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... Moritz Wulf Lange (Melchior Hala) über Edgar Allan Poe in Serie

Moritz Wulf Lange (Melchoir Hala), © Kai Bienert... Moritz Wulf Lange (Melchior Hala) ...
... über Edgar Allan Poe in Serie

Moritz Wulf Lange  wurde 1971 in Hamburg geboren. 1992 – 1999 Studium in Freiburg/Br. und in Berlin (Islamwissenschaft, Judaistik, Germanistik, Geschichte). Abschluss M.A. in Literatur, Linguistik und Geschichte. Seit 1995 Veröffentlichung von Gedichten in verschiedenen Zeitschriften.

 Nach der Bearbeitung des Klassikers "Der Glöckner von Notre Dame" als Hörspiel (2001) schrieb Moritz Wulf Lange die Hörspiel-Drehbücher für sieben Kommissar-Wallander-Krimis des schwedischen Autors Henning Mankell.
Nach einem Zwischenspiel als Autor und Coproduzent einer Kinder-Hörspielserie schreibt er seit 2003 eine Adaption des Hauptwerks von Edgar Allan Poe als Gothic-Drama-Serie. Sie wurde 2006 für den Deutschen Hörbuch-Preis nominiert. 2007 erschien mit dem Horror-Thriller "Lebendig begraben" Moritz Wulf Langes erster Roman. Sein zweiter Roman, ein klassischer Krimi, wird bei Bloomsbury Berlin veröffentlicht werden. Moritz Wulf Lange lebt mit seiner Frau in Berlin.

Zauberspiegel: Als Melchoir Hala haben Sie die Manuskripte für die Edgar Allan Poe- Hörspiele verfasst. Ein bemerkenswertes Pseudonym, und recht passend für diese düstere Serie. Wie kamen Sie auf diesen Namen?
Moritz W. Lange: Den Namen Melchior Hala habe ich mir aus einem wunderbaren Buch von Carl Zuckmayer ausgeliehen. Er hat eine recht persönliche Bedeutung, die ich deswegen nicht genauer erklären möchte. Immerhin kann ich so viel verraten, dass der Name unter anderem eine Anspielung auf meine Anfänge enthält – ursprünglich war ich Lyriker, bevor ich erst zum Hörspiel und später dann zum Roman gekommen bin. 

Zauberspiegel: Sie haben die alten Poe- Kurzgeschichten verwendet, und in eine eigene Rahmenhandlung eingebettet. Wie kam es dazu, und hatten Sie allein die Idee, oder gab es Vorgaben von Seiten der Produktion?
Moritz W. Lange: Marc Sieper von Lübbe Audio hat mit ein paar Freunden – Dicky Hank und Thomas Weigelt – überlegt, wie man im Hörspielbereich eine Hommage an Edgar Allan Poe möglich machen kann. Die drei hatten dann die Idee, eine Serie "Edgar Allan Poe" unter Einbeziehung Poescher Originalgeschichten zu machen. Mit diesem Auftrag ist man dann an mich herangetreten. Also habe ich mich daran gemacht, die Geschichte zu schreiben: Rahmenhandlung, die einzelnen Erzählbögen, die Figuren und und und. Die einzige Vorgabe war, eine Serie unter Einbeziehung der Originalgeschichten zu schreiben. Alles andere blieb mir überlassen. 

Zauberspiegel: Nach nunmehr 29 Folgen von Edgar Allan Poe fragt sich der Hörer, wohin die Serie noch gehen wird. Es gibt einige logische Ungereimtheiten. Zum Beispiel wurde Poe in Folge 26 und 27 von jedem auf seine Ähnlichkeit mit dem Schriftsteller Edgar Allan Poe angesprochen. In den Folgen davor kannte aber niemand einen Edgar Allan Poe.Wird es dafür und für andere Fragen noch eine plausible Erklärung geben? 
Moritz W. Lange: Das sind ja viele Fragen auf einmal. Also zunächst: es können insgesamt fünf ganz große Handlungsbögen erzählt werden. Der erste Handlungsbogen umfasst die Folgen eins bis 25. Die Länge der verschiedenen Bögen ist allerdings variabel. Wann letztendlich Schluss sein wird, entscheidet Lübbe Audio. Die logischen Ungereimtheiten erklären sich zum Teil, wenn man genauer hinschaut. Der historische Poe war ja als Schriftsteller nur einem ganz kleinen, gebildeten Kreis bekannt. Schriftsteller hatten es im Amerika des 19. Jahrhunderts wahnsinnig schwer und konnten so gut wie nie von ihrer Arbeit leben. Entsprechend traten sie nur in einer sehr begrenzten Zeit ihres Lebens überhaupt als Schriftsteller in Erscheinung. Poe hat zum Broterwerb als Journalist gearbeitet und wurde von Vielen gar nicht in erster Linie als Dichter gesehen.In der Serie bewegt Poe sich nun zunächst die ganze Zeit am Rande der Gesellschaft. Selbstverständlich erkennt ihn niemand! Später läuft er dem Journalisten Griswold über den Weg. Der historische Griswold war zeitweise ein enger Weggefährte Poes und hat sich nach seinem Tod als sein Nachlassverwalter aufgespielt. Natürlich sieht Griswold sofort eine Ähnlichkeit!Davon abgesehen ist es bei einem so großen Projekt nicht immer zu vermeiden, dass sich hier und da tatsächlich kleine Logikfehler einschleichen. In diesem Fall wäre ich für Hinweise dankbar. 

Zauberspiegel: Gibt es ein Ziel in der Serie. Zum Beispiel ein Abschluss nach 50 Folgen, oder hat man tatsächlich vor die Serie so lange fortzuführen bis sie keinen Erfolg mehr hat. 
Moritz W. Lange: Wenn die fünf ganz großen Handlungsbögen erzählt sind, ist definitiv Schluss. Jeder dieser Bögen hat eine Grundfrage zum Thema – die Frage des ersten Bogens ist "Wer bin ich", die des zweiten Bogens ist "Wie beweise ich mich". Da die Länge dieser fünf ganz großen Erzählungen in der Serie aber variabel ist, kann ich keine Angaben zur Anzahl der Folgen machen. 

Zauberspiegel: Die Vorlagen von Poe sind bizarre Kurzgeschichten aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Wie stehen Sie zu den Werken. Und wo liegen Ihre Vorlieben beim Schreiben, bezüglich des Genres, und haben Sie Vorbilder? 
Moritz W. Lange: Ich habe die meiste Zeit meines Lebens versucht, die Schnittmenge zwischen dem, was ich kann und dem, was ich will, herauszufinden. So bin ich überhaupt zum Schreiben gekommen. Hier ist es besonders das Krimi-Genre, in dem ich mich zu Hause fühle. Schriftstellerische Vorbilder beschränken sich natürlich nicht auf den eigenen Bereich. Poe hat großartige Geschichten geschrieben, die ich schon als Kind wahnsinnig gern gelesen habe. Im Krimi-Bereich habe ich unheimlich viel von den Werken Henning Mankells gelernt. Ich habe mich hingesetzt und mir angesehen, wie er Geschichten komponiert. Wie er Figuren anlegt. Wie er seine Sätze baut. Selbstverständlich muss man seine Meister irgendwann hinter sich lassen und einen guten, eigenen Stil finden – sonst bleibt man Kopist. 

Zauberspiegel: Wie fanden Sie persönlich die Umsetzung der Hörspiele. Entsprach den Vorstellungen, die Sie beim Schreiben der Dialogbücher hatten?
Moritz W. Lange: Es gibt im Hörspielbereich zwei Möglichkeiten: maximale Zusammenarbeit oder maximale Trennung der Arbeitsbereiche. Beide Ansätze sind auf ihre Weise sehr effektiv. Die Produktionsfirma und ich trennen strikt zwischen der Arbeit an der Story und der Arbeit in der Regie bzw. im Sounddesign. Natürlich bin ich nicht mit allem einverstanden. Aber die Umsetzung ist nun wirklich Sache des zuständigen Regisseurs.

Zauberspiegel: Mögen Sie selbst Hörspiele, mal abgesehen von Edgar Allan Poe?
Moritz W. Lange: Aber ja! Meine Frau ist Lektorin in einem Hörbuchverlag und versorgt mich regelmäßig mit guten und aktuellen Hörspielen. 

Zauberspiegel: An welchen Projekten im Hörspiel- und Buchbereich haben sie noch mitgewirkt. Nennen Sie uns doch ein paar markante Stationen ihres Schaffens? 
Moritz W. Lange: Na ja, ich habe die meisten Wallander-Krimis von Henning Mankell fürs Hörspiel bearbeitet, eine eigene Hörspiel-Kinderserie geschrieben und coproduziert – Opa Draculas Gutenachtgeschichten, trotz des düsteren Titels reine Comedy. Die Poe-Serie, natürlich, auf der auch mein erster Roman basiert. Ich mache immer wieder mal eine Kürzung, letztes Jahr unter anderem für Rufus Beck und Martina Gedeck. Und im Februar nächsten Jahres erscheint bei Bloomsbury Berlin mein zweiter Roman, ein moderner Krimi, als Anfang einer Reihe. 

Zauberspiegel: Woran arbeiten sie zurzeit, oder was planen Sie für die nahe Zukunft? 
Moritz W. Lange: Zurzeit arbeite ich wieder mal an einer Poe-Staffel. Außerdem laufen die Planungen für weitere Krimis. 
Zauberspiegel: Vielen Dank für das Interview Herr Lange, und frohes Schaffen weiterhin.  

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