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Ringo´s Plattenkiste - Cressida - Asylum

Ringo´s Plattenkiste Cressida - Asylum

»Music was my first love« sang John Miles anno 1976. Meine auch, sieht man von Uschi L. mal ab, der blonden Nachbarstochter, mit der ich im zarten Alter von 6 Jahren fast täglich zusammen war. Bis sie wegzog. Mit ihren Eltern natürlich.

Aber um die geht es hier nicht, sondern um Musik. -

Einzig und allein.

Ringo´s PlattenkisteÄhnlich wie die Plattenindustrie in den 60ern die Hippiebewegung als Goldene Kuh, die es zu melken galt, für sich entdeckte, ging es munter weiter: Acid-Rock, Psychedelic und schließlich Anfang der 70er auch der Progressive Rock, auch Art-Rock genannt. Mir gefällt die Kurzform „Prog“ – weil eben kurz – besser. Da gab es Bands, die zu ganz großen Acts avancierten wie z.B. Yes, Genesis und ELP. Es gab auch sehr gute Bands wie Gentle Giant, Van der Graaf Generator, King Crimson, die zwar relativ bekannt waren, aber finanziell nicht besonders erfolgreich. Und es gab jede Menge Bands – gute, wie auch weniger gute – die über einen gewissen Kultstatus und ein oder zwei LPs nicht hinauskamen. Einer dieser (guten, eigentlich sehr guten) Bands widme ich den heutigen Artikel: Cressida. Kennt keiner? Wer Prog mag, sollte sie kennenlernen.

Ringo´s PlattenkisteDie Wurzeln der Band reichen ins Jahr 1968 zurück, als die Hippie-Kultur noch in voller Blüte stand. John Heyworth spielte seit seinem 13. Lebensjahr Gitarre bei den „Dominators“, die nicht zu verwechseln mit den Außerirdischen aus dem DC-Universum sind. Diese Dominators hatten eine Vielzahl von kleineren Auftritten in ihrer Heimatstadt, und spielten auf dem Höhepunkt ihrer provinziellen Karriere als Vorgruppe für andere britische Bands. Sogar für die Beatles. Kennt keiner? Macht nichts. Heyworth lernte den jungen Angus Cullen kennen, der sich als Leadsänger bei den Dominators beworben hatte, und verstand sich auf Anhieb mit ihm. Heyworth wurde von Cullen dazu eingeladen, einige Zeit im elterlichen Domizil zu verbringen, wo sie zusammen Songs schrieben. Cullen war in Indien aufgewachsen und kam mit 11 Jahren mit seinen Eltern nach Großbritannien zurück. Ursprünglich spielte er Klarinette, wechselte aber mit 13 zur Gitarre über. Cullen hatte in den Sechzigern eine eigene Band, die Little Giants. Mit denen tingelte er durch Kontinentaleuropa und spielte hauptsächlich für US-Soldaten in deren Stützpunkten. Heyworth und Cullen wollten eine eigene Band gründen, und schon bald stießen über eine Anzeige der Bassist Kevin McCarthy und der Drummer Iain Clark dazu und fertig war das Line-up der Combo mit dem Namen The Charge.

Ringo´s PlattenkisteMcCarthy spielte seit seinem siebten Lebensjahr Gitarre, wechselte aber zum Bass, da damals jeder Gitarre zu spielen schien. Er hatte vor Cressida eine eigene Band namens Peasnat und tourte mit dieser ausgiebig durch Schottland. Ein Höhepunkt war ein Auftritt an seinem 18. Geburtstag im legendären Cavern-Club. Kevin war kurz vor der Bandgründung für 6 Monate in Polen auf Konzerttour unterwegs.

Ringo´s PlattenkisteClark war hauptberuflich Lehrer und trommelte in der Band Mustard. Ein selten dämlicher Name, wie ich meine. Welche Band nennt sich schon Senf?

Ringo´s PlattenkisteCharge spielten hauptsächlich Coverversionen bekannter Bands wie z.B. Moody Blues, The Doors, Spirit, The Drifters, etc. Cullen und Heyworth langweilte das aber schon bald, denn sie wollten eigene Songs spielen. Nach einer kleinen Tour durch Deutschland verließ der bisherige Keyboarder Lol Coker die Band, um zu heiraten. In Peter Jennings, zuvor bei White Rabbit,  wurde schnell Ersatz gefunden. Coker war aber noch auf dem Demotape vertreten, mit dem sich die Band um einen Plattenvertrag bemühte. Schnell wurde der Name geädert, da mit „Charge“ keiner so recht zufrieden war. Etwas Wohlklingendes sollte es sein und war auch bald gefunden: Cressida, die Tochter des Priesters Calchas aus Shakespeares Stück „Troilus und Cressida“ wurde die Namenspatronin. Einen Bezug zu Shakespeare hatten die Musiker nicht, sie wählten den Namen nur deshalb, weil er ihnen eben gefiel. Das Leben kann manchmal so einfach sein.

Unter diesem Namen tourten sie durch Europa und machten auch Station im legendären Hamburger Star-Club. Ihr wisst schon, DER Star-Club. Beatles, OK? Kennt keiner? Macht auch nichts.

Im Star-Club spielten sie zusammen mit Colosseum und East of Eden. Ihr damaliger Manager und Tourbus-Fahrer Mike Rosen unterstützte die Band schon mal auf der Bühne mit seiner Trompete. Für kurze Zeit waren sie sogar Vorgruppe für eine brandneue und angesagte Band, die ein neues Musikgenre begründete: Black Sabbath!

Ringo´s PlattenkisteIn Rouen traten sie eine Weile im Open Circus mit Acts wie z.B. Brian Auger, Man und Barclay James Harvest auf. Open Circus war nicht nur ein Musikfestival, sondern war tatsächlich auch ein richtiger Zirkus mit einem großen Zelt. Außer den Live-Gigs gab es dort auch Feuerschlucker, Artisten, Dompteure und anderes zu bestaunen. Eine verrückte Idee, aber eben ganz typisch für die Sechziger.

Ringo´s PlattenkisteZurück in England spielten sie in Clubs wie Revolution, Blaises und auch dem legendären Marquee Club. Inzwischen war auch die Plattenindustrie durch ihr Demotape auf die Band aufmerksam geworden. Cressida wurden von Patrick Campbell-Lyons mehr oder weniger „entdeckt“ und fanden offene Türen beim neuen, auf Prog spezialisierten, brandneuen Vertigo-Label. Das kennen wir ja schon von früheren Artikeln her. Vertigo war ein auf Progressiven Rock spezialisiertes Sub-Label der Phonogram und galt quasi als Gegenstück zu Labels wie Harvest und Deram. Ja, die Trendscouts der Plattenfirmen waren fleißig und grasten die Musiklandschaft stets nach Neuem ab. Und das war Anfang der Siebziger eben der Progressive Rock. Diese Labels nahmen alles unter Vertrag, was nur annähernd die Bezeichnung Prog verdiente, und entließ sie genauso schnell wieder, wenn die Alben nicht erfolgreich genug waren. Es gibt unzählige Bands, die sich leider nicht behaupten konnten, obwohl sie tolle Musik machten.

Ringo´s PlattenkisteCharakteristisch für Vertigo war bis 1973 das Spiral-Logo, in Fachkreisen aus Swirl genannt. Es war eine Spiralgraphik, de deren Betrachten einem schwindlig wurde: Vertigo. Campbell-Lyons war in den Sechzigern selbst ein recht erfolgreicher Musiker, z.B. war er 1967 Mitglied und Gründer der britischen Band Nirvana (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Grunge-Combo).

Ringo´s PlattenkisteIn den Siebzigern machte er schließlich Karriere als Produzent, veröffentlichte aber auch weiterhin eigenes Material. 2008 schrieb er ein Buch mit dem Titel Psychedelic Days, in dem er seine Erlebnisse der Swinging Sixties beschrieb.


Ringo´s PlattenkisteCressida gingen unter der Obhut des australischen Top-Produzenten Ossie Byrne Musiker ins Studio, um ihr Debut aufzunehmen. Byrne war ein versierter Produzent, der maßgeblich am Erfolg der Bee Gees beteiligt war. Da alle Songs bereits geschrieben und einstudiert waren, konnte die Band im Wessex-Studio quasi live, ohne Overdubs aufnehmen. Das Wessex war ein renommiertes Aufnahmestudio, in dem unter anderem schon King Crimson zu Gast waren. Später nahmen dort so unterschiedliche Bands wie z.B. Queen, Die Sex Pistols, Kim Wilde, Fischer Z und viele andere Platten auf. Nach diversen Verkäufen landete das Studio schließlich bei einer Immobilienfirma, die den Gebäudekomplex komplett umbaute und zu einer Wohnanlage umwandelte.  Zurück zu Cressida. Der Sound des Debuts war klar, die Musiker sehr gut aufeinander eingespielt und die Songs ohne Schnörkel. Das selbstbetitelte Album erschien 1970 mit einem wenig ansprechenden Cover und bot eigentlich keinen richtigen Prog, sondern eher ruhige, leicht jazzige und akustische Songs, die prog-untypisch auch recht kurz waren. Die meisten Kompositionen stammten von Cullen und Heyworth. Jennings und Clark steuerten je einen Song bei. Das Album war zwar kein großer Knaller, aber immerhin so erfolgreich, dass Vertigo ein zweites Album in Auftrag gab. Das Album, um das es heute geht: Asylum.

Ringo´s PlattenkisteHeyworth hatte die Band inzwischen verlassen und wurde durch John Culley ersetzt. Dieser war ein erfahrener Musiker mit eigener band, die wie Cullen, in zahlreichen US-Stützpunkten auf dem Kontinent auftraten. Ein Höhepunkt war ohne Zweifel ein Vertrag mit deiner schwedischen Plattenfirma, die die Band nach Stockholm holte, wo sie einige Jahre blieb. Culley und Co fungierten als begleitband für verschiedene Musiker, unter anderem für Gene Vincent.

Ringo´s PlattenkisteCressida waren wieder komplett und nahmen einen neuen, auf Kommerzialität getrimmten Track auf, der als Single geplant war,  aber von Vertigo nicht veröffentlicht wurde: Situation. Die Band ging 1970 erneut ins Studio, um ein zweites Album aufzunehmen. Diesmal war es aber nicht das Wessex, sondern das I.B.C. Studio in London. Produzent war wieder Ossie Byrne. An den Reglern saßen Damon Lyon-Shaw und John Coldwell. Das I.B.C war seit den Fünfzigern ursprünglich Eigentum des Radiosenders mit demselben Namen, bevor es 1962 an zwei Musiker der BBC verkauft wurde, die kurzerhand es zum Aufnahmestudio für Musik umfunktionierten. Im I.B.C. nahmen beispielsweise The Who, The Kinks, Marianne Faithfull, The Animals und die Bee Gees auf. 1978 kaufte es der Animals-Bassist Chas Chandler, der es 5 Jahre behielt, bevor er es an Ozzie Osbournes Schwiegervater verkaufte. Zwei Jahre später trennte sich dieser aber schon wieder davon und es wurde kurzerhand zu einem Bürogebäude umgebaut.

Lyon-Shaw war ein erfahrener Tontechniker, der bereits für John Mayall, Eric Clapton und Cream gearbeitet hatte. Coldwell hingegen war eher unbekannt.

Das Line-up sah aus wie folgt:
Angus Cullen – Vocals, Acoustic Guitar, percussion
John Culley – Lead- & Acoustic Guitar
Peter Jennings - Organ, Piano
Kevin McCarthy – Bass
Iain Clark Drums, percussion
Harold McNair - Flute

Letzterer war ein bekannter und gefragter Jazzmusiker und spielte auf vielen Aufnahmen des Vorzeige-Hippies Donovan die Querflöte. Neu im Cressida-Sound waren Orchestrale Arrangements bei einigen Songs, die unter der Regie von Graeme Hall entstanden, der – man glaubt es kaum – hauptsächlich auf dem Schlagersektor tätig war. Hall arbeitete für Chris Roberts, Vicky Leandros. Les Humphries und James Last.

Ringo´s PlattenkisteAsylum erschien 1971 im Prog-obligaten Klappcover. Vorder- und Rückseite zeigten eine surreale Photographie mit Gipsköpfen, die aufgereiht an einem Kiesstrand stehen. Klappte man das Album auf, war ein s/w Gruppenphoto zu sehen, neben dem die Credits abgedruckt waren.

Ringo´s PlattenkisteKurioserweise erschien das Album posthum, da sich die Band kurz vorher schon aufgelöst hatte.

Hier die Tracklist des Original-Albums:
Seite 1:
•     Asylum
•     Munich
•     Goodbye Post Office Tower goodbye
•     Survivor
•     Reprieved

Seite 2:
•     Lisa
•     Summer Weekend of a lifetime
•     Let them come when they will

Betrachten wir die Songs mal wieder ein wenig genauer.

Asylum eröffnet das Album mit einem flotten Dreiminüter, der nur so vor Westcoast-Sound sprüht, obwohl der Text kritisch ist. Cullen besingt das üble Los des Lunatic Larry, der in seiner Zelle den Kopf gegen die Wand schlägt und von Strand und Freiheit träumt. Larry ist vermutlich gar nicht verrückt, sondern einfach nur anders. Asylum ist eigentlich kein Prog, sondern musikalisch  eher ein Summer of Love-Track, der vom Zusammenspiel von Orgel und Gitarren lebt. Gelegentlich erinnert dieser vertrackte und jazzige Song ein wenig an die Band After all vom letzten Mal. Prog ist an diesem tollen Song eigentlich nur der abwechslungsreiche Aufbau mit Rhythmus- und Tempuswechseln.

Munich ist ein Longtrack aus der Feder des Keyboarders Jenning. Der Aufbau dieser komplexen Komposition ist mehrteilig. Nach einem lyrischen und verträumten Intro folgt ein ausgedehnter und schneller Instrumentalpart mit Tempus-  Rhythmuswechseln, zu denen es Gitarren- und Orgelsolos zu hören gibt, bevor der musikalische Bogen zurück zum ersten Teil geschlagen wird und es wieder melancholischen Gesang zu zuckersüßen Streichern gibt. Bevor der Song dann aus ist, zeigen sich Cressida von ihrer besten Seite und wandeln den Song zu klassischem und gar ein wenig pathetischen Prog mit Bläsern.

Goodbye Post office tower goodbye ist ein kurzer akustischer Flamenco-Jazzsong mit grandiosem Barpiano. Cullen sibngt von einem verzweifelten mann, der ein Postbüro in die Luft jagt.

Survivor ist ein sehr kurzer, schneller Song mit allen Zutaten eines Songs der Endsechziger mit den obligaten Orgeln und  Trompeten, der ein wenig nach den beatles, mehr aber noch nach der garndiosen band Love klingt.

Reprieved ist instrumentaler Bar-Jazz, der förmlich zum Fingerschnippen und Fußwippen einlädt. Jennings, der den Song auch geschrieben hat, dominiert mit seinem Klavier. Clark spielt mit besen und McCarthy geht auf seinem bass spazieren.

Dann ist die erste Seite aus.

Im ersten Song der zweiten Plattenseite beschwört Cullen Lisa, sich von falschen und schlechten Freunden zu trennen: “Better to lose five bad friends, And with one good one, start again“. Es bleibt unklar, ob Lisa eine Freundin ist, oder die des Sängers, was letztlich auch bedeutungslos ist. Lisa ist eine Fusion aus Barock und Rock, eindeutig Prog mit den üblichen Rhythmuswechseln und ungewöhnlichem 3/4-Takt. Passend zur Klassik-Rockmelange ist das Ganze mit dezenten Streichern unterlegt. Als Sahnehäubchen ist der Jamaikaner Harold McNair mit seiner Querflöte zu hören, der sich aber nie in den Vordergrund drängt und auch nicht auf einem Bein stehend spielt (Nick-Nack).

Summer weekend of a lifetime ist eine musikalische Träumerei von immerwährendem Sommer, kühlem Schatten und ewiger Liebe im 2/4-Takt. Jennings madrigale Orgel und Culleys sägende Gitarre stehen ein wenig im Gegensatz zum verschmusten Text, passen aber gerade deshalb kongenial dazu.

Let them come when they will ist der letzte und längste Track des Albums, sowie dessen Höhepunkt. Wieder sehr jazzig, was nicht zuletzt an Culleys exzellent gespielter Gitarre liegt. Interessantwerweise stammt der Song noch aus der Feder des ausgeschiedenen John Heyworth. Zwischendurch gibt es einen wilden Drum- und Percussionpart von Clark, der uns damit einen Vorgeschmack auf Look at yourself gibt, das ein Jahr später erscheinen wird. Hall untermalt die Komposition wieder gekonnt unaufdringlich mit Streicher- und Bläserarrangements. Gegen Ende wird der epische Song gar pathetisch und sogar Johann Sebastian Bach gibt ein kurzes Gastspiel an der Orgel. Eine unglaubliche Nummer, die trotz 11 ½ Minuten zu kurz ist. Das könnte noch ewig so weitergehen.

Wie erwähnt erlebte die Band das Release nicht mehr, denn sie hatte sich zuvor bereits aufgelöst. Ähnlich wie beim Erstling blieben die Verkaufszahlen hinter den Erwartungen des Labels zurück. Mir scheint aber, dass die Musiker zu früh das Handtuch geworfen haben, denn der Erfolg hätte sich durchaus noch einstellen können. Asylum war im Vergleich zum Debut deutlich gereifter, eigenständiger und auch erwachsener. Kompositionen und Arrangements waren ausgefeilter und wagemutiger, der Sound durchaus auf dem Weg zu etwas eigenständigem. Und das ist etwas, das, um Erfolg zu haben, grundlegend nötig war und auch immer noch ist. Im Prog-Zirkus gaben die Großen den Ton an, und wer da mithalten wollte, der musste sich deutlich abgrenzen, bzw. einen hohen Wiedererkennungswert haben. ELP hatten keyboardlastigen Klassik-Bombast mit Chefzündler Keith Emerson, Jethro Tull den verrückten Flötisten auf einem Bein, Genesis extravagante Bühnenshows, surreale Texte und pathetische Songs, Yes Jon Andersons Falsett und ausufernde Instrumentalparts, und so weiter. Cressida waren noch ganz am Anfang, aber es kristallisierte sich durchaus eine Eigenständigkeit heraus. Angus Cullens Gesang zum Beispiel war charakteristisch, auch der Einfluss des so genannten Westcoast-Sounds mit dezenten Jazzanleihen im Prog-Gefüge war durchaus ein Alleinstellungsmerkmal. Ein drittes Album, ein viertes, dann wären Cressida vielleicht heutzutage kein Geheimtip mehr. Wir wissen es nicht. Die beiden Platten sollten aber in keiner ernsthaften Prog-Sammlung fehlen.

Ringo´s PlattenkisteCressida kamen im Jahre 2011 für ein Konzert überraschend wieder zusammen, lediglich Culley und Heyworth waren nicht dabei. Als Gitarrist wurde der Schotte Roger Niven verpflichtet. Anlässlich dieser Reunion wurde eine limitierte

Platte veröffentlicht, die bisher unveröffentlichtes Material aus ihrer Anfangszeit enthielt:  The lost tapes.

Zwei Jahre später spielten sie erneut zusammen, diesmal auf dem Mellobeat-Festival in Schweden. Passend dazu erschien wieder eine Platte mit Archivmaterial.

Ringo´s PlattenkisteWas wurde aus den Beteiligten?
Angus Cullen kehrte der Musik den Rücken und lebt heute in Carcasonne in Frankreich.

John Culley ging anschließend zur ebenfalls glücklosen Progband Black Widow. Von 1981-1984 spielte er bei Odin. Culley lebt heute zurückgezogen auf der Isle of Man und hatte kein Interesse an der Reunion.

Peter Jennings lebt heute in Schottland und wirkt an Soundtracks mit.

Kevin McCarthy wurde Mitglied der erfolgreichen Folk/Popband Tranquility, mit denen er ausgiebig durch die USA tourte, wo er inzwischen auch lebt.

Iain Clark ging zu Uriah Heep und nahm mit ihnen das Album Look at yourself auf (Ringo berichtete).

Harold McNair starb 1971 kurz nach dem Album-release.

John Heyworth zog 1978 nach Oregon und spielte in diversen Tribute-Bands. Heyworth starb 2010 überraschend.

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Kommentare  

#1 Cartwing 2022-07-11 20:05
Ich mag diese frühen Prog - Jahre.
Egal ob Jethro Tull, Yes oder Genesis, da sind doch einige echte Klassiker und Perlen erschienen.

Diese kannte ich noch nicht, höre das Album aber jetzt gerade und bin sehr angetan.
Was wäre diese Musik ohne den treibenden Bass und die genialen Orgel - Harmonien.
Die Stimme des Sängers gefällt mir auch.
Erinnert mich an irgendeine Canterbury - Band.
Obwohl das kein Canterbury ist. Oder doch?
Egal... :lol:

Und - nebenbei bemerkt, auch der Artikel ist wieder erstklassig...
Bitte mehr davon! ;-)
#2 Ringo Hienstorfer 2022-07-12 10:58
Ich danke Dir. Leider schaffe ich zeitlich nur einen Artikel pro Monat, aber ich mache auf jeden Fall damit weiter.
Mit dem Canterbury-Sound geht es mir genauso. Die Band klingt wie eine Mischung aus Caravan und Camel, obwohl sie nicht dem Canterbury zuzurechnen ist. Schade, dass sie nicht weitergemacht haben.
#3 Cartwing 2022-07-12 17:53
Zitat:
Die Band klingt wie eine Mischung aus Caravan und Camel
Stimmt, ne echt gute Mischung...

Gerade erst wurde ich gefragt, ob ich Bock hätte, Camel dieses Jahr live zu sehen.
Bin mir aber noch nicht sicher.

Im Oktober steht erst mal Jethro Tull auf dem Programm. Die kommen nach Bremen...
#4 Ringo Hienstorfer 2022-07-13 18:47
zitiere Cartwing:

Im Oktober steht erst mal Jethro Tull auf dem Programm. Die kommen nach Bremen...


Jethro Tull 2022... Hmmm.
Das ist für mich so wie Jethro Tull 1980. Nur 42 Jahre später. Damals aber war wenigstens der Martin Barre noch mit dabei. Aber jetzt ist es nur noch Ian Anderson, mühsam auf einem Bein stehend die Flöte malträtierend sowie eine Schar austauschbarer Mitstreiter unter dem glorreichen Banner von einst.
Anderson ist ganz sicher noch gut, zwar sichtlich gealtert, aber immer noch Anderson. Aber Jethro Tull ist das für mich nicht mehr. Genausowenig, wie Camel 2022 noch Camel sind, die mich in den Siebzigern vom Hocker hauten. Wie gesagt, ich spreche nur für mich selbst. Lieber arbeite ich weiter am nächsten Artikel, der uns einen tiefen Einblick in die Mehrdeutigkeit der englischen Sprache gewähren wird. Und uns zu einem grandiosen Cover von Roger Dean einlädt.
#5 Cartwing 2022-07-13 21:34
Zitat:
Jethro Tull ist das für mich nicht mehr
Für mich auch nicht.
Nach dem 82er "Broadsword" - Album war das nicht mehr Tull. Auch seine Solo - Sachen fand ich überwiegend langweilig. Ganz zu schweigen vom neuen Album.

Aber das ist die vielleicht letzte Chance, Jethro Tull live zu erleben. Und die werde ich nutzen...
Immerhin geht es auch nicht darum, das neue Album zu promoten, das Programm nennt sich "The Prog years". Das war für mich auch ausschlaggebend...
#6 Ringo Hienstorfer 2022-07-14 17:19
zitiere Cartwing:

Aber das ist die vielleicht letzte Chance, Jethro Tull live zu erleben. Und die werde ich nutzen...
Immerhin geht es auch nicht darum, das neue Album zu promoten, das Programm nennt sich "The Prog years". Das war für mich auch ausschlaggebend...

Ja, völlig klar. Würden sie in meiner Nähe spielen, wäre ich natürlich auch live mit dabei. Anderson hiumself ist schon sein Geld wert. Mich würde auf jeden Fall brennend Deine Meinung zum Konzert interessieren, vielleicht gibst Du mir + uns ja hier eine kurze Rückmeldung?
Das Album "Broadsword and the Best" stellt für mich nach dem fortschrittlichen und innovativen "A" eine Art Rückbesinnung auf vergangene Tage dar. Einerseits träumt Anderson noch von längst vergangenen Tagen, gleichzeitig versucht er aber auch, neue Ufer zu erobern. Was ihm überwiegend auch gelingt. Meiner Meinung nach ist es tatsächlich das letzte echte Jethro-Tull-Album, obwohl sich die Band leider auf Anderson und Barre reduziert hatte.
Zum 40-jährigen Jubiläum des Albums warte ich bis jetzt leider vergebens auf die obligate Anniversary-Edition im schmucken und sexy Mediabook-Format.
Vielleicht kommt es noch, vielleicht auch nicht. Anderson ließ vor einigen Jahre ja mal verlauten, dass er die Alben ab den Achtzigern nicht mehr als Mediabooks veröffentlichen würde.
Aber Jethro Tull wurden schließlich von ihm selbst vor zehn Jahren zu Grabe getragen.
#7 Cartwing 2022-07-14 17:48
Zitat:
vielleicht gibst Du mir + uns ja hier eine kurze Rückmeldung?
Werde ich machen. Auch wenn wir beide wohl die einzigen sind, die das interessiert... :lol:

Mir gefallen übrigens auch die ganz alten Sachen von Tull, die noch nicht progressiv waren. Also 69 - 71. Wobei "Aqualung" ja eigentlich auch eher als classic rock durchgeht.
#8 Ringo Hienstorfer 2022-07-14 17:52
Da gebe ich Dir recht. Mir persönlich gefällt "benefit" von den ganz, ganz alten Sachen ja außerordentlich gut. Kein Blues mehr, noch kein Prog, aber schon ziemlich heavy! Tony Iommi hätte nach seinem extrem kurzen Gastspiel ausgezeichnet in die Band gepasst, aber für zwei Alphatiere war da nicht genügend Platz.
#9 Cartwing 2022-07-14 17:56
Ist auch mein Favorit.
Eine Perle zwischen dem ersten "richtigen" Album nach der Stilsuche und dem etwas rockigeren "Aqualung"
#10 Ringo Hienstorfer 2022-07-15 17:55
Die Stilsuche zog sich eigentlich wie ein Roter Faden durch die gesamte Diskographie. Ich meine damit, dass Jethro Tull sich von Album zu Album stets neu definierten und erfanden. Bis dann irgendwann einfach mal Schluß damit war. Weil nichts Neues mehr kam.
#11 Cartwing 2022-07-15 18:35
Ja stimmt wohl. Nach der Progphase kam 74 eine Art Shanty Rock Album, ("War Child", das ich übrigens sehr schätze) dann in den späten 70ern Folkelemente. Aber irgendwie war es doch immer Jethro Tull.
Bis er 84 dann ein Synthie pop Album unter diesem Namen veröffentlichte, und danach kam dann die "Dire Straits" Phase... :D
Nur "Roots to branches" kann von den späteren Alben einigermaßen überzeugen.
Und stellenweise auch "TAAB 2"
#12 Ringo Hienstorfer 2022-07-16 10:37
War Child ist auch eins meiner liebsten Tull-Alben. Schon alleine wegen dem witzigen Back-Cover. Interressant sind die Bonus-Tracks mit dem Soundtrack zum geplanten, aber leider nie realisierten Filmprojekt.
#13 Cartwing 2022-07-16 19:31
Zitat:
Interressant sind die Bonus-Tracks
Einige davon gefallen mir sogar besser, als einige Stücke des Original Albums. :D

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