... Sören Prescher über das Schreiben, Dampf und Vorstellungen
... Sören Prescher ...
... über das Schreiben, Dampf und Vorstellungen
: Hallo Uwe! Geschichten habe ich eigentlich schon immer gern geschrieben. Wenn früher im Deutschunterricht so was anstand, war ich immer voller Begeisterung dabei. Als Teenager fing ich dann an, die ersten Geschichten auch außerhalb der Schulzeit zu schreiben. Je mehr ich mich damit beschäftigte, desto mehr faszinierte und begeisterte mich das Ganze. Das ist bis heute so geblieben.
: Vorstellen schon, aber ob das auch mit der Umsetzung klappt? An mir soll es da prinzipiell nicht liegen. Doch leider können ja nur die wenigsten Schriftsteller tatsächlich allein von der Schreiberei leben. Dafür braucht es einige Bücher, die sich wirklich, wirklich gut verkaufen. Und selbst dann birgt die Sache noch ein großes Risiko. Wenn ich irgendwann diesen Punkt erreiche, ist das toll. Ansonsten kann ich damit ebenfalls gut leben. Falls es da draußen allerdings einen reichen Gönner gibt, der es gern sehen würde, dass ich mich ausschließlich ums Schreiben kümmere, darf er gern Kontakt zu mir aufnehmen.
: Das kann ich so pauschal nicht sagen. In Genre-Kategorien denke ich normalerweise nicht. Ich liebe es, Geschichten zu erzählen. Manche davon sind düster oder gruselig, andere blutig, amüsant oder nervenaufreibend. Die Bandbreite ist groß. Es kommt aber durchaus vor, dass ich beim Schreiben einer Krimi-Geschichte große Lust bekomme, danach eine Horror- oder Fantasy-Geschichte zu schreiben.
: Mein Herzblut hängt an Romanen. Nicht, weil man damit mehr Geld verdienen kann, sondern weil man darin die Chance hat, größere Zusammenhänge aufzubauen und zu erzählen. Was allerdings nicht bedeutet, dass ich Kurzgeschichten und Novellen deshalb stiefmütterlich behandle. Der Hauptantriebsmotor ist die Handlung selbst. Manchmal reicht es für eine längere, manchmal bloß für kürzere Storys. Ärgere ich mich deswegen? Nein, wenn eine Geschichte zu Ende ist, ist sie zu Ende.
: Ehrlich gesagt: keine so große. Klar kenne ich die eine oder andere Sinclair-Geschichte und auch diese (von der Umsetzung her) gruselige Sinclair-TV-Serie habe ich mir angeschaut. Aber davon abgesehen ist da nicht viel gelaufen.
: Es kommt zwar immer auf die jeweilige Anthologie an, aber nachdem ich schon einige Jahre im Literaturbereich unterwegs bin, kenne ich inzwischen auch so einige Autoren. Bei manchen Geschichtensammlungen ist es deshalb fast wie ein Zusammentreffen alter Bekannter. Mit Tobias Bachmann und Markus K. Korb zum Beispiel bin ich schon in so mancher Antho vertreten. Und jedes Mal, wenn ich ihre Namen wieder in einer neuen Antho-Autorenliste lese, freue ich mich darüber.
: Ins Blaue zu schreiben, ist in der Regel einfacher, da man sich da nur allein um seine eigenen Vorgaben kümmern muss. Gibt es konkrete Themen oder Grafiken kann es schwierig werden, wenn einem dazu partout keine brauchbare Geschichte einfallen will. Andererseits inspirieren mich solche Vorgaben aber auch zu Ideen, die mir sonst wohl gar nicht erst gekommen wären.
: Es war leicht und schwierig zugleich. Leicht weil ich die Figur Sherlock Holmes seit Kindestagen an kenne und verehre. Somit weiß ich ziemlich genau, wie er und Dr. Watson agieren und denken. Schwierig ist es trotzdem von der handwerklichen Seite, da man den Originalen möglichst gerecht werden möchte. Als Tobias Bachmann und ich „Sherlock Holmes taucht ab“ schrieben, hatten wir von Anfang an festgelegt, dass wir uns an Sir Arthur Conan Doyles Erzählstil und Geschichtenaufbau orientieren würden. Sprich: dass wir die Story aus der Sicht des Doktors schildern und er sich mit Holmes das eine oder andere Mal wegen Kleinigkeiten in die Haare bekommen würde. Eben genauso, wie es auch in den vor über hundert Jahren erschienenen Geschichten der Fall war. Die Originale bedeuten mir da einfach viel zu viel, als dass ich unflätig damit umgehen würde.
: Ich finde es höchst interessant. Steampunk ist eine in der Vergangenheit spielende Zukunft. Da ist praktisch alles möglich. Was willst du als Autor mehr?
: Die beiden waren für mich wie Katz und Maus. Zwei total unterschiedliche Charaktere, die beide wichtige Funktionen erfüllen und sich dank ihrer vollkommen voneinander abweichenden Denkmuster öfters mal in die Haare bekommen. Dadurch entwickeln die beiden irgendwann eine ganz eigene Dynamik, ähnlich wie es auch bei Holmes und Watson der Fall ist. Bei Ingenieur Harris hatte ich öfters mal Louis de Funès vor Augen, der sich in seinen Filmen auch wunderbar in Nichtigkeiten hineinsteigern konnte.
: : Gerde war für den Roman unabdingbar. Neben Charlie und Nigel spielt sie die wichtigste Rolle im Buch. Am Anfang des dritten Geschichten-Abschnitts glaubt der Leser ja, die ungefähre Fahrtrichtung zu kennen, in die sich die Handlung weiter entwickeln wird. Warum also nicht das bisherige Konzept an der Stelle abändern und so eine zusätzliche Komponente mit hineinbringen? Des Weiteren gab es in dem Buch bis dahin nicht besonders viele Frauenrollen. Und nachdem ich unbedingt auch eine (weitere) Liebesgeschichte einbauen wollte, war mir klar, dass da jemand Weibliches her musste. Davon abgesehen ist Gerde sowieso wieder ein völlig anderer Charakter als Charlie und Nigel. Sie gibt den beiden ordentlich Paroli und hat gleichzeitig einige wichtige neue Sichtweisen in petto.
: : Es war ein unverbrauchtes Konzept. Ein neuer Ansatz, den ich so vorher noch nirgend woanders gelesen habe. Und auf den ich mächtig stolz bin. Dabei liegt es einer eigentlich recht simplen Idee zugrunde: Wenn es via Regressionshypnose möglich ist, in frühere Leben zu blicken, weshalb sollte es dann nicht auch möglich sein, die Reise in die andere Richtung, also in die Zukunft, zu unternehmen.
: Ja, ein bisschen was von einem Jugendbuch hat der Roman durchaus. Was in meinen Augen aber nichts Schlechtes ist. Abgesehen von seinen Steampunk-Elementen ist „Der Flug der Archimedes“ ein Abenteuerroman, der im viktorianischen London spielt. Während und vor des Schreibens habe ich viele Geschichten von Jules Verne gelesen und mich auch davon inspirieren lassen (deshalb gibt es im Buch auch mehrere versteckte Anspielungen auf ihn). Viele seiner Werke werden heute ebenfalls als Jugendliteratur eingestuft. Ich glaube allerdings nicht, dass der gute Jules das seinerzeit so beabsichtigt hatte. Mir selbst ist das auch nicht so wichtig. Für mich sind das einfach gut erzählte, interessante Geschichten.
: : Nachdem ich die erste Fassung des Romans fertig hatte, habe ich gleich im Anschluss daran die Novelle verfasst. Als auch das erledigt war, habe ich mir den „Flug der Archimedes“ nochmals vorgenommen, um all die Details abzuändern, die mir während des Novellenschreibens noch in den Sinn gekommen sind. Wenn man zwei aufeinander aufbauende Geschichten verfasst, ist eine solche Feinabstimmung sehr wichtig, damit beide Texte eine Einheit bilden.
: Das steht noch nicht fest. Lust und Ideen dafür sind durchaus vorhanden.
: Im März erschien mit „Verhängnisvolle Freundschaft“ ein spannender Who-dunnit-Krimi als eBook im Gmeiner Verlag. Außerdem ist seit diesem Monat die Taschenbuchausgabe des ersten Teils meines Mystery-Romans „Marty“ im Rouven-Finn-Verlag erhältlich. Der zweite Teil folgt im Sommer. Ebenso wie die beiden Teile des Horror-Romans „Die Wurzeln des Bösen“, den ich zusammen mit Tobias Bachmann geschrieben habe. In Kürze kommt zudem mein Liebesroman „Momentaufnahme“ auf den Markt.
Außerdem steht im Sommer mit „Wer mordet schon in der Oberlausitz?“ ein weiterer Kurzkrimi-Band mit Silke Porath am Start. Aktuell arbeite ich zusammen mit Silke an einem amüsanten Klosterkrimi. Wann genau der erscheint, ist noch nicht ganz raus, ich vermute, Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres.
Für das Frühjahr 2016 habe ich zudem einen spannenden Thriller in der Pipeline. Die genauen Details dazu sind aber noch geheim.
Titel von Sören Prescher:
Kurzgeschichten und Novellen (Auswahl)