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... Daniela Mausolf über Western, aufgeknöpfte Blusen und »Cassidy«

Cassidy... Daniela Mausolf ...
... über Western, aufgeknöpfte Blusen und »Cassidy«

Wann die letzte Western-Serie mit ausschließlich neuen Romanen gestartet wurde, ist schon fast Gegenstand von Ausgrabungen von Archäologen. Daher ist der Februar 2015 ein historisches Datum. »Cassidy« betritt die Bühne. Und das bei Kelter, der Verlag, der sein Programm in erster Linie mit Nachdrucken bestückt.

Wir haben uns daher die Redakteurin der Serie einmal vorgeknöpft ...


Cassidy 1Zauberspiegel: Für meine erste Frage werfe ich gleich mal nen Euro in die ›Chauvikasse‹. Eine Frau erwartet man bei Liebes- und Arztromanen, bestenfalls noch beim Krimi oder der Fantasy, aber der Western ist ja so was von eine Männerdomäne.
Wie sind  Sie denn nun an den Job gekommen? So wie die sprichwörtliche Frau zum ebenso sprichwörtlichen Kind? Haben Sie den Kürzeren gezogen? Oder haben  Sie gesagt: Western gefällt mir!
Daniela Mausolf  [lacht]: Mit Western zieht man doch niemals den Kürzeren. Im Gegenteil, ich bin froh, dass ich gerade diese Sparte betreuen darf.
Als Kind durfte ich zwar  keine Krimis, aber alle Western im Fernsehen sehen. Zusammen mit meinem Vater war das immer ein Erlebnis. Er liebte Western ebenso wie unser Verleger Gerhard Melchert, mit dem ich vorweg viel über diese Reihe diskutiert habe. Auch Mario Melchert hat an dem Gerüst kreativ mitgearbeitet. So stammt z.B. auch die Idee des historischen Rahmens und die Landkarte auf der Innenseite des Umschlags von ihm.
Westernleser sind anspruchsvoll. Man muss gut aufpassen, dass z.B. die Waffen auch zu der Zeit auf dem Markt waren, der Hauptstamm der Apachen z. B. keine Federn trug, keine Skalps nahm, ja, sogar, dass ein Reiter, der einen bekannten Berg oder Fluss überwindet,  auch dort landet, wo es im Wilden Westen möglich war. Natürlich muss die Stadt auch den damals üblichen Namen haben - oder erfunden sein.
Sonst hagelt es Briefe. Ja, aufmerksam sind unsere Leser. Und das ist auch gut so. Zum Glück sind unsere Autoren in diesem Bereich inzwischen erfahrene Historiker. Das alles ist eine Herausforderung, die mir gefällt.
Und vor allem: mir macht ein guter Western einfach Spaß.

Zauberspiegel: Könnten Sie sich unseren Lesern einmal kurz vorstellen? Wer ist Daniela Mausolf? Wo kommt Sie her, wo will sie hin?
Daniela Mausolf: Ich bin seit sieben Jahren beim Martin Kelter Verlag und betreue auch seit dieser Zeit die Western, bin gebürtige Hamburgerin, Baujahr 1964, verheiratet und habe zwei tolle erwachsene Söhne, auf die ich stolz bin.
Hmm ... Wo will ich hin? Wie würde Cassidy darauf antworten? Wahrscheinlich: Ich warte mal ab, wohin mich der Präriewind trägt. So sehe ich das auch.
Nur muss ich dabei selten jemanden retten  laughing. Im Ernst: Wer ich bin, ist doch gar nicht wichtig für die Reihe.

Zauberspiegel: »Cassidy« nennt sich die erste neue Westernserie (also Geschichte mit wiederkehrenden Helden) seit einigen Jahrzehnten. Wie würden Sie die Serie beschreiben? Gibt es Parallelen zu Lassiter und wo grenzt sich Cassidy von Basteis langer Erfolgsserie ab?
Daniela Mausolf: Der Martin Kelter Verlag hatte in den letzten Jahren keine erotische Westernreihe. Im Gegenteil, die Bluse blieb zu, und was hinter geschlossenen Türen passierte, das sollte sich jeder Leser selbst denken. Nun ist damit Schluss, wir wollen keinen Bereich ausklammern, der zum Leben einfach dazu gehört. Nur - und das ist uns ganz wichtig - wir wollen es niveauvoll  machen. Wir sind der Meinung, dass unseren Autoren das auch hervorragend gelungen ist. Sie haben den Mix zwischen prickelnder Erotik und einer spannenden, authentischen Westernstory gekonnt hinbekommen. Wobei das Wichtigste immer eine spannende Geschichte ist! Die Erotik ist eine passende Ergänzung, ein aufregender Zusatz, sie darf aber nicht die Geschichte zerstören. Ich hoffe, dass die Leser genauso denken werden, und bin auf die Reaktionen gespannt. Natürlich freuen wir uns über Leserkommentare und Kritik.

Cassidy 2 (eBook)Zauberspiegel: »Cassidy« erscheint monatlich bzw. alle vier Wochen … Das ist ein ziemlich langer Zeitraum zwischen den Bänden. Da will ich dann mal provozieren. Traut der Verlag seinem Produkt nicht zu, die Herzen der Leser zu erobern? Wird eventuell bald die  Schlagzahl erhöht und die Serie läuft zweiwöchentlich oder gar wöchentlich.
Daniela Mausolf: Doch, wir trauen dieser Reihe. Da wir aber andere Anforderungen an diese Romane stellen, kommt nicht jeder Autor infrage. Es hat etwas gedauert, bis wir die richtigen gefunden und etwas Vorlauf hatten. Wir wollen keine erotischen Western, die kaum eine Story haben, dafür aber einen Haufen platter Ausdrücke. Wir warten also nicht misstrauisch auf die Verkaufszahlen, sondern nehmen einfach nicht jede Geschichte. Unser Ziel ist es aber, die Erscheinungsweise bald zu verkürzen.

Zauberspiegel: Bei einer monatlichen Serie scheint es, dass beim Autorenteam eine großzügige Ausstattung gewählt wurde. Aufs Jahr gerechnet kommt jeder Autor auf zwei Romane. Gerade Kelter hat immer gern, wenn es möglich war, die Philosophie ›ein Autor, eine Serie‹ vertreten ,  was beim Pseudonym ja noch zum Ausdruck kommt. Auch gerade bei der moantlichen Erscheinungsweise könnte die Serie von einem erfahrenen Autor allein geschrieben werden. Was ist der Grund für das recht große Autorenteam?
Daniela Mausolf: Zuerst einmal war es Neugier. Welcher unserer Autoren kann das, was wir wollen, richtig umsetzen? Wir haben dann einige Westernautoren angesprochen. Manche gaben gleich zu, dass sie sich das nicht zutrauten.  
Dazu kommt, dass von der Idee zur Umsetzung nicht viel Zeit blieb. Wir waren überzeugt davon, wir wollten starten. Zuerst lief es aber schleppend,  manche Geschichten mussten wir ablehnen. Doch plötzlich hatten wir dann gleich fünf tolle Storys von verschiedenen Autoren. Warum sollten wir unseren Lesern diese vorenthalten und uns nur auf einen Autoren konzentrieren? Sicher, alle haben einen etwas anderen Schreibstil. Darüber haben wir nachgedacht und diskutiert. Stört das den Leser? Müssen wir die Autoren in einen einheitlichen, engen Schreibstil drücken? Nein, wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die Hauptsache eine tolle Geschichte ist. Und die haben sie erzählt, also haben wir die Geschichten auch genommen.
 
Zauberspiegel: ›Adult Western‹ werden von Westernpuristen gern mit dem Satz bedacht, dass das keine ›echten‹ Western seien. Ihnen fehle jede historische Grundlage. Was hat Kelter zu einer Serie gebracht, in der die Röcke nicht nur verschämt gehoben werden?
Daniela Mausolf: Genau das wollten wir ändern. Unsere Romane sind echte Western, spannende, aufregende Unterhaltung. Genau darauf haben wir Wert gelegt.
 
Zauberspiegel: Draus ergibt sich die Frage, warum »Cassidy« dann nicht als historischer Roman angelegt wurde, sprich mit Cassidy als Figur im Schatten von Grant, Custer oder Chisum? Also: Cassidy als Chronist des Westens ?
Daniela Mausolf: Ein bisschen ist es ja so. Wir wollten unseren Autoren aber keinen zu engen Mantel umlegen. Im Vordergrund soll immer der spannende Western stehen. Wir wollen dem Leser eine packende Geschichte bieten, die ihn für ein paar Stunden in den Wilden Westen entführt, die ihm Spaß macht. Wir forderten dies, Erotik und einen historischen Rahmen. Noch enger wollten wir das Korsett nicht schnüren. Die Romane sollen ja von der Fantasie beflügelt sein und ohne all zu starre Vorgaben. Diese Reihe hat ja bereits mehr Anforderungen an unsere Autoren als "Die großen Western", in der die Autoren ganz frei von Vorgaben sind.

Cassidy 3 (eBook)Zauberspiegel: Es gibt ja mehrere Modelle, eine Serie zu getalten. Zum  Ersten: die ohne inneren Zusammenhang der einzelnen Romane den Bösewicht der Woche zu bekämpfen. Zum Zweiten:  gelegentliche wiederkehrende Motive und Figuren zu verwenden, zum Dritten:  die Romane mehrgleisig zu fahren (also zum einen den Bösen der Woche und zum anderen eine Hintergrundstory zu verfolgen) und zum Vierten:  die Serie in Zyklen zu gliedern und damit die einzelnen Romane in einen engeren Zusammenhang zu stellen (wie es bei Ronco gehandhabt wurde). Was wird »Cassidy« für eine Serie sein?
Daniela Mausolf: Eine strenge Einteilung in Zyklen wird es nicht geben. Gerade weil wir verschiedene Autoren haben, müssen wir ihnen auch den Freiraum lassen, um in Zeit und Raum flexibel zu sein.
Auf der ersten Seite jedes Romans wird aber immer das Jahr und der Ort genannt. So ist der Leser gleich im Bild darüber, wo Cassidy ist und in welchem Jahr.
 
Zauberspiegel: Gibt es eine Vorstellung, wen »Cassidy« als Leser erreichen will?
Daniela Mausolf: Bisher waren die Kelter-Westernleser fast ausschließlich männlich und über 45 Jahre alt. Die möchten wir natürlich gern weiter als Stammleser behalten, ihnen zeigen, dass ein spannender Western und Erotik sich perfekt ergänzen können, ohne dass die Handlung darunter leidet. Wenn Cassidy  neue und auch jüngere Leser gewinnen kann, freuen wir uns natürlich.
 
Zauberspiegel: Würden Sie den Satz unterschreiben: ›Schafft »Cassidy« mehr als 100 Bände,  ist es ein Erfolg‹?
Daniela Mausolf: Ja, 100 ist ein Erfolg. Ich glaube an die Reihe, denn ich musste viele Seiten noch einmal lesen, weil mich die Handlung so mitgerissen hat. So soll es sein, und ich hoffe, den Lesern geht es genauso.
 
Zauberspiegel: Besten dank fürs Interview. Ich drück den Autoren und Ihnen die Daumen.
Daniela Mausolf: Gern, ich danke Ihnen.

Kommentare  

#1 Zakum 2015-03-27 13:03
Warum denn wieder ein Sammelpseudonym?
#2 Helmut.A 2015-03-28 22:25
Nachdem ich jahrelang keine Western mehr gelesen habe, war ich auf Cassidy neugierig und mir Nr. 2 gekauft. Nun habe ich ihn gelesen. Der realistische Western, nicht im Historischen Sinn sondern für die heutige Generation geschrieben. Auffallend das klare Schriftbild und die vielen Kraftausdrücke wie:“ verdammtes Schwein, kreischte, scheißegal, Scheißdreck usw.“. ,1/3 des Romans handelt nicht von Cassidy. Das Konzept finde ich einfach:
Man nimmt die DJANGO Western für brutale Kämpfe und Schießereien. Diese werden im Zeitlupentempo geschildert. „Kopfüber kippte der Bursche nach vorn und polterte sich mehrmals überschlagend die Stufen hinunter. Bäuchlings schlug er auf den Stufen auf …. Ein kurzes Zucken. Dann war es mit ihm vorbei“. Seite 62) „ Viermal rasten Flammenzungen in Richtung der vier Männer und schickten sie in die Hölle….mit der tödlichen Präzision einer gnadenlosen schnellen Hand.“ ( Seite 6) Weiterhin wird öfters geschildert wie die Kugel in die Stirn einschlägt. Tötungen werden realistisch geschildert. ( Seite 11/22.“ Mit weit aufgerissenem Mund und einem kleinen Loch , mitten in der Stirn“, Seite 54.
Interessant war das der Autor anscheinend sehr von „ Spiel mir das Lied vom Tod“ angetan war.
Aus Harmonica wurde CASSIDY, Frank wurde SWAN, Monroe wurde CHEYENNE, Morton wurde HANSHOVE, Jill wurde DIANA. Aus El Dorado/Rio Bravo wurde Marshal BURDETTE entnommen.
Fußnoten: na ja, diese waren früher bei Unger interessanter. Spannung wollte bei mir nicht aufkommen. Im großen Ganzen: Wer sehr harte Western liebt, liegt hier richtig.
#3 Feldese 2016-05-20 08:03
Ab Juni 2016 (Abo, am Kiosk evtl. später) soll die Serie unter dem Titel LAREDO weitergeführt werden.
#4 Feldese 2016-07-09 19:39
Leider gibt es nun - bei der Weiterführung als LAREDO - keine Angaben mehr über die Autoren, wer also nun hinter dem Sammelpseudonym steht. Ist es ein neues Team, schreiben dieselben Autoren weiter? Während es für die CASSIDY Romane im Netz eine Liste gibt, welcher Autor welchen Roman geschrieben hat, heisst es nun in einem anderen Forum, die Laredo-Autoren wären nicht einverstamden, dass ihre Namen veröffentlicht werden. Man erfährt also weder, wer hinter dem Verlagspseudonym steht, geschweige denn welcher Roman von wem geschrieben wurde.
Oder weiss jemand mehr? Könnte der zauberspiegel nicht ein neues Interview mit der Redaktion bei Kelter machen? Und auch nach dem Sinneswandel (?) der Autoren oder des Verlags fragen...

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