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... Mike Hillenbrand über Stolz, Vorurteil und die Phantastika

Mike Hillenbrand... Mike Hillenbrand ...
... über Stolz, Vorurteil und die Phantastika

Nächstes Wochenende ist es soweit: die PHANTASTIKA findet als familienfreundliches Event in Oberhausen statt. Dort wird auch der Deutsche Phantastik Preis (DPP) vergeben, der bisher seine Heimat auf dem BuCon in Südhessen hatte.

Da wird es Zeit noch ein paar Fragen im Vorfeld loszuwerden ...

Mike HillenbrandZauberspiegel: Verfolgt man die Facebookposts zur »Phantastika« hat sich das Programm (das Programm und nützliche Infos) gefüllt. Eine interessante Mischung aus Workshops, Aktionen und mehr. Aus Deiner Sicht: Was sollte man nicht verpassen? Wo kann der ordinäre Besucher das Phantastische am besten kennenlernen? Auf welche der zahlreichen Programmpunkte bist Du als Organisator besonders stolz?
Mike Hillenbrand: Stolz ist ein böses Wort, meistens zumindest. Ich werde zufrieden sein, wenn all das funktioniert hat, was wir uns vorgenommen haben. Was ich aber tatsächlich bin, ist begeistert. In jeder Vorbereitung gibt es Rückschläge, manchmal auch Enttäuschungen. Aber die Unterstützung, die uns von allen Seiten erreicht, begeistert mich dennoch auch in diesen Momenten. Bernhard Hennen, z.B., hätte dieses großartige Video nicht aufnehmen müssen. Wolfgang Hohlbein hätte sagen können: Warum fragt Ihr mich jetzt erst? Der Probst Peter Fabritz hätte sagen können: Was soll ich denn auf dieser Veranstaltung? Aber all diese und noch viele mehr unterstützen das Konzept, das wir mit der Veranstaltung verfolgen – und das begeistert mich. Wenn ich unser Programm sehe, glaube ich nicht, dass man einen einzigen Programmpunkt herausheben kann. Wie Wolfgang Fröhning, unser Social Media-Leiter, so schön geschrieben hat: Fünf Themenwelten, eine Veranstaltung.

Zauberspiegel: Kannst für den Zauberspiegel-Leser noch mal ein kurzes Update über die Highlights geben, die am kommenden Wochenende über die Bühne(n) gehen werden?
Mike Hillenbrand: »Phantastisches Lesen«: Mit Wolfgang Holbein, Kai Meyer, Markus Heitz, Andreas Brandhorst und Prof. Dr. Dirk van den Boom werden einige der erfolgreichsten Phantastik-Autoren Deutschlands vertreten sein und Lesungen geben – unter anderem in einem 50 Jahre alten englischen Doppeldeckerbus. Zusammen mit vielen aufstrebenden Verlagen sind Bastei Lübbe, Klett-Cotta und der Verlag Pabel-Moewig vertreten, der mit Perry Rhodan seit über 55 Jahren die erfolgreichste Heftromanreihe der Welt herausbringt. Deren Autorinnen und Autoren, Risszeichner und Redakteure werden über zwei Tage lang tiefen Einblick in ihre Arbeit geben. Hobbyautoren können in Seminaren lernen, Spannungsbögen zu bauen und fremde Welten zu erschaffen.
»Phantastisches Hören«: Neben bekannten Produzenten und Sprechern wie Balthasar von Weymarn und Jochim-C. Redeker bietet das Koffertheater Wetter in einem Workshop die Gelegenheit, sich selbst in die Produktion einer Episode ihrer YouTube-Reihe Duster Donnerkeil einzubringen.
»Phantastisches Sehen«: Die Kultfigur »Bernd das Brot« wird die PHANTASTIKA an beiden Tagen besuchen. Ihr Erfinder, der Comedian, Autor und Regisseur Tommy Krappweis (RTL Samstag Nacht) zeigt im Rahmen einer Regievorführung seinen Kinofilm Mara und der Feuerbringer, in dem Jan Josef Liefers, Christoph Maria Herbst, Eva Habermann, Esther Schweins und Heino Ferch Kritiker wie Publikum begeistern. Game of Thrones- und Doctor Who-Schauspieler Ian Beattie wird Autogramme geben und in einem Workshop zeigen, wie ein Schwertduell vor der Kamera besonders gut aussieht. Der Berliner Regisseur Thomas Frick filmt mit interessierten Besuchern einen eigenen PHANTASTIKA-Kurzfilm, der am Ende der Veranstaltung Premiere feiern wird.
»Phantastisches Spielen«: Neben dem Spielebus der Stadt Oberhausen, der vor allem für die kleinsten Besucher Spiele und Mitmach-Aktionen präsentieren wird, bietet das Saberproject kostenlose Workshops für Jung und Alt, in denen die Teilnehmer den Umgang mit dem Lichtschwert erlernen. Der Heidelberger Spieleverlag präsentiert die Faszination des klassischen Brettspiels, die Marienhaus Dienstleistungen GmbH lädt zu einer Reise in die Augmented Reality ein. Liebhaber des klassischen Pen-&-Paper-Rollenspiels werden beim Mantikore-Verlag fündig.
»Phantastische Technik«: Mit Unterstützung der European Space Agency (ESA), des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und des Max Planck Instituts für Radioastronomie sowie der Fachhochschule Zweibrücken zeigen wir die Leistungen der Menschen, die nicht nur von den Sternen träumen, sondern von diesem Traum inspiriert wurden, ihn zu verwirklichen. Volker Schmid (Teamleiter ISS), Christian Gritzner (Stellvertr. Leiter Abt. Extraterrestrik des DLR, Königswinter), Astrobiologe Dr. Nobert Junkes (Max Planck Institut) und Dr. Hubert Zitt (FH Zweibrücken), der als erster überhaupt in San Diego ein Semester lang »Die Physik von Star Trek« unterrichtete, wollen dabei über den Stand von heute und morgen unterrichten und den Traum von den Sternen mit dem Fundament einer naturwissenschaftlichen Ausbildung ausstatten.
Außerdem: der neunmalige Olympiasieger im Kopfrechnen, Dr. Dr. Gert Mittring, der in Workshops wie »Mathe für Kids« die Freude und das Interesse an der Mathematik fördern möchte. Zusätzlich zu diesen Welten präsentieren Modellbauer ihre kleinen und großen Werke, können Fans der britischen BBC-Serie Doctor Who durch eine große Ausstellung schlendern, werden Frisuren geflochten, wie sie die Heldinnen und Helden in TV und Kino tragen. Kinder können ihre Kreativität beim Alien-Basteln mit Fimo und dem Ziehen und Gestalten von eigenen Kerzen ausleben und die Freunde von Filk-Musik (eigentlich Folk mit phantastischen Texten) kommen bei einem Konzert von verschiedenen Interpreten auf ihre Kosten. Natürlich werden auch Sternenflottenoffiziere zusammen mit Jedi-Rittern, Steampunkern und vielen anderen Kostümierten die Gänge inner- und außerhalb des CCO durchwandern und gerne spontan oder vor speziellen Fotowänden Fotos machen. Und der Sprachlehrer des Klingonisch-Instituts wird zeigen, wie komplex und doch intuitiv Klingonisch ist.
Neben diesem vielfältigen Programm ist der offizielle Höhepunkt der Veranstaltung die Verleihung des »Deutschen Phantastik Preis« am Samstagabend ab 20 Uhr im Saal Berlin des CCO. Die Verleihung bietet neben den besten Künstlern in Literatur, Comic und Hörspiel des Jahres 2016 auch Musik, Artistik, Kostüme und einen Weltrekordversuch von Dr. Dr. Mittring, der seinen Rekord unterbieten will, die 89.172ste Wurzel aus einer Zahl mit einer Millionen Stellen zu ziehen. Moderiert wird die 120 Minuten lange Gala von Autorin und Drehbuchschreiberin Luci van Org, die einem größeren Publikum noch als Stimme von Lucilectric (»Weil ich ein Mädchen bin«) bekannt sein dürfte.

Zauberspiegel: Wie sind die bisherigen Reaktionen auf die »Phantastika«? Kann man schon jetzt im Jahr 2018 fest ins Auge fassen? Ist eine ›schwarze Null‹ absolute Voraussetzung für die Folgeveranstaltung?
Mike Hillenbrand: Wir haben bereits reserviert. Ganz oder gar nicht. Und eine schwarze Null wäre schön, ist aber unrealistisch. All unsere Bemühungen und Investitionen sind auf mehrere Jahre angelegt. Wir wollen das Ruhrgebiet wieder bunt machen – und das ist kein Sprint, sondern ein Dauerlauf.

Zauberspiegel: Kannst Du schon jetzt sagen was ihr im kommenden Jahr anders bzw. besser machen wollt? Wo gibt es schon jetzt Ansatzpunkte für Entwicklungen?
Mike Hillenbrand: Nach der Veranstaltung werden wir sichten und bewerten. Zum gleichen Thema erhalten wir ganz unterschiedliche Rückmeldungen. Die einen überbewerten und die anderen in den Papierkorb kloppen, ist weder eine respektvolle noch eine kluge Art mit beiden umzugehen.

Zauberspiegel: Was mich interessiert: Wird für Essen und Trinken zu familienfreundlichen Preisen gesichert sein und was wird geboten? Gibt es auch Dinge wie sie auf LARPS und Mittelaltermärkten gereicht werden?
Mike Hillenbrand: Nö. Auf unserer Facebookseite gibt es bereits eine Übersicht über all das, worauf wir uns mit dem Catering dort geeinigt haben, damit die Besucher sich informieren und vorbereiten können.

Zauberspiegel: Die Reaktion aus dem klassischen Fandom(s) könnte man – wohlwollend bestenfalls – immer verhalten nennen. Ist der gemeine Fan nachtragend? Kann es sein, dass organisierte Fans, sollten sie keine Extrawurst gebraten bekommen, einfach nur nachtragend sind.
Mike Hillenbrand: Ich mag keine Schubladen. Gestern sagte ich im Interview mit der WAZ, was ich seit Jahrzehnten von mir gebe: Ich bin ein Fan von Fans. Damit meine ich zwar das Kollektiv, aber vor allem natürlich die einzelnen Ausprägungen. Ja, es gibt Fans, die auf der einen Seite über alles meckern, was es so gibt, aber Neuerungen konsequent kaputtreden wollen. Dann sei es so. Letztens wurde mir vorgeworfen, die Phantastika wäre ja eine Mainstream-Veranstaltung. Ich weigere mich, das als Vorwurf zu sehen: Sie soll ja eine sein! Sie soll ja den Mainstream begeistern – und zwar mit den Inhalten, die hinter den Hollywood-Produktionen in der deutschen Szenelandschaft gepflegt, gebaut, gebastelt und geschrieben werden. Wir wollen die Menschen außerhalb der Blase erreichen. Wer das nicht gutheißt, der hat seine Meinung, die ich akzeptiere. Viele andere verstehen es – die Phantastika soll keine Konkurrenz für eine bestehende Literatur- oder Media-Veranstaltung sein. Sie soll unsere Szene nach außen tragen.

Zauberspiegel: Ich sehe in der Phantastika eine Chance, dass es da Leute gibt, die nach Wegen suchen, mehr als nur Konsument des Phantastischen zu sein? Wäre es da nicht sinnvoll, das Fandom einzuladen? Sind die Standpreise denn so hoch, dass sich kein Club ein Teilnahme leisten kann?
Mike Hillenbrand: Nö. Wir haben eine Reihe von Fangruppen auch mit Stand vor Ort. Aber das CongessCentrum Oberhausen ist keine Ansammlung von Messehallen. Wir haben überschaubaren Platz und fünf Themenwelten. Wir konnten vor einem Jahr nicht jeder Anfrage sofort zustimmen, sondern haben um Zeit gebeten, die richtige Wahl treffen zu können. Das wurde mal akzeptiert, mal nicht. Auch auf unserer Facebookseite findet man bereits die Übersicht, wer wo ausstellt und was geschieht – ich glaube, dass wir eine sehr gute Mischung gefunden haben.

Zauberspiegel: Der DPP wird überreicht. Die Gewinner stehen fest. Wie wird die Verleihung ablaufen? Kann man die HUGO-Verleihung da als Vorbild sehen?
Mike Hillenbrand: Und ich weiß immer noch nicht, wer gewonnen hat.  Die neuen Skultpuren wurden vom Künstler geliefert, die Umschläge für die maßgeblichen Zettel sind angekommen und wir wissen, wer die einzelnen Kategorien präsentieren wird. Wir kennen die Programmpunkte dazwischen, auf die ich mich sehr freue, und ich bin so gespannt, wie das Ganze angenommen werden wird.

Zauberspiegel: Wird es zentrale Meeting-Points für die Besucher geben an denen man sich austauschen kann? Wenn ja, wie werden die aussehen?
Mike Hillenbrand: Das OG unseres Lesebus ist die meiste Zeit als Ruheraum deklariert, ansonsten haben wir wie gesagt nicht über so viel Platz verfügt. Es gibt immer mal wieder Tische, die für alles genutzt werden können.

Zauberspiegel: Hast Du nach all der Zeit der Planung, nun Lampenfieber? Gibt es da die typische Panik, ob und wie die Phantastika funktionieren wird?
Mike Hillenbrand: Ich wappne mich für alle möglichen Eventualitäten. Typisch ist bei dieser Veranstaltung gar nichts, weder das Konzept, noch das Programm oder die Attraktionen - und so werden die Probleme auch nicht typisch sein. Aber unser Team ist noch immer hochmotiviert und wir freuen uns alle wie der sprichwörtliche Bolle auf die Phantastika 2017! Und auf dich, lieber Horst.

Horst Hermann von Allwörden



Die Fragen für den Zauberspiegel stellte: Horst Hermann von Allwörden

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