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... Gustav Feichtinger über Bob Barring und die Fortsetzung

Gustav Feichtinger... Gustav Feichtinger ...
... über Bob Barring und die Fortsetzung

Gustav Feichtinger schreibt seit drei Jahren Romane der österreichischen Serie Bob Barring. 2005 nach dem Tode Karl Hans Koizars, des Erfinders und Autors der Geschichten um den abenteuerlustigen Reporter, sah es so aus, als ob die Serie damit endgültig eingestellt wäre. Doch der neue Autor schickt Bob Barring und seinen Freund Rolf Shark jetzt wieder auf Reisen in die entlegensten Gegenden der Welt.

Gustav FeichtingerZauberspiegel: Hallo Gustav. Vielen Dank, dass Du dem Zauberspiegel etwas über Bob Barring berichten möchtest. Zuerst einmal, erzähle den Lesern doch einfach, wer ist eigentlich Gustav Feichtinger.
Gustav Feichtinger: Ich bin im Juli 1940 in Wiener Neustadt, einer niederösterreichischen Stadt südlich von Wien, zur Welt gekommen und dort auch aufgewachsen.

Zauberspiegel: Die Originalromane um Bob Barring erschienen ursprünglich zwischen 1948 und 1952. Wie bist Du (Jahrgang 1940) an diese Serie von Karl Hans Koizar geraten?
Gustav Feichtinger: Mit Bob Barring-Heften bin ich mit acht Jahren, also vor sieben Jahrzehnten in Kontakt gekommen. In der Wienerstraße hatte Herr Dorner, der ‘Heftlmann’, vor einer Fischhandlung seine Schätze in Form von gebrauchten Heftromanen auf einer Plache ausgebreitet. Man konnte kaufen und auch tauschen.

Die GrabräuberZauberspiegel: Seit Nummer 105 bist Du jetzt Autor der Serienfortschreibung. Was fasziniert Dich an Bob Barring und seinen Freunden?
Gustav Feichtinger: Vom Anfang an zogen mich die Titelbilder magisch in ihren Bann. Ihre phantasiereiche, ausdrucksvolle Gestaltung regte mich zur Lektüre an.
‘Mehr Strom’, keuchte Doktor Morley, der den Kopf an seine Apparatur angeschlossen hatte und ihn durch Erhöhung der Spannung zum Reden bringen wollte. ‘Heiß-heiß’, stieß der Totenkopf hervor … Mit dem ‘Einsiedler von Grant-Land’, dem 37. Heft von Bob Barrings Abenteuer, hatte ich eines der packendsten Hefte der gesamten Serie gleich als Einstieg entdeckt.

‘Bob Barring-hefte kann man nicht lesen - man verschlingt sie!

So lautete der Werbespruch der von Maximilian Kraemer verlegten Romanhefte. Für viele aus meiner Generation hat er gestimmt. In mir wurde eine Faszination geweckt, die seither nicht mehr erloschen ist. Einmal zu lesen und zu sammeln begonnen, konnte ich nicht mehr damit aufhören - bis uns das unsägliche Schmutz- und Schundgesetz einen Strich durch die Rechnung machte: wie viele andere auch wurde diese Serie eingestellt.
‘Die Insel der verlorenen Liebe’ (BB 26) habe ich erst nach Jahren als vorletzten Band verschlingen können. Und ‘Das Bergwerk der Abgeschiedenen’ (BB 49) habe ich erst viel später zum 50. Geburtstag von meiner lieben Frau erhalten, die es vom leider viel zu früh verstorbenen Sammler und Verleger Heinz Pollischansky erworben hat.
Ein anderer Sammlerfreund, Manfred Pilz, war es dann, der mich mit Karl Hans Koizar zusammenbrachte, dem legendären Rolf Shark, der seinerzeit all die wunderbaren Abenteuer ersonnen hatte.

Der Einsiedler von Gant-LandZauberspiegel: Die Originalserie bis 1952 hatte einen Schwerpunkt mit Abenteuern in aller Welt. Daneben gab es aber auch einige Kriminalromane. Die Fortsetzung bestand dann hauptsächlich aus Kriminalromanen mit nur geringem Abenteuereinschlag. Wie hat das auf die alten Fans der Serie gewirkt? Und wo willst Du den Schwerpunkt setzen?
Gustav Feichtinger: Kriminalromane in Heftform gibt es viele gute. Dagegen sind Abenteuergeschichten in diesem Format eher dünn gesät. K. H. Koizar hat hier eine echte Lücke gefüllt. Nach eigener Aussage hat er Anleihen bei Walter Kabel genommen, der seinen Helden Olaf K. Abelsen in 50 Taschenbüchern mitreißende Abenteuer in allen fünf Erdteilen bestehen läßt. An erzählerische Kraft erreicht Koizar sein Vorbild, im Hinblick an gestalterischer Dichte übertrifft er ihn sogar, zumindest in den ersten 51 Bänden.
Ich gestehe, dass ich für die vom selben Autor verfassten und ab Mitte der Achtzigerjahre bei Heinz Pollischansky verlegten Romane nicht mehr die gleiche Begeisterung empfunden habe, wie für sein erstes halbes Hundert. Das Flair der weiten Welt - bezeichnenderweise wurden so auch die paar letzte Hefte der Serie überschrieben - fehlte. Koizar hat ab da im wesentlichen nur noch über Kriminalfälle geschrieben und nicht mehr über Expeditionen in unerforschte Gegenden abseits der Zivilisation - abseits vom Alltag, wie ein anderer Wahlspruch der Serie gelautet hat.
Im Laufe meines Berufslebens war ich als Angewandter Mathematiker in Bonn und in Wien tätig. Dabei bin ich viel herum gekommen, im Anschluss an diverse Kongresse auch in exotische Weltgegenden. Auf diesen Fahrten habe ich mir oft gedacht, was Bob und Rolf hier für aufregende Abenteuer erleben könnte. Und als dann Hans Karl sein Schaffen einstellte, habe ich meine Ideen zu Papier gebracht. Kleinere Artikel habe ich immer schon geschrieben.

Zauberspiegel: Kann man überhaupt im Zeitalter des Internets noch unbekannte Weltgegenden erkunden?
Gustav Feichtinger: Die Geschichten handeln in der Zeit von den Fünfzigern bis in die Siebzigerjahre des vergangen Jahrhunderts. Damals gab es noch keine Handys und kein Internet. Manche abgelegene Weltregionen waren kaum erforscht.

Zauberspiegel: Die Originalserie bis 1952 spielte in Indien, Amerika und anderen exotischen Gegenden. Wo willst Du den Schwerpunkt setzen?
Gustav Feichtinger: Die alten Bob Barring-Romane spielen in der Sahara, im Gran Chaco, in der Südsee, in der Arktis sowie im Golf von Bengalen und schließlich in Tibet. Der neue Rolf Shark reist mit Freund Bob ins Hochland von Peru, zu den Marquesas, nach Feuerland, Madagaskar, ins Outback von Australien, nach Sumatra und andere indonesischen Inseln. Bob Barring und sein Adlatus fliegen zum sogar zum Mond - der Reporter dann noch viel weiter ... In eben fertig gestellten Erzählungen finden die Gefährten einen aus der Antike stammenden Ur-Computer und sind hinter der mythischen Bundeslade her. Geplant ist eine Suche nach König Salomons legendärer Mine.
Die Bob Barring-Romane sind keine Tschinbum-Geschichten. Natürlich fliegen in ihnen die Fäuste und auch die Kugeln. Aber Koizar geht es in seinen Abenteuergeschichten um mehr: historische, geographische, meteorologische und andere Aspekte spielen bei ihm vom Anfang an eine wichtige Rolle. Kurz gesagt ist es ihm ein Anliegen, seine Leser für Land und Leute seiner Handlungsorte zu interessieren. So wird etwa gleich in der Sahara-Serie auf Echnatons Sonnengesang aus dem alten Ägypten eingegangen. An anderer Stelle erfährt der Leser einiges über das Zustandekommen des Zodiakallichtes. In ​‘Männer in Nacht und Eis’ ​ (BB 38) findet sich eine beeindruckende Beschreibung des Nordlichts: ​‘Über den Masten der "Northland" hing ein magischer Schleier wogenden Lichtes, eine faltenreiche Draperie, die zu blau glühender Orgelpfeifen wurde, die aufflammten, gegen den Himmel zuckten und wieder verloschen. Nordlicht … P o l a r nacht …Die Farben des Nordlichts verwandelten sich in Gelb, das dann in ein Grün von unendlicher Zartheit überging … Die weiße Wüste, die vor mir lag, mit bizarren Zacken, die in orangeroten Tönen erglühten, mit dem Widerschein des Mondes, der, eine riesengroße, von einem Lichthof umgebene Scheibe, tief am Horizont hing, diese weiße Wüste, deren Täler sich in geheimnisvollem Violett verliefen, war ein rätselvolles Land: ein Land, das größtenteils unerforscht war …’ Neben diesen wunderbaren Naturschilderungen sind es vor allem auch Katastrophenszenarien, die zu den Trademarks von Rolf Sharks Schilderungen zählen: Stürme zu Lande und zu Wasser, Feuersbrünste, Vulkanausbrüche…Ein solcher wird packend und realitätsnah im Heft ​‘Die Südsee brennt’ ​ (BB 27) geschildert. Schließlich sind es noch okkulte Phänomene, welche manchmal den Handlungsablauf der Erzählungen beeinflussen. Die Mumie der ägyptischen Pharaonentochter Nitokris tritt um Mitternacht an Rolf Sharks Bett (​‘Das Geheimnis der Mumie’, ​ BB 2), ein fluoreszierendes orientalisches Schwert schwebt im Raum(​‘Panik im Palace-Hotel’, ​ BB 41), ein Mönch segelt durch die Lüfte(​‘Der unheimliche Mönch’, ​ BB 22), Rolf verirrt sich im Schneesturm und gerät ins Land der Wikinger (​‘Königin des Nordlichts’, BB 39) - all diese Abenteuer weisen Bezüge zum Bereich des Fantasy-Genres auf.

Gustav FeichtingerZauberspiegel: Was hat es mit Deinen Romanen über Phil Barring auf sich?
Gustav Feichtinger: Nicht allgemein bekannt ist, dass Bob Barring einen Sohn namens Phil hat. Karl Hans Koizar hat vor seinem Tod an Manfred Pilz vom Verein der Freunde der Volksliteratur die Manuskripte für vier Hefte übergeben. Sie zeigen, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt und Phil in die Fußstapfen seines Vaters Bob tritt. Auf dieser Grundlage ist eine Folge von bisher dreizehn, ebenfalls von Rolf Shark verfassten Romanen entstanden.

Zauberspiegel: Welche wiederkehrenden Figuren gibt es überhaupt neben Bob Barring und Rolf Shark in der Serie?
Gustav Feichtinger: An wiederkehrenden Figuren in den beiden Serien seien die beiden Barrings, also Bob und Phil, sowie der Erzähler Rolf Shark erwähnt. In den Südamerika-Geschichten spielt Manuel, der Grüne Indianer, der schon in den Gran Chaco-Abenteuern auftritt, eine zentrale Rolle. In der Sahara-Reihe stand Professor Roullé den Gefährten mit archäologischem Rat zur Seite. In den neueren Heften übernimmt sein Neffe, Pierre Roullé, diese Rolle.

Zauberspiegel: Die alten Hefte waren mit Covern von Plachy versehen. Die neuen Romane wurden von verschiedenen Künstlern wie etwa Wolfgang Grasse und Erich Sokol gestaltet. Wie steht es mit den neuen Titelbildern?
Gustav Feichtinger: Titelbilder sind meist per Fotoshop hergestellt. Es waren (und sind) einige Grafiker beteiligt. Es ist ein Vorteil, wenn man an einer TU ist (wegen der Informatiker). Vor allem Silvana Podaras und Paul Schickhofer. Habe sie stets in den Bemerkungen auf S.2 angeführt.

Zauberspiegel: In welcher Auflage erscheint die Serie jetzt und wie kann man die Romane beziehen?
Gustav Feichtinger: Beide Reihen, also Bob und Phil Barring, werden vom Verein der Freunde für Volksliteratur (Sitz in Wien) editiert. Einzelne Hefte können - soweit noch vorrätig (die Auflage ist limitiert) - für jeweils Euro 7.- beim Autor bestellt werden: Gustav Feichtinger, Corvinusgasse 6/4/5, A-1230 Wien/Österreich, Tel.: 0043 1 888 32 77 e-mail: gustav(at)eos.tuwien.ac.at

Uwe Weiher

 

Die Fragen für den Zauberspiegel stellte: Uwe Weiher

 

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