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Eine Frage des Stils - Januar 2015

Auf eine Mail mit Uschi ZietschEine Frage des Stils

Ist es für einen Autoren wichtig, unverwechselbar zu schreiben? Wie sieht das bei Bestseller-Autoren aus?

Schreiben sie besonders ungewöhnlich oder eher absichtlich gewöhnlich, um eine möglichst breite Masse zu erreichen?

Ich frage Uschi Zietsch heute, wie bedeutsam „die Stimme des Autoren“ ist und wo Kompromisse erforderlich sind.


Andreas
: Vor einigen Jahren, ich schrieb gerade in Bewunderung für Stephen King zusammen mit einem sehr guten Freund einen Horror-Roman, da riet mir meine damalige Freundin, ich solle meine „eigene Stimme“ finden. Dazu solle ich neben King auch andere Autoren kopieren, um auf diesem Weg mich zu finden. Was macht diese eigene Stimme aus?
Uschi: 
Kopieren möchte ich jetzt gar nicht sagen, ich sehe das eher wie du, dass man in Bewunderung versucht, ähnlich gelungen zu schreiben. Oder eben „nacheifert“, und es stimmt auch, dass man mit diesem „Herumprobieren“ seinen eigenen Stil (ich nehme an, das ist mit „eigene Stimme“ gemeint), den man in Grundzügen schon hat, weiterzuentwickeln. Es ist wichtig und richtig, dass man verschiedene Stilrichtungen intensiv betrachtet, um herauszufinden, welche Erzählweise einem mehr liegt, und dass man durchaus auch ausprobieren kann, „so“ zu schreiben. Mit der Zeit, je mehr und regelmäßiger man schreibt, legen sich die Unsicherheiten und man schreibt stringenter, ohne dass es zu Brüchen kommt. Es hat sowieso jedes Genre seine eigene Erzählweise und damit auch unterschiedlich schreibende Schriftsteller. Durch viel lesen kann man erkennen, worauf es ankommt, und durch Fingerübungen findet man den Weg, gefällige Formulierungen zu entwickeln und seinen eigenen Stil zu festigen.

Andreas: Ist in der heutigen Zeit, in der Bestseller immer dominanter werden, eine eigene Stimme noch wichtig? Oder ist da eher Konsens gefragt, quasi die Stimme des Mainstream?
Uschi: Oh, gerade Bestsellerautoren, die Literaten sind, schreiben ja eben aus der Masse herausragend. Bestseller bedeutet nicht „Einheitsbrei“, der kommt eher in dem nachfolgenden Mainstream raus, wenn die Verlage von ihren Hausautoren „auch so was“ haben wollen, was sich gerade gut verkauft. Diese Titel laufen dann zum Teil auch gut und werden ab einer bestimmten Verkaufsmenge auch als Bestseller tituliert, werden aber nur selten so herausragend sein wie eben diejenigen Bestseller ganz oben an der Spitze, deren Autoren sich verkaufen, nicht die Bücher aufgrund ihres Inhalts oder Genres.
Als Auftragsautor muss man natürlich gefällig schreiben, also da gibt es immer gewisse Abstriche in Erzählweise und Inhalt, doch bei dem „ganz eigenen Werk“, in das man sein Herzblut steckt, sollte man seiner eigenen Linie ausschließlich treu bleiben und Kompromisse nur in dem Maße eingehen, insofern sie den Roman verbessern. Hier ist ein gutes Vertrauensverhältnis zum Lektor sehr wichtig, der das Manuskript nicht durch den Fleischwolf dreht, sondern bei der Bearbeitung dessen Individualität bewahrt, aber dem Autor auf die Finger klopft, wenn er übers Ziel hinausschießt. Denn auch – und gerade – das Herzblut sollen ja viele Leser finden.

Kommentare  

#1 RoM 2015-01-18 18:59
Dia dhuit, Andreas.
Machen ist wohl das ausschlaggebende Momentum, um hinter die Stärke der eigenen Sätze zu kommen. Fans werkeln da ganz gern in Nachahmungen, wobei ich denke, daß der Enthusiasmus für ein Genre einem mehr versprechen kann, als der für nur einen bestimmten Kopf.

Die duplizierbare Einheitspaste, als die maßgebliche Denker bei a-Zone die Ware "Buch" gerne verhökern wollen würden (in den Allmachtsträumen ihres Vordenkers), würde wohl ähnliche Eigenschaften wie dehydriertes Wasser vorweisen können...

bonté
#2 RoM 2015-01-18 19:06
Dia dhuit, Andreas.
Machen ist wohl das ausschlaggebende Momentum, um hinter die Stärke der eigenen Sätze zu kommen. Fans werkeln da ganz gern in Nachahmungen, wobei ich denke, daß der Enthusiasmus für ein Genre einem mehr versprechen kann, als derr für nur einen bestimmten Kopf.

bonté

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