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...Thomas A. Ruhk über Strohbär, Totenbaum und Silbermond

Thomas A. Ruhk...Thomas A. Ruhk ...
... über Strohbär, Totenbaum und Silbermond

Ich bekam vom Pandion Verlag den Roman Strohbär zur Rezension. Nach der Lektüre des Buches wollte ich mehr über den Autor Thomas A. Rukh wissen.Kurzerentschlossen nahm ich via e-Mail mit dem Autor Kontakt auf. Und seine freundliche Antwort auf meine Mail kam bereits  kurze Zeit später.
 
Thomas Ruhk gehört zu den deutschsprachigen Autoren, die noch sehr großen Wert auf den Kontakt mit ihren Lesern legen. Ein Autor zum 'anfassen' und ein sehr netter dazu.


Zauberspiegel
: Herr Ruhk, wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Thomas A. Ruhk: In der Tat bin ich mit dem Geisterjäger John Sinclair groß geworden, dessen Abenteuer mich schon mit 9 Jahren faszinierten.
Kurz danach kam ich auch mit Perry Rhodan in Kontakt. Ich weiß es noch heute: Ich bekam einen Silberband geschenkt, zu Weihnachten. Es war Band 8: Festung Atlantis.
In dieser Zeit entstanden auch erste Kurzgeschichten von mir, weil in den Sinclair-Nachauflagen immer die "Story der Woche" enthalten war, die teilweise von enormer Qualität waren.
Zeitgleich begeisterten mich als Junge auch die "Masters of the Universe", muskelbepackte Kämpfer für Gut und Böse.
Da ich also mit Serien vertraut war, entstanden Geschichten in meinem Kopf immer im Fortsetzungskonzept. Nach den Gehversuchen mit Kurzgeschichten schrieb ich als Zwölfjähriger ein DIN-A-5 Schulheft voll (von Hand), mit Abenteuern der Masters of the Universe, im Stil von Rhodan und Sinclair. Ich gab es an Schulkameraden, und insgesamt wurde es wohl von sieben oder acht Mitschülern gelesen.
Erstaunlicherweise verlangte man Nachschub, und so entstand eine Serie von 14 dieser Schulheften, jedes mit 34 Seiten von Hand. Und so wie bei den großen Vorbildern kam bei mir auf die letzte Seite ein "Heißmacher" auf den nächsten Band. Diese 14 Hefte habe ich immer noch und hüte sie wie ein Schatz, auch wenn das Geschreibsel heute kaum erträglich ist.
Irgendwann wandte ich mich wieder Gruselkurzgeschichten zu, von denen die erste im Alter von 16 Jahren bei Sinclair veröffentlicht wurde. Damit galt ich im Freundeskreis als gestandener Autor und war stolz wie ein König.

 
 

Zauberspiegel: Ihre ersten Veröffentlichungen waren Horror–Kurzgeschichten in einigen John Sinclair-Heftromanen sowie in zwei Anthologien. Was liegt ihnen mehr Horror – oder Krimi oder bevorzugen sie gerne einen Mix aus beiden Genres.
Thomas A. Ruhk: Ich komme aus dem phantastischen Genre und werde dort auch immer bleiben. Auch die Steinmann-Krimis bei Pandion haben einen Touch dieser literarischen Herkunft.
Ich möchte betonen, dass es trotzdem Krimis sind, aber ich kann Einflüsse aus der Phantastik eigentlich nicht verhindern. Es gibt dem Roman  eine gewisse Note.

 
 
 
 
 

Zauberspiegel: Ich persönlich fand den Roman sehr spannend und sehr gut geschrieben, besonders weil weder die Ermittler noch der Leser, weiß, wer der Täter ist. Ist zum Ende des Romans wird einem bewusst, dass es Shorty sein muss.
 Aber wer sich hinter Shorty verbirgt, wird erst im sehr spannenden Showdown ‚verraten’. Was macht ihrer Meinung, die Spannung von DER STROHBÄR aus?

Thomas A. Ruhk: Ich zäume das Pferd immer von hinten auf. Wenn ich einen neuen Plot plane, kenne ich das Finale, welches grundsätzlich spektakulär ausfällt. Danach stricke ich die Handlung so, dass alle Handlungsfäden auf diesen letzten Punkt hinlaufen.
Das unterscheidet meine Bücher von anderen Krimis, die sich eher auf explizite Spurensuche oder Verhörszenen konzentrieren. Ich denke, für jeden Typ gibt es einen Markt - ein Leser liest lieber die gemächliche Ermittlung, ein Anderer mag es vielleicht eher, wenn die Helden durch die Story gehetzt werden.
In dem Zusammenhang wurde der "Strohbär" von vielen Rezensenten eigentlich in die Katgorie "Thriller" eingeordnet, weil Tempo und Dramatik der reinen Ermittlungsarbeit übergeordnet sind. Gleiches gilt für den Nachfolger "Totenbaum", in welchem ich zusätzlich dem Hauptcharakter eine große Portion Tiefe und Tragik verpasst habe.
Der Verlag (Pandion), der bisher solch action- und dramatikorientierte Geschichten nicht im Programm hatte, war sehr gespannt, ob das Buch am Markt funktionieren würde. Entsprechend groß war die Freude, als nach acht Monaten (im Mai 2008) schon die dritte Auflage kommen musste. Die Mischung hatte offenbar den Nerv der Leser getroffen.
Um beim Bösewicht aus "Strohbär" zu bleiben: Ohne zuviel für interessierte Leser zu verraten - am Ende entpuppt sich der Täter als tragische Figur, erfüllt von schrecklichen Gedanken, die ihn aus dem Kreis seiner Mitmenschen eigentlich ausschließen. Dazu kommt seine überwältigende Physis, die ja am Ende auch begründet wird.
Dieses Charakterkonzept gab mir die Gelegenheit, praktisch ein Ungeheuer zu erschaffen, einen Jäger, und somit fühlte ich mich während des Schreibens äußerst wohl. Er ist ein Analogon zu dem SILBERMOND-Bösewicht.

 

Zauberspiegel: Wie kamen sie auf die Figur des FINN STEINMANN und auf die Idee ‚Okkult – Krimis’ zu schreiben?
Thomas A. Ruhk: Finn Steinmann ist ein Norddeutscher, den die Polizeiarbeit nach Trier verschlagen hat. Das spiegelt im Kern meine eigenen Wurzeln, denn meine Familie kam im Krieg aus dem Norden in den Hunsrück, dem größten Gebirge von Rheinland-Pfalz, zwischen Trier und Mainz.
Ich wählte ganz bewusst einen Außenseiter, um die Eigenheiten und Skurrilitäten dieser Region auch für Leser aus Berlin oder Hamburg schildern zu können.
Hätte ich einen Einheimischen gewählt, würde dieser Stil aufgesetzt, wie eine Werbebroschüre, wirken, aber mir war es sehr wichtig, einen eigentlichen Regionalkrimi bundesweit lesbar zu machen.
An dieser Stelle führe ich immer Henning Mankell an, dessen Wallander-Bücher in einem kleinen Bezirk namens "Schonen" spielen.
Das sind letztlich ebenfalls Regionalkrimis, die aufgrund Mankells geschickter Dramaturgie aber weltweit bekannt wurden.
"Gewürzt" habe ich den Hauptcharakter mit seiner verstorbenen Großmutter, bei welcher er als Vollwaise aufwuchs.
Diese schräge alte Lady lebte mit ihm zurückgezogen, eine Art Kräuterfrau, und von ihr hat er auch die Kenntnisse über Sagen und Legenden, über Bräuche und lokale Begebenheiten.
Er erinnert sich im "Strohbär" oft an sie und an das, was sie ihn lehrte. Hier möchte ich nicht zu viel verraten, denn Steinmanns Großmutter nimmt eine zentrale Rolle im zweiten Teil "Totenbaum" ein.
Ich baue die Charaktere also weiter aus und versuche die Leser zu überraschen - das Konzept der Serie, welches ich wohl nie aus meinen Geschichten heraushalten kann.

 

Zauberspiegel: Mit TOTENBAUM erschien 2008 ein weiterer Fall mit Finn Steinmann. Der zweite Roman scheint noch mit etwas mehr Horrorelementen angehaucht zu sein wie sein Vorgänger. Mit was hat es der Hauptkommissar diesmal zu tun?
Thomas A. Ruhk: Auch hier bleibt letztlich alles auf dem Teppich und wird schlüssig erklärt. Dennoch packte ich weit mehr Elemente aus der Phantastik in den Roman, wofür ich ausgiebig recherchieren musste, um dem Roman die Bodenhaftung zu lassen.
Als Schlagwörter nenne ich Kelten und Druiden. Druiden gelten im Volksmund als Zauberer, in Wahrheit jedoch gibt es noch heute Zirkel, die sogar als Vereine eingetragen sind.
Mit einem solchen Druiden bekommt es Finn Steinmann, der Held meiner Reihe, zu tun.
Aber, ich möchte es noch mal betonen, meine Bücher sind keine Krimi-Märchen oder Horrorstorys, sondern werden in ihrem Aufbau nur beeinflusst von meinem angestammten Genre. Es gibt den Geschichten einen gewissen Rythmus.
TOTENBAUM ist ein besonderer Fall. Während eines Spaziergangs mit meinem Sohn an einem sehr regnerischen Tag stieß ich im Wald auf eine abseits gelegene, riesige Fichte, unter welcher irgendjemand ein geliebtes, verstorbenes Tier vergraben hatte.
Von weitem sah ich jedoch zuerst nur das Kreuz unter der Fichte (es ist das Motiv vom "Totenbaum"-Cover geworden).
Ich kann Ihnen verraten, dass  es mir sehr mulmig wurde beim Anblick dieses Baumgiganten mit seinem Geheimnis. Das war die Initialzündung für das Storykonzept für TOTENBAUM.
Was wäre, wenn jemand vergraben wird, unter einer solchen Riesenfichte? Warum? Wer hat das getan? War es Rache, oder etwas anderes?
Bei der ersten Grundrecherche stieß ich auf die Verbindung Fichte/Kelten/Druiden und, und, und...

 
 
 

Zauberspiegel: Wird es weitere Romane mit Steinmann geben?
Thomas A. Ruhk: Im Moment stricke ich die Handlung für Band 3, der den vorläufigen Titel "Zonenkrieger" trägt und nächsten Oktober erscheinen soll.

 
 

Zauberspiegel: Wie ich aus ihrer Biographie entnehmen konnte, haben Sie einen Fantasy–Roman mit dem Titel SILBERMOND geschrieben, der noch nicht veröffentlicht wurde. Darin geht es um intelligente Katzen und ihrem Krieg gegen die Ratten.
Könnten Sie mir noch ein bisschen mehr über den Inhalt und den Roman als solches erzählen?

Thomas A. Ruhk: Noch vor den Steinmann-Krimis schrieb ich meinen ersten Roman, der, wie sollte es anders sein, als Trilogie geplant war/ist. Eine reine Fantasy-Story mit dem Titel SILBERMOND.
Ich habe diesen Roman bis heute nicht aufgegeben. Seinerzeit bot ich ihn sechzehn Verlagen an.
PIPER hat damals Interesse wegen der guten Geschichte (intelligente Katzen im Krieg gegen Ratten) bekundet, den Band aufgrund Stilmängeln in der Textprobe aber nicht angenommen.
Heute weiß ich, was daran falsch ist, nur fehlt mir für eine ausgiebige Überarbeitung im Moment die Zeit.
Aber ich glaube an die Geschichte, und eines Tages wird sie auf den Markt kommen. Für Silbermond entwickelte ich einen "Was wäre wenn"-Plot.
Der Roman beginnt in einem englischen Dorf mit dem Mord an einem Kater. Getötet wird das Tier von einem silbern funkelnden, schäferhundgroßen Ungeheuer, enorm schnell und mit überragender Kraft ausgestattet.
In dieses Dorf kommt nun ein neuer Tierarzt, der sich von einem nahe gelegenen
Bauernhof zwei junge Katzen, ein Geschwisterpaar, ins Haus holt.
Hier stellen sich die Katzen schon die große Frage, warum sie die Menschen verstehen können, sich sogar in der gleichen Sprache unterhalten, aber nicht wahrgenommen werden bei diesem Vorgang. Natürlich kommen die beiden Katzen mit dem silbernen Ungeheuer in Kontakt.
Ab diesem Punkt startet bei Silbermond die Epik. Die männliche der beiden Katzen, Tom Little, beginnt in unglaublicher Rasanz zu wachsen, so schnell, das sein Besitzer, der Tierarzt, misstrauisch wird. Er kastriert die beiden, und stellt bei einer späteren Überprüfung wegen des Riesenwuchses fest, das die von ihm entnommenen Geschlechtsorgane nachgewachsen sind.
Und das Weibchen, Luzy Fea, muss erkennen, dass sie offenbar von den Menschen verstanden wird...
Tom und Luzy lernen die Katzengesellschaft des Dorfes kennen, die von einem Problem geplagt wird: das silberne Monster hat nicht zum ersten Mal gemordet.
Niemand überlebt eine Begegnung mit diesem Ding. Doch Tom ist schon der größte und stärkste Kater des Dorfes. Er ist so groß geworden, das der Tierarzt bei seinen Nachbarn die Gemüter beruhigen muss.
Die Katzengemeinschaft entscheidet, dass Tom das silberne Ding jagen soll, der junge Kater, der einfach nicht aufhören will zu wachsen...
Ab hier möchte ich jetzt nix mehr verraten, wer weiß, ob der Roman nicht doch noch erscheint. Auf jeden Fall mixte ich noch einen gehörigen Schuss ägyptischer Mythologie in die Story, einen Verrat am Vatikan im Mittelalter, Tiermedizin der Moderne und eine geheime Rattenarmee, die auf ihren Einsatz in einer riesigen Schlacht lauert...

 
 

Zauberspiegel: Wie kamen Sie auf die Idee zu SILBERMOND?
Thomas A. Ruhk: Die Grundidee zu dieser epischen Geschichte, die letztlich eine ganz klassische Heldenstory ist, kam mir in der Tat nach der Kastration meiner beiden Katzen.
Die beiden armen Viecher torkelten derart unbeholfen durch mein Haus, das ich mir wünschte, den Vorgang ungeschehen machen zu können. Klick !, machte es in meinem Kopf.
Was wäre, wenn es Katzen gäbe, die über eine enorme Wundheilung verfügen, vielleicht sogar das Nachwachsen verlorener Organe?
Wie könnte ich diese Superkatzen erklären, und mit welchem Gegner könnten solche Tiere konfrontiert werden? Sie sehen, Herr Löchel, ich spinne den ganzen Tag an so was rum.

 
 
 

Zauberspiegel: Zum Schluss möchte ich mich, Herr Ruhk, noch einmal sehr herzlich für die Beantwortung der Fragen bedanken.
Thomas A. Ruhk: Vielen Dank nochmals für Ihr Interesse.


 

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