Lindberg, Richard - Heartland Serial Killers
Heartland Serial Killers
von Richard Lindberg
Dies markierte den Anfang vom Ende der "Karriere" von Johann Hoch. Zwar gelang es ihm, besagte Schwester (nach einer vorherigen) Eheschließung noch um eine nicht unerhebliche Geldsumme zu bringen, bevor er sich aus dem Staub machte, er ließ Amelia jedoch am Leben - aus Hochs Sicht ein nicht wieder gut zu machender Fehler. Allerdings hatte er keine andere Wahl: Der Sohn einer anderen Schwester hatte heraus gefunden, dass Hoch bereits ein Ehefrau in Deutschland besaß, mit der er Kinder hatte.
Als Amelia feststellte, dass Hoch sich klammheimlich aus dem Staub gemacht hatte, ging sie zur Polizei. Die ließ die Leiche der armen Marie exhumieren und untersuchen. Bald darauf stand fest, dass diese tatsächlich von Hoch ermordet worden war - man fand Gift im Leichnam.
Johann Hoch, ein in Deutschland geborener namens Schmidt, war in die USA ausgewandert und hatte dort entdeckt, wie leicht man zum einen an Frauen heran kam, die einen nur zu gerne heirateten und bereitwillig ihm all ihr Geld übergaben, und wie leicht es zum anderen war, (damals) in den USA seine Identität zu wechseln und einfach spurlos zu verschwinden (wer sich hierfür näher interessiert, dem sei das Interview mit dem Autor des Buches empfohlen, Richard Lindberg).
Johann Hoch ist eine der beiden Hauptpersonen in diesem Buch, Belle Gunness die zweite.
Belle Gunness, eine aus Norwegen stammende Auswanderin, wurde 1859 geboren - und war damit drei Jahre älter als Hoch - und lebte seit 1881 in den USA. Auf ihr "Konto" gehen etwa 40 bis 50 Morde, wieviele Männer sie genau auf dem Gewissen hat, weiß man nicht, zu jener Zeit gab es in den USA weder Melderegister noch erzeugte es viel Aufsehen, wenn ein Mann (bevorzugt Alleinstehend oder Handlungsreisende) spurlos verschwanden.
Richard Lindberg lebt in Chicago und nimmt sich in seinen Büchern immer wieder Themen um jene Region an. Es sind eine ganze Reihe spannender und interessanter Bücher entstanden - dieses hier interessierte mich im Besonderen.
Das Buch schafft es erfreulich gut, einen Spagaht zwischen spannender Unterhaltung samt einem angenehmen gruseligen Schauer, der einem den Rücken hinunterläuft und der Vermittlung von historischen Informationen und Fakten zu schaffen.
Für mich - und wer mich kennt weiß, dass das wirklich was heißen will - sind es fast schon zu viel Fakten gewesen. Zweifellos gut recherchiert und immer in Beziehung zum eigentlich Erzählten, fand ich doch, dass mich beispielsweise die Historie der norwegischen Region, aus der Belle Gunness stammte, in diesem Fall nicht so wirklich interessierte.
Wirklich irritierend fand ich die Tatsache, dass Lindberg sich dazu entschieden hatte, in seinen Berichten über die beiden berühmt-berüchtigten Serienkillern mit jedem Kapitel auch die Hauptperson zu wechseln. So musste man, wenn man einen "Fall" durchgängig verfolgen wollte, zwischen den Kapiteln hin- und herblättern. Ich empfand dies als das einzige wirkliche Manko dieses Buches, das ansonsten einfach hervorragend ist.
Es gibt ja eine "Szene" von Menschen, die sich besonders für Serienkiller, die Taten und Opfer sowie die Wege und Formen der Entdeckung interessieren, denen sei dieses Buch wirklich wärmstens ans Herz gelegt.
Und wenn man sich einfach mal nicht davon unterhalten lassen will, dass ein CSI mit modernsten Profiler- und Forensikmethoden den Fall lösen, sondern sich (siehe oben) ein bisschen viktorianisch-historisch-kriminell gruseln will, dann sei es ebenfalls angediehen.
Allerdings (!) liegt es derzeit lediglich auf Englisch vor. Einen deutschen Verlag hierfür zu finden, dürfte Richard Lindberg eher schwer fallen.
Allerdings weißt er darauf hin, dass es gerade auch für Deutsche durchaus interessant sein dürfte, sich filmisch des Johann Hoch (nein, Schmidt, sein Geburtsname war ja Johann Schmidt) anzunehmen.
Ich selbst werde bestimmt wieder zu einem Buch von Richard Lindberg greifen, es hat sich gelohnt.
Daten zum Buch