Vorbild aller Affenmenschen - »Johnny Weissmüller Tarzan Collection«
Vorbild aller Affenmenschen
»Johnny Weissmüller Tarzan Collection«
Weissmuller, dessen Geburtsname Peter Johann Weissmüller war, und der 1904 in einem Teil Österreich-Ungarns (im heutigen Rumänien) zur Welt kam, war schon Ende der 1920er Jahre leichtbekleidet in Hollywood vor Kameras gestanden. Als er 1932 von MGM aber für die Titelrolle in „Tarzan, der Affenmensch“ auserkoren wurde, schoss die Popularität des Schwimmchampions in ungeahnte Höhen. Der Erfolg beim Publikum und den Kritikern initiierte eine ganze Serie zumeist nicht minder erfolgreicher Abenteuerfilme um die Figuren aus dem Roman von Edgar Rice Burroughs, bis das Major-Studio die Rechte 1942 an Sol Lesser abtrat, der mit Johnny Weissmuller als Tarzan bis 1948 noch sechs weitere Filme realisierte und die Reihe anschließend zunächst mit Lex Barker und dann mit Gordon Scott fortsetzte.
„Tarzan, der Affenmensch“ ist sicherlich mit Abstand die beste Tarzan-Verfilmung, zumal W.S. Van Dykes Film aus dem Jahr 1932 einige Standards festlegte, die bei fast allen folgenden Filmversionen Verwendung fanden. Johnny Weissmuller war der erste, der den Tarzan-Schrei erklingen ließ – und ist im ersten Drittel des Films noch überhaupt nicht zu sehen. Zunächst konzentriert sich die Handlung nämlich auf Jane Parker (Maureen O’Sullivan), die ihrem britischen Vater nach Afrika hinterhergereist ist. James Parker (Sir C. Aubrey Smith) ist zusammen mit seinem Assistenten Harry Holt (Neil Hamilton) auf der Suche nach einem legendären Elefantenfriedhof, über den sich die Eingeborenen jedoch konsequent ausschweigen. Sollte er ihn entdecken, könnte er das dort liegende Elfenbein vermutlich für rund eine Million Pfund in die ganze Welt verkaufen. Jane schließt sich der gefährlichen Expedition ihres Vaters an und wird unterwegs von einem Affenmenschen (Johnny Weissmuller) gekidnapped, der sich in die hübsche Frau verliebt und sie vor den wilden Tieren des Urwalds beschützt. Währenddessen machen sich Parker und Holt große Sorgen und wollen den Wilden unbedingt zur Strecke bringen.
Der Originalfilm ist zwar sichtbar im Studio entstanden, zumal die Darsteller häufiger vor Rückprojektionen mit Aufnahmen aus Afrika agieren und Hintergründe mit Matte Paintings ergänzt wurden. Dennoch wirkt er selten billig, auch wenn sich die Tricktechnologie in den Folgejahren schnell weiterentwickelte. Neben echten Schimpansen agieren hier auch Menschen in Affenkostümen, und dennoch gibt es überaus packend inszenierte Sequenzen, wie beispielsweise der Nilpferdangriff bei der Überquerung des Flusses. Tarzan ist hier noch ein wortkarger Held, der in Weissmullers Interpretation durch eine Wildheit im Blick gefällt. Auch der „Ich Tarzan, Du Jane“-Dialog dieses Films sollte in die Geschichte eingehen. „Tarzans Vergeltung“ knüpfte zwei Jahre später nahtlos an den ersten Film an und bietet insgesamt mehr Action und Spannung, insbesondere durch einige unterhaltsame Tierdressuren und eine erstaunliche Krokodilkampfszene, die in einigen weiteren Filmen der Reihe recycelt werden sollte. Auch eine Nacktbadeszene Maureen O’Sullivans sowie für die Filmserie ungewöhnliche Härten zeichnen den von Cedric Gibbons inszenierten Film aus.
Die nachfolgenden vier Filme, die mit Weissmuller noch für MGM entstanden, nahmen immer stärker Seriencharakter an. Schon die Handlung von „Tarzans Rache“ ist ziemlich an den Haaren herbeigezogen, da hier Janes Cousine (Benita Hume) und Cousin (William Henry) aus England anreisen, um die Verschollene in ihr Heimatland zurückzuholen, wo sie ein Erbe antreten soll. Expeditionsleiter Fry (John Buckler) will dabei auch gleich noch Tarzan gefangen nehmen, um ihn einem Eingeborenenstamm auszuliefern, der froh wäre, wenn der König des Dschungels beseitigt wäre. In „Tarzan und sein Sohn“ wird Boy (Johnny Sheffield) ins Tarzan-Universum eingeführt, als ein Flugzeug über dem Dschungel abstürzt und sich Tarzan und Jane schließlich um das überlebende Baby kümmern und es wie ihr eigenes Kind großziehen. In „Tarzans geheimer Schatz“ entdeckt Boy beim Tauchen Goldmünzen, auf die es dann eine Gruppe weißer Forscher abgesehen hat. Bei vielen Fans am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben ist sicherlich der letzte Weissmuller-MGM-Film „Tarzans Abenteuer in New York“, in dem der Überlebenskünstler zur Abwechslung mal mit dem Großstadtdschungel zurechtkommen muss.
Noch im selben Jahr übernahm Sol Lesser von RKO Pictures die Rechte an Edgar Rice Burroughs‘ Figur und produzierte 1942 mit „Tarzans Triumph“ einen weiteren Tarzan-Film mit Johnny Weissmuller. Ein deutliches Produkt seiner Zeit (Zweiter Weltkrieg), bekommt es der Held im Lendenschurz hier mit einer Gruppe finsterer Nazis zu tun – wie später dann auch Abenteuerheld Indiana Jones. Maureen O’Sullivan war ab diesem Film nicht mehr als Tarzans Partnerin mit von der Partie, weswegen die Gespielinnen der Titelfigur in den RKO-Filmen zunächst variierten. Weiter ging es mit fast jährlich einem Film. Auf „Tarzan, Bezwinger der Wüste“ (ebenfalls eine Nazi-Geschichte, die zur Abwechslung mal in der Wüste Sahara angesiedelt ist) folgten „Tarzan und die Amazonen“ (in dem Brenda Joyce erstmals in die Jane-Rolle schlüpfte und Boy von einem Amazonenstamm in der Dschungelstadt Palmyria zum Tode verurteilt wird) sowie „Tarzan und das Leopardenweib“, die die Genrestandards nur unwesentlich variierten. Nach dem Krieg entstanden mit „Tarzan wird gejagt“ (bei dem es um skrupellose Tierhändler geht) und „Tarzan in Gefahr“ (in dem Tarzan selbst in die Fänge eines zwielichtigen Priesters gerät und hingerichtet werden soll) die beiden letzten Weissmuller-Tarzan-Filme, in denen der mittlerweile bereits 43jährige Ex-Schwimmer deutlich an Gewicht zugelegt hatte und der männliche Sex-Appeal eher vom mittlerweile zum Mann gereiften Johnny Sheffield ausgehen sollte.
Die DVD-Erstveröffentlichung sämtlicher zwölf Weissmuller-Tarzan-Filme in einer Box präsentiert jeweils zwei Filme auf einer DVD und setzt sich somit aus sechs DVDs zusammen. Das Bild (im schwarz-weißen Vollbildformat 4:3) ist weitgehend okay, wurde aber nicht restauriert und weißt deswegen etliche Verunreinigungen und Alterserscheinungen auf. Der Ton (jeweils Deutsch und Englisch in Dolby Digital 1.0 respektive 2.0, optional mit deutschen und englischen Untertiteln) ist für das Alter der Filme ebenfalls soweit in Ordnung. Bei einigen Filmen sind im Laufe der Jahre verschiedene deutsche Synchronfassungen produziert worden. Hier ist jeweils nur eine deutsche Version aufgespielt, in der Regel handelt es sich dabei um die älteren Kinosynchronisationen, in denen Ernst Wilhelm Borchert für Weissmuller sprach. Die TV-Synchronisationen mit Wolfgang Pampel als Sprecher sind bis auf eine Ausnahme ("Tarzans geheimer Schatz") nicht enthalten. Bei „Tarzans Vergeltung“ handelt es sich wohl um eine künstlich auf alt getrimmte DVD-Neusynchronisation, denn diese deutsche Fassung entspricht weder der Kinosynchronisation von 1953 noch der TV-Neusynchronisation aus dem Jahr 1981. Auch auf die Beigabe von Bonusmaterial hat man bei der Box komplett verzichtet.,