippi geschickt wird, wo sie den militärischen Drill für den Einsatz an der Front beigebracht bekommen sollen. Unter Sergeant Toomey (Christopher Walken) ist dieses Camp wahrlich kein Zuckerschlecken. Das bekommen insbesondere die beiden intellektuellen jüdischen Außenseiter Eugene Jerome (Matthew Broderick) und Arnold Epstein (Corey Parker) zu spüren, die der Sergeant direkt auf dem Kieker hat. Er lässt deren ironische Kommentare und bitter-wahren Einsichten verpuffen, indem er sie auf die Alpha-Männchen des Trupps kanalisiert und den beiden damit erbitterte Feinde einbringt. Joseph Wykowski (Matt Mulhern) und Roy Selridge (Markus Flanagan) sind stupide Muskelprotze, die dank Sergeant Toomey unter den Unzulänglichkeiten von Jerome und Epstein zu leiden haben und diese deswegen bald abgrundtief hassen. Doch Jerome hat auch eine beschwichtigende Ader und ein Talent für pointierte Alltagsbeobachtungen, mit denen er im Camp bei seinen Kameraden auch wieder einiges wettmachen kann. Bei einem Wochenendausflug wollen die Jungs endlich mal wieder auf Frauen treffen. Jerome hat das Glück, dabei sowohl eine fürs Bett (Park Overall) als auch eine fürs Herz (Penelope Ann Miller) zu finden.
Komödien über das Militär oder den Krieg sollte man stets mit einer gesunden Portion Skepsis begegnen. „Biloxi Blues“ allerdings ist weit entfernt von simplem Drill-Slapstick oder undifferenzierter Schwarz-Weiß-Zeichnung. Stattdessen setzt Neil Simon auch hier sein Talent für subtile Zwischentöne und genaue Charakterisierungen ein, was diese Verfilmung seines Bühnenstücks zu einem gehaltvollen Genuss macht. Trefflich besetzt, entspinnt sich im Verlauf der Handlung ein interessantes Konstrukt aus wechselseitigen Abhängigkeiten, das dem Stoff Tiefgang verleiht und den Zuschauer kurzweilig zu unterhalten versteht. Die BluRay-Erstveröffentlichung präsentiert den Film in einem sehr überzeugenden Bild (im Widescreen-Format 2,35:1) und mit angemessenem Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0, optional mit deutschen Untertiteln). Als einzige Extras gibt es den englischen Original-Kinotrailer zum Film sowie den deutschen BluRay-Trailer. Es wäre toll, wenn sich VOCOMO Movies dazu entschließen könnte, auch die beiden anderen Teile der Trilogie hierzulande noch auf DVD oder BluRay auszuwerten!