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... Michael und Andreas Heyser über Hörbildproduktionen, Mondfahrten und Automaten

Andreas und Michael Heyser ... Michael und Andreas Heyser ...
... über Hörbildproduktionen, Mondfahrten und Automaten

Es gibt sie überall: Kleine Verlage, die tolle Ideen haben, die mit viel Engagement und Einsatz Buchträume schaffen.

Der HörBuch-Verlag aus Kassel (hbv) ist einer von ihnen.

Vorstellung des Neuesten HörBild-Projekts "Die Automate" nach E.T.A. Hoffmann des Verlages im Rahmen des Advents der außergewöhnlichen Bücher



Sie setzen die Idee um, schöne Texte in ansprechender Art und Weise für Augen und Ohren gleichzeitig anzubieten. Dabei wählen sie Texte, die ausgefallen genug sind um sich auf dem großen Markt nicht zu verlieren.

Bei einem Besuch in den Räumen des HörBild-Verlages in Kassel hatten wir die Gelegenheit, zwei der Inhaber (Michael und Andres Heyser) zu ihrer Verlagsidee und ihren Produktionen zu interviewen und dabei mehr über zwei ihrer Produktionen zu erfahren.

Zauberspiegel: Herr Heyser, Sie sind einer der Inhaber des HörBild Verlags in Kassel. Wer gehört neben Ihnen denn noch zu dem Team des HörBild Verlags und welche Aufgaben hat die jeweilige Person?
Michael Heyser
: Insgesamt sind wir fünf Teilhaber. Neben meinem Bruder Andreas ist auch Frau Rosenberger Gesellschafterin. Sie ist Illustratorin und hat auch „Peterchens Mondfahrt“ wunderbar bebildert. Hinzu kommen noch unser Geschäftsführer Herr Simon und unser Grafiker Herr Sparic.
Ich selbst kümmere mich um Vertrieb und Öffentlichkeitsarbeit und um programmtechnische Aspekte unserer Produkte. Andreas leitet die Produktionen, aber genaueres fragen Sie ihn besser selbst.

Zauberspiegel: Herr Andreas Heyser, Sie selbst werden oft in Zusammenhang mit Musik genannt, in Ihrem erlag und auf verschiedenen Webseiten. Welche Instrumente spielen Sie?
Andreas Heyser: Ehrlich gesagt k
omponiere und arrangiere ich lieber. Die Einspielungen für unsere Hörbilderbücher mache ich dann meistens mit Musikern des Staatstheaters Kassel.  

Zauberspiegel: Was ist das eigentlich Besondere an Ihren Produkten? Der Name Ihres Verlages (HörBild) läßt ahnen, dass es um eine Verbindung zwischen Ton und Bild geht.
Michael Heyser: Ja, das ist richtig. Genauer geht es um eine Verbindung von Hör- und Bilderbuch, oder kurz: „Hörbilderbuch“. Wir versuchen hier ein neues Medium zu etablieren, dass seine Wurzeln zweifellos im Hörbuch hat, aber auch eine visuelle Seite bietet: die Illustrierung. Sie ist einer der schönsten Vorzüge des herkömmlichen Buches. Wir versuchen sie nicht nur mit dem Hörbuch zu kombinieren, sondern in unseren Hörbilderbüchern zu einer wesentlichen Erzähl- und Kunstform zu erweitern.
Da eine Audio-CD natürlich nicht imstande ist, Bilder wiederzugeben, befindet sich die durchgängige Illustration entweder in einem begleitenden Bildband oder auf einer beigefügten CD-ROM, die in einem PC multimedial Ton und Bild synchronisiert.

Zauberspiegel: Die Philosophie Ihres Verlages, mit der Sie sich selbst vorstellen, beginnt mit der Erwähnung der Basilika in Aquileia und ihrem Bischof. "Wer in der Basilika in Aquileia die berühmten frühchristlichen Fußbodenmosaiken gesehen hat, kann sich vorstellen, dass gleichzeitige Zuhören und Betrachten eine lange Tradition hat. Der Bischof von Aquileia, der Stadt, in welcher der Tradition nach der Evangelist Marcus gewirkt  haben soll, benutzte die Mosaiken, um den zahllosen, dem Christentum beitretenden und bis dahin heidnischen Bürgern die Grundlagen des christlichen Glaubens zu erklären." Dieses Beispiel für die Verbindung von Bild und Ton setzt hohe Ansprüche an Qualität und Themen Ihrer Produkte. Sie scheuen ja offensichtlich die Nähe zu einem Vergleich damit nicht. Vermuten wir da richtig?
Andreas Heyser - einer der Inhaber des Verlags hbvAndreas Heyser: Tatsächlich waren die bildlichen Darstellungen biblischer Szenen in allen Gotteshäusern in ihrer illustrativen Art zwar ganz praktischer Natur und dennoch immer sehr künstlerisch, sehr durchdacht, eben wirklich anspruchsvoll, selbst in den kleinen Dorfkapellen. Das lag auch daran, dass sich die Künstler immer auch einer höheren Macht gegenüber verpflichtet fühlten. Was dem Auftraggeber möglicherweise genügt hätte, erschien dem Künstler also noch nicht angemessen zu sein. Wir produzieren hier mit einem ganz ähnlichen Idealismus, auch wenn unsere Hörbilderbücher nicht immer von christlicher Thematik sind. Wir sind nur ein kleiner Verlag mit begrenzten Vertriebsstrukturen, weshalb unsere Produkte nur dann einträglich sein können, wenn sie lange Bestand haben.

ZauberspiegelDie Pressestimmen feiern "Peterchens Mondfahrt" in allen Medien als eine herausragende Produktion. Welchen Aufwand haben Sie betrieben, um ein solches Produkt herzustellen?
Michael Heyser: Eine Stärke des Hörbuchs, gerade auch anspruchsvolle Texte zu erschließen und so dem Zauber des Originals nichts zu nehmen, hat uns dazu bewogen die ungekürzte Fassung dieses Märchens zu verwenden und auf jede Vereinfachung zu verzichten. Stattdessen wurde geplant, die rund dreistündige Lesung mit Musik anzureichern. Nun, der Aufwand war ganz erheblich. Das Kunstmärchen Peterchens Mondfahrt ist in seiner Originalfassung sehr lang, da braucht es eine ungeheure Menge an Bildern. Außerdem Orchester..Alles in allem belief sich die Produktionszeit auf rund zwei Jahre.

Zauberspiegel: In dem Märchen von Bassewitz tauchen ja viele Elemente auf, die klassisch sind für Märchen: Sprechende Tiere, Feen, Zauber und Bannsprüche. Welche Bedeutung hat diese Geschichte für Sie? Was ist das Besondere an dieser Geschichte?
Andreas Heyser: Ich bin mit Peterchens Mondfahrt aufgewachsen, wir hatten das Buch und eine LP. Es scheint mir immer, als hätte von Bassewitz in den Naturgeistern durchaus Menschen seines Umfelds, wenn auch überzeichnet, dargestellt. Der Wassermann, die Blitzhexe und all die anderen sind ganz eigene Persönlichkeiten, sie sind gar untereinander zerstritten. Dennoch sind alle bereit, den Kindern und dem armen Maikäfer zu helfen, wenn man sie fragt.  Daraus kann man etwas lernen.

Zauberspiegel: Außer "Peterchens Mondfahrt" haben Sie noch einen Neudruck eines alten Kinderbuches in Ihren Produkten. Beides sind jetzt nicht unbedingt Sujects, die unter "brandaktuell" rangieren. Was ist Ihrer Ansicht nach der Reiz der Produkte?
Andreas Heyser: Die Anziehungskraft des Neuen oder „Brandaktuellen“ liegt bei uns in der Art und Ausführung unserer Hörbilderbücher selbst. So ist es auch zu erklären, dass unser Hörbilderbuch „Peterchens Mondfahrt“ auch nach nunmehr 100 Jahren und unzähligen Bearbeitungen, heute in den Medien wahrgenommen und rezensiert wird. Das befreit uns ein wenig davon, das zeitabhängige Attribut „Neu“ unbedingt in der Autorenleistung finden zu müssen und versetzt uns in die angenehme Lage, Werke nach ihrem zeitlosen Gehalt, ihrem ruhenden Potential auswählen zu können.

Michael Heyser Zauberspiegel: Wen möchten Sie als Käufer Ihrer Produkte ansprechen?
Michael Heyser: Ganz wesentlich: alle Hörbuchfans. Für sie wird die kunstvolle Illustrierung einen visuellen Mehrwert, eine Bereicherung darstellen, von dem je nach Situation Gebrauch gemacht werden kann, aber nicht muss. Hinzu kommen Literatur- und Kunstinteressierte, die sich mit der rein akustischen Darstellungsform bisher nicht anfreunden konnten. Sie bekommen hier eine Illustrierung, die sie selbst in ihrer bevorzugten Buchform kaum finden können.

Zauberspiegel: "Die Automate" von E.T.A. Hofmann sind angekündigt. Ebenfalls ein eher weniger aktueller Autor. Um was geht es bei dem HörBildbuch?
Andreas Heyser: In „Die Automate“ geht es um Musikrezeption und Tonerzeugung, um das Verhältnis von Mensch und Klang. War es in Zeiten Hoffmanns eher ein Kuriosum, so ist die maschinelle Erzeugung und Strukturierung von Klängen heute die längst übliche Form der Musikproduktion. Ich meine hier nicht die Wiedergabe, sondern die Herstellung in den Studios. Man kann also sagen, dieses Thema ist heute „brandaktuell“. Die Hoffmannsche Schreckensfiktion automatisierter Musik ist seit Jahrzehnten Realität geworden. Uns fällt es kaum auf, wir kennen es kaum anders. Lassen wir also einen zeitlich Außenstehenden, einen empfindsamen Beobachter an der frühen Schwelle zur Musikautomation, zu Wort kommen.

ZauberspiegelWie kamen Sie auf E.T.A. Hofmann im Allgemeinen und "Die Automate" im Besonderen?
Andreas Heyser: Wie gesagt geht es in „Die Automate“ an vielen Stellen um Klänge und Musik. Das macht diese Geschichte besonders interessant für eine Hörbuchproduktion. So viel zu der Erzählung im Besonderen. Im Allgemeinen bin ich einfach ein Hoffmann-Fan.

Zauberspiegel: Wir durften schon einige Illustrationen sehen und waren schlichtweg atemlos. Wer ist der Illustrator?
Andreas Heyser: Auf David von Bassewitz bin ich zunächst durch den Namen gekommen. Ich suchte im Netz nach weiteren Illustratoren und mir viel der Name „von Bassewitz“ nach “Peterchens Mondfahrt“ natürlich auf. Ich schaute mir seine Homepage an und in Minuten war alles klar: unser nächstes Hörbilderbuch würde für Erwachsene sein und es würde eine Erzählung von E.T.A. Hoffmann zum Inhalt haben. David war zum Glück derselben Meinung, die Geschichte liegt ihm einfach.

Zauberspiegel:  Die bisherigen Planungen von "Die Automate" sieht ja nicht vor, die Illustrationen als Buch anzubieten. Welche Gründe gibt es hierfür und gibt es eine Chance, doch einen Bildband kaufen zu können?
Michael Heyser: Die Gründe hierfür sind praktischer Natur. Zum einen bedienen wir mit unseren Produkten den Hörbuchmarkt. D.h. wir müssen Rücksicht auf die konkreten Gegebenheiten des Handels nehmen. So sind die Regale für Hörbücher nur bedingt für abweichende Formate geeignet. Zwar haben wir unser Hörbilderbuch „Peterchens Mondfahrt“ neben einer CD-ROM auch mit einem Buch ausgestattet, doch erfordern die Illustrationen von „Die Automate“ einen wesentlich größeren Bildband, der derzeit nur schwierig bei den Händlern unterzubringen ist. Wir denken aber darüber nach, einen Bildband im Direktvertrieb anzubieten. Auf jeden Fall werden Kunstdrucke erhältlich sein, denn hierzu eignen sich die wunderbaren Werke ganz hervorragend.

Zauberspiegel: Die ersten Presseinformationen, die wir gesehen haben, beschreiben ein wenig die Recherchearbeiten, die Sie in der Vorbereitung von "Die Automate" betrieben haben. Wie muss man sich das genau vorstellen und wieviel Zeit haben Sie investiert?
Andreas Heyser: Ich musste schon recht viel Zeit aufwenden und vielerorts war ich auf die freundliche Hilfe von Experten angewiesen. Zum Beispiel war es mir nicht möglich, ein in Hoffmanns „Automate“ beschriebenes Harmonichord aufzutreiben. Die Spur führte nach Leipzig, dort ging das letzte erhaltene Exemplar in den Kriegswirren verloren. Die Museumsdirektorin, Frau Professor Fontana, war sich nicht zu schade, mit mir gemeinsam die Archive des Museums zu durchstöbern und siehe da: neben einer Abbildung fand sich auch eine, wenn auch nur schwer verständliche Funktionsbeschreibung. Weitere Gespräche und ein Blick auf die Mechanismen anderer Instrumente des Museums, erleichterten mir schließlich die Rekonstruktion des Klangs, der nun auf der CD zu hören sein wird.

Zauberspiegel: Unsere Begeisterung über die Umsetzung in Bild und Ton von "Die Automate" ist sehr groß, wir können es gar nicht erwarten, das Gesamtwerk hier unseren Lesern vorzustellen. Wann ist es soweit? Und was sagen wir den Lesern, die jetzt schon einen kleinen Einblick bekommen oder direkt bestellen wollen?
Michael Heyser: Das Hörbilderbuch „Die Automate“ wird im Frühjahrskatalog dem Handel präsentiert und sollte ab März in den Regalen stehen. Wer es ganz eilig hat, kann es auch in unserem Verlagsshop unter www.hoerbilderbuch.com mit 20% Novitätenrabatt vorbestellen. Es wird dann noch bevor es im Handel erscheint den Vorbestellern versandkostenfrei zugeschickt.

Kommentare  

#1 blu 2008-12-14 19:20
Vielen Dank für das tolle Interview!

Die Idee klingt für mich ganz spannend, die Vorstellung zum Gehörten auch etwas zu Sehen ist mal etwas ganz anderes, und könnte unter Umständen für mich als Hörbuchfan schon was sein. Ziemlich beeindruckt bin ich auch von den tollen Bildern. Ich habe mir neben der Demo von "Die Automate" auch mal das erste Kapitel von "Peterchens Mondfahrt" angesehen.. das ist absolut genial!

Muss man zwinglich im Auge behalten.. :-)

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