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Die Leihbuch-Ära: Die Verlage - DER PAUL FELDMANN VERLAG

Die Leihbuch-ÄraDER PAUL FELDMANN VERLAG

1950 gründete Paul Feldmann, ursprünglicher Beruf Schuster, den Paul Feldmann Verlag als OHG in Marl, der unter der Adresse Ovelheider Weg 9-11, 437 Marl 2, firmierte.

Der Verlag zählte neben dem Hermann Borgsmüller Verlag in Münster, dem Bewin Verlag in Menden oder dem Gebrüder Zimmermann Verlag in Balve zu den größten Leihbuchverlagen im deutschsprachigen Raum.


Zudem war der Paul Feldmann Verlag der Verlag, der die meisten Titel veröffentlichte. Zwölf Leihbuchtitel erschienen nach der Etablierung des Verlages im Monat. Hinzu kamen nach der Übernahme des "Zwei Schwalben-Verlages" vier weitere monatliche Titel.

Bis zur Aufgabe des Verlages Mitte der 1970er-Jahre brachte es der Paul Feldmann Verlag auf über 2.000 veröffentlichte Titel. Der Hauptfokus lag dabei auf Frauen-, Kriminal- und Westernromanen.

Weltbrand vom SiriusAb und zu erschienen im Paul Feldmann Verlag aber auch vereinzelt ein paar SF-Romane wie z. B. "ALPHA CENTAURI" (Verlagsnummer 77), "SUBSTANZEN DER GALAXIS" (Verlagsnummer 137) oder "WELTBRAND VOM SIRIUS" (Verlagsnummer 194) von BERT ANDREW sowie Abenteuer- oder Piratenromane wie "DIE SPELUNKE VON JAMAIKA" (Verlagsnummer 486) und "BEFEHL UND GEWISSEN" (Verlagsnummer 495) von HERBERT ANDRÉ oder "UNTER PIRATEN UND LANDHAIEN" (Verlagsnummer 439) oder "DIE PIRATEN DES JENA BAYROS" (Verlagsnummer 449) von KLAAS KRÖGER.

Hinter den Pseudnoymen BERT ANDREW verbirgt sich der Autor HERBERT ANDRÉ, der unter seinem Realnamen neben Abenteuer- auch Westernromane für den Paul Feldmann Verlag geschrieben hat.

Für den Paul Feldmann Verlag schrieb u. a. der Autor HANS JOACHIM VON KOBLINSKI, der u. a. die Pseudonyme JIM KELLOG, JOHN FLETCHER, JOE McBROWN oder H. J. WAYNE im Bereich des Kriminalromans, BERT ANDREAS im Bereich des Frauenromans oder J. H. WAYNE im Bereich des Westernromans verwendete.

Ein Sarg für einen G-ManWeitere Autoren des Verlages, um nur einige zu nennen, waren u. a.

WALTER ARNOLD, der unter DON BLEEKER oder HENRY C. SCOTT Kriminalromane verfasste,

GÜNTHER BAJOG, der unter JACK MORRIS, JIM JACKSON oder WILLIAM O'CONNOR Westernromane schrieb,

HEINZ JOSEF STAMMEL, der unter ROBERT S. FIELD und ROBERT ULLMANN Westernromane schrieb,

sowie UWE HANS WILKEN, der unter U. H. Wilken ebenfalls sehr erfolgreich Westernromane verfasste und Anfang der 1970er-Jahre in Zeitungen wie "Das Hamburger Abendblatt" oder der "WAZ" (der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung") als zweiter Karl May gehandelt wurde.

Im Bereich des Kriminalromans gab es "Buchserien" wie z. B. "DIE GEISTERBRIGADE", "G-MAN ROCK MAXIM", FBI-Agent "RON KIMBLE", "SCOTLAND YARD NO. 1212", "POLIZEIREVIER 55" oder Kriminalromane mit dem Privatdetektiv "PAUL DRUMMOND", die von verschiedenen Autoren unter diversen Pseudonymen verfasst wurden und qualitativ sehr voneinander abwichen.

Der MarshallIm Bereich des Westernromans schrieb u. a. der bekannte Westernautor UWE HANS WILKEN einige Romane um den Revolverhelden "CHEYENNE", die sehr spannend und ausgezeichnet geschrieben waren, sodass Wilken nicht ohne Grund aus der Masse der Leihbuch- und Western-Autoren hervorstach.

1957 übernahm HANS JOACHIM VON KOBLINSKI neben seiner Arbeit als Autor auch die Lektoratsarbeit für den Paul Feldmann Verlag und war auch für die Covergestaltung im Kriminal- und Frauenromanbereich zuständig.

1963 versuchte der Paul Feldmann Verlag mit der eigenen Taschenbuchreihe "PFV KRIMINALROMAN" auf den beginnenden Taschenbuch-Boom in Westdeutschland aufzuspringen, was aber misslang, sodass diese Reihe schnell wieder vom Markt verschwand.

Der Paul Feldmann Verlag scheint, wie einige andere Verlage, in der Branche und bei seinen "Kollegen" einen schlechten Ruf genossen zu haben, weil er sich nicht an Absprachen zwischen den Verlagen hielt. Darin wurde u. a. genau festgelegt, wie viele Titel pro Monat ein Verlag herausbringen konnte, um nicht den Absatz zu gefährden.

Paul Feldmann hielt sich allerdings nicht daran, sondern warf monatlich 12 bis 16 Titel auf den Markt, um so das schnelle Geld zu machen, was sich mit den Jahren zusehenst rächte.

Auch war es beim Paul Feldmann Verlag anscheinend gängige Praxis, aus welchen Gründen auch immer, dass Verlagsnummern doppelt vergeben wurden. So kann man mitunter nicht von der Verlagsnummer auf den Veröffentlichungszeitraum eines Buches aus diesem Verlag schließen. Es kann durchaus sein, dass Bücher, die nach der Verlagsnummer eigentlich aus den 1950er-Jahren stammen sollten, doch erst in den 1960er-Jahren veröffentlicht wurden.

So wurden z. B. die Verlagsnummern 28, 30, 51, 52, 54 sowie 64 doppelt vergeben. Um nur mal sechs Beispiele zu nennen.

28 - Hans Haller: Shorty (Westernroman)
28 - Erika Burger: Antwort des Schicksals (Frauenroman)

30 - Herbert André: Am Colorado lauert der Tod (Westernroman)
30 - Hans Haller: Der graue Geier (Westernroman)

51 - Hans Haller: Der Prärie-Pirat (Westernroman)
51 - Gil Barton: Ritt in die Nacht (Westernroman)

52 - Fred Preston: Der Tag der Vegeltung (Westernroman)
52 - Joe Juhnke: Geier (Westernroman)

54 - Leni Behrendt: Nichts weiter als ein Herz ... (Frauenroman)
54 - Jim Kellog: Wer sich in Gefahr begibt ... (Kriminalroman)

64 - Hans Haller: Whisky-Bill (Westernroman)
64 - Irene von Velden: Liebe - die verzeiht (Frauenroman)

Als Mitte der 1970er-Jahre das Ende der Leihbuch-Ära endgültig gekommen war, verschwand auch der Paul Feldmann Verlag für immer vom Markt.

© by Ingo Löchel

Kommentare  

#1 Thomas Langes 2011-04-21 11:57
Erwähnenswert ist, dass der Zwei Schwalben Verlag unter der im Artikel erwähnten Adresse des Feldmann Verlages (Ovelheiderweg 9-11, 4370 Marl) zumindestens noch bis zum Jahr 1984 (laut Kürschners Literatur Kalender Ausgabe 1984)existierte. Auch wenn keine Leihbücher mehr veröffentlicht wurden und auch (leider) der Umstieg in den Taschenbuchmarkt (bzw. ins Buchsortiment) nicht gelang, verdienten doch einige Verleger noch einige Jahre Geld mit den Verkäufen ihrer Leihbücher an die Heftromanverlage. Es war meistens vertraglich vereinbart die Erlöse solcher Verkäufe zwischen Verlag und Autor zu teilen.
#2 George O. 2012-06-20 11:59
Ich weiß bis heute nicht, wie das mit den sog. "Leihbüchern" funktioniert hat. Kann das mal jemand erklären? Danke & Gruß.
#3 Valerius 2012-06-20 12:10
Was meinst Du jetzt. Das Verlagsgeschäft mit den Leihbüchern oder das Verleihgeschäft mit diesen Bücnern? Oder beides?
#4 Valerius 2012-06-20 16:08
Die Leihbuchverlage druckten ihre Werke in einer geringen Auflage, durchschnittlich vermutlich in einer Stückzahl pro Roman von nur wenigen Hundert Exemplaren. Abnehmer der Leihbücher waren die Betreiber der Tausenden von ‚Leihbüchereien‘ in Westdeutschland und Westberlin, die diese von den Verlagen kaufen mussten. Der Preis der Leihbücher lag Anfangs zwischen 5,80 – 6,80 Deutsche Mark. Später stieg der Preis von 7,80 – 8,80 Deutsche Mark an.
Viele dieser so genannten ‚Leichbüchereien‘ waren aber kleine Läder oder Kioske und Tabakwarengeschäfte, die die Leihbücher als Zusatzgeschäft verkauften.
Die Betreiber der ‚Leihbüchereien‘ verliehen dann diese Bücher für eine Leihgebühr von 25 bis 30 Deutsche Pfennig. Später waren es zwischen 50 und 60 Deutsche Pfennig, um den Preis des Buches wieder heraus zu holen und wenigstens etwas Gewinn zu machen. Man kann also selbst ausrechnen, wie oft ein Buch verliehen werden musste, um wenigstens den Einkaufspreis wieder heraus zu bekommen.
Dabei mussten sich die Betreiber logischerweise auf die Genres und Autoren konzentrieren, die bei den Lesern gut liefen. Es ist aber auch zu vermuten, dass viele der Leihbücher auch an der Ladentheke der Leihbuchbetreiber an die interessierten Leser verkauft wurden.
#5 Ronald M. Hahn 2016-06-04 19:23
Die Leihbücher hatten in ihrer Blütezeit höhere Auflagen als Valerius glaubt. Man sollte wohl eher von 3000 Ex. ausgehen, da damals viel mehr gelesen wurde als heute. Der letzte Leihbuchverlag machte dicht als seine Auflagen unter 700 Ex. fielen.
#6 Grubert 2016-06-05 16:54
Gibt es denn nähere Informationen wann die Leihbuchverlage dicht gemacht haben?
#7 Heinz Mohlberg 2016-06-05 18:37
Feldmann und Bewin haben wohl das Licht ausgemacht - wahrscheinlich Mitte bis Ende der 70er.
Von Rekord in Viersen gab es noch ein paar Versuche, alte LB als Paperback-Ausgaben auf den Markr zu werfen.
#8 Harantor 2016-06-05 18:58
Soweit ich weiß war Mühlbüsch der letzte Leihbuchverlag. Manche reden gar von 1979 ...
#9 Heinz Mohlberg 2016-06-05 20:52
zitiere Harantor:
Soweit ich weiß war Mühlbüsch der letzte Leihbuchverlag. Manche reden gar von 1979 ...

Aber der war ja eher auch nur eine Randerscheinung...
#10 Harantor 2016-06-05 20:56
zitiere Heinz Mohlbeg:

Aber der war ja eher auch nur eine Randerscheinung...


Randerscheinung. Im Western waren die führend. Die hatten G.F. Unger und andere Spitzenautoren des Western
#11 Grubert 2016-06-05 22:25
Mülbüsch hat im Feb 76 seine letzten LBs herausgebracht.

Die Frage war ob über die anderen auch präzise Daten vorliegen, oder nur Vermutungen und Schätzungen.

Über diese ganze LB Geschichte ist doch eigentlich recht wenig bekannt.
#12 Sam 2020-01-01 14:13
Für den Verlag wird auch als Adresse:
Paul-Feldmann-Verlag O. H. G. Marl-Hüls, Friedrichstraße 2-4
angegeben, Ovelheider Weg ist eher in Marl-Drewer zu sehen.
#13 Axel 2020-07-26 20:22
Ich habe Mitte bis Ende der 1970er auch viel geliehen, aber nicht für "Geld pro Buch" bei privaten Leihbüchereien. In der Form kenne ich das gar nicht. Ich hatte einen Mitgliedsausweis bei unserer lokalen Stadtbücherei (ging über mehrere Stockwerke) und konnte dann eben Bücher leihen, durfte eine bestimmte Maximalzahl gleichzeitig zu Hause haben (4 Bücher, meine ich). Ich bin mir nicht mehr sicher, ob das damals Geld kostete - ich meine aber, es wäre kostenlos gewesen oder wenn doch, dann gegen einen jährlichen kleinen Betrag. Nur wenn man die Leihfrist überzog, wurde es schnell teuer :-) . Die SF-Abteilung war recht umfangreich, das reinste Schlaraffenland, ich denke gerne daran zurück.

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